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Hallo zusammen, ich nehme im Moment keinerlei Medikamente mehr. Mein Körper braucht doch mal eine Pause!? Drehe aber durch. Ich wache vom Juckreiz nachts auf. Das kann doch nicht sein.... Habe in den letzten Monaten einfach zuviel genommen - Kortison Tabletten (Prednisolon Tabletten , diverse Cremes), Cetirizin (wg. Juckreiz), Ebastel (gegen Juckreiz), Tannolact (Bäder und Cremes), Clotrimazolum mit Triamcinolonum (Kombi vom Hautarzt inkl. Eucerin), Beruhigungstabletten .... trotzdem habe ich diese Bläschen an Händen und Füßen. Schlimm war es auf dem Schiff, Aber im Moment bin ich zu Hause und schwupps.... ging es letzte Nacht wieder los!!!! Dabei hab ich Urlaub und es geht mir soweit ganz gut (ok, bis auf Herzschmerz da Trennung, Freizeitstress wegen Ablenkung, Mitbewohner fies, Jobsuche...nunja, mein Leben hab ich ein bisschen in der Vorstellung erzählt....) Was tut ihr gegen diesen Juckreiz in der Nacht? Die kleinen Wasserbläschen an den Händen sind mir mittlerweile egal...mehr oder weniger... Sobald ich mich hinlege und "Ruhe in den Körper einkehrt" geht es los. Selbst die Cremes wirken bei mir nicht mehr. Muss ich denn wirklich wieder Tabletten nehmen? Wie werde ich diesen Juckreiz nur schnell los???? Mich nimmt das wirklich mit.... :-( Glaubt Ihr, das hat was mit der Ernährung zu tun???? Soll ich die umstellen? Anbei mal zwei Bilder von Hand und Fuß... mittlerweile ist das alles trocken und schuppt wie verrückt...
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Neurodermitis und Psoriasis sind zwei völlig verschiedene Hautkrankheiten. Doch es gibt Menschen, die beides haben. In den kommenden Jahren sind wirkungsvolle Behandlungsmöglichkeiten zu erwarten. Darum ging es auf der Tagung der Gesellschaft für Dermapharmazie im März 2016. Auf der Tagung war Neurodermitis ein Schwerpunkt. International wird die Erkrankung Atopische Dermatitis (AD) genannt. Laut Professor Thomas Ruzicka hinken Forschung und Therapieangebote gegenüber der Psoriasis um mehr als zehn Jahre hinterher. Professor Alexander Kapp allerdings wagte die Prognose, dass vor allem Patienten, die bisher als unheilbar galten, bald gute Chancen auf Erscheinungsfreiheit hätten. Psoriasis ist eine Entzündungskrankheit, die sich von innen her entwickelt. Dagegen kommt die Neurodermitis von außen: Ursache ist eine vererbte Veranlagung, die auf Umwelt-Reize mit einer Verletzung der schützenden Hautbarriere durch Ekzeme reagiert. Dadurch können Bakterien, Viren oder Allergene ungehindert eindringen. Vor allem im frühsten Alter stoßen sie auf ein noch nicht völlig ausgebildetes Immunsystem. So kommt es zu starken Entzündungen, verdickter und vergröberter Haut, Knoten, starkem Juckreiz, Infektionen oder Mykosen (Pilze). Wenn dadurch Allergien gegen Stoffe in Nahrungsmitteln, der Luft oder Materialien entwickelt werden, kann das langfristig zu Asthma und Heuschnupfen führen („atopischer Marsch“). Neurodermitis ist sehr verschieden Bei der Tagung wies Professor Kapp auch darauf hin, dass es nicht „die“ Neurodermitis gibt. So seien weder die genetischen Ursachen bei allen gleich noch die Auslöse-Faktoren. Entsprechend unterschiedlich tritt die Neurodermitis auf: Während zum Beispiel Nahrungsmittel-Allergien (auf Ei, Milch Erdnuss und Soja) bei Kindern eine große Rolle spielen würden, seien sie bei Erwachsenen eher selten. Diagnose und Therapie müssen diese unterschiedlichen Neurodermitis-Gruppen berücksichtigen. Dafür sei ein Stufenkonzept entwickelt worden. Innerliche Medikamente gegen Neurodermitis bald da Einzig zugelassener innerlicher Wirkstoff zur Behandlung der Neurodermitis ist zur Zeit nur Ciclosporin. Aber, so Professor Kapp, es sei zu erwarten, dass in den nächsten Jahren mehrere Biologika zugelassen werden. Vor allem für die schwer ausgeprägten Formen bei Erwachsenen. Einige werden schon jetzt „off-label“ verschrieben: Ustekinumab (Stelara) wirke gut bei Patienten, die gleichzeitig Neurodermitis und Psoriasis haben. Omalizumab (Xolair) sei bei der Gruppe der Neurodermitiker, die keine Filaggrin-Gen-Mutation haben, in einer kleinen Studie sehr erfolgreich gewesen. Dupilumab sei ein überzeugender, extrem vielversprechender Wirkstoff mit geringen Nebenwirkungen (Kopfschmerzen, Nasopharyngitis). Die Zulassung dieses Interleukin-4-Antikörpers ist für Ende 2016 oder Anfang 2017 zu erwarten. Mit IL-31-Blockern bestünden sehr gute Aussichten, Neurodermitis und Juckreiz zu behandeln. Dagegen würden TNF-Alpha-Blocker (Infliximab, Adalimumab und Etanercept) zwar die Psoriasis verbessern, Neurodermitis parallel dazu aber verschlechtern. Behandlung mit Immuntherapie kann Neurodermitis bessern Dr. Petra Staubach wies darauf hin, dass sich der Neurodermitis-Score (SCORAD) verbessern könne, wenn Allergien rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Deshalb sei zu überlegen, ob Neurodermitiker nicht generell einen Atopie-Patch-Test machen sollten. Durch eine Immun-Therapie würde sich die Neurodermitis jedenfalls nicht verschlechtern. Das habe eine Studienanalyse des Cochrane-Instituts bestätigt – vor allem bei einer Hausstaub-Allergie, da diese Milbe ein wesentlicher Verursacher der Neurodermitis sei. Vereinzelte positive Therapieerfolge lägen auch für Allergien gegen Birken- oder Gräserpollen, Katzen-Epithelien, Eiweiß, Weizenmehl und Sellerie vor. Professor Randolf Brehler berichtete, dass Patienten eine Allergie gegen Erdnüsse entwickelt hätten, obgleich sie die völlig gemieden hatten. Es stellte sich heraus, dass im Hausstaub Erdnussproteine enthalten waren. Verursacher waren andere Personen im Haushalt, die vorher Erdnuss-Produkte verzehrt hatten. Besonders gefährdet seien Menschen, deren Hautbarriere schon geschädigt ist. Immun dagegen wurden diejenigen, denen möglichst früh geringe Mengen Erdnuss-Proteine gegeben wurden. Ähnliches gelte für Soja: Tierexperimente hätten gezeigt, dass der Kontakt mit Soja nur dann eine Allergie auslösen kann, wenn die Hautbarriere geschädigt ist oder Staphylokokken aufgetragen wurden. Die Haut von Neurodermitikern ist aber genau mit diesen Bakterien besiedelt. Deshalb können sie vermutlich direkt über den Hautkontakt mit Sojaproteinen eine Soja-Allergie entwickeln – ohne je Soja verzehrt zu haben. Eine frühzeitige Immunsierung ist deshalb geraten. Kortison wird äußerlich eingesetzt Äußerlich wird Neurodermitis mit Glukokortikosteroiden (Kortison) oder Calcineurin-Inhibitoren behandelt. Professor Brehler meinte, die Angst vor Kortison habe deutlich zugenommen. Das sei bei der Neurodermitis nicht völlig grundlos: Kortison würde zwar die Entzündung sehr gut hemmen, aber die geschädigte Hautbarriere nicht reparieren. Das sei besonders problematisch an den Händen. Dagegen könnten Calcineurin-Inhibitoren (Tacrolimus, Pimecrolimus) die Lipidbildung in der Hautbarriere (wie Mörtel bei Ziegelsteinen) fördern und damit die Barrierefunktion normalisieren. Kortison verdünnt die Haut, abhängig von Wirkstoffstärke. Normalerweise bildet sich das aber wieder zurück, wenn Kortison abgesetzt wird. Trotzdem sei im akuten Schub eine „pro-aktive Therapie“ sinnvoll: Beginnen solle man mit einer starken Kortison-Creme, um dann nach Abklingen der schweren Entzündung zweimal pro Woche mit schwächerem Mittel weiterzubehandeln. Wenn man diese Therapie durchgängig anwende – also Kortison überhaupt nicht absetze – falle der nächsten Schub schwächer aus und man benötige insgesamt weniger Kortison. Es mache keinen deutlichen Unterschied, ob man sich einmal oder zweimal täglich eincreme; dreimal aber sei unnötig. Calcineurin-Inhibitoren sind nicht für eine Dauertherapie zugelassen. Dr. Andreas Hünerbein verwies darauf, dass Kortisone inzwischen nicht nur nach ihrer Stärke in Wirkstoffklassen eingeteilt werden. Es gäbe zusätzlich den Therapeutischen Index (TIX). Der bewerte das Verhältnis zwischen erwünschten Wirkungen und unerwünschten Nebenwirkungen, vor allem der Hautverdünnung. Erst ab einem TIX von 2,0 überwiegen die positiven Effekte die negativen. Diesen Wert erreichen nur die Wirkstoffe Hydrocortisonbutyrat, Momethasonfuroat, Methylprednisolonaceponat und Prednicarbat. Kortisonprodukte mit TIX 1,0 sollten, so Dr. Hünerbein, nicht mehr eingesetzt werden, selbst wenn es im Einzelfall erlaubt sei. Alle Experten waren sich darin einig, dass die Barrierefunktion der Haut bei bei einer Neurodermitis durch gutes Rückfetten wieder hergestellt werden kann. Dr. Staubach empfiehlt Wasser-in-Öl-Emulsionen mit hohem Wassergehalt (60 bis 80%) mit barriere-stärkenden Lipiden und Feuchtigkeitsspendern (Moisturizer). Vorsorgliches Eincremen schützt nicht vor Neurodermitis Dr. Staubach betonte, dass Eltern eine Neurodermitis meistens an ihre Kinder weitergeben würden. Wenn Säuglinge drei bis vier Monate gestillt würden, kann sich das Immunsystem gut ausbilden. Länger sei – aus immunologischer Sicht! –nicht nötig. Eine ihrer damals "aufsehenerregenden" Aussagen wurde in 2020 widerlegt: Eine Zeit lang gingen die Dermatologen davon aus, Mütter könnten das Risiko einer Neurodermitis um die Hälfte senken. Sie müssten lediglich ihr Neugeborenes im ersten halben Jahr sehr gut und konsequent eincremen. Das wurde später in zwei aufwendigen Studien widerlegt. Im Gegenteil traten bei denjenigen, die extrem viel eingecremt wurden verstärkt Infektionen, Flechten und Pilze auf der Haut auf. Hautpflege bei Babys ist wichtig, aber eine Neurodermitis kann man damit nicht verhindern. Es bleibt der Trost: "Bei mehr als der Hälfte der Babys verschwindet die Erkrankung innerhalb weniger Jahre wieder, bei weiteren 20 Prozent vor der Pubertät." Harnstoff und Hautöle vorsichtig anwenden Harnstoff (Urea) als Feuchtigkeitsspender ist alkalisch und kann deshalb die Barrierefunktion der Haut negativ beeinflussen. Bei Neurodermitikern kann er schon bei niedriger Konzentration auf der Haut brennen ("Stinging-Effekt"). Bei einer akut entzündeten Haut sollte nicht mehr als ein 5-prozentiges Urea-Produkt genommen werden. Professor Markus Metz rät, ganz auf Urea-Produkte zu verzichten, wenn ein Patient das Gefühl hat, dass die Haut dadurch gereizt wird. Bei Kindern ist die Substanz vorsichtig und gering dosiert einzusetzen. Bei Säuglingen und Kleinkindern sollte man völlig darauf verzichten. Die Leitlinien empfehlen Harnstoff ab 5 Jahren, manche Hautärzte wenden es schon ab drei Jahren. Als alternative Feuchtigkeitsspender gelten Natriumchlorid und Glycerin. Öl als Basispflege bei Neurodermitis und starkem Juckreiz ist ebenfalls nicht völlig unproblematisch. Nicht alle pflanzlichen Öle sind dafür geeignet. Professor Brehler empfiehlt Mandelöl. Dagegen würde Professor Metz generell davon abraten, Hautöle direkt auf die Haut aufzutragen. Sie enthalten seiner Meinung nach viel zu viel Säure. Als Beispiel nannte er Teebaumöl, das die Haut irritieren könne. Wenn Öle in Cremes verarbeitet seien, wären sie für die Pflege dagegen in Ordnung. Pflegeprodukte versprechen Wirkung Mehrere Referenten bemängelten, dass es keine objektiven Untersuchungen darüber gäbe, welche Pflegeprodukte wie wirken. Vor allem für so genannte Cosmeceuticals, die Wirkstoffe gegen Juckreiz, besondere Feuchtigkeitsspender, Bakterien gegen Neurodermitis oder ähnliches enthalten, forderte Dr. Staubach placebo-kontrollierte und randomisierte Wirkungsnachweise. Das Symptom der Symptome bei Neurodermitis Professor Metz betonte, dass 100 Prozent der Neurodermitiker unter Juckreiz leiden. Bei der Psoriasis seien es „nur“ 67 bis 84 Prozent. Dennoch gäbe es bisher kein zugelassenes Medikament gegen den chronischen Juckreiz (Pruritus). Arzneimittel, die verhindern, dass Histamin ausgeschüttet wird, würden zu 95 Prozent nur bei der Utikaria wirken. H1-Anti-Histaminika seien bei Neurodermitis nutzlos. H2-Anti-Histaminika oder Mastzell-Stabilisatoren wären offiziell nicht empfohlen. Naltrexon helfe grundsätzlich, habe aber ausgeprägte unerwünschte Nebenwirkungen. Für Gabapentin lägen gute Erfahrungen vor. Ebenfalls gute Ergebnisse ergaben Studien mit Neurokinin-1-Rezeptor-Antagonisten. Aprepitant (Emend®) könne schon jetzt „off-label“ verschrieben werden. In Zukunft werden speziell für Neurodermitiker außerdem Orvepitant und Tradipitant verfügbar sein. Für die äußerliche Juckreiz-Behandlung empfiehlt Professor Metz die 1-2-3-Creme, die bei Kindern gegebenenfalls ohne Kampfer angewendet werden könne. Der Wirkstoff Capsaicin dagegen sei wegen seiner Konsistenz viel zu schwer und viel zu häufig (5x täglich) aufzutragen. Zum Weiterlesen Behandlungs-S2-Leitlinie Neurodermitis, AWMF, März 2015 Neurodermitis: Haut in Bedrängnis, Verena Ruß, Pharmazeutische Zeitung 14/2016 Ein Silberstreif am Horizont – was ist in der Pipeline an neuen Wirkstoffen bei atopischer Dermatitis?, Christine Bangert, hautnah, November 2015, Volume 14, Issue 4, pp 82-89 Einfluss des Mikrobioms auf Allergien und Neurodermitis, ARD 16.01.16 Cosmeceuticals gegen Neurodermitis Bakterien, Psoriasis-Netz, 22.05.15 Blutwäsche: Pilotprojekt für Erwachsene mit schwerer Psoriasis, Psoriasis-Netz 05.07.15 Wie sich das Kratzen stoppen lässt, Psoriasis-Netz 10.11.2015
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Im September 2016 fand in Münster das 5. Symposium zum Chronischen Juckreiz statt. Es ist ziemlich eindeutig, dass der Juckreiz dann zurückgeht, wenn die Psoriasis effektiv behandelt wird. Die einzige Anti-Histaminika-Gruppe, die bei Schuppenflechte helfen kann, wird zukünftig in der Leitlinie des chronischen Juckreizes nicht mehr empfohlen. Juckreiz-Forschung Die Erforschung des Juckreizes (Pruritus) ist ein relativ junges Fachgebiet der Medizin. Ausführlich haben wir unter „Dem Juckreiz auf der Spur“ den Wissensstand in 2012 dargestellt. Schon damals war klar, dass es nicht nur Hautkrankheiten sind, die einen unerträglichen Juckreiz verursachen können. Im Artikel „Wie sich das Kratzen stoppen lässt“ haben wir aufgezählt, welche Möglichkeiten es gibt, mit Juckreiz umzugehen und ihn zu behandeln. Das blieb aber in vielen Fällen unbefriedigend, weil es bisher kein zugelassenes Medikament gegen den chronischen Juckreiz gibt. Alle Medikamente werden außerhalb ihrer Zulassung („off-label“) verschrieben. Erst in den nächsten Jahren wird es Präparate geben, die zur Therapie des Chronischen Pruritus zugelassen sind. Psoriasis und Juckreiz Es hat sehr lange gedauert, bis Dermatologen akzeptiert haben, dass auch Psoriasis - Patienten unter Juckreiz leiden können. Möglicherweise haben sie nicht danach gefragt und Patienten haben nicht von selbst davon berichtet. Prof. Ulrich Mrowietz (Kiel) verwies in diesem Zusammenhang auf eine aktuelle Studie. Die ergab, dass nur 7,4 Prozent der befragten Ärzte den Juckreiz als wichtigstes zu behandelndes Symptom bei der Psoriasis angesehen haben – im Gegensatz zu 38 Prozent der Patienten. Betroffen seien aber zwischen 64 und 97 Prozent. Juckreiz unabhängig vom PASI Mrowietz bezeichnet die Juckreiz-Intentsität bei Psoriatikern als „moderat“. Auf einer Skala von 0 bis 10 würden zwischen 4,2 und 6,4 Punkten angegeben. Es gäbe aber keinen Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der Psoriasis (PASI) und dem des Juckreizes. Eine Studie belege, dass bei Übergewicht, das Jucken zunehme. Regelmäßige Hautpflege („Basistherapie“) führe bei weniger als 20 % der Psoriatiker dazu, dass der Juckreiz deutlich abnehme, so Mrowietz. Psoriasis weg – Juckreiz weg Schwerer Juckreiz, bei ansonsten leichter Psoriasis, sei ein akzeptierter Grund, mit innerlichen Medikamenten zu behandeln. Normalerweise verschwinde der Juckreiz durch eine erfolgreiche Therapie, weil er meist in den Psoriasis-Herden auftrete. Das gelte für alle äußerlichen wie innerlichen Therapien. Mit höher dosiertem Etanercept (Enbrel) und mit Apremilast (Otezla) würde der Juckreiz relativ schnell verschwinden – meist schon bevor sich die Haut sichtbar verbessere. Eine laufende Studie mit Secukinumab (Cosentyx) lasse erwarten, dass die Wirkstoffgruppe der IL-17a-Antikörper besonders gut auf den Juckreiz wirkt. Wirkstoffe gegen Juckreiz In schweren Fällen müsse man zusätzlich Medikamente geben, die gezielt auf den Juckreiz wirken. Bei der Psoriasis würden unter den Anti-Histaminika nur die der ersten Generation wirken, so Mrowietz. Das sind die, die müde machen. Genau diese Wirkstoffgruppe wird aber in den neu gefassten Therapie-Empfehlungen zur Juckreiz Pruritus-Behandlung (Leitlinie) ausdrücklich ausgeschlossen. Vielversprechend seien die Studienergebnisse für das äußerlich anzuwendende Präparat CT327. Das wirke zwar nicht auf die Psoriasis, aber sehr gut auf den begleitenden Juckreiz. Die Firma Creabilis will es Mitte 2018 auf den Markt bringen. Intensität des Juckreizes Nichts scheint so schwer, als den Juckreiz objektiv zu messen. Am verbreitesten sind Skalen von „Kein Juckreiz = 0 bis „Schlimmster vorstellbarer Juckreiz = 10. Das sind dann persönliche, also subjektive Bewertungen. Mithilfe von Fragebogen kann zusätzlich ermittelt werden, wie viel juckfreie bzw. juckarme Tage man hatte, wann und wie lange es gejuckt hat, wie man sich kratzt, ob der Schlaf gestört ist u.m. Lebensqualitäts-Index Um genauer einschätzen zu können, welche Auswirkungen Juckreiz für den einzelnen Patienten hat, wird danach gefragt, wie stark sein Leben davon beeinträchtigt ist. Dafür wird eine Kennzahl ermittelt, der „Juckreiz-Lebensqualitäts-Quotient“ (ItchyQoL). In der deutschen Version werden über 20 Fragen dazu gestellt, wie sich das Jucken auf den Alltag auswirkt. Im Gegensatz zum DLQI unterliegt dieser Fragebogen dem Copyright. Um für sich selbst beurteilen zu können, wie schlimm ein Juckreiz ist, wäre eine veröffentliche Fassung für Patienten wünschenswert. Frauen und Männer empfinden unterschiedlich Dr. Jörg Kupfer (Gießen) berichtete von ersten Ergebnissen einer Befragung. Danach würden Frauen auf der Juckreiz-Skala höhere Werte angeben, als Männer. Frauen mit geringerer Schulbildung empfanden den Juckreiz stärker als höher gebildete. Tendenziell würden sich Frauen mehr dadurch belastet und in ihrer Berufstätigkeit beeinträgt fühlen als Männer. Sie empfanden ihre gesamte Lebensqualität stärker eingeschränkt. Generell würden Frauen im Vergleich zu Männern wegen des Juckreizes eher Ängste und Ausgrenzungsgefühle bis hin zu Depression entwickeln. Eigentlich aber, so Kupfer, würden Ängste und Depressionen bei fast allen Krankheiten auftreten. Prof. Bettina Pfleiderer (Münster) ergänzte, Frauen fühlten sich durch sichtbare Hautläsionen stärker betroffen, reagierten aber gelassener auf Stress. Sie stellte eine Internet-Plattform vor, auf der Mediziner das Fachwissen zu Geschlechterunterschieden bei Erkrankungen und deren Therapien sammeln. Jucken und Kratzen wirken ansteckend Das Juckreiz-Empfinden sei wie Gähnen ansteckend, berichtete Dr. Kupfer. Man habe Hautgesunden und Hautkranken audio-visuelle Darstellungen gezeigt, die zum Kratzen motivieren sollten. Menschen mit Psoriasis und Neurodermitis hätten sich dreimal so oft gekratzt, wie die Kontrollgruppe. Sein Rat: Man solle Haut-Patienten nicht gemeinsam auf ein Zimmer legen, damit sie sich nicht unbewusst gegenseitig zum Kratzen animieren. Interessant jedoch: Patienten, die gut über Juckreiz und Kratzfolgen informiert waren, zeigten weniger und kürzere Kratzbewegungen. Kratzen kann Juckreiz hervorrufen Mehrere Referenten stellten vor, was man bisher über die Ursachen und Abläufe des chronischen Juckreizes im Nervensystem weiß. Da ging es z.B. um die Frage, wie Schmerz und Juckreiz entstehen und neuronal weitergeleitet werden, um juckreizauslösende Botenstoffe und um aktive Juckreiz-Rezeptoren (Pruritogene). Prof. Martin Schmelz (Mannheim) berichtete, dass bei einer beschädigten Nervenzelle der Botenstoff GRP, eigentlich für Schmerz gedacht, ein Juckreiz-Signal aussendet. Er warnte deshalb davor, sich blutig zu kratzen. Das könne einen eigenen Juckreiz-Kreislauf starten, unabhängig von der dahinterstehenden Krankheit. Dagegen empfahl Prof. Sonja Ständer (Münster), statt eines Kratzverbots direkt den Juckreiz zu behandeln. Denn es sei fast unmöglich, Patienten dazu zu bringen, sich nicht zu kratzen. Pruritus-Leitlinie 2016 Ein Höhepunkt des Pruritus Symposium war die Ankündigung, dass es ab Oktober 2016 aktualisierte Empfehlungen zur Diagnose und Behandlung des chronischen Juckreizes (Leitlinie) geben wird. Prof. Ständer verwies darauf, dass Vertreter von 12 medizinischen Fachgesellschaften sich letztendlich auf ein Konzept geeinigt hätten. Das ist aus unserer Sicht eine lobenswerte Ausnahme: Bisher kommt es immer wieder vor, dass ein und dieselbe Krankheit in den jeweiligen Leitlinien einzelner Fachgesellschaften behandelt wird. Entsprechend unterschiedlich, manchmal sogar widersprüchlich, fallen dann die Therapie-Empfehlungen aus. Zur Behandlung des Juckreizes werden jetzt nicht mehr empfohlen: sedierende Anti-Histaminika, d.h. die erste, müdemachende Generation. Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten Serotonin-Rezeptor-Antagonisten Systemische Kortikosteroide, d.h. innerliche Kortisonpräparate (bis auf Ausnahmefälle). Weil es keine zugelassenen Juckreiz-Medikamente gibt, werden in der neuen Leitlinie eine Vielzahl von Wirkstoffen empfohlen, die für andere Krankheiten zugelassen sind („off-label-use“). Aufgeschnappt "Im Gegensatz zu den Psoriatikern, empfinden 100 Prozent der Neurodermitiker einen Juckreiz, der darüberhinaus deutlich intensiver ist.", Prof. Elke Weisshaaar "Wenn man sich täglich seinen Körper vollständig eincremen muss, benötigt man im Monat bis zu 1 kg Pflegeprodukte", Dr. Petra Staubach "Psoriatiker bekommt man schwerer in Patientenschulungen als Neurodermitiker.", Dr. Sibylle Scheewe "Bei den Biologika gegen IL-17 gibt es in der Praxis mehr schwer zu behandelnde Candida-Infektionen in Mund- und Rachenhöhle als in den Studien.", Dr. Athanasios Tsianakas "Psoriatiker mit hohen Leberwerten sollten nach einer Primär biliären Collangitis (PCB) getestet werden, da beide Krankheiten zusammen auftreten können.", Dr. Andreas Kremer In den kommenden Jahren werden 53 weitere Firmen Psoriasis-Medikamente auf den Markt bringen. Dabei sind mindesten zwei neue Cremes für die äußerliche Behandlung. Dr. A. Tsianakas Zum Weiterlesen www.Juckreiz-Informationen.de Quelle: "Pruritus - Von der Neurobiologie bis hin zur Patientenversorgung", Schwerpunktthema in Der Hautarzt Heft 8, August 2016, mit Artikeln der auf dem Symposium behandelten Themen.
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Es gibt Medikamente, die zu Beschwerden oder ernsthaften Problemen mit den Augen führen können. Diese unerwünschte Arzneimittelwirkungen reichen von trockenen oder geröteten Augen bis hin - im Extremfall- zum Verlust des Augenlichts. Darauf verweist Dr. Bettina Wick-Urban in der Pharmazeutischen Zeitung vom 14.06.2012. Unter den von ihr aufgeführten Medikamenten gibt es einige, die typischerweise Patienten mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis verwenden. Wer also Beschwerden oder Probleme mit den Augen hat, sollte nicht nur umgehend zum Augenarzt gehen, sondern auch die Arzneimittel mitnehmen, die er zur Zeit benutzt. Die Autorin hebt hervor, dass Nebenwirkungen im oder am Auge nicht nur von innerlichen, sondern auch von äußerlichen Wirkstoffen herrühren können. Das gelte zum Beispiel für Corticoide (Kortison), innerlich angewendet. Bei 25 Prozent der Anwender würde sich nach zwei Wochen der Augendruck erhöhen, so Wick-Urban. Bei einem Drittel von ihnen (8,5 Prozent) würde sich der Augendruck sogar gefährlich entwickeln. Bei ihnen könne der Sehnerv geschädigt werden, bis hin zum Verlust des Augenlichts. Eine Linseneintrübung (Katarakt) riskiere, wer über längere Zeit hohe Dosen Kortison einnimmt. Diese Schädigung gehe selten zurück, wenn das Medikament abgesetzt wird. Langfristig drohe, so Wick-Urban, der Verlust des Sehvermögens. Deshalb sollten Patienten, die über längere Zeit mit Kortison behandelt werden würden, alle drei bis sechs Monate zur Augenkontrolle gehen. Professor Matthias Augustin hatte 2010 darauf hingewiesen, dass bei Psoriasis am häufigsten Kortisonpräparate zum Einnehmen verschrieben werden – entgegen der offiziellen Therapieempfehlung für Hautärzte. Auch Wollwachs (Lanolin), das als Salbengrundlage dient, könne zu allergischen Reaktionen führen, so die Autorin. Sehr hilfreich in dem Artikel ist eine Tabelle, in der sie auflistet, welche Augenerkrankungen durch welche Wirkstoffe auftreten können. Für Psoriatiker interessant sind COX2-Hemmer (entzündungshemmende bei Psoriasis arthritis) Antihistaminika (gegen Juckreiz) Vitamin A (Neotigason) Ciclosporin und Glucokortikoide (Kortison) Auf der Liste der Medikamente, die „ins Auge gehen können“, stehen außerdem Anti-Baby-Pillen, Beta-Blocker, das Malariamittel Chloroquin und Blutgerinnungshemmer. Dr. Bettina Wick-Urban rät eindringlich, „verdächtige“ Medikamente beim ersten Anzeichen sofort abzusetzen. In einigen Fällen würde man sonst dauerhafte Schädigungen riskieren.
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Ein Allergie-Medikament kann bei Schuppenflechte den Juckreiz lindern
Claudia Liebram posted an article in Juckreiz
Für viele Menschen mit Schuppenflechte ist der Juckreiz nur schwer zu ertragen. Spezielle Medikamente zu dessen Linderung gibt es nicht – also sucht so mancher Erleichterung bei Antihistaminika, sprich: Allergietabletten. Schweizer und britische Forscher haben einen ganz speziellen Wirkstoff ausgemacht, der ihrer Meinung nach helfen kann, und das relativ schnell. Er heißt Levocetirizin und ist bislang zur Symptom-Behandlung der allergischen Rhinitis und Urtikaria zugelassen. Das bekannteste Medikament damit heißt Xusal, doch es gibt auch preiswertere Versionen. Levocetirizin gehört zu den Antiallergika der zweiten Generation – also zu denen, die nicht mehr so müde machen sollten und nicht so oft genommen werden mussten. Zum Nutzen von Levocetirizin beim Schuppenflechte-Juckreiz gab es zunächst eine Pilot-Studie. Nach der war klar: Der Wirkstoff kann den Juckreiz deutlich reduzieren und die juckreizbedingte Lebensqualität bei Psoriasis-Patienten innerhalb von 5 Tagen verbessern. In der zweiten Studie, um die es hier geht, sollte das Medikament mehr zeigen: Die Mediziner wollten wissen, wie es sich auf die dermatologisch bedingte Lebensqualität, das globale Funktionsniveau (1), Stress, Depressionen und Angstzustände bei Psoriasis-Patienten auswirkt. In die Studie wurden 32 Patienten mit mittelschwerem bis schwerem Juckreiz aufgenommen. 29 von ihnen füllten alle nötigen Fragebögen aus. Danach bekamen sie fünf Tage lang besagtes Levocetirizin. Nach erneuter Untersuchung hatten sich alle Werte verbessert – außer die der Depression. Positiver Effekt auch auf den Schlaf Das Fazit: Nach fünf Tagen mit Levocetirizin war der Juckreiz weniger intensiv, die Lebensqualität, das globale Funktionsniveau, Stress und Angst besser. "Diese Vorteile können in erster Linie aus der Verbsserung des Juckreizes resultieren“, schreiben die Autoren der Studie. Viele Teilnehmer der Studie berichteten noch über einen positiven Nebeneffekt: Ihre Schlafqualität hatte sich verbessert – dabei hatten die Forscher in ihren Fragebögen gar nicht danach gefragt. "Unsere Ergebnisse müssen durch eine randomisierte plazebokontrollierte Studie bestätigt werden“, so die Mediziner. Dass das Medikament nicht auf depressive Symptome wirkte, verwunderte sie nicht: Das ist in so kurzer Zeit von kaum einem Arzneimittel zu schaffen. Was man sagen muss: Die Zahl der Teilnehmer war mit 29 wirklich nicht groß. Eine Studie nach allen Regeln der evidenzbasierten Kunst war es ebensowenig. Aber sie macht Hoffnung, dass Betroffene den Juckreiz nicht ertragen müssen. Ein praktischer Tipp: In der Studie bekamen die Psoriasis-Patienten 5 bis 10 Milligramm Levocetirizin am Tag. In Apotheken gibt es rezeptfrei Tabletten von Generika-Herstellern mit 5 mg. Eine 50er-Packung kostet um die 14 bis 17 Euro (Stand November 2020). Aber Achtung: Ältere Menschen mit einer mittelschwer bis schwer eingeschränkten Nierenfunktion müssen die Dosis anpassen. Wer einen Allergie-Hauttest machen will, sollte Levocetirizin mindestens drei Tage davor absetzen. In anderen Studien mit Levocetirizin zeigten sich vermehrt Nebenwirkungen wie Benommenheit (bei 5,2 Prozent der Teilnehmer), Mundtrockenheit (bei 2,6 Prozent) und Müdigkeit (bei 2,5 Prozent). ❓ Was hilft dir, wenn's richtig juckt? Teile deine Erfahrungen in einem Kommentar – oder in unserer Community. (1) Das globale Funktionsniveau ist ein Messwert aus der klinischen Psychologie und Psychiatrie. Damit werden die psychischen, sozialen und beruflichen Fähigkeiten eines Menschen von einem Experten eingeschätzt. Quelle "The short-term effect of levocetirizine on quality of life, stress, and depression in itchy psoriasis patients" in Dermatologic Therapy, Januar 2020-
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Mit der Schuppenflechte tritt häufig auch ein Juckreiz auf. Doch der Juckreiz kann auch ein Warnsignal für ganz andere Erkrankungen sein. Deshalb sollte der Hautarzt immer davon wissen, damit er die Ursache herausfinden kann. Eines der nervigsten Symptome bei der Schuppenflechte ist der Juckreiz. Manche haben ihn nur ab und an, andere öfter – und einige ständig, und das auch abseits der Psoriasis-Stellen. Das Problem: Hartnäckiger Juckreiz muss nicht immer konkret mit der Psoriasis zu tun haben. Er kann ein Warnsignal für verschiedene innere Erkrankungen sein. Deshalb sollte der Juckreiz beim Hautarzt nicht nur mal am Rande mit erwähnt werden, sondern auch mal am Anfang des nächsten Termins stehen. Darauf weist der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) hin. Wenn die Haut juckt, leiden Schlaf, Konzentration und Leistungsfähigkeit – drei Bereiche des Lebens, die sehr wichtig sind. Dazu kommen Vorurteile, weil sich Betroffene ständig kratzen müssen. Juckreiz, der länger als sechs Wochen bleibt, wird medizinisch chronischer Pruritus genannt. Forscher können immer besser die Mechanismen dahinter entschlüsseln. Die Bezeichnung Juckreiz allerdings ist für sie zu umgangssprachlich: "Es handelt sich vielmehr um eine Juckempfindung, die durch einen Juck-Reiz ausgelöst wird", erklärt Professor Elke Weisshaar, Hautärztin an der Pruritus-Ambulanz an der Universitäts-Hautklinik Heidelberg die Feinheiten. Heute weiß man, dass bei entzündlichen Hauterkrankungen Botenstoffe, die von Haut- und Immunzellen abgegeben werden, die Endigungen bestimmter Nervenfasern in der Haut stimulieren. Juckreiz kann innere Erkrankungen anzeigen Ein solcher Botenstoff ist beispielsweise Histamin, das bei der Urtikaria oder bei Allergien aus Mastzellen freigesetzt wird. Außerdem können Signalstoffe, die in entzündeter Haut vermehrt vorkommen, die Nervenfasern sensibilisieren, die dann schon auf geringe Reize reagieren. Die aktivierten Nervenfasern leiten das Signal an das Gehirn weiter und lösen dort die Sinnesempfindung Jucken sowie einen Kratzreflex aus. Das Kratzen lindert zwar kurzfristig das Jucken, doch es schädigt die Hautbarriere, verstärkt die Entzündung und kann Nervenendigungen in der Haut verletzen. Daraufhin juckt die Haut noch mehr – und alles geht von vorn los. „Chronischer Pruritus tritt aber nicht nur bei Hauterkrankungen auf“, betont Professor Weisshaar. Die Haut kann so heftig und lang jucken bei: inneren Erkrankungen wie Diabetes, Nieren- oder Lebererkrankungen Schilddrüsenfunktionsstörungen chronischen Schädigungen von Nervenfasern oder Tumoren (in seltenen Fällen!) Eisenmangel bestimmten Medikamenten Problemen an der Wirbelsäule (mit Juckreiz besonders an Rücken oder Armen) „Auch wenn die Haut außer Kratzspuren keine Krankheitszeichen zeigt, sollte das Jucken unbedingt als Warnsignal ernst genommen werden“, betont Professor Weisshaar. Zur Abklärung der Ursachen ist erst einmal der Hautarzt die erste Anlaufstelle. Dann können andere Fachärzte hinzuziehen oder auch ein spezialisiertes Zentrum ins Boot geholt werden. Juckreiz kann sich "einbrennen" Wenn die zugrunde liegende Erkrankung behandelt wird, bessert sich oft auch das Jucken. Manchmal hat sich der Juckreiz aber auch verselbständigt. Er bleibt dann bestehen – oder es gelingt einfach nicht, die Ursache dingfest zu machen. „Um den Leidensdruck zu lindern, ist daher in der Regel eine direkte Behandlung des Pruritus' nötig“, so Professor Weisshaar. Das Ganze nennt sich dann Multimodales Behandlungskonzept – "multi" eben, weil oft mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Trockene Haut vermeiden: Trockene Haut sollte vermieden und die Hautbarriere durch eine feuchtigkeitsspendende und rückfettende Pflege gestärkt werden. Günstig sind juckreizstillende Inhaltsstoffe wie Harnstoff, Menthol, Lidocain oder Polidocanol. Trigger herausfinden: Wer feststellt, dass bestimmte "Dinge" die Haut reizen und das Jucken verschlimmern, sollte auf sie verzichten. Das können kratzige Kleidungstücke aus Wolle sein, heiße Getränke, scharf gewürzte Speisen oder auch Besuche in der Sauna sein. Äußerliche Medikamente: Ein weiterer Baustein im Pruritus-Management sind Medikamente zur äußerlichen Anwendung. Bei entzündlichen Hautveränderungen können kurzzeitig eingesetzte Kortison-Cremes oder -Salben oder auch Calcineurininhibitoren den Juckreiz lindern. Auch Capsaicin-haltige Zubereitungen können versucht werden. UV-Therapie oder innerliche Medikamente: In schweren Fällen kann überlegt werden, ob eine Lichttherapie oder innerliche Medikamente eingesetzt werden. Erste Wahl unter den Medikamenten sind Antihistaminika – und zwar die, die nicht müde machen. Aber: Sie helfen nur bei einzelnen Formen des Pruritus' wie bei der Urtikaria. Bei anderen Ursachen des Juckreizes verschreibt der Arzt deshalb andere Medikamente, zum Beispiel Antidepressiva, Opioidantagonisten oder Antikonvulsiva. Das hört sich vielleicht drastisch an, soll aber die Weiterleitung der Juckreiz-Erregung im Nervensystem einwirken. Allerdings sind diese Art Medikamente nicht speziell für die Behandlung von chronischem Pruritus zugelassen.
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Erfahrungen austauschen über das Leben mit Schuppenflechte, Psoriasis arthritis und dem ganzen Rest