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Psoriasis vs. Depression


prometheus

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Hallo Forum,

ich bin neu hier. Ich hatte als Kind Psoriasis, inzwischen nur noch alle paar Jahre in ganz leichter Form. Außerden habe ich öfter mal leichte Gelenkschmerzen, die nie von Ärzten erklärt werden konnten, aber eine Psoriasis Arthritis wäre ja möglich. Das eigentliche Problem in meinem Leben sind meine Depressionen, u.a. mit starker Erschöpfung und Konzentrationsstörungen. Ich kann deswegen nicht mehr arbeiten und auch soziale Kontakte sind sehr eingeschränkt.

Seltsamerweise habe ich gar keinen Grund depressiv zu sein, in meinem Leben lief alles super, auch eine Psychotherapie hat keine größeres Thema zu Tage gebracht das als Auslöser für die Depression in Betracht kommt. Daher bin ich zur Zeit am recherchieren, ob ich meine Depression nicht eine körperliche Ursache hat. Dabei bin ich darauf gestoßen, daß Depression bei Psoriasis-Patienten deutlich häufiger sind als in der übrigen Bevölkerung.

Als Erklärung dafür bin ich auf zwei Theorien gestoßen:

1) Die Belastung der Krankheit kann Depressionen auslösen (reaktive Depression)

2) ein bestimmtes Eiweiß (TNF-alpha) löst die Depression aus (endogene Depression)

Wenn die ersten Theorie stimmen würde, müßte man sich fragen warum speziell Psoriasis die Tendenz hat depressiv zu machen und nicht alle schweren Krankheiten (Herzprobleme, Krebs usw.)

Wenn ihr auch mit Depression zu kämpfen habt, wie sind eure Erfahrungen - geht es euch vor allem schlecht wenn die Schuppenflechte sich verschlimmert (klingt trivial, ist es aber nicht unbedingt)? Falls ihr die Psoriasis heilen konntet - wurde dann auch die Depression besser?

Erfahrungen austauschen über das Leben mit Schuppenflechte und Psoriasis arthritis

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Posted (edited)

Zur Frage, warum speziell Psoriasis die Tendenz hat, depressiv zu machen, würde ich zwei Dinge vermuten:

1.) In der heutigen westlichen Gesellschaft nimmt das Aussehen einen immer höheren Stellenwert ein. Jedes noch so schöne Model wird zigmal photogeshoppt, bevor es auf irgendeiner Titelseite erscheinen darf, jedes Körperhärchen wird sorgsam entfernt, Schönheits-OPs boomen, schon kleine Mädchen werden magersüchtig usw. usf. Dies erzeugt gerade auf einen Menschen mit einer Hautkrankheit einen großen Druck, den gesellschaftlichen Ansprüchen an körperliche Perfektion nicht genügen zu können.

2.) Andere Menschen bringen der Krankheit Psoriasis bzw. dem Betroffenen oft nur wenig Verständnis entgegen und reduzieren die Krankheit auf ein kosmetisches Problem. Es ist aber nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern eine schwere chronische Krankheit (und wieso eigentlich "nur" ein kosmetisches Problem? Selbst wenn es das wäre - siehe 1. ...). Da werden Notwendigkeit von Arbeitsunfähigkeiten, Kuren etc. hinterfragt, der Betroffene muss sich ständig rechtfertigen "nun stell dich nicht so an wegen der paar Flecken". Anderen Krankheiten wird viel mehr Verständnis entgegengebracht. "Krebs" zB. ist so ein Zauberwort, das Dir Tür und Tor zu den Herzen der Menschen öffnet. Ich habe papillären Schilddrüsenkrebs - der "am wenigsten schlimme" Krebs, der mir einfällt. Er ist ausgesprochen gut zu behandeln, die Therapie hat kaum Nebenwirkungen und die Prognose ausgezeichnet (rein statistisch habe ich durch den Krebs eine höhere Lebenserwartung als andere Frauen in meinem Alter). Aber ich muss nur sagen "ich habe Krebs", und Du solltest mal sehen, was die Leute mir für ein Mitgefühl entgegenbringen. Das fehlt bei der Schuppenflechte weitgehend.

P.S.: Spannendes Thema übrigens!

Edited by Filinchen
Posted

Hallo,

da muss ich doch ein wenig widersprechen. Dass TNF-Alpha die Ursache der endogenen Depressionen ist, kann man so nicht behaupten. Es gibt allenfalls Hypothese, dass dieser Faktor mit dazu beiträgt.

Dass die Psoriasis aber auch andere Krankheiten eine Belastung darstellen und somit auch Depressionen hervorrufen oder begünstigen können, ist somit nahe liegend. Auch andere Erkrankungen machen Menschen depressiv.

Dass es manchmal schwierig ist die Ursache einer psychischen Störung zu erkennen, heißt nicht immer, dass es keine Ursachen dafür gibt. Nur sie sind dann schwer zu erkennen.

Bei endogenen Depressionen denkt man heute insbesondere an Störungen im Stoffwechsel der Neurotransmitter. Darauf sind auch die antidepressiven Medikamente ausgerichtet. Endogen heißt dem Wort nach "von innen entstehend", aber von "endogen" wird oft auch gesprochen, wenn man die Ursachen noch nicht genügend kennt, aber vermutet, dass sie "von innen" und nicht durch äußere Einwirkungen entstehen. Auch endogen Depressive haben nicht selten die Vorstellung, dass sie depressiv sind, weil sie einen schweren Fehler gemacht haben. Das muss dann auch nicht immer stimmen.

Die Krankheitsverarbeitung ist oft ein Problem. Es geht ja um die Frage, wie richte ich mir mein Leben ein. Lasse ich es zu, dass die Krankheit und deren Folgen sich in allen Lebensbereichen auswirkt oder suche ich nach Wegen, mir das Leben positiv zu gestalten. Ich möchte hier gar nicht behaupten, dass das leicht ist.

Ich selbst würde mich trotz Psoriasis nicht als depressiv bezeichnen. Schon der Umstand, dass ich einen leichten Verlauf habe, macht es mir einfach damit fertig zu werden.

Das ist jedenfalls meine Ansicht. Ich hoffe hiermit die Diskussion voranzubringen.

Grüße und Gute Nacht (die Augen fallen mir gleich zu!)

Kuno

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Wenn ihr auch mit Depression zu kämpfen habt,

Eine ausgewachsene Depression hatte ich nicht. Eher "nur" eine depressive Verstimmung. ;)

wie sind eure Erfahrungen - geht es euch vor allem schlecht wenn die Schuppenflechte sich verschlimmert (klingt trivial, ist es aber nicht unbedingt)?

Definitiv.

Falls ihr die Psoriasis heilen konntet - wurde dann auch die Depression besser?

Ja! (Ich nehme an, du meinst Erscheinungsfreiheit oder minderen Befall.)

Allerdings denke ich, dass es sicherlich genug User gibt, die viel weniger unter ihrem Äußeren leiden. Es kann sein, dass meine Erfahrungen so sind, weil ich mich beruflich nicht mit meiner Haut verstecken kann.

Posted

Hallo,

ob man nun Depressionen bei Psoriasis bekommt oder nicht, die Frage stellt sich wohl bei allen ( schweren) Krankheiten.Es ist eine ganz individuelle Sache wie jeder Mensch mit seiner Psoriasis umgeht und wie weit sie dessen Leben beeinflußt.

Es gibt Menschen die kriegen schon ne Krise weil sie drei Flecken am Knie haben und ein anderer, dessen halber Körper befallen ist, steckt es viel besser weg und dreht nicht gleich ab.

Ich glaube auch ohne Psoriasis gibt es eben Menschen die von Grund auf etwas labiler bzw. dünnhäutiger sind als andere Menschen. Wenn bei dieses Menschen nun noch die Psoriasis " zuschlägt" trifft es diese doppelt.

Depressionen gibt es in alles Lebensbereichen bzw. bei vielen Krankheiten.

"""Wenn die ersten Theorie stimmen würde, müßte man sich fragen warum speziell Psoriasis die Tendenz hat depressiv zu machen und nicht alle schweren Krankheiten (Herzprobleme, Krebs usw.)""""

Diese Feststellung ist schichtweg falsch für mich.In welcher Studie steht das Psoriasis-Erkrankte eher zu Depressionen neigen???

lg Mone

Posted

Zur Frage, warum speziell Psoriasis die Tendenz hat, depressiv zu machen, würde ich zwei Dinge vermuten:

1.) In der heutigen westlichen Gesellschaft nimmt das Aussehen einen immer höheren Stellenwert ein. Jedes noch so schöne Model wird zigmal photogeshoppt, bevor es auf irgendeiner Titelseite erscheinen darf, jedes Körperhärchen wird sorgsam entfernt, Schönheits-OPs boomen, schon kleine Mädchen werden magersüchtig usw. usf. Dies erzeugt gerade auf einen Menschen mit einer Hautkrankheit einen großen Druck, den gesellschaftlichen Ansprüchen an körperliche Perfektion nicht genügen zu können.

2.) Andere Menschen bringen der Krankheit Psoriasis bzw. dem Betroffenen oft nur wenig Verständnis entgegen und reduzieren die Krankheit auf ein kosmetisches Problem. Es ist aber nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern eine schwere chronische Krankheit (und wieso eigentlich "nur" ein kosmetisches Problem? Selbst wenn es das wäre - siehe 1. ...). Da werden Notwendigkeit von Arbeitsunfähigkeiten, Kuren etc. hinterfragt, der Betroffene muss sich ständig rechtfertigen "nun stell dich nicht so an wegen der paar Flecken". Anderen Krankheiten wird viel mehr Verständnis entgegengebracht. "Krebs" zB. ist so ein Zauberwort, das Dir Tür und Tor zu den Herzen der Menschen öffnet. Ich habe papillären Schilddrüsenkrebs - der "am wenigsten schlimme" Krebs, der mir einfällt. Er ist ausgesprochen gut zu behandeln, die Therapie hat kaum Nebenwirkungen und die Prognose ausgezeichnet (rein statistisch habe ich durch den Krebs eine höhere Lebenserwartung als andere Frauen in meinem Alter). Aber ich muss nur sagen "ich habe Krebs", und Du solltest mal sehen, was die Leute mir für ein Mitgefühl entgegenbringen. Das fehlt bei der Schuppenflechte weitgehend.

P.S.: Spannendes Thema übrigens!

Ich denke, du triffst den Nagel auf den Kopf.

Posted

Danke, Frank. Man macht sich viel zu wenig Gedanken darüber, was die Haut eigentlich ist: ein sehr wichtiges - ja, unser größtes - Organ, mit einer Vielzahl von Aufgaben. Schönes Aussehen gehört möglicherweise auch zu diesen Aufgaben, aber sicher nicht zu den wichtigsten. Aber nur dieser Aspekt der Haut wird vom Großteil der Gesellschaft - begünstigt durch die heutige Medienstruktur - gewürdigt.

Im Jahr 2007 gab es mal eine Hautkampagne der Berufsgenossenschaften, die mit zwei, wie ich finde, ganz tollen Plakaten beworben wurde: "Sie atmet. Sie fühlt. Sie schützt. Deine Haut: Die wichtigsten 2m² Deines Lebens." Eins dieser Plakate haben wir in unserem Badezimmer hängen, weil ich es so wichtig finde, immer daran zu denken, was Haut alles kann und tut. Auch Schuppenflechtehaut. Mittlerweile sieht die Dame auf unserem Plakat schon ein wenig mitgenommen aus (der Wasserdampf vom Duschen und mehrere Umzüge haben ihre Spuren hinterlassen), aber ich finde sie immer noch wunderschön und würde sie nie wegwerfen!

Posted

@ alle: Danke für Euer Feedback :)

Hallo Mone, z.B. http://www.psoriasis-netz.de/themen/psyche/psoriasis-und-depressionen.html

Gib mal bei Google 'Psoriasis Depression' ein, da wirst du auf mehrere Studien stoßen.

Hallo,

ok ich habe mir den Link angeschaut,dazu wäre nun meine Frage : Wie hoch ist denn der Prozentsatz bei Neurodermitis - Erkrankten ? Oder ähnlichen Erkrankungen?

Ich schätze ähnlich.

Ehrlich gesagt nerven mich solche Studien, weil sie einfach sinnlos sind. Das es bei unserer " tollen" Gesellschaft nicht gerade einfach ist mit einem " Makel" zu leben bzw. akzeptiert zu werden, reicht ohnehin schon, da braucht kein Mensch noch solche Studien so nach dem Motto : Der hat´s auf der Haut und am Kopp auch noch" ( sorry für den Ausdruck).

Wie Filinchen schon schrieb, die meisten Psoriasis-Erkrankten werden oft mit dem Druck von " außen" nicht fertig bzw. fühlen sich benachteiligt oder ausgegrenzt.

Das geht aber Menschen die z.B. im Rollstuhl sitzen oder Verbrennungsopfer sind, nicht anders.Fragt sich wer besser dran ist und wer wirklich Grund hätte depressiv zu werden.... ( mit Absicht provokant gefragt ohne jemanden angreifen zu wollen)

lg Mone

Posted

Der Unterschied ist mE. wirklich der Grad an Verständnis der demjenigen entgegengebracht wird, und da unterscheiden sich die verschiedenen Krankheiten doch erheblich. Rollstuhl ist eigentlich ein ganz gutes Beispiel - einem Menschen, der im Rollstuhl sitzt, wird unheimlich viel Verständnis für sein schweres Los entgegengebracht. So viel, dass das Ganze geradezu ins Gegenteil umschlägt. Jemand, der seine Beine nicht benutzen kann, ist nicht (notwendigerweise) krank und in seiner übrigen Leistungsfähigkeit eingeschränkt - schon gar nicht seiner geistigen. Leider denken viele das. Es wird von weiten Teilen der Bevölkerung als geradezu gottgegeben hingenommen, dass ein Rollstuhlfahrer auf Kosten der Allgemeinheit zuhause sitzt oder gar - noch schlimmer! - zusammen mit Menschen mit Down-Syndrom bei der Lebenshilfe Kartons faltet, denn "er ist ja behindert". Einem Rollstuhlfahrer stehen bei weitem nicht die beruflichen Möglichkeiten offen, die seinen Fähigkeiten und Neigungen entsprechen, und das liegt nicht nur an fehlenden Rollirampen und Behindertenklos, sondern vorwiegend daran, dass er von der Gesellschaft als "krank" abgestempelt wird.

Ganz unerträglich finde ich z.B., wenn in der Bildzeitung öffentlich darüber spekuliert wird, ob Wolfgang Schäuble seinen Aufgaben noch gewachsen ist. Das könnte man sich bei so manch anderem Kabinettsmitglied ebenso fragen, nur haben die eben keine sichtbare körperliche Einschränkung als Aufhänger, können aber genauso gesundheitliche Probleme haben, wie Wolfgang Schäuble sie hat. Ich finde das sehr diskriminierend, genau wie bei Angela Merkel ständig übers Aussehen gesprochen wird, über ihre neue Frisur und von wem sie sich beim Makeup beraten lässt. Ich finde beides diskriminierend.

Beim Menschen mit Schuppenflechte ist es genau andersherum: Er ist chronisch krank, und zwar ziemlich schwer (Erkrankungen des Immunsystems sind immer schwer, egal wie stark sie sich in dem Moment äußern). Er wird aber nicht als solcher wahrgenommen. Ich könnte nicht sagen, was besser oder schlechter ist: gesund zu sein und als krank wahrgenommen oder krank zu sein und als gesund wahrgenommen zu werden. Auf jeden Fall ist es anders, und aus dieser Andersartigkeit könnte auch ein anderer Grad der Anfälligkeit für z.B. Depressionen herrühren.

Posted
Ehrlich gesagt nerven mich solche Studien, weil sie einfach sinnlos sind. Das es bei unserer " tollen" Gesellschaft nicht gerade einfach ist mit einem " Makel" zu leben bzw. akzeptiert zu werden, reicht ohnehin schon, da braucht kein Mensch noch solche Studien so nach dem Motto : Der hat´s auf der Haut und am Kopp auch noch" ( sorry für den Ausdruck).

Also, dass jemand eine Studie macht um eine Gruppe von Erkrankten zu stigmatisieren statt ihr helfen zu wollen halte ich für sehr unwahrscheinlich. Ich denke je mehr Forschung zu Psoriasis betrieben wird, um so eher die wird eine effektive Therapie oder Heilung möglich sein.

Wie Filinchen schon schrieb, die meisten Psoriasis-Erkrankten werden oft mit dem Druck von " außen" nicht fertig bzw. fühlen sich benachteiligt oder ausgegrenzt. Das geht aber Menschen die z.B. im Rollstuhl sitzen oder Verbrennungsopfer sind, nicht anders.Fragt sich wer besser dran ist und wer wirklich Grund hätte depressiv zu werden.... ( mit Absicht provokant gefragt ohne jemanden angreifen zu wollen)

Weiß ich nicht. Bleiben wir mal beim Rollstuhl. Im Netz kann ich dazu nichts finden aber ich habe mal gehört, dass die meisten Menschen, die nach einem Unfall im Rollstuhl landen, sich an die Situation gewöhnen und nach einem halben Jahr genauso glücklich bzw. unglücklich sind wie vorher.

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