Nach fünf Jahrzehnten fast ausschließlicher Cortison-Therapie gibt es einen neuen, in Wien entwickelten Wirkstoff gegen die Erkrankungen.
Erfolg für die Arzneimittelforschung in Österreich: Beim Kongress der American Academy of Dermatology (AAD) vor einigen Tagen in Washington berichteten Wissenschafter von sehr guten Behandlungsergebnissen mit dem in Wien entwickelten Wirkstoff ASM 981 (Ascomycin 981 oder Pimecrolimus) gegen atopische Dermatitis und Psoriasis. Die Substanz stellt offenbar auf diesem Gebiet die erste wichtige Neuerung seit fünf Jahrzehnten (Cortison) dar.
„Die Resultate deuten darauf hin, dass wir eine neue mögliche Therapie als
Alternative zu topischen Steroiden (Cortison-Salben) für die Langzeit-Behandlung der atopischen Dermatitis bekommen werden. Das dürfte die Art, wie wir solche Ekzeme behandeln, in Zukunft fundamental ändern“, erklärte Dr. Adelaide Hebert von der Universität in Texas.
Bei dem Kongress in Washington wurden die Ergebnisse einer Studie mit 700 Kindern und Jugendlichen präsentiert, die an atopischer Dermatitis (früher: Neurodermitis) litten. Bis zu 20 Prozent der Kinder haben Symptome dieser nur schwer behandelbaren, chronisch entzündlichen Hauterkrankung. Bisher gab es praktisch ausschließlich Cortison als Therapie. Doch die Substanz kann erhebliche Nebenwirkungen haben.
In der neuen wissenschaftlichen Studie wurde der Effekt der herkömmlichen
Behandlung (Cortison) mit jener unter Verwendung von ASM 981 in Salbenform verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass 61 Prozent der Patienten, die das in Österreich (vom Novartis Forschungsinstitut) entwickelte Medikament erhielten, sechs Monate keine größeren Hautprobleme hatten. In der Vergleichsgruppe waren es nur 35 Prozent.
Die Wirksubstanz des neuen Arzneimittels ist ein so genanntes Makrolid, das ursprünglich aus Streptomyces hygroscopicus gewonnen wurde. Die Biochemie Kundl hat die Produktion auf die Beine gestellt. Ascomycin verhindert die Freisetzung von entzündungsfördernden Substanzen wie Interleukin-2, Interleukin-4 und Gamma-Interferon aus den T-Zellen und Mastzellen.
Genau so wichtig wie der Einsatz bei der atopischen Dermatitis dürfte in
Zukunft die Verwendung von ASM 981 in Tablettenform in der Behandlung der mittelschweren bis schweren Psoriasis (Schuppenflechte) werden. Auch hier könnte die neue Substanz das Los der Patienten wesentlich erleichtern.
In Washington wurde dazu eine Phase-II-Untersuchung mit der Verwendung
verschiedener Dosierungen des Wirkstoffs bzw. eines Scheinmedikaments
präsentiert: 60 Prozent jener Patienten, die zwei Mal täglich 20-Milligramm-Tabletten einnahmen, zeigten eine Verbesserung ihres Zustands.
Bei zwei Mal 30 Milligramm pro Tag zeigte sich sogar bei 75 Prozent der
Behandelten eine Besserung, hingegen kam es nur bei vier Prozent der
Menschen, die das Scheinmedikament erhalten hatten, zu einer Besserung der Symptome.
„Die Resultate mit ASM 981 sind ermutigend. Es besteht ein klarer Bedarf an
einer sicheren Behandlungsform für Patienten mit mittlerer bis schwerer
Psoriasis“, erklärte dazu in Washington Dr. Ken Washenik, Direktor des
Instituts für Dermatopharmakologie an der Universität von New York.
Quelle: Salzburger Nachrichten, 16.4.2001
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