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Beiträge zum Thema 'Tacrolimus'.
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Sumilor ist ein Arzneimittel zur Behandlung von leichter bis mittelschwerer Psoriasis der Kopfhaut. Sein wichtigster Inhaltsstoff ist Tacrolimus. Das Medikament ist verschreibungspflichtig. Tacrolimus ist ein Wirkstoff, der in Salben zur Behandlung von atopischer Dermatitis und anderen entzündlichen Hauterkrankungen eingesetzt wird. Er unterdrückt überschießende Immunreaktionen in der Haut. Dosierung Sumilor soll zweimal am Tag auf die Psoriasis-Stellen auf der Kopfhaut aufgetragen werden. Zwischen zwei Behandlungen sollten 12 Stunden liegen. Die Behandlung soll insgesamt acht Wochen dauern. Sumilor kommt in einer Flasche, die eine Tropföffnung hat. So kann die Emulsion aus der Flasche direkt auf die Kopfhaut aufgetragen und dann mit Fingerspitzen verteilt werden. Natürlich kann man aber Sumilor aber auch auf die Fingerspitzen auftragen und dann damit die Kopfhaut einreiben. Achtung Sumilor sollte nicht ins Gesicht kommen. Es soll auch nicht unter einer Kopfhaube angewendet werden – diese Art der Anwendung wurde vor der Zulassung nicht untersucht. Nach dem Auftragen der Emulsion auf dem Kopf müssen die Hände gewaschen werden. Während der Behandlung mit Sumilor sollte die Haut möglichst wenig Sonne oder überhaupt UV-Licht abbekommen. Sumilor darf nicht auf möglicherweise bösartige oder vorbösartige Hautveränderungen aufgetragen werden. Neu aufgetretene, abweichende Hautveränderungen im Behandlungsbereich müssen ärztlich untersucht werden. Bei Patienten mit geschädigter Hautbarriere wie Netherton-Syndrom, lamellärer Ichthyose, Erythrodermie, Pyoderma gangraenosum oder Graft-versus-Host-Reaktion wird Sumilor nicht empfohlen, da die systemische Aufnahme von Tacrolimus erhöht sein kann. Sumilor ist nicht für immungeschwächte Patienten oder Patienten unter immunsuppressiver Therapie geeignet. Tacrolimus gehört als Calcineurin-Inhibitor zu einer Wirkstoffgruppe, die bei Transplantationspatienten unter Langzeitanwendung mit einem erhöhten Risiko für Lymphome und Hautkrebs verbunden war. Bei äußerlicher Anwendung gegen Kopfhautpsoriasis wurden aber keine relevanten Blutspiegel gemessen. Langzeitstudien mit Tacrolimus-Salben bestätigten bisher keinen Zusammenhang mit Krebsentstehung. Trotzdem sollte Sumilor so kurz und selten wie nötig angewendet werden. In klinischen Studien mit topischen Tacrolimus-Formulierungen trat in seltenen Fällen (0,8%) eine Lymphadenopathie auf. Meist handelte es sich dabei um Infektionen (Haut, Atemwege, Zähne), die mit Antibiotika behandelt werden konnten. Eine bestehende Lymphadenopathie zu Therapiebeginn sollte untersucht und beobachtet werden. Patienten mit einer neu aufgetretenen Lymphadenopathie unter der Behandlung müssen überwacht werden, bis die Lymphknoten wieder abklingen. Unter Tacrolimus-Behandlung ist das Risiko für Follikulitis und Herpes-Infektionen (Herpes simplex, Eczema herpeticatum) erhöht. Bei Auftreten muss Nutzen und Risiko einer Weiterbehandlung abgewogen werden. Nebenwirkungen In klinischen Studien mit verschiedenen Tacrolimus-Formulierungen zeigten etwa 50 Prozent aller behandelten Patienten Hautirritationen im Anwendungsbereich. Bei der Behandlung mit der Tacrolimus-Salbe Sumilor waren es immerhin noch 20 Prozent der Patienten. Am häufigsten kommt es zu Brennen und Juckreiz an den behandelten Hautstellen. Diese Beschwerden sind meist leicht bis mäßig ausgeprägt und klingen in der Regel innerhalb der ersten ein bis zwei Behandlungswochen wieder ab. Auch eine Rötung der Haut tritt häufig auf. Weitere verbreitete Nebenwirkungen im Anwendungsbereich sind Wärmegefühl, Schmerzen, Kribbeln oder Taubheitsgefühle (Parästhesien) sowie Hautausschlag. Viele Patienten vertragen nach der Behandlung mit Tacrolimus-Salbe keinen Alkohol mehr – es kommt dann zu Gesichtsrötung und Hautreizungen nach dem Konsum alkoholischer Getränke. In Einzelfällen wurde unter der Therapie mit Sumilor auch diffuser Haarausfall (Alopezie) beobachtet. Zudem scheint das Risiko für Follikelentzündungen (Follikulitis), Akne und Infektionen mit Herpes-Viren erhöht zu sein. Insgesamt sind die Nebenwirkungen von Tacrolimus-Salben aber gut behandelbar. Ihr Nutzen bei hartnäckigen Hauterkrankungen überwiegt meist die Risiken. Trotzdem sollten Patienten über die möglichen Hautreizungen aufgeklärt werden. Aufbewahrung Sumilor sollte im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C aufbewahrt werden. Die Packung ist nach Anbruch bis zu fünf Wochen haltbar. Alternativen zu Sumilor Der Wirkstoff Tacrolimus war, äußerlich angewandt, bislang nur aus der Neurodermitis-Therapie bekannt. Dort ist er in den Salben Protopic, Tacrolimus Dermapharm und Tacroekzem zu finden. Aber, wie gesagt, zur äußerlichen Behandlung der Psoriasis ist Tacrolimus nur in Sumiflor vorhanden. Medikamente zur Behandlung der Psoriasis auf dem Kopf mit anderen Wirkstoffen enthalten meist Kortison, Calcipotriol oder beides. Quellen: Fachinformation Studie "Efficacy and Safety of Topical Tacrolimus Microemulsion Applied Twice Daily in Patients with Mild to Moderate Scalp Psoriasis" in: Dermatology and Therapy, Februar 2024 "Tacrolimus-Mikroemulsion als neue Option" in: Pharmazeutische Zeitung, 15.5.2024
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Neues Medikament für Psoriasis auf dem Kopf auf dem Markt
Claudia Liebram erstellte ein Artikel in Tacrolimus
Für die Behandlung der Schuppenflechte auf dem Kopf gibt es nun ein neues Medikament. Der Wirkstoff darin ist neu im Bereich der Psoriasis – aber wohl bekannt. Sein größter Vorteil: Es ist kein Kortison. Mit Sumilor ist ein neues Medikament zur äußerlichen Behandlung der Psoriasis auf den Markt gekommen. Sein wichtigster Wirkstoff ist Tacrolimus. Es ist verschreibungspflichtig und sollte ab 1. Juni in Apotheken verfügbar sein. Der Wirkstoff Tacrolimus bindet an ein spezifisches Eiweiß in den Zellen. Beide zusammen hemmen die Aktivität des Enzyms Calcineurin. Dadurch wird verhindert, dass entzündungsfördernde Zytokine wie IL-23, IL-17, GM-CSF, TNF-α und IFN-γ produziert werden. Vor allem IL-17, IL-23 und TNF-α sind in der Therapie der Psoriasis inzwischen gängig, jedoch als Ziele der Biologika. Sumilor hat eine spezielle Zusammensetzung als Mikroemulsion mit einem hydrophilen Träger. Das sorgt dafür, dass der Wirkstoff besser in der Haut dort ankommt, wo er arbeiten soll. Der Wirkstoff Tacrolimus ist schon lange in Salben für die Behandlung der Neurodermitis zugelassen. Manche Ärzte verschrieben ihn auch bei Psoriasis im Gesicht – aber immer auf die Gefahr hin, dafür von ihrer Kassenärztlichen Vereinigung angezählt zu werden, weil ihm die amtliche Zulassung für die Psoriasis-Therapie fehlte. Sumilor muss von einem Arzt verschrieben werden. Es kommt in einer Tropfflasche mit 60 Milliliter daher. In der Apotheke ist die übliche Zuzahlung zu entrichten. Der Preis für die Krankenkasse liegt offiziell bei 87,30 Euro – etwa 10 Euro mehr als für eine gleich große Flasche Xamiol oder Daivobet Gel oder 25 Euro mehr als dessen Generikum Calcipotriderm comp. Dank der Tropfflasche kann Sumilor direkt auf die Psoriasis-Stellen auf dem Kopf aufgetragen werden. Dann wird es mit den Fingern verrieben. Die sollte man sich hinterher waschen. Die ganze Therapie sollte maximal acht Wochen dauern. und zweimal am Tag geschehen. Mehr über Sumilor, Anwendung und Nebenwirkungen findet Ihr im entsprechenden Eintrag im Marktüberblick.- 2 Kommentare
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Im Juli waren wir bei der FOBI 2024 in München – einem Fortbildungskongress für Hautärzte. Vieles, was wir in „Neues und Bewährtes zur Psoriasis im Jahre 2023“ berichtet haben, wurde aufgegriffen und vertieft. Einige Neuigkeiten für uns Menschen mit Schuppenflechte gab es aber doch. Als zukunftsweisende Neuentwicklung gelten die Janus-Kinase-Hemmer. In nächster Zeit werden mehrere äußerlich und innerlich anzuwendende JAK-Präparate verfügbar sein. Es wird außerdem Tabletten mit Biologika-Wirkstoffen geben. Ein Schwerpunkt waren die Psoriasis-Gedächtniszellen, die durch frühzeitige Behandlung zurückgedrängt werden können. Ein anderer Schwerpunkt waren die Ausnahmefälle, in denen Biologika verschrieben werden dürfen, obwohl die Zulassung das nicht vorsieht. Vereinzelt wurde bezweifelt, ob „altehrwürdige“ Wirkstoffe wie MTX und Fumarsäure oder Bestrahlung noch geltender Stand der Wissenschaft seien. Psoriasis war weniger Thema bei den wissenschaftlichen Vorträgen, dafür umso häufiger bei den Veranstaltungen der Pharmafirmen. Vor allem auf diesen "Industriesymposien" werden Studien vorgestellt und von Experten interpretiert. Ja, der Artikel ist lang! Aber Ihr könnt in der Übersicht die Themen anklicken, die Euch interessieren. Für schnelle Leser Der TYK-2 Hemmer Deucravacitinib (Sotyktu) verliert auch nach vier Jahren nicht an Wirkung; die Nebenwirkungen gehen um die Hälfte zurück, schwere Nebenwirkungen bleiben gleich hoch. Wessen Psoriasis erst zwei Jahre andauert, sollte gleich mit einem IL-23-Hemmer behandelt werden. Damit können Gedächtniszellen zurückgedrängt und langfristig eine schwere Psoriasis vermieden werden. Möglicherweise auch eine Psoriasis Arthritis. Damit Betroffene sofort mit einem Biologikum behandelt werden dürfen, sollten sie bei der Untersuchung alle (auch schambehaftete) Stellen zeigen und alle (auch peinlichen) Probleme erwähnen. Gehören die zu den „Upgrade-Kriterien“, reicht eines davon aus. Konventionelle Therapien (v.a. MTX, Fumarate, Bestrahlung) geraten in Verruf, weil sie im Vergleich zu neuen Wirkstoffen deutlich schlechter wirken und Begleiterkrankungen nicht beeinflussen. Methotrexat (MTX) hält Gelenkzerstörungen bei der Psoriasis Arthritis (PsA) nicht besser auf als ein Placebo. Alle vorgelegten Studien dazu entsprechen nicht dem aktuellen wissenschaftliche Standard. Es ist noch unklar, wann die Tacrolimus-Emulsion Sumilo auf den Markt kommt. Die Einzelheiten Vierjahres-Ergebnisse für TYK2-Hemmer Von den TYK-2-Hemmern ist bisher nur Deucravacitinib (Sotyktu) für die Behandlung der Schuppenflechte zugelassen. Darüber haben wir ausführlich berichtet ("Tablette statt Spritze"). Die Professoren Astrid Schmieder (Würzburg) und Andreas Pinter (Frankfurt) legten aktuelle Daten von Patienten vor. Die wurden vier Jahre lang mit dem Wirkstoff behandelt. Das ist natürlich aussagekräftiger als die Ergebnisse der Zulassungsstudien. Die haben nur 16 Wochen gedauert. Es zeigte sich, dass die Wirkung von Deucravacitinib auch nach über vier Jahren nicht nachlässt. Im Vergleich zum Beginn der Therapie ist die Schuppenflechte dauerhaft zurückgegangen: Bei über 70 Prozent der Patienten um 75 Prozent (PASI 75). Knapp 50 Prozent erreichten sogar einen PASI 90. Die Zahl schwerer Nebenwirkungen ist nur leicht zurückgegangen. Sie betrug fünf Fälle pro 100 Patientenjahre. Alle anderen Nebenwirkungen gingen nach vier Jahren durchgängig um die Hälfte zurück. Das sind vor allem Nasen-/Rachenentzündungen, Atemwegsinfektionen, Kopfschmerzen, Durchfall und Gelenkschmerzen. Die Laborwerte blieben weiterhin unauffällig. Deucravacitinib darf grundsätzlich nur dann verschrieben werden, wenn vorher andere Medikamente nicht gewirkt haben ("second line label“). Professor Pinter wies darauf hin, dass es aber möglich sei, es sofort zu verschreiben: wenn im konkreten Fall die Psoriasis derart schwer ist, dass konventionelle Wirkstoffe nicht helfen würden. Und die Nebenwirkungen? Es traten im Laufe der 4 Jahre keine neuen Nebenwirkungen auf. Das Sicherheitsprofil blieb gleich. Die Rate der Nebenwirkungen sank von 229,2 pro 100 Patientenjahre im 1. Jahr auf 131,7 im 4. Jahr. Schwere Nebenwirkungen und Therapieabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen nahmen ebenfalls ab. Die Häufigkeit von Gürtelrose, Krebs, schweren Herz-Kreislauf-Ereignissen, Venenthrombosen und Todesfällen ging zurück oder blieb stabil. Psoriasis nicht chronisch werden lassen Erst seit einigen Jahren weiß man, dass es Gedächtniszellen gibt, die ins Spiel kommen, wenn eine Schuppenflechte reaktiviert wird. Sie bilden sich als „immunologisches Gedächtnis“ an den Hautstellen, an denen Psoriasis-Läsionen entstehen. Wenn dann die Entzündung durch die Behandlung zurückgeht, bleiben diese Zellen weiterhin dort im Gewebe. Deshalb bildet sich die Schuppenflechte immer wieder an den gleichen Stellen. Das ergab die GUIDE-Studie, die deshalb in der Fachwelt für erhebliche Furore gesorgt habe, so Professor Pinter. Es wurde untersucht, wie der Interleukin-23-Hemmer Guselkumab (Tremfya) bei Patienten mit unterschiedlich langer Krankheitsdauer wirkt. Es zeigte sich, dass diejenigen am besten und schnellsten auf den Wirkstoff reagierten, die nicht länger als zwei Jahre an Psoriasis erkrankt waren. Nach 68 Wochen hatten 93 Prozent der Kurzzeit-Erkrankten einen absoluten PASI< 3, sind also nur noch minimal beeinträchtig. Der PASI misst den Schweregrad (Hautrötung, Plaque-Dicke, betroffene Körperoberfläche) auf einer Scala von 0-72. Aus dieser Gruppe waren sogar 81,1 Prozent komplett erscheinungsfrei. Dieses Ergebnis hielt noch 18 Monate nach Absetzen des Biologikums an. Von den Langzeit-Erkrankten erreichten dagegen nur 38,1 Prozent eine völlige Abheilung (absoluter PASI =0). Patienten, die derart gut auf den Wirkstoff reagieren, werden „Super-Responder“ genannt. Wird ihnen das Medikament nach einer Pause wieder gegeben, wirkt es so gut wie vorher. Die GUIDE-Studie hat gezeigt, dass die Zahl der Gedächtniszellen in der Haut kontinuierlich zurückgeht, wenn das IL- 23 blockiert wird. Nach wenigen Wochen gleicht das Hautgewebe an den Psoriasis-Stellen dem einer normalen Haut. Es gebe aber nur ein kurzes Zeitfenster, in dem man eingreifen könne, damit eine Psoriasis nicht chronisch wird, so Professorin Petra Staubach (Mainz). Seit man das weiß, wird empfohlen, bei kurzzeitig Erkrankten nicht lange mit anderen Therapien herumzuprobieren, sondern gleich mit einem IL-23-Hemmer zu behandeln. Professor Khusru Asadullah (Potsdam) spricht vom Therapie-Prinzip „smart and early“ – rät also, klug und frühzeitig zu behandeln. Damit werde eine Schuppenflechte zwar nicht völlig verhindert, aber man habe sie unter Langzeitkontrolle, so Dr. Ralph von Kiedrowski (Selters). Vermutlich könne man durch frühzeitige Behandlung auch einer Psoriasis Arthritis entgegenwirken: Denn das IL-23 ist wesentlich an der Entstehung der PsA beteiligt. Professor Pinter vermutet, dass die frühzeitige Behandlung mit allen IL-Blockern wirkt, weil das Interleukin 23 die Gruppe der IL-17 aktiviert. Professor Ulrich Mrowietz (Kiel) wies darauf hin, dass Kurzzeit-Erkrankte nicht nur frühzeitig behandelt werden sollten. Sie müssten von Anfang an in ein Netzwerk aus Arztpraxis, Familie und anderen eingebunden werden, das sie unterstützt, um die Belastungen möglichst gering zu halten. Biologika wenn’s besonders schlimm ist Die Psoriasis-Leitlinie nennt Fälle, in denen sofort mit einem Biologikum behandelt werden darf. Konventionelle Therapien (Bestrahlung, Fumarate, Methotrexat) müssen dann nicht vorher ausprobiert werden. (Therapie-Empfehlungen und Ausnahmen). Es reicht aus, dass eines dieser „Upgrade-Kriterien“ vorliegt. Dr. Nina Magnolo (Münster) plädierte dafür, in diesen Fällen auch Kinder gleich mit einem für sie zugelassenen Biologikum zu behandeln. Nicht aufgenommen sei eine schwere Fußnagel-Beteiligung, so Professor Johannes Wohlrab (Halle). Professor Pinter geht davon aus, dass diese Upgrade-Kriterien nicht nur für Biologika gelten. Wenn eine Psoriasis derart schwer ist, dass konventionelle Wirkstoffe erfahrungsgemäß nicht helfen, dürfte auch Deucravacitinib (Sotyktu) sofort verschrieben werden. Es wurde allgemein beklagt, dass Psoriasis-Patienten eher zurückhaltend seien. Bei der Untersuchung würden oft nicht alle Stellen gezeigt werden. Niemand sollte sich scheuen, die Hautärztin darauf hinzuweisen, wenn eines dieser Upgrade-Kriterien vorliegt. Vor allem wenn es um schambesetzte Bereiche geht, wie z.B. die Genitalien oder den Po. Aber auch eher peinliche Probleme, die man im Alltag mit seiner Umwelt oder in der Partnerschaft hat (Stigmatisierung, Diskriminierung, gestörtes Liebesleben u.m.). Die Dermatologen sollen eigentlich bei der Untersuchung danach fragen! Eigentlich darf ein Biologikum nur für die Fälle verschrieben werden, für die es zugelassen ist. Die Upgrade-Kriterien gehören nicht dazu. Sie stehen zwar in der Leitlinie, gelten aber lediglich als Empfehlungen. Allerdings spiegeln die Leitlinien den aktuellen „allgemein anerkannten fachlichen Standard“ wider. Solche Upgrade-Kriterien für die Behandlung mit Biologika gibt es nur in Deutschland. Sie werden grundsätzlich von den Krankenkassen anerkannt. Konventionelle Therapien wirken schlecht Professor Sascha Gerdes (Kiel) bezeichnete die klassischen („konventionellen“) Psoriasis-Therapien als „nicht mehr state of the art“. Sie würden bei zu wenig Patienten zu langsam wirken. So werde z.B. der PASI 75 bei Methotrexat (MTX) bei nur 45 Prozent nach 52 Wochen erreicht. Mit einem Biologikum sei es zehnmal so wahrscheinlich, einen PASI 75 zu erreichen wie mit einem Fumarat. Standard sei aber heutzutage PASI 90, den man mit neuen Medikamenten bei über 70 Prozent der Patienten erreicht. Sie würden nicht das Risiko für Begleiterkrankungen senken, z.B. Herz-/Kreislauferkrankungen, chronische, Darmentzündung aber auch Gelenke, sondern nur auf die Haut wirken. Britische Registerdaten zeigen, dass zum Beispiel 50 Prozent der MTX-Patienten die Therapie wechseln. Er plädierte dafür, diese Therapien aus den Leitlinien zu streichen. Man vergeude wichtige Zeit, weil man mit "schlechten Medikamenten herumdoktere". Selbst finanziell würde sich die Behandlung mit den preiswerteren Präparaten nicht lohnen, wenn man alles mit einberechne. Nach wie vor seien Fumarsäure und MTX die bei uns am meisten verschriebenen Wirkstoffe, so Professor Pinter. Er finde es in Ordnung, eines von beiden zu verschreiben, bevor man auf die neuen wechsele. Tabletten oder Pen? Die besten Ergebnisse erzielen zur Zeit Psoriasis-Wirkstoffe, die gespritzt werden. Trotzdem bevorzugen viele Tabletten o.ä. (Tablette statt Spritze). Apremilast (Otezla) und Deucravacitinib (Sotyktu) wirken gut, aber etwas schwächer als die Biologika. In Zukunft werden auch Interleukin-Hemmer, die bisher injiziert wurden (IL-17i + IL23i), als Tabletten zur Verfügung stehen. Professorin Schmieder gab zu Bedenken, dass man eher vergesse, täglich eine Tablette einzunehmen als in größeren Abständen einen Wirkstoff zu spritzen. Anders bei Patienten, die sowieso schon täglich Pillen einnehmen müssen. Ratsam ist, eine sichere Möglichkeit zu finden, wie man täglich an die Einnahme erinnert wird. So kann man die Tabletten so auffällig deponieren, dass man sie nicht übersehen kann. Oder man hat auf dem Smartphone eine Erinnerungs-App. Tacrolimus bei Kopf-Psoriasis Im Februar 2024 wurde die Tacrolimus-Emulsion Sumilor zur Behandlung der Schuppenflechte auf der Kopfhaut zugelassen. Wir haben ausführlich über das neue Medikament berichtet (siehe Sumilor, eine tacrolimushaltige Emulsion - die kortisonfreie Alternative). Es gibt technische Probleme mit der Verpackung, so dass der Hersteller noch nicht absehen kann, wann das Produkt ausgeliefert und verschrieben werden kann. Wir werden melden, wenn es soweit ist. Der Wirkstoff Tacrolimus gehört zur Gruppe der Calcineurin-Inhibitoren. Dazu zählen auch Pimecrolimus und Ciclosporin. Alle hemmen das Enzym Calcineurin. Das benutzt Zytokine, um Entzündungssignale ans Immunsystem weiterzugeben. Dieser Signalweg wird unterbrochen. Calcineurin-Hemmer werden seit langem bei der Neurodermitis eingesetzt. Sie gelten als nebenwirkungsarme Alternative zu kortisonhaltigen Salben, Cremes oder Emulsionen. Aufgeschnappt Es gibt Fälle, bei denen die gute Behandlung der Psoriasis dazu führt, dass danach eine verborgene Neurodermitis aktiv, d.h. "demaskiert" wird. In 10% der Fälle läuft es umgekehrt (Prof. Diamant Thaci, Lübeck). Es gibt keine prospektiv-randomisierte Studie, die nachweist, das Methotrexat die Gelenkzerstörung bei der Psoriasis arthritis besser aufhält als ein Placebo (Dr. Philipp Sewerin aus Herne). 95 Prozent der Psoriasis-Patienten kommen nicht darauf, dass ihre anderen Krankheiten etwas mit Psoriasis zu tun haben könnten und umgekehrt (Professor Johannes Wohlrab aus Halle). Tägliches Baden verschlechtert eine Neurodermitis nicht, wenn man sich hinterher die Haut eincremt (Professor Thomas Werfel aus Hannover). Frei verkäufliche Produkte, die uns aufgefallen sind Alnovat zur äußerlichen Behandlung einer leichten Psoriasis mit Ölextrakten aus Haselnüssen, Kokosnüssen, Mandeln, Brennnessel und Bittermandel. Dessen Wirkung wurde verglichen mit Calcipotriol (Firma: AlnaPharm) Kertyol P.S.O. für die Kopfhaut als Shampoo (mit Ichtyol 0,3%, Salicylsäure 2%) oder als Konzentrat (Ichthyol 0,5 %, Polidocanol 1%). (Firma: DUCRAY) Mediderm Shampoo für die Anwendung bei Psoriasis mit weißem Ichthyol. (Firma: Spreewälder Arzneimittel) natuur+ - breite Palette von therapiebegleitenden Produkten mit Blätterextrakt des Neembaums (Pflegecreme und -salbe, Kopfhautöl und -tonic, Nagelbalsam, Body Lotion, Shampoo.) (Firma: Azadivine) Norsan-Omega-3-Fettsäuren mit hohem EPA- und DHA-Anteilen in Kapseln und Fläschchen mit natürlichem Fischöl und für Vegetarier mit Algenöl. (Firma: Norsan) PsoriBene-Gel zur Schuppenentfernung bei Psoriasis mit Fettsäuren, Glyzerin, Jojoba- und Olivenöl. (wurde verglichen mit Loyon, Transkript 94) (Firma: InfectoPharm) Sebexol entzündungsvorbeugendes Haarwasser bei Juckreiz und Spannungsgefühl der Kopfhaut aus Meersalz, Natrium und Milchsäure. (Firma: DEVESA Dr. Reingraber)
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Alle zwei Jahre veranstaltet die Deutsche Dermatologische Gesellschaft einen Kongress. Der fand diesmal Ende April 2023 in Berlin statt. DDG-Präsident Prof. Michael Hertl sprach von 4950 Teilnehmenden. Es gab einige Neuigkeiten zur Behandlung der Schuppenflechte. Als roter Faden vieler Vorträge erwies sich das Argument, möglichst frühzeitig zu behandeln, um Schlimmeres zu verhindern. Mit JAK-Hemmern werden sich schon bald viele Hauterkrankungen verbessern lassen, die bisher als schlecht behandelbar galten. Psoriasis wird inzwischen als „Modellerkrankung“ angesehen, deren Erkenntnisse für andere Hautkrankheiten übernommen werden. Für schnelle Leser Neu zugelassenen wurde Sotyktu, eine Tablette vor allem für mittelschwer Betroffene ohne Begleiterkrankungen. Das Präparat erreicht bei deutlich mehr Patienten eine 75%-ige Abheilung als andere Psoriasis-Medikamente, die man schlucken kann. Neu zugelassenen wurde Spevigo für die seltene Generalisierte Pustulöse Psoriasis. Als „orphan drug“ reichte dafür eine Studie mit 53 Probanden. Trotzdem wird schon jetzt der Nutzen höher eingeschätzt, als mögliche Risiken. Neu entwickelt wurde eine „kolloide Tacrolimus-Mikroemulsion“ für die Behandlung der Kopfhaut-Psoriasis. Das Präparat ist eine kortisonfreie Alternative für die äußerliche Behandlung, hat aber nur bei 28,6 % der Studienteilnehmer gut oder sehr gut gewirkt. Es soll Ende 2023 zugelassen werden. Eine schwere Schuppenflechte sollte möglichst frühzeitig mit starken Mitteln behandelt werden. Das könnte ein Psoriasis-Gedächtnis klein halten, mögliche Begleiterkrankungen verhindern und die Lebenserwartung erhöhen. Depressionen und Selbsttötungen unter Psoriatikern würden zurückgehen. Erscheinungsfrei könnten Betroffene ihr Leben völlig anders gestalten. Mit der Janus-Kinase-Hemmung werden zukünftig viele Hauterkrankungen wirkungsvoll behandelt werden können, ob als Tablette oder als Creme. Äußerlich könnten sie kortisonhaltige Präparate ersetzen, wenn sie nicht so teuer wären. Innerlich sind sie vor allem für an der Haut mittelschwer Betroffene und bei Psoriasis Arthritis. Wer mit Psoriasis Arthritis Krafttraining macht, aber die Gelenke schonen muss, hat jetzt eine Alternative: Das Blutflussrestriktions-Training aktiviert Muskeln und regt die Produktion von Myokinen an. Die wirken unter anderem entzündungshemmend. Um präzise festzustellen, ob eine Psoriasis Arthritis vorliegt, müssten Patienten zukünftig nicht mehr lange auf Rheumatologen- oder MRT-Termine warten. Speziell für Dermatologen gibt es jetzt ein kleines Ultraschallgerät. Fragt Eure Hautärztin, ob sie sich an der Studie dazu beteiligen würde. Beim Rundgang sind uns zwei Kosmetika aufgefallen: eine Pflegeserie für sehr trockene Haut mit einem sehr geringen Lipidgehalt und eine Sonnenschutz-Lotion, die nicht nur vor UV schützt, sondern auch vor Blaulicht. Außerdem enthält sie als Sonnenfilter kein Mikroplastik. Ja, der Artikel ist lang! Aber du kannst in der Übersicht die Themen anklicken, die dich interessieren. Die Einzelheiten Neu zugelassen: Sotyktu (Wirkstoff Deucravacitinib) Wir haben schon mehrmals ausführlich über den neuen Wirkstoff berichtet. Die Artikel werden weiter unten angezeigt. Hier eine Kurzübersicht: Sotyktu ist empfehlenswert bei mittelschwerer Psoriasis ohne Begleiterkrankungen. wirkt besser als Methotrexat, Fumaderm, Skilarence oder Otezla, aber nicht so gut wie Biologika. wird als Tablette nur 1x täglich eingenommen. hat keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Sehr häufig treten aber Infektionen der oberen Atemwege auf, v.a.der Nasen- und Rachenschleimhaut (Nasopharyngitis). ist ein „small molecule“, d.h. so klein, dass der Wirkstoff direkt in eine Zelle gelangen kann, um deren Funktion zu manipulieren. hemmt das Enzym Tyrosin-Kinase (TYK2) und verhindert damit, dass ein Entzündungssignal ans Immunsystem weitergeleitet wird. kostet aktuell (Mai 2023) für eine Jahrestherapie 14.600 € (Otezla 17.740 €) wird von Bristol Myers Squibb vertrieben; Jahresgewinn 2022: 6,3 Mrd. US-$ Weitere Informationen im Psoriasis-Netz: Tablette statt Spritze: Kinase-Hemmer gegen Schuppenflechte Neues Medikament gegen Schuppenflechte auf dem Weg zur Zulassung Tabletten-Therapie Sotyktu zur Behandlung der Schuppenflechte zugelassen Neu zugelassen: Spevigo (Wirkstoff Spesolimab) Spevigo ist seit Dezember 2022 „bedingt“ zugelassen. Die Herstellerfirma muss auch noch danach weitere Wirkungsnachweise erbringen. Denn die Zulassung beruht lediglich auf einer Phase-II-Studie mit 53 Probanden; üblich sind drei Phasen mit mehr Betroffenen. Das Medikament wird eingesetzt, um akute Schübe bei der generalisierten pustulösen Psoriasis (GPP) zu behandeln. Es wird nicht als Langzeit-Therapie eingesetzt. Die GPP ist eine entzündliche Hauterkrankung. Sie ist schwer vorhersehbar, tritt schubweise auf und bildet Eiter-Pusteln auf der gesamten Haut. GPP kann starke Schmerzen verursachen. Betroffene müssen ins Krankenhaus, wenn lebensgefährliche Komplikationen drohen wie Herzschwäche, Nierenversagen oder Blutvergiftung. Es ist völlig unklar, wie viel Betroffene es in Deutschland gibt. Während führende Dermatologen von von 500 bis 1.500 Fällen ausgehen, spricht die Herstellerfirma von 5.805 bis 28.529 Erwachsenen mit einer GPP. Aber nur bei schätzungsweise 194 bis 425 von ihnen treten Schübe auf. Trotzdem hat Spevigo in der EU keinen „Orphan-Drug-Status“, für das günstige Ausnahmeregeln gelten würden. In den USA dagegen gilt es als Arzneimittel gegen eine seltene Erkrankung. Spevigo (Wirkstoff Spesolimab) ist ein Biologikum, das IL-36 hemmt (IL-36-Inhibitor). wird einmal gespritzt, um den Schub zu behandeln. hat in der Zulassungsstudie bei 54 % nach einer Woche die sichtbaren Pusteln verschwinden lassen. hat in der Nachfolgestudie neue Schübe bis zu 48 Wochen verhindert. hat als sehr häufige Nebenwirkungen Infektionen. kostet als Einmalgabe inklusive Apothekenleistung rund 24.000 € (Mai 2023) wird von Boehringer Ingelheim vertrieben: Jahresgewinn 2022: 24,1 Mrd. € Weitere Informationen im Psoriasis-Netz: Generalisierte Pustulöse Psoriasis (GPP) im Bericht "Neues und Bewährtes zur Psoriasis im Jahr 2022" Generalisierte Pustulöse Psoriasis (GPP) im Bericht zur Fortbildungswoche 2022 Spesolimab bei Generalisierter Pustulöser Psoriasis, 14.11.22 Neu entwickelt: Sumilor, eine tacrolimushaltige Emulsion - die kortisonfreie Alternative Bis Weihnachten 2023 soll Sumilor, eine tacrolimushaltige Emulsion für die Kopfhaut-Psoriasis (Psoriasis capitis), zugelassen sein. Das verkündigte Prof. Johannes Wohlrab auf einer Veranstaltung des Herstellers. Der Wirkstoff gehört zu den Calcineurin-Inhibitoren. Die werden in der Psoriasis-Behandlungsleitlinie als kortisonfreie Alternative empfohlen für empfindliche Bereiche (Gesicht, Hautfalten, Anal- und Genitalbereich). Da sie aber nur für die Neurodermitis zugelassen sind, müssen sie bisher „off-label“ verschrieben werden. Das wird sich mit dem neuen Präparat ändern. Die Emulsion ist tatsächlich eine Neuheit: Erstmals ist es gelungen ein Mischungsverhältnis von „Öl-in-Wasser“ zu finden, in dem Tacrolimus stabil bleibt. An sich ist es temperatur- und wasser-empfindlich. Damit es überhaupt in die Hautporen einziehen kann, wird es als Tröpfchen in Mikrogröße (Kolloid) untergemischt. Im Normalzustand wäre sein Molekulargewicht zu hoch. Die Emulsion selbst ist flüssig genug („niedrig-viskös“), um gut in haarbesetzte Bereichen einzuziehen. Außerdem löst sie die Hautschuppen ab. Experten sprechen von einer „galenischen Innovation“. Dr. Andreas Pinter berichtete, dass 128 Patienten mit unterschiedlich schwerer Kopf-Psoriasis an der Zulassungsstudie teilnahmen. Sie wurden acht Wochen zweimal täglich behandelt; die eine Hälfte mit 0,1% Tacrolimus, die andere mit einem Placebo. Bei 28,6 Prozent der Probanden verschwand die Psoriasis auf der Kopfhaut völlig oder war nur noch mild ausgeprägt. In der Placebo-Gruppe schafften das 12,7 Prozent. Zum Vergleich: Beim viel verwendete Enstilar-Sprühschaum erreichten in einer klinischen Studie bereits nach vier Wochen 89 Prozent der Probanden diesen Wert; im Behandlungsalltag sind es immerhin noch 54,3%, so die aktuelle CAPITIS-Beobachtungsstudie (Poster 86). Aber diese so genannte „Fixkombination“ enthält das Kortison Betamethason, wenn auch in geringer Menge. Es wird sich zeigen, für welche Fälle die neue kortisonfreie Emulsion dennoch vorzuziehen ist. Offen ist zudem, wie lange der Abheilungseffekt anhält oder ob die Mikroemulsion dauerhaft aufgetragen werden muss. Schlimmeres verhüten – Psoriasis frühzeitig intensiv behandeln Schon 2022 wurde über "Hit hard and early" als neues therapeutisches Konzept diskutiert. Auslöser waren die ersten Ergebnisse der noch nicht abgeschlossenen GUIDE-Studie. Für Professorin Petra Staubach gibt es nur „ein kurzes Zeitfenster“ um zu verhindern, dass eine Psoriasis chronisch wird und sich Begleiterkrankungen entwickeln. Verpasse man das, riskiere man nicht nur problematische gesundheitliche Folgen. Es sei das gesamte Leben, dass durch eine schwere Schuppenflechte beeinträchtig werde. Eine moderate oder schwere Psoriasis sollte frühzeitig mit stark wirkenden Mitteln behandelt werden, weil … … das Immunsystem Zeit benötigt, um für die Entzündungssignale ein „Psoriasis-Gedächtnis“ aufzubauen. Die Gedächtniszellen, die eine Psoriasis anstoßen (CD4+ + CD8+), entwickeln sich erst langsam. Das zeigt sich bei Patienten mit kurzer Krankheitsdauer. Sie reagieren schneller auf eine Therapie und bleiben nach Absetzen des Medikaments länger erscheinungsfrei. Bisher weiß man nur von den IL-23 Blockern (Ilumetri, Stelara, Skyrizi, Tremfya), dass sie die Bildung solcher Zellen beeinflussen. Siehe auch: Entzündungsgedächtnis verhindern. … typische Begleiterkrankungen sich in dem Maße entwickeln, wie die Entzündungen im Körper zunehmen. Frühzeitiges Eingreifen könnte vor allem schwere Herz-/Kreislauferkrankungen verhindern. Dadurch sinkt das Risiko schwer Betroffener, 5-7 Jahre früher zu sterben als der Bevölkerungsdurchschnitt. Bisher weiß man nur von den Biologika, dass sie Komorbiditäten abschwächen oder verhindern können. MTX, so Dr. Sascha Gerdes, bewirkte das jedenfalls nicht. … eine sichtbare Hauterkrankung das gesamte Leben deutlich einschränken kann: Bei Freundschafts-/ Partnersuche, Berufswahl und Hobbys, in der Partnerschaft und bei der Sexualität, wegen Stigmatisierung, Angst, Vereinsamung, Depression und Stress. Die Probleme häufen sich im Laufe der Zeit an (Cumulative Life Course Impairments). Frühzeitiges Eingreifen bietet die Chance, das eigene Leben völlig anders gestalten zu können! … die Krankheit finanziell belastet; die Betroffenen (Pflegemittel, Alternativ-Therapien, Sonnenurlaube, Verdienstausfälle) und die Allgemeinheit (Behandlungskosten, Reha, Krankengeld, Frührente). … die Selbsttötungs- (Suizid-) Rate bei Betroffenen mit Psoriasis höher ist, auch schon bei Kindern mit sichtbaren Hauterkrankungen, wie eine aktuelle Studie zeigt. Den Betroffenen sollte bewusst gemacht werden, was sie möglicherweise verpassen, wenn sie sich nicht angemessen behandeln lassen, so Prof. Staubach. Und sie sollten darüber aufgeklärt werden, dass ihr Immunsystem nicht unterdrückt, sondern nur gezielt umfunktioniert wird. JAK-Hemmer – hochwirksame, teure Kortison-Alternative Janus-Kinase-Hemmer entwickeln sich zur wichtigsten Wirkstoffgruppe in der Dermatologie, so Prof. Kamran Ghoreshi. Damit werde man in naher Zukunft viele Hautkrankheiten behandeln können, bei denen das bisher nur schwer oder überhaupt nicht möglich war. Es gibt sie in Tablettenform und als Creme. Zur Behandlung der Schuppenflechte mit dieser Wirkstoffgruppe ist in der EU bisher nur die Tablette Sotyktu zugelassen. Präparate zur äußerlichen Anwendung werden aktuell in Studien (Phase II) geprüft: Xeljanz (Tofacitinib), Jakavi (Ruxolitinib) und Beprocitinib. Für die innerliche Psoriasis-Therapie laufen Studien mit Beprocitinib und Peficitinib (Smyraf). In den USA werden bereits zwei JAK-Hemmer als Creme angeboten: Zoryve (Roflumilast) und Vtama (Tapinarof). Die wären grundsätzlich eine echte Alternative zu kortisonhaltigen Präparaten. Denn die für Kortisoncremes typischen Einschränkungen und Nebenwirkungen gelten für sie nicht. Ganz nebenwirkungsfrei sind aber diese JAK-Hemmer-Cremes nicht. So können sich die oberen Atemwege infizieren (Nasopharyngitis) oder es kann sich eine Akne entwickeln. Die Cremes sind zwar hochwirksam, aber vor allem hochpreisig. In den USA kostet die 60 g-Tube Zoryve 825 $, Vtama sogar 1.325 $. Das ist auf den ersten Blick extrem teuer! Zum Vergleich: In Deutschland wird für die äußerliche Behandlung als "Goldstandard" die Kombination des Kortisons Betamethason mit Calciopotriol empfohlen: Der Preis für die Wynzora Creme beträgt 74,51 € für 60 g. „Für das gleiche Geld, um einen Patienten mit JAK-Inhibitoren zu behandeln, kann man 100 andere mit kortisonhaltigen Cremes versorgen“, meinte Professor Ghoreshi. Das sieht in den USA anders aus: Denn dort kostet die 60 g Tube der Wynzora-Creme mindestens 1.275 $. Für alle innerlich zu nehmenden JAK-Hemmer gibt es eine offizielle Warnung für Risikogruppen. Die sollten nur damit behandelt werden, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Das wird von einigen Praktikern deutlich kritisiert. Bisher ist aber für die Schuppenflechte noch kein innerlicher JAK-Hemmer zugelassen. Prof. Goreshi wies daraufhin, dass Neurodermitis-Patienten schon länger damit behandelt würden. Es hätte bislang keine Signale für schwerwiegende Nebenwirkungen gegeben. Unabhängig, welches JAK-Hemmer-Präparat man einsetze: Generell sollte in jedem Einzelfall geprüft werden, ob Erkrankungen (v.a. Herz-/Kreislauf, Infektionen) oder Verhalten (z.B. Rauchen) vorliegen, die bekannte Risiken dieser Wirkstoffgruppe verstärken könnten. „Lassen Sie sich von niemanden einreden, TYK-2-Hemmer seien keine JAK-Inhibitoren. Die Tyrosin-Kinase hätte eigentlich JAK 4 heißen müssen; doch dieser Name war schon belegt.", so Prof. Goreshi. Weitere Informationen im Psoriasis-Netz: Janus-Kinase-Hemmer (JAKi) im Bericht "Neues und Bewährtes zur Psoriasis im Jahr 2022" Tablette statt Spritze: Kinase-Hemmer gegen Schuppenflechte JAK-Hemmer im Bericht "Psoriasis arthritis: Neues und Bewährtes 2022" Warnhinweise auf alle JAK-Hemmer erweitert Neues Medikament gegen Schuppenflechte auf dem Weg zur Zulassung Erfahrungen von Menschen mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis: Schau Dich in unserem Forum um. Gelenkschonendes Krafttraining bei Psoriasis Arthritis (PsA) Krafttraining wirkt positiv auf rheumatische Erkrankungen wie der PsA. Trainierte Muskeln produzieren Botenstoffe (Myokine), die unter anderem das Immunsystem stärken. Problem: Das Training an Geräten und mit Gewichten kann die Gelenke übermäßig belasten. Dann musste man es bisher abbrechen. Claus-Jürgen Bauer stellte ein Projekt der Universitätsklinik Bonn vor: Darin wird ein Trainingsprogramm getestet, das in Japan für den Reha-Sport entwickelt wurde. Beim Kaatsu-Blutfluss-Restriktions-Training werden keine Gewichte mehr gestemmt. Stattdessen legt man pneumatische Manschetten an Bein- und Armmuskeln an und pumpt sie auf; kennt man vom Blutdruck-Messen. Dadurch wird der Blutdruck gesenkt, was langfristig die entsprechenden Muskeln vergrößert. Das schont die Gelenke. Trotzdem werden Myokine produziert. Über 12 Wochen wurden 40 Studienteilnehmer beobachtet, die entweder mit der japanischen oder der bei uns üblichen Methode trainierten und einer Gruppe, die überhaupt kein Krafttraining macht. Für die Auswertung wurden umfangreiche Messwerte erhoben („Bioimpedanz-Analyse“) und der Myokine-Spiegel gemessen. Deutlich verbesserte sich bei dem Blutfluss-Restriktions-Training der PsAID-Wert, ein Maßstab für gesundheitsbezogene Lebensqualität bei PsA. Trotz der wenigen Probanden ist Bauer sich jetzt schon sicher, dass diese Trainingsmethode für Menschen mit PsA besser ist, als konventionelles Krafttraining. Aber die Geräte würden um die 1.000 Euro kosten, seien also für den privaten Gebrauch noch sehr teuer. PsA sofort erkennen – fragt Eure Hautärzte, ob sie mitmachen In Hautarztpraxen wird gewöhnlich erst einmal mit einem Fragebogen geprüft, ob eine Psoriasis Arthritis (PsA) vorliegt. Schon auf dem Rheumatologie-Kongress 2022 verwies Dr. Valentin Schäfer darauf, dass Fragebögen wie GEPARD oder CASPAR zu viele falsche PsA-Verdachtsdiagnosen liefern würden. Da eine PsA aber so früh wie möglich behandelt werden muss, sollten Patienten nicht lange auf Rheumatologen- oder MRT-Termine warten müssen. Dr. Schäfer stellte ein portables Ultraschall-Gerät von der Größe eines Rasierers vor, mit dem die Dermatologin eine PsA sofort und genau bestimmen kann. Im Projekt PsoSone wurde gezeigt, wie zuverlässig das Verfahren ist. Die Ergebnisse sollen jetzt bei weiteren Patienten überprüft werden. Dazu sucht das Uniklinikum Bonn noch Dermatologen, die das kleine PsA-Diagnosegerät im Rahmen einer Studie anwenden würden. Fragt doch mal in Eurer Hautpraxis, ob man sich nicht daran die beteiligen will. Es ist doch für alle gut, wenn möglichst schnell Klarheit herrscht. Euer Hautarzt kann sich per E-Mail bei den Projekt-Verantwortlichen melden. Neue Kosmetika Physiogel Pflegeserie Daily Moisture Therapy sehr trockene Haut mit sehr niedrigem Lipidgehalt, gedacht als "Erhaltungstherapie“ in erscheinungsfreien Phasen. Weniger Fett sorgt dafür, dass die benötigte Feuchtigkeit schneller einzieht und die Haut sich nicht fettig anfühlt. Die Menge reicht aus, um einen Schutzfilm zu bilden, damit möglichst wenig der Feuchtigkeit verdunstet. Eau Thermale Avènne Intense Protect LSF 50+ mit Blaulicht-Filter ohne Mikroplastik (Octocrylen). Außer UV-Licht wird zusätzlich Blaulicht gefiltert (bis 450 𝜂m). Der Blauanteil des sichtbaren Lichts kann zellschädigend wirken und die Haut altern lassen. Es gäbe aber, so Dr. Yael Adler, keine Daten, welchen Effekt solche Cremes tatsächlich haben. Octocrylen wird in vielen Kosmetika als Sonnenfilter benutzt. Es schädigt vor allem die Unterwasserwelt der Meere (v.a. Korallenriffe) und ist in einigen Ländern als Kosmetikbestandteil verboten. Mehr zum Thema im Psoriasis-Netz ➔ Übersicht: Hier werden aktuell Studienteilnehmer gesucht ➔ Tipps: Studien – was sie bringen, was du wissen solltest ➔ Lexikon: Fachbegriffe von A bis Z
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