Fragst du dich, ob das Glas Wein am Abend oder das Bier mit Freunden deiner Schuppenflechte schadet? Die kurze Antwort von Dermatologen und Ernährungsexperten ist ein klares: Ja. Alkohol ist einer der bekanntesten Trigger für Psoriasis-Schübe und kann den Verlauf deiner Erkrankung negativ beeinflussen.
In diesem Artikel erfährst du, was genau Alkohol in deinem Körper bewirkt, warum er die Wirkung deiner Medikamente beeinträchtigen kann und wie du mit einem bewussten Umgang deine Hautgesundheit deutlich verbessern kannst.
Wie Alkohol deine Schuppenflechte anfeuert
Stell dir dein Immunsystem bei einer Psoriasis wie eine überempfindliche Alarmanlage vor. Es reagiert auf harmlose Reize mit einer starken Entzündungsreaktion, die zu den typischen Hautveränderungen führt. Alkohol gießt hier zusätzlich Öl ins Feuer – und das auf mehreren Wegen:
1. Er fördert Entzündungen im ganzen Körper
Alkohol wird in der Leber abgebaut. Dabei entstehen Stoffe, die im Körper Stress verursachen und Entzündungen fördern. Er regt die Produktion von entzündungsfördernden Botenstoffen (Zytokinen) wie dem TNF-alpha an. Diese Botenstoffe sind genau die Zielscheibe vieler moderner Psoriasis-Medikamente. Trinkst du Alkohol, arbeitest du also direkt gegen deine Therapie und heizt die Entzündung, die deine Haut schädigt, weiter an.
2. Er schwächt deine Hautbarriere
Alkohol entzieht dem Körper Wasser. Das merkst du vielleicht am nächsten Morgen an deinem Durst. Auch deine Haut trocknet von innen aus. Eine trockene Haut ist aber eine geschwächte Haut. Ihre natürliche Schutzbarriere wird durchlässiger, was sie anfälliger für Reizungen, Juckreiz und neue Psoriasis-Schübe macht.
3. Er belastet deine Leber – das zentrale Entgiftungsorgan
Deine Leber ist nicht nur für den Abbau von Alkohol zuständig, sondern auch für die Verarbeitung von Medikamenten und den Abbau von Entzündungsstoffen. Bei regelmäßigem Alkoholkonsum ist sie überlastet. Das kann dazu führen, dass Entzündungsprozesse im Körper schlechter kontrolliert werden und sich deine Haut verschlechtert.
Alkohol und Psoriasis-Medikamente
Dieser Punkt ist besonders wichtig. Wenn du Medikamente gegen deine Schuppenflechte einnimmst, kann Alkohol deren Wirkung stark beeinträchtigen oder sogar zu gefährlichen Nebenwirkungen führen.
- Methotrexat (MTX): Dies ist die kritischste Kombination. Sowohl MTX als auch Alkohol werden über die Leber abgebaut. Die gemeinsame Einnahme erhöht das Risiko für schwere Leberschäden massiv. Wenn du MTX nimmst, solltest du unbedingt auf Alkohol verzichten. Sprich hierzu mit deinem Arzt.
- Biologika (TNF-alpha-, IL-17-, IL-23-Blocker): Alkohol fördert, wie oben beschrieben, die Produktion von Entzündungsbotenstoffen. Biologika sind dafür gemacht, genau diese Botenstoffe zu blockieren. Wenn du Alkohol trinkst, zwingst du dein Medikament quasi zu "Mehrarbeit" und schwächst seine Wirksamkeit.
- Andere systemische Therapien (z.B. Acitretin, Ciclosporin): Auch bei diesen Medikamenten ist die Leber stark gefordert. Alkohol als zusätzlicher Stressfaktor kann die Verträglichkeit herabsetzen und das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen.
Fazit: Alkohol kann die Wirksamkeit deiner Therapie zunichtemachen. Der beste Effekt einer Behandlung stellt sich fast immer in Kombination mit einem gesunden Lebensstil ein – und dazu gehört der Verzicht auf Alkohol.
Neben den Risiken gibt es bei dem Wirkstoff Apremilast (Handelsname Otezla) eine spannende Beobachtung, die in die entgegengesetzte Richtung weist. Studien deuten darauf hin, dass die Einnahme von Apremilast bei manchen Menschen das Verlangen nach Alkohol reduzieren kann.
Bier, Wein oder Schnaps – gibt es einen Unterschied?
Ältere Studien haben insbesondere Bier bei Frauen als Risikofaktor für die Entstehung einer Psoriasis identifiziert. Als möglicher Grund wurde die Gerste (und damit Gluten) vermutet.
Heute geht man davon aus, dass die Menge des reinen Alkohols entscheidend ist, weniger die Art des Getränks. Allerdings haben verschiedene Getränke unterschiedliche Begleitstoffe, die ebenfalls Probleme machen können:
- Bier: Enthält oft Gluten aus Gerste, was bei manchen Betroffenen Schübe auslösen kann.
- Wein: Enthält oft viel Histamin und Zucker, was ebenfalls Entzündungen fördern und Juckreiz verstärken kann.
- Schnaps & Cocktails: Harter Alkohol ist eine hohe Belastung für die Leber. Cocktails enthalten zudem oft sehr viel Zucker, der sich ebenfalls negativ auf Entzündungsprozesse auswirkt.
Es gibt also kein "gutes" alkoholisches Getränk bei Psoriasis. Jede Form von Alkohol stellt eine Belastung dar.
Der Test: Was passiert, wenn du auf Alkohol verzichtest?
Die beste Methode, um herauszufinden, wie stark Alkohol deine Haut beeinflusst, ist ein Selbstversuch.
Die 30-Tage-Challenge: Verzichte für einen Monat konsequent auf jeglichen Alkohol. Beobachte in dieser Zeit deine Haut und dein allgemeines Wohlbefinden. Viele Betroffene berichten von:
- Weniger Juckreiz
- Einem Rückgang der Rötungen
- Einem besseren Ansprechen der Therapie
- Besserem Schlaf und mehr Energie
Dieser Versuch kann sehr motivierend sein, weil du die positiven Effekte direkt an dir selbst erlebst.
Eine Erfahrung aus der Community
Ich bin seit ca. 6 bis 7 Jahre vollkommen schuppenfrei. Darüber bin ich sehr froh und nach 50 Jahren erleichtert. Angefangen hat es vor ca. zehn Jahren, dass ich mit Alkohol strikt aufgehört habe. Von einen Professor erhielt ich einmal darüber den Hinweis. Denn beides kommt und geht über die Leber. Über diesen Erfolg bin ich sehr stolz und vorallen glücklich. Es ist zu empfehlen und hart durchzustehen.
Erich, Berlin
Quellen:
- "Tumour necrosis factor (TNF) alpha converting enzyme and soluble TNF-a. receptor type 1 in psoriasis patients in relation to the chronic alcohol consumption" in: Journal of the European Academy of Dermatology and Venerology 2008, Onlineversion
- "Haut und Alkohol" in: Deutsches Ärzteblatt, 41/2002
- "Alcohol Intake and Risk of Incident Psoriasis in US Women" in: Archives of Dermatology, 12/2010
- Informationen von der 19. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie, Juli 2004
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(NDR – Ratgeber Gesundheit, 28.01.2022)
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(desired, 21.06.2019)
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