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  • Claudia Liebram
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    Claudia Liebram

    Psoriasis vulgaris – die häufigste Form der Schuppenflechte

    Keine Panik vor dem Fachbegriff

    Wenn du die Diagnose „Psoriasis vulgaris“ bekommen hast oder vermutest, steht dieser Begriff oft als erstes im Arztbrief. Lass dich von dem Latein nicht verunsichern: „vulgaris“ heißt hier schlicht „gewöhnlich“ oder „alltäglich“. Es ist einfach der medizinische Fachbegriff für die gewöhnliche Schuppenflechte.

    Du bist damit nicht allein – ganz im Gegenteil. Etwa 80 bis 90 Prozent aller Menschen mit Schuppenflechte haben genau diese Form. Sie ist der „Klassiker“. Charakteristisch sind die sogenannten Plaques: rot entzündete, verdickte Hautstellen, auf denen silbrig-weiße Schuppen sitzen.

    Auch wenn die Diagnose erst mal nervt: Die Psoriasis vulgaris ist heute die am besten erforschte Form. Das bedeutet für dich, dass es genau für diese Variante die größte Auswahl an Therapien und die meisten Erfahrungen in unserer Community gibt.

    💡 Die wichtigsten Fakten:

    • Häufigkeit: ca. 80–90 % aller Fälle
    • Andere Namen: Plaque-Psoriasis, Psoriasis en plaques
    • Ansteckend? Nein, niemals.
    • Heilbar? Nein, aber gut behandelbar.

    Symptome: Wie sieht Psoriasis vulgaris aus?

    Arm mit SchuppenflechteDas Erkennungszeichen der Psoriasis vulgaris sind die Plaques. Anders als bei vielen anderen Hautausschlägen gehen die Stellen nicht fließend in die gesunde Haut über, sondern sind meist scharf begrenzt. Du siehst genau, wo die Entzündung aufhört und deine gesunde Haut beginnt.

    Ein typischer Plaque zeigt meist drei klassische Merkmale:

    • Rötung (Erythem): Deine Haut ist durch die Entzündung stark durchblutet und rot.
    • Verdickung (Infiltration): Die Stellen sind erhaben, du kannst sie deutlich tasten, wenn du darüberfährst.
    • Schuppung (Desquamation): Deine Hautzellen erneuern sich rasant, sterben ab und bilden eine silbrig-weiße Schicht.

    Der Kratz-Test

    Hautärzte nutzen oft einen einfachen Test, um sicherzugehen. Wenn du vorsichtig an einer Plaque kratzt, zeigen sich drei Phänomene nacheinander:

    1. Kerzenwachs-Phänomen: Kratzt du die Schuppen ab, sieht die Stelle weißlich aus, wie ein Kratzer auf einer Kerze.
    2. Phänomen des letzten Häutchens: Entfernst du die Schuppen vollständig, erscheint eine extrem dünne, glänzende Hautschicht.
    3. Blutiger Tau (Auspitz-Phänomen): Wird dieses dünne Häutchen verletzt, treten kleine, punktförmige Blutstropfen auf.

    Juckreiz – mehr als nur ein Kratzen

    In Lehrbüchern steht oft nur „Juckreiz“, aber wir wissen, dass es mehr ist. Viele Nutzer im Psoriasis-Netz beschreiben es eher als ein Brennen, Stechen oder ein extremes Spannungsgefühl, wenn die Haut zu trocken ist.

    Wo tritt sie auf?

    Prinzipiell kann die Psoriasis vulgaris überall auftreten. Dennoch hat sie ihre „Lieblingsplätze“. Auffällig ist, dass die Stellen oft symmetrisch auftreten: Hast du eine Plaque am linken Ellbogen, findest du oft auch eine am rechten.

    Besonders häufig betroffen sind die Streckseiten deiner Gliedmaßen und Bereiche, die mechanischer Belastung ausgesetzt sind. Checke dich mal an diesen Stellen:

    • Ellbogen und Knie
    • Die Kopfhaut (oft am Haaransatz oder hinter den Ohren)
    • Der untere Rücken (Kreuzbein-Region)
    • Die Außenseiten der Unterschenkel oder Arme

    Im Gegensatz dazu sind dein Gesicht und deine Hände bei der Psoriasis vulgaris seltener betroffen – das ist oft (aber nicht immer) ein Merkmal anderer Psoriasis-Formen.

    Ursachen und Auslöser: Warum hast du das?

    Warum genau du Psoriasis bekommen hast, ist ein Zusammenspiel aus zwei Faktoren: Deinen Genen (Vererbung) und äußeren Auslösern (Triggern). Du erbst also nicht die Krankheit direkt, sondern die Bereitschaft deines Körpers dazu.

    Im Kern spielt dein Immunsystem verrückt: Es sendet falsche Signale an die Hautzellen. Normalerweise braucht deine Oberhaut etwa 28 Tage, um sich zu erneuern. Bei der Psoriasis geschieht dies im Zeitraffer von nur 3 bis 4 Tagen. Die Zellen kommen unreif an der Oberfläche an und verkleben zu den sichtbaren Schuppen.

    Vorsicht beim Kratzen: Das Köbner-Phänomen

    Ein für deinen Alltag wichtiger Punkt ist der sogenannte isomorphe Reizeffekt (Köbner-Phänomen). Das bedeutet: Neue Plaques entstehen oft dort, wo deine Haut gereizt wird. Das kann ein Sonnenbrand sein, eine enge Hose, die scheuert, oder eben das Kratzen an einer juckenden Stelle.

    Du willst tiefer einsteigen?

    Wie die Vererbung funktioniert und welche Gene eine Rolle spielen

    Welche Auslöser einen Schub provozieren können – Stress, Infekte, Medikamente

    💡Warum Kratzen alles schlimmer macht: „Jeder Kratzer ist ein Reiz für deine Haut. Versuche, nicht mit den Fingernägeln zu kratzen, sondern die Stelle zu kühlen oder einfach nur rückfettende Creme aufzutragen.“

    Verlauf und Typen

    Die Psoriasis vulgaris ist eine chronische Erkrankung. Das heißt, sie begleitet dich meist lebenslang. Aber: Sie verläuft fast immer in Schüben. Es gibt Zeiten mit starken Beschwerden und Zeiten, in denen deine Haut fast oder ganz erscheinungsfrei ist.

    Ärzte unterscheiden oft zwei Typen, um den Verlauf besser einzuschätzen:

    • Typ 1 (Früher Beginn): Deine Erkrankung trat vor dem 40. Lebensjahr auf (oft in der Pubertät oder als junger Erwachsener). Hier spielt die Vererbung eine große Rolle und der Verlauf kann etwas schwerer sein. Dies betrifft die Mehrheit der Patienten.
    • Typ 2 (Später Beginn): Die ersten Symptome zeigten sich erst in deiner zweiten Lebenshälfte (nach 40 oder 50). Die familiäre Vorbelastung ist hier seltener und die Verläufe sind oft stabiler.

    Behandlung: Was kann hilft dir helfen?

    Die gute Nachricht vorweg: Weil die Psoriasis vulgaris die häufigste Form ist, sind fast alle Medikamente primär für sie entwickelt worden. Die Therapie erfolgt meist nach einem Stufenschema – je nachdem, wie stark deine Haut betroffen ist und wie sehr du darunter leidest.

    Ein Schritt wird dabei oft vergessen, ist aber bei der Psoriasis vulgaris entscheidend: Das Entschuppen (Keratolyse). Bevor Wirkstoffe in deine Haut können, müssen die dicken Schuppenpanzer weg. Das machst du meist mit Salicylsäure oder hochdosiertem Harnstoff.

    Die weiteren Säulen deiner Behandlung sind:

    • Basistherapie: Das tägliche Eincremen mit rückfettenden Lotionen ist dein Fundament, um die Hautbarriere zu stärken.
    • Äußerliche Therapie: Bei leichten bis mittleren Formen kommen Salben, Cremes oder Gele zum Einsatz. Häufige Wirkstoffe sind Kortison oder Vitamin-D3-Abkömmlinge. Mehr erfährst du in unserer Übersicht der Salben und Wirkstoffe.
    • Lichttherapie: Spezielle UV-Bestrahlungen (beim Hautarzt) können die Entzündung in der Haut bremsen. Wie das geht, haben wir im Artikel "Behandlung mit Licht und Bädern" aufgeschrieben.
    • Innerliche Therapie: Helfen Salben nicht oder sind große Flächen betroffen, wirken Tabletten oder Spritzen (wie Biologika) von innen auf das Immunsystem.

    Fazit & Community

    Die Psoriasis vulgaris ist hartnäckig, aber heute besser behandelbar als je zuvor. Wichtig ist: Gib nicht auf, wenn das erste Mittel nicht wirkt – die Therapie ist oft Maßarbeit und muss zu dir passen.

    In unserem Forum tauschen sich tausende Betroffene darüber aus, welche Creme bei ihnen funktioniert hat, wie sie Schübe in den Griff bekommen und wie sie im Alltag mit der Erkrankung umgehen.

    Hast du Fragen zur Psoriasis vulgaris?

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    Bildquellen

    • Psoriasis am Arm: kenxro / iStockphoto.com
    • Psoriasis vulgaris am Ellenbogen: hriana / Fotolia.de
    • Alle anderen: privat
    Erstmals erschienen:

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