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Unterwegs in Smrdáky

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2. Tag: Vom Beobachter zum Patienten


Rolf

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blog-0208268001410690116.jpgDie Matratze, auf der ich in meinem großen Zimmer geschlafen habe, war gerade richtig: nicht zu weich und nicht zu hart. Und eine Ruhe in der Nacht! Smrdaky liegt eben auf dem Lande. Rundherum sind üppige Felder mit blühenden Sonnenblumen, Mais, Hafer und Weizen. Alles auf sanften Hügeln. Etwas für Leute, die dem Trubel entfliehen wollen.

Der Morgen war eine Überraschung: Nachdem es gestern Abend sehr ruhig war, liefen jetzt viele Patienten umher, einige Marktstände mit Souverniers und Kleidung waren aufgebaut, ein Kiosk hatte geöffnet (einzige deutschsprachige Zeitung die österreichische BILD-Zeitung, der KURIER) und es gibt einen Mini-Market(slowakisch "Potraviny" ). Das Frühstück war völlig in Ordnung: Wurst, Käse, Grünzeug, englisches Breakfast + Müsli - nicht übertrieben aufwendig. Der Kaffee schmeckte so wie vermutlich schon vor 25 Jahren - scheußlich.

Elena Pinkavová ist die Deutsch sprechende, charmante "Kundenberaterin". Sie würde lieber "Patienten" betreuen, aber der Titel ist vom Management so vorgegeben. Sie hat mich vormittags herumgeführt und einigen Leuten vorgestellt. Es gibt zwei Gebäude, in denen behandelt wird: Eines für die Balneo-Therapie, das bedeutet, es wird mit natürlichen Heilquellen gearbeitet. Das andere für die Bestrahlungen und die orthopädischen Anwendungen (im Erdgeschoss des Hotel Central). Die Patienten baden in schwefelhaltigem Wasser. Das wird nicht abgespült, sondern soll bis zu acht Stunden einwirken. Solange dringt es noch in Haut und Gelenke ein. Hinterher wird mit verschiedensten UV- Spektren bestrahlt. Kinder werden ab 3 Jahren mit Balneotherapie behandelt, d.h. nur mit schwefligem Wasser. Ab 5 Jahre können sie sogar ohne Begleitung hierher kommen, weil es eine Betreuung gibt. Bestrahlt werden sie aber nicht, wie ich es in der ersten Version des Berichts berichtet hatte. Für die Gelenke gibt es verschiedenste Arten von Packungen in schwefelhaltiger Heilerde (Schlamm) oder Bäder mit Schwefel oder Parafin. Massagen, orthopädische (Interferenz-) Stromgeräte und eine Magnetfeld-Matte sollen die Muskeln stärken.

Das Quellwasser in Smrdaky enthält 34 % Mineralstoffe, davon 6,8 % Schwefelwasserstoff. Der deutschsprachige Chefarzt, Dr. Jàn Liday hat in einem wissenschaftlichen Artikel beschrieben, dass Schwefelwasserstoff direkt durch die Haut in den Organismus eindringt, Entzündungen und das Immunsystem beeinflusst, die Durchblutung fördert, den Juckreiz mindert, die Schmerzempfindlichkeit der Gelenke und des Bewegungssystems lindert und anti-mikrobiell wirkt, das heißt das Wachstum von Hautzellen verringert. Genaue Statistiken dagegen werden nicht genannt!

Noch ist nicht alles neu renoviert. Bei der Balneo-Therapie liegt noch der bekannte Ostblock-PVC Fußboden aus, die Sitzbänke würden in jeden DDR-Nostalgie-Film passen und auch den Fliesen sieht man an, dass sie schon viele Jahre auf dem Buckel haben. Aber es ist alles sauber, es gibt genügend freundliches Personal und einige vom Personal sprechen Deutsch. Um alles perfekt zu machen, fehlt aber noch das Geld.

Eigentlich wollte ich Dr. Liday nur interviewen. Da ich aber nun zur "Schnupper-Kur" (Schwefel stinkt!) eingeladen war, sollte ich auf jeden Fall wie ein normaler Patient mit drei Anwendungen pro Tag beschäftigt werden.Da meine Haut zur Zeit nicht behandelt werden muss, werden jetzt eben die Gelenke "geschmiert".

Das Areal mit den drei Hotels und dem Kurpark ist völlig auf die Patienten ausgerichtet. In Deutschland dürfte sich die Anlage als "Fachklinik" bezeichnen. Auf den ersten Blick ist viel medizinisches Personal da. Es gibt einen nächtlichen Bereitschaftsdienst des Arztes. Das haben sicherlich nicht viele deutsche Reha-Kliniken! Die weitaus meisten Patienten sind Slowaken. Die hiesiege Krankenkasse zahlt den Haut-Patienten vier Wochen. Bewegungsapparat-Patienten erhalten nur drei Wochen und müssen die Unterkunft und das Essen selbst bezahlen. Die meisten Einheimischen können sich aber die Hotels nicht leisten. Deshalb gibt es in einem etwas heruntergekommenen Gebäudekomplex können billige und extrem einfach ausgestattete Zimmer mit gemeinschaftlichen Sanitäranlagen. Direkt neben dem "ersten Haus am Platze".

Vor dem Abendessen bin ich eine Stunde an herrlichen Felder vorbei gelaufen. Heute Abend ist Tanzen mit Orchester und allem Drum und Dran angesagt. Ich habe nur feste Wanderschuhe mit. Was heißt "Verzeihung" auf Slowakisch?

3 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Gast Bluemchen28

Geschrieben

Hallo Rolf,

da ich ja auch einmal in einer Klinik für Rheumatologie und Orthopädie gearbeitete habe, interessiert mich einiges sehr. Können die Patienten auch ambulant dort behandelt werden? Was hast Du bekommen? Ein Bad oder eine Packung? Warst Du hinterher geschafft?

Dir noch viel Spass und interessante Eindrücke!

Blümchen28

Gast Bluemchen28

Geschrieben

Hallo Rolf,

was mich noch interessiert. Wenn die Patienten Schlammpackungen bekommen, liegen sie dann direkt im Schlamm und müssen hinterher duschen? Oder wird der Schlamm mit Folie abgedeckt?

Bin schon auf Deinen Bericht gespannt.

Liebe Grüsse

Blümchen28

Rolf

Geschrieben

Hallo Blúmchen28

Der heísse Schlamm wird direkt auf die Gelenke aufgetragen und zwar dort, wo es in der Patientenakte angegeben ist. Dann wird man in ein Handtuch eingewickelt und eine warme Decke kommt noch darúber. Dann muss man 20 Minuten still liegen. Danach muss man sich das abduschen und kommt n die Wanne mit Schwefelwasserstoff.

Natúrlich kann man alle Anwendungen einzeln buchen, also auch ambulant. Es ist aber teurer, weil die Hotels fúr Unterkunft + Anwendung Rabatt gewähren.

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