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Graf Duckulas Blog

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Get Merry Christmas Mr. Promelkow


Graf Duckula

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getmerry.jpg

Draußen war es schon dunkel. Promelkow legte die Mitte seiner Finger erneut flach auf den Bleistift, dann zog er seine Hand langsam nach hinten. Tack tack tack tack tack. Dieser Tätigkeit widmete sich Promelkow nun schon seit geraumer Zeit. Er sah interessiert zu, wie sich der Bleistift unter seinen Fingern drehte. Tack tack tack tack tack.

Ein lautes Räuspern brachte ihn aus dem Konzept. Promelkow schaute auf und erschrak. Eine große, dicke Frau stand direkt vor seinem Schreibtisch und betrachtete missbilligend sein Tun. Alles an ihr schien irgendwie mürrisch zu sein. Besonders der Ausdruck ihres Gesichts zeigte wenig Freundlichkeit. Promelkow war sofort eingeschüchtert.

"Sie hätten anklopfen sollen", protestierte er halbherzig. "An der Türe steht: Bitte anklopfen! Aber setzten sie sich doch erst einmal." Er deutete mit der linken Hand auf einen abgewetzten Stuhl.

Die Frau schien nicht gewillt sich zu setzten. Sie betrachtete argwöhnisch das leere Büro: Der Stuhl, ein billiges Regal an der Wand und ein einzelner Schreibtisch, hinter dem ein kleiner Mann saß, der zudem mit einem Bleistift spielte, erschien ihr wenig vertrauenerweckend.

"Sie sind eine Agentur für Weihnachtsmänner?" fragte die Frau harsch.

"Nun, genauer gesagt vertrete ich eine Künstleragentur - aber ja, um diese Jahreszeit vermitteln wir hauptsächlich Weihnachtsmänner. Das ist schon richtig." Promelkow zog einen Block zu sich heran. "Mal sehen, sie suchen also einen Weihnachtsmann. Es ist gut, dass sie zu mir gekommen sind. Ich habe tatsächlich noch ein gewisses Kontingent frei." Promelkow lächelte. "Wissen sie, der frühe Wintereinbruch dieses Jahr belebt das Geschäft. Wenn es schneit, vermitteln wir sehr viele Weihnachtsmänner. Für wann soll es denn sein?"

Auf einmal wirkte die Frau eher unsicher. Sie errötete sogar leicht: "Nun, für immer. - Hoffe ich!"

"Hm", machte Promelkow. "Was ich meinte war: Wann soll denn der Weihnachtsmann zu ihnen kommen? Welcher Tag und welche Uhrzeit."

Die Frau senkte leicht den Kopf und steckte sich einen Finger in den Mund. Dabei scharrte sie mit dem rechten Fuß über den verschmutzten Teppichboden. Promelkow fand dieses Verhalten weitaus bedrohlicher als ihr rigides Benehmen zuvor.

"Ach wissen sie", nuschelte die Frau. "Wenn sie einen netten gleich da hätten, würde ich ihn sofort mitnehmen."

Promelkow warf einen kurzen, hilfesuchenden Blick aufs Telefon. Irgendetwas lief hier falsch. "Für wen ist denn dieser Weihnachtsmann?" fragte er vorsichtig. "Für ihre Kinder?"

"Ich habe keine Kinder", sagte die Frau unwirsch. "Glauben sie ich würde einen Weihnachtsmann brauchen, wenn ich Kinder hätte? Außerdem möchte ich keine Kinder! Ich habe genug mit den Kindern anderer Leute zu tun. Können sie mir jetzt einen Weihnachtsmann besorgen, oder nicht?"

Promelkow zuckte mit der Schulter. "Aber wozu brauchen sie denn einen Weihnachtsmann?" fragte er. Dann erhellte sich sein Blick. "Ach, für ihre Enkel..."

"Natürlich nicht! Woher soll ich Enkel haben wenn ich noch nicht einmal Kinder habe? - Sagen sie, sind sie überhaupt qualifiziert?" Die Frau war jetzt zu ihrer ursprünglichen Gereiztheit zurückgekehrt. "Ich will den Weihnachtsmann natürlich für mich selbst. Er soll mir bei der Arbeit helfen." Abermals senkte sich ihr Blick. "Außerdem bin ich ein wenig einsam", fügte sie zwar leise aber dennoch trotzig hinzu.

Promelkow stand langsam hinter seinem Schreibtisch auf. "Hm", machte er und breitete seine Arme aus. "Ich fürchte..."

"Das dachte ich mir", sagte die Frau und ging zum Fenster. Sie öffnete einen Flügel, der offenbar nur angelehnt gewesen war. Promelkow sah mit wachsendem Entsetztem wie die Frau Anstalten machte die Fensterbank zu erklimmen.

"Um Himmels willen", rief er. "Wir sind hier im sechsten Stock. Ich bin sicher, es wird sich schon eine Lösung finden." Promelkow eilte hinter dem Tisch hervor und hielt die Frau am Ärmel fest. Dabei fiel sein Blick nach draußen. Völlig verdattert ließ er den Ärmel wieder los und torkelte einen Schritt nach hinten. "Aber..." stammelte er. “Das - das ist unmöglich!"

Die Frau sprang geschickt in den Schlitten, der draußen in der Luft geparkt war. Sie nahm eine Peitsche aus dem Halter und knallte damit einmal in die Luft. Dann flogen die Rentiere los.

10 Comments


Recommended Comments

Antje

Posted

Wow, hast du das gemalt?

Graf Duckula

Posted

Aber nein – ich schreibe nur. Das Bild ist von Frau Duckula – also von der Gräfin ;-)

Antje

Posted

Es gefällt mir wirklich gut. Auch die Geschichte natürlich. ;)

Malt deine Frau hobbymäßig oder beruflich? Ich bin wirklich beeindruckt ... Ihr seid ein außergewöhnliches Paar.

Liebe Grüße

Antje

Graf Duckula

Posted

Hallo Antje :-)

Danke!

Beruflich malt meine Frau nicht. Die Illustration ist entstanden, weil diese Geschichte einmal in einem kleinen Büchlein erschienen ist. Es gibt noch zwei weitere Promelkow Weihnachtsgeschichten. Eine davon hat ebenfalls ein Bild. Diese Geschichten kommen noch.

Viele Grüße

Graf Duckula

malgucken

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Wieder gut geschrieben. ...und natürlich eine tolle Illustration! :daumenhoch:

Diese Geschichten kommen noch.

Darauf bin ich schon gespannt! :)

Liebe Grüße - die eifrige Mitleserin Kati :D

Matjes

Posted

Schöne Geschichte, gefällt mir sehr gut.

Der letzte Absatz hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.rolleyes.gif

Graf Duckula

Posted

Hallo malgucken :-)

Hallo Matjes :-)

Vielen Danke!

Viele Grüße

Graf Duckula

cherrymaus

Posted

Super Geschichte. Gefällt mir sehr gut. Ich lese solch kleine Weihnachtsgeschichten sehr gern. Da kann ja die 5. Jahreszeit beginnen...

Freu mich auf die Fortsetzung.

Liebe Grüße von cherrymaus

susanne1972

Posted

....und ich hoffe, es kommen noch sehr viele Geschichten von Mr. Promelkow....nicht nur Weihnachtsgeschichten :) wieder supertoll geschrieben, auch ich lese immer mit Spannung, und schmunzel dann am Ende... ;) schöne Grüße auch an "die Grafin"...echt klasse!!!! :daumenhoch:

Graf Duckula

Posted

Hallo cherrymaus :-)

Hallo susanne1972 :-)

Vielen Dank!

Zumindest 2 Weihnachtsgeschichten kommen noch. Ein paar andere Promelkowgeschichten ebenso.

Im Moment arbeite ich aber an etwas völlig merkwürdigem was ich – ganz der Selbstdarsteller, der ich nun mal bin - gedenke hier zu platzieren.

Vor einigen Jahren habe ich mal ein Lied geschrieben, das zwar heute nicht mehr so sehr aktuell ist, aber dennoch… Nur habe ich keinen eigenen Webspace mehr, wo ich das mp3 File ablegen könnte. Bilder und Videos hingegen kann man ja problemlos unterbringen. Also arbeite ich zurzeit an einem Trickfilm über und mit besagtem Lied. Möglicherweise bin ich ja doch wahnsinnig ;-)

Viele Grüße

Graf Duckula

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      Interessant für mich, denn der Nachfolger von Taltz....Bimzelx, kommt hier ja nicht so gut weg was die NW betrifft. Noch allerdings muss ich nichts ändern.
    • Arno Nühm
      @Kongote Ich schreibe hier eigentlich nicht mehr, weil ich hier nicht die Möglichkeit habe, trotz ihrer eindeutigen Relevanz meine Arbeit vergütet zu bekommen. (Keine Zählpixel in meinen Beiträgen und da die Seite bereits Zählpixel verwendet, kann ich meine Beiträge nicht für die Sonderausschüttung METIS anmelden.) Jetzt sind wir bei der vollen Erhaltungsdosis von Bimzelx angekommen.  Die Symptomatik hat sich verändert. Die Probleme mit dem Brustkorb, der Brustwirbelsäule, dem D
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    • Kongote
      Moin, ich lese hier gerade duch Zufall deinen Beitrag und traue meinen Augen kaum. Ich nehme seit ca. 9 Monaten Bimzelx und seit ca. 8 Monaten habe ich exat die von dir aufgeführten Sympthome/Nebenwirkungen.  Ich zweifelte schon an meinem Verstand mit den Brustschmerzen, Daumenschmerzen und diese drückende Schmerz im Brustkorb. Dazu kommt noch eine unglaublich erschlagende Müdigkeit sobald ich mich nicht bewege. Ich halte es keine 10 Minuten durch ohne einzuschlafen. Und von diese
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