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In Münster fand Mitte September 2012 das 3. Münsteraner Pruritus-Symposium statt – eine Veranstaltung für Ärzte zum Chronischen Juckreiz (Pruritus) statt. Das Psoriasis-Netz war dabei und hat die wichtigsten Fakten zusammengetragen. Als „chronisch“ gilt ein Juckreiz, der länger als sechs Wochen anhält. Bis vor einigen Jahren wurde das oft als reine Begleiterscheinung angesehen und "nebenbei" mitbehandelt. Den Patienten wurde eingeredet, sie müssten damit leben. Inzwischen weiß man, dass Juckreiz durchaus eigenständig therapiert werden muss – abhängig davon, wodurch er verursacht wird. Es sind nicht nur Hautkrankheiten, die einen unerträglichen Juckreiz verursachen können, sondern auch Erkrankungen wie Aids, Nieren- und Leberschäden oder Nervenleiden. Ursache können aber auch Kontaktstoffe, Medikamente, Mangelerscheinungen, Lebensmittel oder psychologische Belastungen wie Stress sein. Je nachdem, wodurch ein Juckreiz ausgelöst wird, muss er mit unterschiedlichen Wirkstoffen behandelt werden. In schweren Fällen kann das sehr zeitaufwendig sein und ein bis zwei Jahre dauern. Patient und Arzt müssen geduldig die bisher bekannten Behandlungsmöglichkeiten ausprobieren und individuell anpassen. Für die meisten Pruritus-Arten gibt es keine aktuellen Studien. Im deutschsprachigen Bereich sind es vor allem die Teams um Professor Elke Weisshaar (Heidelberg) und Professor Sonja Ständer (Münster), die dem Phänomen wissenschaftlich auf den Grund gegangen sind. Ihnen ist es zu verdanken, dass es inzwischen eine Leitlinie Chronischer Pruritus gibt, die Anfang 2012 noch einmal aktualisiert wurde. Die wichtigsten Therapien für Psoriasis- und Neurodermitis-Patienten, die unter chronischem Juckreiz leiden, werden in einem gesonderten Artikel festgehalten. Empfehlenswerte Information für Patienten Juckreiz-Ambulanzen gibt es zur Zeit in Münster, Heidelberg, München und Berlin. Geplant ist eine in Erlangen. Empfehlenswert ist die „Patienteninformation zum Symptom Juckreiz“. Professor Clemens Forster verwies darauf, dass das Gehirn lernt. Ähnlich wie beim Schmerz-Gedächtnis wird ein Juckreiz als intensiver empfunden, wenn er erneut auftritt. Patienten hören dann auf zu kratzen, wenn das Kratzen als weniger angenehm empfunden wird. Der Wirkstoff Naltrexon (Adepend, Nemexin sowie Generika, in Österreich: Dependex, Ethylex, Naltrexin, Revia ) führt dazu, dass Kratzen als weniger angenehm empfunden wird. Dr. Astrid Stumpf und Professorin Bettina Pfleiderer haben geschlechtsspezifische Unterschiede untersucht: Zum Beispiel empfinden Frauen Juckreiz intensiver, haben ein stärkeres Kratzbedürfnis und öfters Juckreiz-Attacken als Männer. Das ist sogar im Gehirn messbar. Frauen leiden eher an nerven-bedingtem (neuropathischem) Juckreiz, während er bei Männern mehr durch Hautkrankheiten verursacht ist. Bei Frauen hilft dagegen eher Kälte, bei Männern Wärme. Nicht die gleichen Nervenbahnen Korrigiert wurde die Annahme, Juckreiz und Schmerz schließen sich aus, weil sie die gleichen Nervenbahnen benutzen. Bei Professorin Esther Pogatzki-Zahn gaben etwa 30 Prozent der befragten Hautpatienten an, gleichzeitig Juckreiz und Schmerzen zu haben. In diesen Fällen gilt, je höher der Juckreiz, desto stärker das Schmerzempfinden. Die Balance zwischen beiden ist aber tatsächlich individuell sehr unterschiedlich. Der Wirkstoff Alitretinoin (Toctino®) ist von Dr. Claudia Zeidler (off-label) erfolgreich gegen Juckreiz eingesetzt worden. Er verschwand bei 92 Prozent Patienten; bei 86 Prozent ging das Brennen auf der Haut zurück. Sie berichtete über eine große Studie von Professor Ruzicka, bei der damit immerhin noch bei 52 Prozent der Juckreiz zurückging. Eine Kapsel kostet 22 Euro. Generell gelten für Retinoide (Vitamin-A-Derivate) viele Einschränkungen und Risiken schwerer Nebenwirkungen. So steht es auch im Beipackzettel. In Veröffentlichungen über Alitretinoin wird aber hauptsächlich nur von Kopfschmerzen und veränderten Blutfettwerten berichtet. In unserem Forum diskutieren Toctino®-Anwender ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit Wirkungen und Nebenwirkungen. Als „die Innovation“ gegen den Juckreiz beim atopischen Ekzem (Neurodermitis) mit extrem wenig Nebenwirkungen bezeichnete Professor Thomas Luger den Wirkstoff Aprepitant (Emend®) Da es noch keine abgesicherten Studien gibt, kann das Medikament bisher nur off-label in schweren Fällen des chronischen Juckreizes und nur von spezialisierten Behandlungszentren verschrieben werden. Juckreiz bei Psoriatikern Sehr ausführlich hat sich Professorin Elke Weisshaar mit dem Juckreiz bei Psoriatikern beschäftigt. In Studien nannten zwischen 64 und 84 Prozent der befragten Psoriatiker Juckreiz als das zweithäufigste Symptom. Trotzdem seien die Juckreiz-Attacken bei Neurodermitikern schwerer, häufiger und intensiver als bei Patienten mit Psoriasis. Auch sie bestätigte, dass Frauen deutlich häufiger Pruritus-Symptome beschreiben als Männer. Psoriatiker mit Juckreiz sind auffällig öfters depressiv und leben zurückgezogener. Je stärker der Juckreiz ist, desto depressiver, aufgeregter und unkonzentrierter sind die Betroffenen. Stress und das Gefühl, von anderen gemieden zu werden („Stigmatisierung“) verstärken den Juckreiz. Eine erfolgreiche Behandlung der Haut und des Juckreizes lässt die Depression zurückgehen. Eine Neuheit gegen Juckreiz auf trockener Haut stellte Dr. Gitta Neufang von BFD Beiersdorf vor. Eine Creme mit einem Menthol-Derivat (Cooling Compound®) wird als kühlend empfunden und hat bei 60 Prozent der Testpersonen den Juckreiz verringert. Auf mehrmalige Nachfrage, wann das Produkt auf den Markt kommen würde, hat uns die Beiersdorf AG bisher nicht geantwortet. Professorin Petra Staubach wies die anwesenden Ärzte darauf hin, dass gegen Juckreiz nicht in allen Fällen teure Marken-Produkte verschrieben werden müssen. Es gibt ein Vielzahl von Apotheken-Zubereitungen, die inzwischen durch zahlreiche Veröffentlichung abgesichert sind („Magistral-Rezepturen“). Den Wirkstoff Capsaicin zum Beispiel gibt es als Fertigpräparat nur in einer Dosierung. Sinnvoll ist es aber, sich mit niedrigeren Dosierungen „einzuschleichen“. Das geht nur über eine Rezeptur. Auch der Juckreiz an Schleimhäuten ist am besten durch eine Zubereitung aus Zink und Polidocanol zu behandeln. Als netten Gag wies Professorin Sonja Ständer daraufhin, dass es in den 80er Jahren eine DDR-Musik-Band mit dem Namen Juckreiz gab.
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Capsaicin-Salbe gegen den Juckreiz – hier ist das Wichtigste darüber
Redaktion posted an article in Juckreiz
Bei chronischem Juckreiz auch bei Schuppenflechte kann eine Creme mit Capsaicinoiden helfen. Diese Naturstoffe kommen in Cayennepfeffer und anderen Paprika-Arten vor. Das Problem: Es gibt derzeit keine fertige Creme oder ein anderes Produkt mit Capsaicinoiden. Aber: Apotheker können sie anmischen. Für die Behandlung des Juckreizes bei Schuppenflechte ist eine Konzentration von 0,025 bis 0,05 Prozent ausreichend. Bei der Mischung kommt es jedoch nicht nur auf den wichtigsten Inhaltsstoff an, sondern auch auf das "Drumherum" - auf die Hilfsstoffe und die Art der Zubereitung. Weil nicht jeder Apotheker immer alle Rezepturen im Schlaf dahersagen können muss, hat die Kommission "Neues Rezeptur Formularium" (NRF) für besagte Creme mit Capsaicinoiden einen Rezepturhinweis zusammengestellt. Das ist bei Capsaicin-Creme wichtig zu wissen Wer jetzt in die nächste Apotheke laufen will, sollte vorher wissen: Die Therapie muss langsam "eingeschlichen" werden, denn in den ersten Tagen kann als Nebenwirkung ein Brennen oder Jucken auftreten.Die Wirkung setzt erst nach einigen Tagen ein. Deshalb sollte die Creme mindestens sechs Wochen lang angewendet werden.Die Creme sollte mehrmals täglich aufgetragen werden - drei- bis sechsmal.Die Creme sollte regelmäßig angewendet werden.Die Creme sollte nicht zu großflächig angewendet werden.Die Creme sollte nicht im Sommer angewendet werden.Es sollte keinen Augenkontakt geben.Die Creme kann abfärben. Nebeneffekt: Die Creme kann auch gegen Schmerzen - also nach einer Herpesinfektion oder bei rheumatischen Erkrankungen - eingesetzt werden. Dem Apotheker helfen sicherlich diese Hinweise seiner Kollegen. Aufmerksame Kunden nehmen vielleicht einen Ausdruck dem Apotheker mit, damit er nicht lange suchen muss. Für die Anwendung der Capsaicinoide bei Schuppenflechte gibt es derzeit keine Studien mit einer Kontrollgruppe. Professorin Sonja Ständer, Leiterin der Juckreiz-Sprechstunde an der Uniklinik Münster, hat allerdings auch Psoriasis-Patienten mit entsprechenden Cremes behandelt und berichtet davon, dass sich sowohl die Psoriasis-Stellen als auch der Juckreiz besserten. Bei anhaltendem Juckreiz ist übrigens ein Besuch beim Hautarzt immer besser, als im stillen Kämmerlein jeden "Geheimtipp" oder allzu viele Produkte auszuprobieren. -
Natürlich ist es am besten, wenn du gar nicht erst kratzt. Doch hier möchten wir nicht belehren und auch nicht auf die medizinischen Hintergründe des Juckreizes eingehen, sondern die ganz praktischen Tipps gegen das Kratzen sammeln. Wichtig ist: Alle Anti-Kratz-Maßnahmen sollte man so früh wie möglich anwenden, also auch schon bei leichtem Juckreiz und nicht erst, wenn er einen zum Wahnsinn treibt. Unser Tipp: Lade dir diese Checkliste als PDF-Datei herunter, drucke sie aus und hake für dich ab, was dir hilft und was nicht. Statt des Kratzens gibt es da diverse Möglichkeiten – sozusagen Kratzen ohne zu kratzen. Stelle sofort mit einer Pflegecreme eincremen Stelle drücken Stelle massieren auf die Stelle klopfen, mit dem Finger oder auch mit der Faust Über die Haut streichen Kneifen der Haut Massagebälle über die Haut rollen auf einem Kratzklötzchen kratzen - ein Holzklötzchen wird mit Leder beklebt oder umwickelt. Das fühlt sich dann fast wie menschliche Haut an. Das soll vor allem bei denen helfen, die aus reiner Gewohnheit kratzen. So ein Klötzchen kann man prima in der Hosentasche haben. Das Prinzip funktioniert auch mit Püppchen oder einem Kuscheltier. statt auf der Haut auf einem Gegenstand wie Tisch, Stuhl oder Sofa kratzen Beim Ansetzen zum Kratzen innerlich laut "Halt!" sagen. Die Hand, deren Finger kratzen wollte, wird eine Minute lang zur Faust geballt. Dabei wird an etwas Nettes gedacht. Kühlen mit kaltem Wasser (auch mit einem Lappen) Umschläge mit kaltem schwarzem Tee über einer fetthaltigen Creme oder Salbe Quarkkompressen - aber nur, wenn die Haut nicht zu sehr entzündet ist. Ein Video zur Anwendung findest du unten. Kühlen mit Eis Besprühen mit Thermalwasserspray aus der Apotheke Besprühen mit normalem Wasser aus der Pflanzensprühflasche, die im Kühlschrank gekühlt wird kaltes Duschen um 6 Uhr (führt zur vermehrten Ausschütung von körpereigenem Kortisol) heißes fließendes Wasser (aber nicht bei Kindern, weil diese sich und die Temperatur oft falsch einschätzen!) Baden (auch nur Teilbäder) mit einem entzündungshemmenden Zusatz oder einem medizinischen Ölbad Kurzes Baden in lauwarmem Wasser mit einem Päckchen Backpulver Kühlen mit Eisbeutel oder Cold Packs Kühlen mit einem gekühlten Kirschkernkissen Kühlen mit kalten Gegenständen (Flasche, Stein...) kurzer Aufenthalt in kühler Abendluft oder am geöffneten Fenster Ablenkung mit Hobbys oder anderen angenehmen Tätigkeiten Sport Ablenkung mit Tätigkeiten, die die Hände beschäftigen (Malen, Handarbeiten, Basteln, Herumrollern chinesischer Qi-Gong-Kugeln) bei Stress als Auslöser des Juckreizes: Entspannungverfahren erlernen und anwenden (z.B. Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson oder Autogenes Training) Abreagieren mit einer Kissenschlacht oder einem Boxsack Achtung: Nach allem, was mit Wasser oder Feuchtigkeit zu tun hat, muss die Haut eingecremt werden, weil Feuchtigkeit sie strapaziert. Checkliste zum Herunterladen Du kannst dir diese Checkliste auch als PDF-Datei herunterladen. Warum und wann kratzt man? Aufschreiben! Es gibt das Kratzen aus bloßer Gewohnheit (beim Fernsehen, Telefonieren, bei Langeweile) Kratzen, weil es juckt Kratzen bei Stress oder Anspannung Empfehlenswert ist ein Kratz-Tagebuch. Darin schreibt man sich auf, wann man warum gekratzt hat. Auch wenn man es sonst nicht gerne hört – für eine begrenzte Zeit kann man mit dem Partner auch vereinbaren, dass er einen auf das Kratzen hinweist ("Hey, Du kratzt schon wieder"), damit man es notieren kann. Ein Beispiel für solch ein Kratz-Tagebuch hat auch die Fachklinik PsoriSol. Und hier eine "Bastelanleitung" für eine Quarkkompresse: Quellen: "Juckreiz - Kratzen - Juckreiz - Kratzen: Auswege aus dem Teufelskreis", Fachklinik PsoriSol "Psoriasis - Neurodermitis - Antworten zu Alltagsfragen" von Günther N. Schäfer "Weihnachtsstress bedeutet auch Juckreizprovokation", Heft "Der Hautfreund" 06/2003 "Kratzalternativen" aus der Zeitschrift "Pädiatrische Allergologie in Klinik und Praxis", Sonderheft "Asthma- und Neurodermitisschulung in der kinderärztlichen Praxis" "Juckreiz - Neue Erkenntnisse zu einem alten Phänomen", Vortrag von Dr. Karoline Krause, Charité Berlin, im Psoriasis Forum Berlin e.V.
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Erfahrungen austauschen über das Leben mit Schuppenflechte, Psoriasis arthritis und dem ganzen Rest