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    Rolf Blaga

    Unruhige Beine – eine Begleiterkrankung der Psoriasis arthritis?

    Menschen mit Psoriasis arthritis (PsA) leiden auffällig oft am Symptom der unruhigen Beine. Das ergab eine Auswertung von Studien, die im Mai 2023 veröffentlicht wurde. Andere Untersuchungen dagegen widersprechen dieser Aussage!

    Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) gilt nicht als typische Begleiterkrankung der PsA. Es wird weder in internationalen Studien erwähnt noch in der Auswertung der Daten von Krankenkassenversicherten.

    Wer typische Symptome bei sich feststellt – ob mit oder ohne PsA – sollte abklären, ob es sich um ein „Syndroms der unruhigen Beine“ handelt und sich behandeln lassen. RLS kann sich zu einer schweren Erkrankung entwickeln.

    Nervenleiden bei PsA-Betroffenen?

    Für eine  Übersichtsstudie wurden medizinische Datenbanken nach Veröffentlichungen durchsucht, die darüber berichten, wie häufig RLS bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen vorkommt. Aus 273 Datensätzen wurden 17 geeignete Studien mit 2406 Rheumapatienten ermittelt. Das berichtete der Berliner Tagesspiegel.

    Restless Legs hatten Betroffene durchschnittlich

    • 26,6 Prozent bei Rheumatischer Arthritis
    • 32,5 Prozent bei systemischem Lupus erythematodes
    • 38,1 Prozent bei Fibromyalgie
    • 30,8 Prozent bei Spondylitis ankylosans (z.B. Morbus Bechterew)
    • 69 Prozent bei Psoriasis Arthritis

    Bisher wurde das Restless-Legs-Syndrom nicht als typische Begleiterkrankung (Komorbidität) der Psoriasis Arthritis gesehen. Doch schon 2018 wies eine entsprechende Studie darauf hin. Damals wurden jeweils 50 PsA-und Psoriasis-Patienten sowie eine Kontrollgruppe nach RLS untersucht.

    Der Anteil der Erkrankten mit Restless Legs betrug in dieser Studie aus 2018

    • 64 Prozent bei PsA-Betroffenen
    • 20 Prozent bei Psoriasis-Betroffenen
    • 14 Prozent in der Kontrollgruppe

    Die Zahl der mittelschweren und schweren RLS-Fälle war in der PsA-Gruppe mehr als doppelt so hoch wie in der Psoriasis-Gruppe.

    Das Restless Legs Syndrom

    Symptome

    Man kann die Beine (manchmal die Arme) nicht mehr stillhalten, sondern muss sie zwanghaft bewegen. Diese Unruhe

    1. beginnt oder verschlechtert sich bei körperlicher Ruhe, z.B. im Sitzen oder Liegen.
    2. tritt meist abends bzw. nachts auf oder verschlimmert sich dann.
    3. wird meist begleitet oder ausgelöst durch Unruhe, Kribbeln oder „Ameisen, die durch die Haut laufen“.
    4. bessert sich meist durch Bewegung wie Laufen, Gehen oder Strecken.
    5. ist nicht erklärbar durch andere Symptome, wie z.B. Muskelschmerz, venöse Stauung, Beinödeme, Arthritis, Beinkrämpfe.

    Alle fünf Punkte müssen zutreffen bzw. zu Beginn des RLS vorhanden gewesen sein!

    Folgen

    • Tagsüber ist man dann oft müde, matt und unkonzentriert.
    • erfüllt Leistungen und Pflichten schlecht oder gar nicht.
    • gefährdet im Extremfall sich und andere, weil man unkonzentriert ist.
    • Langfristig riskieren RSL-Betroffene Angsterkrankungen und Depressionen.

    Ursachen

    Die genauen Ursachen des RLS sind bisher noch unbekannt. Klar ist jedoch, dass

    • in 40 bis 92 Prozent der Fälle die Erkrankung vererbt wurde, wenn Betroffene sie vor dem 45. Lebensjahr bekommen haben.
    • Eisenmangel im zentralen Nervensystem besteht, z.B. bei Dialyse- oder ADHS-Patienten.
    • die Verarbeitung des Nervenbotenstoff Dopamin im Gehirn gestört ist, so dass es zu RLS-Signalen kommt.
    • Sauerstoffmangel (Hypoxie) ein RLS verursachen kann. Menschen in Bergregionen haben ein höheres Risiko als die im Flachland.
    • Medikamente wie Antidepressiva, Neuroleptika, Antihistaminika und das Magenmittel Metoclopramid ein RLS auslösen können.

    Behandlung

    Das RLS-Syndrom wird mit „Hausmitteln“ und Medikamenten behandelt – je nach Schweregrad und Wirkung. Hinweise finden sich in diesen Artikeln bzw. Unterlagen

    Begleiterkrankungen der Psoriasis Arthritis

    Zahlreiche Untersuchungen haben ermittelt, welche Erkrankungen mit der PsA verbunden sind; die Mediziner sprechen von „Komorbiditäten“. In keiner der uns bekannten taucht das RLS als Begleiterkrankung auf.

    So gab es keinen einzigen Fall in einer Studienauswertung (Meta-Analyse) von 2021. Überprüft wurden 39 Studien mit 158.797 PsA-Patienten.

    Als Begleiterkrankung hatten PsA-Betroffene durchschnittlich

    • 34,2 Prozent Hypertonie (Bluthochdruck)
    • 28,8 Prozent Erkrankungen des Metabolischen Syndroms
    • 27,4 Prozent Fettleibigkeit
    • 24,2 Prozent Hyperlipidämie, z.B. erhöhter Cholesterinspiegel
    • 19,4 Prozent Herz-/Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt und Arteriosklerose (Verkalkung der Blutgefäße)
    • 12,9 Prozent Diabetes mellitus
    • 12,3 Prozent Lungenerkrankungen
    • 11,9 Prozent Depressionen
    • 10,5 Prozent Schilddrüsen-Erkrankungen

    Auch eine Auswertung der Daten deutscher Krankenversicherter wiesen nicht darauf hin, dass PsA-Betroffene auffällig oft an unruhigen Beinen (RLS) leiden würden. 2010 wurden die Daten von 2,3 Mio. DAK-Versicherten, 2019 die von 13,1 Mio. TK-Versicherten nach Begleiterkrankungen der PsA durchgesehen.

    Im Verhältnis zu Personen ohne Gelenkschuppenflechte hatten Betroffene mit Psoriasis Arthritis

    • dreimal häufiger Uveitis (chronische Augenentzündung)
    • mehr als doppelt so häufig
      • Vitiligo
      • Erkrankungen des Metabolisches Syndroms
      • Schlafapnoe
      • nicht-alkoholische Fettleber
      • chronischer Juckreiz (Pruritus)
      • Haarausfall
      • Erkrankung der Herzkranzgefäße (Arteriosklerose)
      • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
      • Grauer Star (Katarakt)
      • Fettleibigkeit (Adipositas)
      • Lymphom

    Quelle: GKV-Analyse 2021, Hagenström K, Petersen J, Augustin M., Haut-Update Spezial, Real-World-Daten Psoriasis, 01.09.2021, UK Hamburg + IVDP + Hautnetz Hamburg

    Kommentar

    Für uns Patienten ist es vor allem wichtig, körperliche Symptome einschätzen zu können. Muss ich das der behandelnden Ärztin schildern? Welcher Ärztin berichte ich davon? Das Restless Legs Syndrom kann sich zu einem schweren Leiden entwickeln, wenn es nicht behandelt wird. Wenn Ihr also RLS-Symptome bei Euch feststellt, lasst die abklären. Am besten vom Hausarzt, der Euch an eine Neurologin überweisen sollte. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich bin selbst davon betroffen, wenn auch nicht schwer.

    Die Frage, ob eine PsA ein Restless Legs Syndrom auslösen kann, ist für uns Betroffene eher zweitrangig. Die Autoren der aktuellen Übersichtsstudie vermuten, dass bei einer chronischen Entzündungskrankheit wie Rheuma oder PsA massiv Botenstoffe ausgeschüttet werden, die sich auf den Schlaf auswirken. Schließlich litten 90 Prozent der Rheuma-Erkrankten an Schlafstörungen. Diese Entzündungsstoffe könnten dann direkt den Dopamin-Stoffwechsel beeinflussen.

    Nur ganz wenige Studien haben bisher einen Zusammenhang zwischen Psoriasis Arthritis bzw. Psoriasis mit dem Restless Legs Syndrom festgestellt. Bei allen diesen Studien war die Teilnehmerzahl verhältnismäßig klein. Nur wenige Personen mit PsA reichten dann aus, um einen hohen Prozentanteil zu erreichen. In Studien mit weitaus größeren Untersuchungsgruppen taucht das Syndrom der unruhigen Beine bei Menschen mit Psoriasis Arthritis nicht mehr auf bzw. war statistisch nicht auffällig.


    Über den Autoren

    Rolf Blaga hat sich mehr als 28 Jahre lang in der Patienten-Selbsthilfe für Menschen mit Schuppenflechte engagiert. Als Autor fürs Psoriasis-Netz besucht er regelmäßig medizinische Veranstaltungen. Er ist Vorsitzender der AG Medizin und Gesundheit bei Transparency Deutschland.

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    Jamie Waynick / Unsplash

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    Recommended Comments

    Hallo zusammen, 

    ich leide  seit 1989 an Psoriasis seit ca. 15 Jahre an PsA und 2018 wurde dann bei mir das Resstless Legs Syndrom festgestellt. Ich war bei einer neuen Neurologin. Durch die Einnahme von Popinirol und ein anderes Parkinson Medikament und dadurch Verbesserung der Symptome, diagnostiziert. 

    Die erste Psychiaterin und Neurologin hat es immer auf meine Psyche geschoben und Depressionen. Nach Einnahmen von verschiedenen Antidepressiva, wird es meiner Erachten bei Einahme von Antidepressiva noch intensiver. 

    Am schlimmsten finde ich die damit verbundenen Schlafstörungen und neben Entzündungsschüben die tägliche Erschöpfung. 

    Ich bin in der Sport und Bewegungsbranche tätig, und Qigong Lehrerin  was mir bei den Schmerzen der PsA hilft aber leider dann auch noch zu mehr unruhige Beine und zusätzliche Schmerzen verursacht. Wenn ich Zuviel mache. 

    Mein größter Wunsch ist es mal endlich wieder gut zu schlafen, und nicht durch die Tages Erschöpfung wieder mehr an Gesellschaftlicher Teilhabe zu erreichen. Auch die Teilhabe am Arbeitsleben ist deutlich eingeschränkt. 

    Soooo das war meins dazu, 

    Vielleicht gibt es hier Betroffene die mir Tipps geben können. 

    Viele Grüße 

    Anke 

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