Die richtige Hautpflege ist bei Schuppenflechte die Basis für dein Wohlbefinden. Sie hilft, die Haut geschmeidig zu halten, Juckreiz zu lindern und die schubfreien Zeiten zu verlängern. Doch es kursieren viele Mythen, die mehr verunsichern als helfen.
Wir räumen mit den zehn häufigsten Irrtümern auf und zeigen dir, worauf es bei deiner täglichen Pflege – der sogenannten Basispflege – wirklich ankommt.
Warum die Basispflege so entscheidend ist
Stell dir deine oberste Hautschicht wie eine Mauer vor: Die Hautzellen sind die Ziegelsteine, und die Fette (Lipide) dazwischen sind der Mörtel. Bei einer Schuppenflechte ist dieser „Mörtel“ lückenhaft. Dadurch verliert die Haut Feuchtigkeit, wird trocken, rissig und anfälliger für Reizungen.
Eine gute Basispflege repariert diesen Mörtel, indem sie der Haut Fett und Feuchtigkeit zurückgibt. Das ist auch in Zeiten wichtig, in denen du keine sichtbaren Plaques hast.
Die 10 größten Mythen der Psoriasis-Pflege
Mythos 1: "Bei trockener Haut hilft nur Feuchtigkeit, kein Fett."
Stimmt nicht. Dieses Missverständnis hält sich hartnäckig. Deine Haut braucht beides. Wirkstoffe wie Urea (Harnstoff) oder Glycerin sind exzellente Feuchtigkeitsbinder – sie ziehen Wasser an und halten es in der Haut. Fette (Lipide) wie Ceramide oder auch Paraffine bilden einen Schutzfilm auf der Haut, der verhindert, dass diese Feuchtigkeit wieder verdunstet. Eine gute Creme für Psoriasis-Haut kombiniert immer beide Komponenten.
Mythos 2: "Viel hilft viel – je dicker ich creme, desto besser."
Das ist komplizierter. Natürlich braucht deine Haut ausreichend Pflege. Es kommt aber mehr auf das Wann und Wie an. Am besten cremst du dich innerhalb von drei Minuten nach dem Duschen oder Baden ein. Dann ist die Haut noch leicht feucht und die Poren sind geöffnet, sodass die Wirkstoffe optimal einziehen können. Eine Schicht, die gut einzieht, ist oft wirksamer als eine dicke, klebrige Schicht, die nur auf der Haut liegt und die Kleidung verschmutzt.
Mythos 3: "Synthetische Inhaltsstoffe wie Mineralöl sind schlecht für die Haut."
Stimmt nicht. Das Gegenteil ist oft der Fall. Inhaltsstoffe wie Paraffin oder Vaseline, die aus Mineralöl gewonnen werden, sind für die Psoriasis-Pflege sehr wertvoll. Sie sind extrem reizarm, lösen praktisch keine Allergien aus und bilden einen hocheffektiven Schutzfilm auf der Haut (Okklusion). Das macht sie zu einer sicheren und bewährten Basis vieler medizinischer Hautcremes. Lass dich von der Diskussion um "natürliche" versus "synthetische" Pflege nicht verunsichern. Entscheidend ist, was deine Haut verträgt und was ihr hilft.
Mythos 4: "Pflanzliche Öle sind immer die bessere Wahl."
Nicht unbedingt. Pflanzliche Öle wie Mandel- oder Jojobaöl können wunderbar pflegen, da sie wertvolle Fettsäuren enthalten. Allerdings enthalten sie auch natürliche Bestandteile (z.B. Duftstoffe oder Proteine), die bei manchen Menschen Allergien auslösen können. Ein oft beworbenes Öl wie Arganöl kann zellstimulierend wirken, was bei der Psoriasis, wo die Zellteilung ohnehin beschleunigt ist, nicht immer gewünscht ist. Hier gilt: Probiere aus, was dir guttut. Eine Creme auf Mineralölbasis kann manchmal die verträglichere Option sein.
Mythos 5: "Tägliches Duschen und Haarewaschen schadet der Haut."
Das kommt auf die Methode an. Langes, heißes Duschen oder Baden trocknet die Haut tatsächlich aus. Aber gegen eine kurze, lauwarme Dusche (5–10 Minuten) pro Tag ist nichts einzuwenden. Wichtig ist, was du dabei verwendest: Nutze seifenfreie, pH-neutrale Waschlotionen (Syndets) oder rückfettende Duschöle. Tupfe dich danach nur sanft trocken, statt kräftig zu rubbeln, um die Haut nicht zusätzlich zu reizen.
Mythos 6: "Teure Produkte aus der Apotheke wirken immer besser als günstige aus der Drogerie."
Stimmt nicht. Der Preis sagt wenig über die Qualität einer Basispflege aus. Oft zahlst du für den Markennamen, aufwendige Verpackungen oder teure Duftstoffe mit. Wichtig ist nicht der Preis, sondern der Blick auf die Inhaltsstoffliste. Eine gute, günstige Creme aus der Drogerie, die Urea, Glycerin und Ceramide enthält, kann für deine Haut besser sein als eine teure Luxuscreme mit vielen Duft- und Pflanzenextrakten.
Mythos 7: "Auf Duftstoffe muss ich komplett verzichten."
Nicht zwingend, aber Vorsicht ist geboten. Duftstoffe gehören zu den häufigeren Auslösern von Kontaktallergien. Wenn du weißt, dass du empfindlich reagierst oder deine Haut gerade stark entzündet ist, sind Produkte ohne Duftstoffe die sicherere Wahl. Wenn du aber eine leicht parfümierte Creme gut verträgst und der Duft dir ein gutes Gefühl gibt, spricht nichts dagegen. Denn die beste Creme ist die, die du auch gerne und regelmäßig benutzt.
Mythos 8: "Wenn ich viel Wasser trinke, wird meine Haut nicht trocken."
Leider ein Trugschluss. Genug zu trinken (ca. 1,5–2 Liter pro Tag) ist für deinen gesamten Organismus wichtig. Es hat aber kaum einen direkten Einfluss auf den Feuchtigkeitsgehalt deiner äußeren Hautschicht. Die Feuchtigkeit von innen kommt dort kaum an und verdunstet schnell wieder, gerade wenn die Hautbarriere gestört ist. Auf die Basispflege von außen kannst du also nicht verzichten.
Mythos 9: "In schubfreien Zeiten brauche ich keine besondere Pflege."
Ein gefährlicher Irrtum. Auch wenn du gerade keine Plaques siehst, ist die Veranlagung zur Schuppenflechte in deiner Haut weiterhin vorhanden. Die Hautbarriere ist von Natur aus schwächer. Eine konsequente tägliche Basispflege hilft, die Barriere stabil zu halten, die Haut widerstandsfähig zu machen und kann nachweislich die Zeit bis zum nächsten Schub verlängern. Sieh es als tägliche Gesundheitsroutine, so wie das Zähneputzen.
Mythos 10: "Gegen den Juckreiz kann man nichts machen."
Doch! Juckreiz ist quälend, aber du bist ihm nicht hilflos ausgeliefert. Deine Basispflege ist schon der erste wichtige Schritt, denn trockene Haut juckt mehr. Ein zusätzlicher Tipp: Bewahre deine Creme oder Lotion im Kühlschrank auf. Die Kühle beim Auftragen wirkt sofort lindernd. Auch Cremes mit dem Wirkstoff Panthenol können den Juckreiz beruhigen.
Eine Checkliste für die tägliche Hautpflege
- Täglich cremen: Auch und gerade dann, wenn du keine Schübe hast.
- Richtiges Timing: Am besten innerhalb von 3 Minuten nach dem lauwarmen Duschen.
- Die richtigen Wirkstoffe: Achte auf Inhaltsstoffe wie Urea, Ceramide, Glycerin und Panthenol.
- Sanft reinigen: Nutze rückfettende, seifenfreie Waschlotionen (Syndets) und tupfe die Haut nur trocken.
- Teste Neues vorsichtig: Trage ein neues Produkt erst an einer kleinen Stelle (z.B. in der Armbeuge) auf, um die Verträglichkeit zu prüfen.
- Sprich mit deinem Arzt: Lass dich in der Hautarztpraxis beraten, welche Basispflege am besten zu deinem Hautzustand passt.
Kleines Lexikon der Hautpflege-Begriffe
Basispflege: Die tägliche Pflege der Haut mit feuchtigkeits- und fetthaltigen Cremes, um die Hautbarriere zu stärken. Sie ist die Grundlage jeder Psoriasis-Therapie.
Ceramide: Wichtige Fette (Lipide), die den „Mörtel“ zwischen den Hautzellen bilden. In Cremes helfen sie, die Hautbarriere zu reparieren.
Glycerin: Ein sehr gut verträglicher Feuchthaltefaktor, der Wasser in der Haut bindet.
Keratolytisch: Bedeutet „hornlösend“. Wirkstoffe wie Urea in höherer Konzentration (ab 5-10 %) oder Salicylsäure helfen, dicke Schuppen sanft abzulösen.
Okklusion: Das Abdecken der Haut mit einem schützenden Film (z.B. durch Paraffine), um den Wasserverlust zu stoppen.
Syndet: Steht für „synthetisches Detergens“. Das sind seifenfreie Waschsubstanzen, die den Säureschutzmantel der Haut nicht angreifen, da sie einen hautfreundlichen pH-Wert haben.
Urea: Der lateinische Name für Harnstoff. Einer der wichtigsten Wirkstoffe für trockene Haut. Er bindet intensiv Feuchtigkeit und wirkt in höheren Konzentrationen hornlösend.
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