Schuppenflechte und Psoriasis arthritis schränken ohnehin schon im Alltag ein. Kann man damit überhaupt Sport treiben? Welche Sportarten sind möglich?
Sport bei Schuppenflechte
Grundsätzlich: Sport tut gut! Auch Leistungssport ist möglich. Das bewiesen und beweisen Sportlerinnen wie Ariane Hingst im Frauenfußball oder Dara Torres im Schwimmsport. Ein Problem können Verletzungen sein, denn dort können - Stichwort Köbner-Effekt - neue Herde entstehen.
Wie für alle Menschen gilt auch für Psoriasis-Patienten: Sport ist gesund – für Körper und Geist. Wichtig ist dabei die Regelmäßigkeit. Sich drei- bis viermal pro Woche eine halbe Stunde lang zu bewegen ist effektiver als zweimal im Monat für mehrere Stunden. Experten empfehlen Ausdauersportarten wie Wandern, Joggen, Fahrradfahren und / oder Schwimmen.
Moderne, atmungsaktive und vor allem bequeme Sportbekleidung verhindert, dass sich der Schweiß staut und somit einen guten Nährboden für Bakterien und Pilze bietet. Bei Sportarten im Freien muss die Haut zudem vor der Sonne geschützt werden. Neben einer für Psoriatiker geeigneten und wasserfesten Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor schützt dunkle Sportbekleidung besser als helle und Stoffe aus Nylon besser als solche aus Baumwolle.
Außerdem sollte Sport im Freien wegen der Strahlenbelastung um die Mittagszeit stets vor elf oder nach 15 Uhr betrieben werden. Schminke in Verbindung mit Schweiß belastet die Haut zusätzlich, daher lieber vorher abschminken oder zumindest auf hautverträgliche, wasserfeste Kosmetik umsteigen. Die Dusche nach dem Sport ist natürlich Pflicht, sollte aber nicht zu lange dauern, damit die Haut nicht aufquillt. Und für die Hautpflege sind rückfettende Duschgels oder Duschöle und anschließend eine geeignete Körperlotion vorteilhaft.
Herausforderung: das Schwitzen
Dr. Theodor Karamfilov von der Sanitas-Alpenklinik in Inzell und Professor Peter Elsner von der Universitätsklinik Jena wenden sich gegen die landläufige Meinung, dass das Schwitzen bei chronischen Hautkrankheiten vermieden werden sollte. Tests hätten ergeben, dass sich "Leidensdruck und Depressivität, allgemeine emotionale Belastung sowie Einschränkung der Lebensqualität mit Sport deutlich verringerten".
Sie sagen: Gruppensportarten sind ebenso zu empfehlen wie Ausdauersportarten wie Laufen, Schwimmen, Radfahren, Skilanglauf sowie Wanderungen, jeweils im Wechsel zwei- bis dreimal wöchentlich. Wichtig: Eine anschließende "Nachsorge" mit Hautpflegemitteln darf nicht fehlen.
Sport hat für sie nützliche Effekte auf die körperliche Leistungsfähigkeit und die Persönlichkeitsstruktur., Körperwahrnehmung und Körperakzeptanz werden ebenso verbessert wie das Selbstwertgefühl. Nicht zuletzt baue Sport Aggressionen ab.
Erfahrungen von Menschen mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis: Schau Dich in unserem Forum um.
Sport bei Psoriasis arthritis
Weniger Schmerzen, bessere Beweglichkeit – das kann auch bei einer Psoriasis arthritis mit Bewegung und Sport erreicht werden. Das können Funktionstraining, Rehabilitationssport, Physiotherapie und vor allem langsame Sportarten sein. "In den vergangenen Jahren übernahmen jedoch die Krankenkassen seltener die Kosten einer Bewegungstherapie", wissen auch die Experten der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh). Dabei erhöhen Bewegungstherapien und die Rehabilitation nicht nur die Lebensqualität: Sie vermindern auch Arbeitsausfälle, Frühberentung und Folgekosten.
„Sportlich aktive Rheuma-Patienten berichten häufiger über eine bessere Lebensqualität und ein gutes psychisches Wohlbefinden“, ergänzt Professor Wilfried Mau, Sprecher der DGRh-Kommission Rehabilitation und Sozialmedizin.
Dennoch sei ein inaktiver Lebensstil bei Rheuma-Patienten verbreitet. Etwa 40 Prozent der Patienten treiben gar keinen Sport. Zwar bieten Vereine und Selbsthilfegruppen wie die Deutsche Rheuma-Liga Funktionstraining und Rehabilitationssport-Gruppen an. Die Krankenkassen übernehmen aber immer seltener die Kosten einer Bewegungstherapie, so Mau.
„Rheuma-Patienten mit Gelenkschmerzen sind zudem oft verunsichert, wie viel und vor allem welcher Sport geeignet ist“, so der Rheumatologe. Eine Sport- und Physiotherapie, bei der sie sich unter Anleitung bewegen – am besten in Verbindung mit Informationen und Verhaltenstraining im Rahmen der Rehabilitation – bieten ihnen einen guten Einstieg in dauerhafte sportliche Aktivitäten. Es gibt Reha-Zentren, die sich darauf spezialisiert und dadurch Erfahrungen mit vielen Rheuma-Patienten haben.
Die DGRh empfiehlt, das Sportprogramm an die jeweilige Krankheitssituation anzupassen. Tipps von Professor Ekkehard Genth aus Aachen:
- Ist zum Beispiel nur die Hand betroffen, wird empfohlen, Fußball zu spielen, aber möglichst nicht Basketball.
- Sind viele Gelenke entzündet, bietet sich eine Bewegungstherapie in warmem Wasser an.
- Sportarten mit langsamen Bewegungsabläufen – wie Nordic Walking – sind allgemein geeigneter.
- Die Trainingseinheiten sollten häufig und dafür kurz gewählt werden.
Mit Psoriasis arthritis ins Fitnessstudio
Bewegungstherapie ist ein wichtiger Teil bei der Behandlung entzündlichen Rheumas und damit auch der Psoriasis arthritis. Damit sollen, die Funktion von Gelenken, Muskeln und Bändern und damit die Mobilität erhalten bleiben. Spezielle Trainingsprogramme berücksichtigen Belastbarkeit und Funktionsstatus der Patienten. Darüber hinaus wollen aber vor allem junge Betroffene nicht auf ihren Sport im Fitness-Studio verzichten. Doch dort fehlt es laut Uwe Lange von der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim oft an fachlicher Expertise, um den speziellen Anforderungen der Erkrankung gerecht zu werden. Lange ist auch Mitglied der Kommission Rehabilitation und Sozialmedizin der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie. Seine Erfahrungen hat er in der Ausgabe 69/2010 der Zeitschrift für Rheumatologie augeschrieben.
„Wenn Muskeln schmerzen und Gelenke geschwollen sind, meiden Betroffene meist die Bewegung“, so Uwe Lange. Um Finger- und Kniegelenke beweglich zu halten, gehöre Krankengymnastik jedoch unbedingt zur Therapie dazu. Spezielle gelenkschützende Übungsprogramme können Schmerzen und lokale Entzündungen verringern. Patienten können dann alltägliche Tätigkeiten wieder besser durchführen – beispielsweise das Aufschrauben einer Getränkeflasche.
Ob Menschen mit Psoriasis arthritis diese Bewegungsübungen, die auf mehr Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer zielen, auch im Fitness-Studio durchführen können, hängt von der fachlichen Betreuung durch das Personal ab. Vor dem Trainieren sollte zunächst ein gründlicher Check der individuellen Belastbarkeit und Beweglichkeit gemacht werden.
„Nur mit einer gründlichen Analyse kann ein Übungsprogramm aufgestellt werden, das die Gelenke schont und Schmerzen auf ein erträgliches Maß reduziert“, sagt Uwe Lange. Trainer müssten darauf achten, dass die Patienten sich nicht überlasten und eine gute Körperhaltung einnehmen. Zudem gelte es, fehlerhafte Bewegungsmuster auszumerzen. Hilfreich erweisen sich mehrere kleine und wenig anstrengende Übungseinheiten oder das Arbeiten mit leichten Hantelgewichten und höherer Frequenz. Auch tägliche Aufwärm- und Dehnübungen empfiehlt Lange.
Lange befürwortet ein Übungsprogramm im Fitness-Studio grundsätzlich. Dennoch meint er, dass eine intensive und dauerhafte Betreuung dort kaum zu leisten ist: „Wegen der unzureichenden fachlichen Expertise werden die Patienten vor dem Training fast nie untersucht", sagt Lange. "Das Übungsprogramm ist nur selten an ihren Bedürfnisse ausgerichtet und wird auch nicht überwacht oder angepasst, wenn sich der Krankheitszustand ändert.“
Bislang gibt es keine Studie, die den Nutzen von kommerziellem Sport im Fitness-Studio bei Rheumapatienten belegt. Eine Alternative sind Kurse an Rehakliniken, bei den Selbsthilfegruppen der Deutschen Rheuma-Liga und in ambulanten Praxen mit „rheumatologisch“ geschulten Personal, in denen Menschen mit Rheuma Bewegungsübungen durchführen oder für zu Hause erlernen können.
Für Lange ist es auch unrealistisch, dass Patienten selbst auf die gerechte Durchführung der Übungen im Sport-Studio achten.
Tipps zum Weiterlesen
Wie man zu Sport auf Rezept kommt
(Apotheken-Umschau, 03.04.2023)
In diesem Artikel wird beschrieben, was Rehasport ist und wie man ihn verschrieben bekommt. Gerade für Menschen mit Psoriasis arthritis ist das ein guter Weg, um mobiler zu werden oder mobil zu bleiben.
Wie man sich motiviert, wenn man so gar keine Lust auf Bewegung hat
(Deutsche Rheuma-Liga e.V., 13.02.2022)
Mehr Sport machen – das ist wohl einer der beliebtesten Vorsätze überhaupt. Zu oft gewinnt der innere Schweinehund. Wie kann man sich also selbst überlisten? Ein Interview mit einer Sportwissenschaftlerin.
Bewegung und Sport bei rheumatoider Arthritis
(iqwig, 6.5.2020)
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Medizin (IQWIG) informiert über Rheuma im Allgemeinen und mögliche Sportarten im Besonderen.
Sport und Rheuma – geht das überhaupt?
(rheuma-online, 10.02.2011)
Quellen:
- Arbeitsgemeinschaft ästhetischer Dermatologie und Kosmetologie
- "Sport und Bewegung" bei AbbVie Care
- Ärzte-Zeitung, 13.03.2002
- Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V., 18. Juni 2010
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