Hast Du vor kurzem die Diagnose Psoriasis bekommen? Oder die Schuppenflechte noch nicht lange? Was Du jetzt wissen solltest.
Für die einen ist die Diagnose Psoriasis erst einmal ein Schock – anderen stehen viele Fragezeichen auf der Stirn.
Wir sind Betroffene mit viel Erfahrung und können sagen: Es ist normal, Angst oder Unsicherheit zu verspüren. Viele Betroffene haben ähnliche Gefühle erlebt. Aber ein Schock ist unnötig. Die Fragezeichen, die sind normal.
Das Wichtigste zuerst: Psoriasis ist behandelbar. Nicht heilbar, aber eben behandelbar.
Um es ganz klar zu sagen:
- Psoriasis ist nicht ansteckend.
- Du bist an Deiner Psoriasis nicht schuld.
- Psoriasis ist keine Charaktereigenschaft. Dein Selbstwertgefühl sollte nicht von der Erkrankung abhängig sein.
- Du kannst viel dafür tun, dass die Schuppenflechte nicht Dein Leben bestimmt – von konsequenter Hautpflege über eine vernünftige Ernährung bis zu Entspannung und Therapien.
Was ist Psoriasis?
Psoriasis, auch Schuppenflechte genannt, ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der Haut.
Das eigene Immunsystem reagiert bei Psoriasis fälschlicherweise, als müsse es eine Verletzung oder Infektion bekämpfen. Dendritische Zellen schütten Alarmstoffe aus, worauf bestimmte T-Zellen (Th17-Zellen) weitere Entzündungsbotenstoffe freisetzen. Diese treiben die Hautzellen zu einer übermäßigen Teilung an – neue Zellen entstehen alle drei bis fünf Tage statt in knapp vier Wochen.
Die Psoriasis gehört zu den häufigsten Hautkrankheiten weltweit. Typisch sind gerötete, scharf begrenzte Hautstellen, die sich mit silbrigen Schuppen bedecken. Häufig treten sie an Ellbogen, Knien, der Kopfhaut oder im unteren Rücken auf. Psoriasis ist nicht ansteckend, hat aber eine genetische Komponente: Wer eine Veranlagung dazu hat, kann durch Auslöser wie Stress, Infektionen oder bestimmte Medikamente einen Krankheitsschub erleben.
Heute weiß man, dass Psoriasis mehr als nur eine Hautkrankheit ist. Sie gilt als sogenannte systemische Erkrankung, die sich auch auf andere Körperbereiche auswirken kann. Manche Betroffene entwickeln zusätzlich Gelenkentzündungen (Psoriasis arthritis), andere leiden unter Begleiterkrankungen.
Worum sollte ich mich jetzt kümmern?
1️⃣ Um Deine Hautpflege
Eine konsequente Hautpflege sollte ab sofort jeden Tag dazugehören. Sie ist die Grundlage der Behandlung. Gemeint ist die Hautpflege des ganzen Körpers, nicht nur die der Psoriasis-Stellen.
Suche Dir dazu Hautpflege-Produkte, die Dir zusagen. Aus unserer Sicht sind parfümfreie Produkte mit einer überschaubaren Anzahl von Inhaltsstoffen eine gute Wahl. Für die Psoriasis-Stellen sollten es "reichhaltigere" Produkte sein als für den Rest des Körpers. Sprich: Du brauchst eine Lotion für den Körper und eine Creme für die Schuppenflechte-Areale. Die medizinischen Hautpflege-Linien der Drogeriemärkte, also deren Hausmarken, sind ein guter Anfang für die Suche und das Ausprobieren.
Konkret: Geh in einen (Online-)Drogeriemarkt Deiner Wahl und suche nach "med Ultra sensitiv". Du wirst so sehr oft Produkte finden, die für Menschen mit empfindlicher Haut geeignet sind und wenig reizen. Damit kannst Du kaum etwas falsch machen.
Bewährte Inhaltsstoffe für die Pflege der Psoriasis-Stellen sind zum Beispiel Aloe vera, Sheabutter oder Urea.
2️⃣ Um Deine Ernährung
Eine Psoriasis-Diät gibt es nicht. Wir können Dir nicht sagen, welche Lebensmittel Du weg lassen sollst und alles ist gut. Aber es gibt Lebensmittel, mit denen mehr Leute mit Psoriasis Probleme haben. Das sind
- scharfe Gewürze wie Pfeffer oder Chili
- Alkohol
- Gluten (in einigen Fällen)
- Gesättigte Fettsäuren, wie sie in Fleisch und Milchprodukten vorkommen
- Arachidonsäure, die in tierischen Fetten vorkommt
Wenn Du nach konkreten Anleitungen oder Rezepten suchst, ist "antientzündliche Ernährung" ein guter Suchbegriff für den Anfang.
👉 Viel mehr zu dem Thema findest Du in unserer Übersicht: Psoriasis und Ernährung.
3️⃣ Vielleicht ums Abnehmen
Studien zeigen, dass Übergewicht die Entzündungsneigung bei Psoriasis erhöht und das Ansprechen auf die Therapie verschlechtert. Gewichtsabnahme kann sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken.
4️⃣ Um Therapiemöglichkeiten
Die Behandlungsmöglichkeiten richten sich danach, wie stark Deine Psoriasis ist und wie sehr sie Dich einschränkt.
Die meisten Betroffenen probieren erst einmal diverse Hausmittel und frei verkäufliche Shampoos, Salben und Cremes aus. Will nichts davon mehr helfen, ist ein Termin beim Hautarzt aus unserer Sicht unumgänglich.
Hast Du eine leichte Erkrankung, wird Dir der Arzt Cremes, Salben, Gelen oder einem Schaum verordnen. Für manchen mit einer mittelschweren Psoriasis reichen diese Möglichkeiten auch noch aus. Aber zu lange solltest Du das weder ertragen noch experimentieren. Ab einer mittelschweren Erkrankung nämlich wird die Schuppenflechte heutzutage mit Tabletten oder einer Spritzen-Therapie behandelt. Mach Dir Gedanken, ob Du dazu bereit bist.
Irgendwo dazwischen gibt es nach wie vor die Lichttherapie und Reha-Maßnahmen. In drastischen Fällen, wenn die Psoriasis quasi explodiert, ist der Gang in eine Akutklinik nötig und möglich.
Hier erklären wir die einzelnen Therapie-Schritte.
5️⃣ Um Stress-Quellen
Stress lässt sich nicht komplett vermeiden. Häufiger, heftiger, wiederkehrender Stress aber kann eine Psoriasis am Leben erhalten. Deshalb: Schau mal, welche Stress-Quellen es in Deinem Leben so gibt. Wenn sich davon welche mindern lassen, nimm das in Angriff.
6️⃣ Ggf. um Hilfe von einem Psychologen
Psoriasis kann einem das Leben vermiesen. Wenn Du selbst keinen Weg heraus findest, suche Dir psychologische Hilfe. Hier haben wir aufgeschrieben, wie das geht.
7️⃣ Um Austausch mit anderen Betroffenen
Du bist nicht allein. Andere Betroffene triffst Du zum Beispiel in in unserere Online-Community. Du könntest dich dort gleich vorstellen und deine drängendsten Fragen loswerden.
Wenn du Leute zum Reden in deiner Nähe suchst, sind die Selbsthilfegruppen vom Deutschen Psoriasis-Bund e.V. eine mögliche Anlaufstelle.
Ein kleines Lexikon
Verstehe, was dein Arzt sagt
- Plaque: Psoriasis-Stelle(n) an deinem Körper, also die roten, trockenen, vielleicht auch rissigen Stellen
- Schub: Phase der akuten Entzündung; es gibt bei vielen Betroffenen Zeiten, in denen die Haut stark betroffen ist, und Zeiten, in denen sich das Hautbild deutlich bessert.
- topische Therapie: Behandlung von außen auf die Haut, also Cremes, Salben, Schaum oder so etwas
- Systemische Therapie: Behandlung von innen, mit Tabletten, Spritzen oder Infusionen. Wird eingesetzt, wenn eine reine topische Therapie nicht ausreicht.
- Biologikum: Biotechnologisch hergestelltes Eiweißmedikament, das gezielt in das Immunsystem eingreift und Entzündungen hemmt. Meist als Spritze verabreicht.
- Trigger: Auslösende Faktoren für Krankheitsschübe, z. B. Stress, Infektionen, Rauchen, Alkohol oder bestimmte Medikamente
- PASI (Abkürzung für Psoriasis Area and Severity Index): Ein Maß, das den Schweregrad der Psoriasis anhand von Hautrötung, Schuppung, Verdickung und befallener Fläche misst.
- Koebner-Phänomen: Hauterscheinungen, die sich an Stellen von Verletzungen oder Druckstellen entwickeln.
Viel mehr Begriffe erklären wir in unserem Lexikon.
So, genug der Worte – schließlich soll das hier "nur" eine erste Handreichung für Psoriasis-Anfänger sein.
Frag uns aus, frag viele andere im Forum und such Deinen Weg. Es gibt ihn, da sind wir sicher.

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