Rheumatische Gelenkbeschwerden, insulinpflichtiger Diabetes und Schuppenflechte sind Beispiele für die große Zahl verschiedenster Autoimmunerkrankungen, bei denen der Körper versehentlich eigenes Gewebe angreift. Eine Möglichkeit, diese Krankheiten zu behandeln, ist der Einsatz von Wirkstoffen, die das Immunsystem insgesamt unterdrücken, doch dies ist eine drastische und oft folgenschwere Maßnahme. Deshalb sucht die Forschung nach selektiven Wirkstoffen, die das Immunsystem unter Kontrolle bringen, indem sie bei spezifischen Mechanismen ansetzen.
Forscher des Weizmann Instituts haben nun ein Protein identifiziert, das einen wichtigen Immunmechanismus steuert -- die Reaktionskette, die von Interleukin 18 ausgelöst wird -- einem Molekül, das zu der großen Gruppe der "Cytokine" (immunologische Botenstoffe) gehört. Interleukin 18 spielt in den ersten Phasen der Immunreaktion eine wichtige Rolle, in dem es auf molekularer Ebene Befehle übermittelt, die den Aktionzustand von T-Zellen bestimmen.
Zum Weizmann-Team, das von Professor Menachem Rubinstein geleitet wurde, gehörten Dr. Daniela Novick und Soo-Hyun Kim. Die Studie wurde in der Zeitschrift "Immunity" veröffentlicht und entstand in Zusammenarbeit mit Professor Charles A. Dinarello vom Medizinischen Forschungszentrum der Universität Colorado.
Die Forscher nannten ihr neu isoliertes Molekül IL-18BP, eine Abkürzung für Interleukin-18 Bindungsprotein. Wenn man IL-18BP Mäusen im Tierversuch injizierte, so unterbrach es fast vollständig die Produktion von Interferon-Gamma, einem der wichtigsten Stoffe, die von T-Zellen unter dem Einfluss von Interleukin 18 abgegeben werden. Da die übermäßige Ausschüttung von Interferon-Gamma durch T-Zellen eine Autoimmunreaktion hervorrufen kann, lassen diese Resultate darauf schließen, daß IL-18BP eines Tages als Grundlage für medizinische Wirkstoffe gegen Autoimmunkrankheiten dienen wird. Klinische Studien in dieser Richtung wurden jedoch bisher noch nicht durchgeführt.
IL-18BP könnte außerdem die Entwicklung eines neuen Wirkstoffs zur Unterdrückung des Immunsystems bei Organtransplantationen ermöglichen. Da es ein natürliches Protein ist, könnte IL-18BP weniger Nebenwirkungen hervorrufen als die derzeit für diese Zwecke gebräuchlichen Mittel. Die Untersuchung wurde von der Ares-Serono-Gruppe und vom NIH unterstützt.
Quelle: idw - Informationsdienst Wissenschaft, 30.3.1999
Weiterlesen: www.autoimmun.org
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