Beim Hautarzt dreht sich alles naturgemäß um unsere äußere Hülle. Wie eine Psoriasis behandelt wird, ist dem Arzt für gewöhnlich geläufig. Doch bei manchem Psoriatiker kommt im Laufe der Jahre die eine oder andere Krankheit dazu – sei es schlicht und ergreifend wegen des Alters oder eben in Folge der Schuppenflechte. Experten aus mehreren europäischen Ländern haben sich zusammengesetzt und für ihre Kollegen einen Überblick über die gängigsten Begleiterkrankungen (so genannte Ko-Morbidititäten) verfasst. Damit soll geklärt werden, wie Hautärzte welche Erkrankung erkennen und wie es dann damit weitergeht. Achtung: Es geht dabei immer um Patienten mit einer mittelschweren bis schweren Schuppenflechte.
Psoriasis und Psoriasis arthritis
Zahl der Betroffenen: Die Schätzungen, wie viele Menschen mit Schuppenflechte auch eine Psoriasis arthritis haben, gehen in mehreren Studien sehr weit auseinander: von 7,7 bis 73 Prozent. Die meisten Untersuchungen landen bei einer Zahl zwischen 20 und 30 Prozent.
Diagnostik: Die Experten in der Runde waren sich alle einig, dass jeder Psoriatiker jährlich auf Anzeichen und Symptome der Psoriasis arthritis untersucht werden sollte. Dazu sollen ihrer Meinung nach mindestens die Hände und Füße untersucht werden. Die Patienten sollen nach Schmerzen und Stetigkeit ihrer Gelenke befragt werden – auch des Rückens und der peripheren Gelenke (der Extremitäten). Die allermeisten Experten der Runde empfehlen, für die Diagnostik einen der üblichen Fragebögen zu verwenden - welchen genau, darüber wiederum herrschte keine Einigkeit. Zwei Drittel empfehlen, die endgültige Diagnose einem Rheumatologen zu überlassen.
Behandlung: Die Experten konnten sich nicht einigen, ob allein ein Hautarzt die Entscheidung über eine Therapie von mittelschweren bis schweren Gelenksymptomen treffen sollte. Zwei Drittel der Experten meinen, dass ein Hautarzt aber dann, wenn die Diagnose Psoriasis arthritis eindeutig feststeht, den Patienten durchaus nach den in seinem Land üblichen Behandlungsempfehlungen therapieren kann.
Psoriasis und psychische Erkrankungen
Zahl der Betroffenen: Die Schätzungen, wie viele Menschen mit Schuppenflechte auch eine Depression haben, gehen sehr weit auseinander: von 15 bis 62 Prozent. Ein Alkoholmissbrauch wird bei 15 bis 30 Prozent der Psoriatiker vermutet. Beim Rauchen reicht die Spanne von 30 bis 51 Prozent.
Diagnostik: Die allermeisten Experten der Runde waren sich einig, dass Patienten mit einer mittelschweren bis schweren Psoriasis regelmäßig nach Symptomen einer Angsterkrankung, Depression oder einem Suchtverhalten gefragt werden sollten. Allerdings ging die Tendenz in der Runde dahin, dass das gängige Diagnose-Verfahren – die Ermittlung der Lebensqualität nach dem DLQI - nicht ausreicht, um die wichtigsten psychischen Begleiterkrankungen abzudecken. Die allermeisten Experten waren sich darin einig, dass ein Patient zu einem Psychiater überwiesen werden sollte, wenn psychische Probleme die Behandlung beim Hautarzt erschweren oder wenn eine Depression vermutet wird.
Behandlung: Unter den Experten war die Meinung geteilt, ob ein Hautarzt psychische Erkrankungen mitbehandeln kann. Mehr als die Hälfte der Experten würde das nicht so sehen.
Psoriasis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Zahl der Betroffenen: Auch bei der Adipositas reicht die Schätzung, wie viele Psoriatiker gleichzeitig eine Fettsucht entwickeln, sehr weit - von 8 bis 41 Prozent. Beim Diabetes sind es 7 bis 41 Prozent. Ein metabolisches Syndrom wird bei 16 bis 40 Prozent der Psoriatiker vermutet. Bluthochdruck ist je nach Untersuchung bei 13 bis 50 Prozent der Psoriatiker zu finden. Bei der Fettstoffwechselstörung gehen die Zahlen mit 6 bis 61 Prozent noch weiter.
Diagnostik: Für alle Experten ist klar, dass bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis jährlich der Blutdruck, der Body Mass Index, der Taillenumfang, die Lipide, der Nüchtern-Blutzucker, der Hämoglobin-Wert (HbA1c) und der Raucher-Status gemessen werden sollten. Die meisten Experten meinen, dass bei Menschen mit Psoriasis die Herz-Kreislauf-Erkrankungen intensiv (wörtlich: aggressiv) behandelt werden sollten.
Behandlung: Die Mehrheit der Experten meint, dass Hautärzte ihren Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis Ratschläge zur Gewichtsabnahme und zur Änderung des Lebensstils geben sollten. Für die Behandlung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen allerdings sehen sie einen Kardiologen, Endikrinologen oder Hausarzt als den geeigneteren Behandler. Zwei Drittel der Experten finden, dass für Patienten mit einer mittelschweren bis schweren Psoriasis und einer Herz-Kreislauf-Erkrankung eine intensivere innerliche Behandlung nötig ist – doch schlussendlich einigen konnten sie sich nicht darauf.
Die Studie wurde aus einer Zuwendung der Firma Pfizer gefördert, die nicht zweckgebunden war. Bei der wissenschaftlichen Formulierung („medical writing“) wurden die Experten von der Firma Synergy Medical unterstützt.
Quelle: "Psoriasis beyond the skin: an expert group consensus on the management of psoriatic arthritis and common co-morbidities in patients with moderate-to-severe psoriasis" in: Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology; 24.12.2013
Tipps zum Weiterlesen
Bluthochdruck kann Psoriasis im Gepäck haben
(Ärzte Zeitung, 28.07.2014)
Schon länger gilt Bluthochdruck als eine Begleiterkrankung der Psoriasis. Doch es könnte doch genauso gut auch umgekehrt sein – dass der Bluthochdruck eine Psoriasis mit sich bringt. Untersucht wurden Frauen. Dass die Betablocker "schuld" sein könnten, ist nur ein Teil der Wahrheit:
Frauen, die sechs Jahre oder länger regelmäßig Betablocker nahmen, hatten ein um 39 Prozent höheres Risiko, eine Psoriasis zu entwickeln, als Frauen, die nie Betablocker bekamen.
Wie so oft, müssen jetzt weitere Studien angestrengt werden, um die Thesen zu untermauern.
"Ein Leben ohne Einschränkung ist mittlerweile möglich"(Süddeutsche.de, 29.10.2013)
Anlässlich des Welt-Psoriasis-Tages am 29.10.13 befragte süddeutsche.de Dr. von Kiedrowski. Lesen Sie hier das Interview zu Fragen der Begleiterkrankungen, Therapien und Auswirkungen der Erkrankung auf die Psyche.
(Pharmazeutische Zeitung, 24.10.2013)
Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis haben ein erhöhtes Risiko, eine chronische Nephropathie zu entwickeln. Damit wird die bereits relativ lange Liste möglicher Komorbiditäten der Psoriasis um eine weitere ergänzt.
(Pharmazeutische Zeitung, 08.05.2013)
Der Titel ist nicht wirklich originell. Im Artikel wird dann aber ganz sachlich über die Begleiterkrankungen informiert, die sich bei einer Schuppenflechte einstellen können. Es ist gut, sich die immer mal in Erinnerung zu rufen - aber in Panik sollte deshalb niemand verfallen.
Bei Männern geht Psoriasis gehäuft mit Osteoporose einher
(Ärzte Zeitung, 12.08.2010)
Bei Männern mit Psoriasis besteht eine gehäufte Komorbidität mit Osteoporose, nicht aber bei Frauen mit dieser Hauterkrankung.
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