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  • Claudia Liebram
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    Claudia Liebram

    Chronisch krank: Sag ich's meinem Chef – oder lieber nicht?

    Wer an Psoriasis oder Psoriasis arthritis leidet, kennt das: Die Krankheit ist ein ständiger Begleiter, auch im Berufsleben. Mal sind die Beschwerden kaum zu spüren, mal machen sie den Alltag richtig schwer. Da stellt sich früher oder später die Frage: Soll ich im Job sagen, dass ich chronisch krank bin? Oder behalte ich das lieber für mich?

    Diese Entscheidung ist alles andere als leicht. Viele Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie Psoriasis oder Psoriasis arthritis machen sich Sorgen, ob sie Nachteile haben, wenn sie offen über ihre Krankheit sprechen. Andere hoffen, dass sie durch Offenheit mehr Verständnis und Unterstützung bekommen. Klar ist: Es gibt keine einfache Antwort, die für alle passt.

    Gerade im Arbeitsleben kann die Frage, wie offen man mit der eigenen Krankheit umgeht, besonders wichtig werden. Wer zum Beispiel wegen Schmerzen öfter fehlt oder bestimmte Aufgaben nicht machen kann, muss oft erklären, warum das so ist. Gleichzeitig will man aber nicht als „schwierig“ gelten oder gar benachteiligt werden.

    Die schwierige Entscheidung: Offenlegen oder nicht?

    Viele Menschen mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis erleben im Berufsleben besondere Herausforderungen. Die Haut ist vielleicht sichtbar betroffen, die Gelenke schmerzen oder die Konzentration leidet an manchen Tagen. Das kann den Arbeitsalltag ganz schön durcheinanderbringen. Doch nicht immer sieht das Umfeld, wie sehr die Krankheit belastet.

    Die Frage, ob man die eigene Erkrankung im Job offenlegt, stellt sich oft in bestimmten Situationen. Zum Beispiel, wenn die Beschwerden stärker werden und die Arbeit darunter leidet. Vielleicht gibt es mehr Fehltage, oder bestimmte Aufgaben werden schwieriger. Manchmal sind es auch Veränderungen im Team oder bei den Aufgaben, die die Frage aufwerfen: Sage ich jetzt etwas oder nicht?

    Jede chronische Erkrankung wirkt sich anders auf das Berufsleben aus. Bei manchen Menschen ist die Krankheit von außen sichtbar, bei anderen nicht. Manche haben immer wieder Schübe, andere kämpfen fast täglich mit Einschränkungen. Es gibt also keine Regel, die für alle passt.

    Auch das Arbeitsumfeld spielt eine große Rolle. In einem offenen, unterstützenden Team fällt es oft leichter, über die eigene Situation zu sprechen. Gibt es dagegen wenig Verständnis oder sogar Vorurteile, ist die Angst vor Nachteilen größer. Viele Betroffene fragen sich: Was passiert, wenn ich etwas sage? Bekomme ich dann Unterstützung – oder werde ich vielleicht sogar benachteiligt?

    Die Entscheidung, ob man im Job über die eigene Krankheit spricht, ist deshalb sehr persönlich. Sie hängt von vielen Faktoren ab: Wie stark bin ich betroffen? Wie ist mein Verhältnis zu den Kolleginnen und Kollegen? Wie offen ist mein Chef? Und wie wichtig ist es mir, ehrlich zu sein oder meine Privatsphäre zu schützen?

    Eins ist sicher: Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“. Jeder muss für sich selbst abwägen, was sich gut und sicher anfühlt. Unterstützung bietet dabei zum Beispiel der Selbsttest „Sag ich’s?“, den wir im weiteren Verlauf noch genauer vorstellen.

    Chancen und Risiken: Was spricht für, was gegen das Offenlegen?

    Die Entscheidung, ob man im Job über eine chronische Erkrankung wie Psoriasis oder Psoriasis arthritis spricht, hat immer zwei Seiten. In der folgenden Tabelle findest du die wichtigsten Chancen und Risiken auf einen Blick:

    Vorteile und Chancen Nachteile und Risiken
    Mehr Verständnis von Kolleginnen und Kollegen Angst vor Benachteiligung oder Diskriminierung
    Möglichkeit, Unterstützung oder Anpassungen zu bekommen Sorge, dass man als „schwierig“ gilt
    Offenheit kann das Arbeitsklima verbessern Risiko, dass vertrauliche Infos weitergegeben werden
    Weniger Energie für Verstecken und Ausreden Mögliche Nachteile bei Beförderungen oder Aufgaben
    Weniger Stress durch Offenheit Unsicherheit, ob die Offenheit wirklich hilft
    Zugang zu rechtlichen Schutzmaßnahmen Unsicherheit, wie das Team oder die Chefin reagiert
    Recht auf bestimmte Hilfen, z.B. bei Schwerbehinderung Gefahr von Mobbing oder Ausgrenzung
    Besseres Gefühl, ehrlich zu sein Angst, dass die Krankheit „das Thema“ wird
    Möglichkeit, gemeinsam Lösungen zu finden Sorge, dass die Krankheit als Schwäche gesehen wird
    Unterstützung durch betriebliche Stellen Befürchtung, dass sich das Verhältnis zu Kollegen verändert

    Jede dieser Chancen und Risiken kann für dich mehr oder weniger wichtig sein. Es kommt immer auf deine persönliche Situation, dein Team und deine eigenen Wünsche an. Die Tabelle kann dir helfen, die verschiedenen Seiten abzuwägen und deine Entscheidung bewusster zu treffen.

    Was sagt das Gesetz?

    Wenn du eine chronische Erkrankung wie Psoriasis oder Psoriasis arthritis hast, fragst du dich vielleicht: Muss ich das meinem Arbeitgeber überhaupt sagen? Die Antwort ist meistens: Nein, du musst nicht. Deine Gesundheit ist grundsätzlich Privatsache. Es gibt aber einige Ausnahmen und wichtige Rechte, die du kennen solltest.

    In Deutschland schützt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) Menschen mit chronischen Erkrankungen vor Benachteiligung am Arbeitsplatz. Das heißt: Niemand darf dich wegen deiner Krankheit schlechter behandeln, sei es beim Gehalt, bei Beförderungen oder bei den Arbeitsbedingungen. Arbeitgeber müssen sogar Beschwerdestellen einrichten, an die du dich wenden kannst, wenn du dich diskriminiert fühlst.

    Eine Ausnahme gibt es, wenn deine Erkrankung eine Gefahr für dich selbst oder andere darstellen könnte. Zum Beispiel darf jemand mit bestimmten Einschränkungen nicht als Busfahrer oder in anderen sicherheitsrelevanten Berufen arbeiten. In solchen Fällen musst du die Erkrankung offenlegen, damit niemand gefährdet wird.

    Wenn du eine anerkannte Schwerbehinderung hast, stehen dir besondere Rechte zu. Dazu gehört zum Beispiel, dass du einen besonderen Kündigungsschutz hast und Anspruch auf bestimmte Hilfen oder Anpassungen am Arbeitsplatz. Auch hier gilt: Du entscheidest selbst, ob du deine Schwerbehinderung offenlegst. Nur wenn du die Vorteile nutzen möchtest, musst du deinen Arbeitgeber informieren.

    Wichtig zu wissen: Wenn du dich entscheidest, über deine Krankheit zu sprechen, darf dein Arbeitgeber diese Information nicht einfach weitergeben. Deine Daten sind geschützt. Und falls du Diskriminierung erlebst, kannst du dich beraten lassen und rechtlich dagegen vorgehen.

    Kurz gesagt: Das Gesetz steht auf deiner Seite. Es schützt dich vor Benachteiligung und gibt dir Rechte, wenn du Unterstützung brauchst. Trotzdem bleibt die Entscheidung, ob du offen über deine Erkrankung sprichst, ganz bei dir.

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    Der Selbsttest „Sag ich’s?“: Hilfe bei der Entscheidung

    Gerade weil die Entscheidung so persönlich ist, haben Wissenschaftlerinnen der Universität zu Köln ein besonderes Angebot entwickelt: den Selbsttest „Sag ich’s?“. Dieser Test soll Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis dabei helfen, die eigene Situation besser einzuschätzen und eine informierte Entscheidung zu treffen.

    Wer steckt hinter dem Test?

    Der Test wurde von Professorin Mathilde Niehaus und Jana Bauer mit ihrem Team am Lehrstuhl für Arbeit und berufliche Rehabilitation entwickelt. Unterstützt wurde das Projekt vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und verschiedenen Selbsthilfe-Verbänden. Das Ziel: Betroffene stärken und ihnen helfen, ihren eigenen Weg zu finden.

    Wie funktioniert der Test?

    Der Selbsttest ist kostenlos und online verfügbar unter www.sag-ichs.de. Er besteht aus verschiedenen Fragen, die dir helfen, deine persönliche Lage zu durchdenken. Dabei geht es zum Beispiel um folgende Themen:

    • Wie ist dein Verhältnis zu deinen Vorgesetzten und Kolleginnen?
    • Wie fühlst du dich im Team?
    • Ist deine Krankheit sichtbar oder eher unsichtbar?
    • Hast du eine anerkannte Schwerbehinderung?
    • Ist es dir wichtiger, Probleme zu vermeiden oder positive Veränderungen zu erreichen?
    • Wie stark ist die Krankheit in der Gesellschaft stigmatisiert?
    • Wie flexibel sind deine Arbeitsbedingungen?

    Der Test ist so aufgebaut, dass keine Entscheidung besser oder schlechter ist. Du bekommst keine Handlungsanweisung, sondern ein Feedback, das deine persönlichen Wünsche, Werte und Rahmenbedingungen widerspiegelt.

    Was bringt das Ergebnis?

    Am Ende des Tests erhältst du eine Auswertung, die dir zeigt, welche Faktoren in deiner Situation besonders wichtig sind. Du siehst, wo Chancen und Risiken liegen und was dir persönlich am meisten bedeutet. Das kann dir helfen, deine Gedanken zu sortieren und eine Entscheidung zu treffen, die wirklich zu dir passt.

    Außerdem findest du auf der Webseite viele weitere Informationen, Tipps für die nächsten Schritte und Hinweise auf Beratungsstellen, falls du noch mehr Unterstützung brauchst. So bist du nicht allein mit deiner Entscheidung und kannst sicherer den Weg wählen, der sich für dich richtig anfühlt.

    Tipps für die Praxis: Wie spreche ich das Thema an?

    Du hast dich entschieden, im Job über deine Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis zu sprechen? Dann ist eine gute Vorbereitung das A und O. Ein offenes Gespräch kann vieles erleichtern, aber es ist normal, davor aufgeregt oder unsicher zu sein. Mit ein paar Tipps kannst du das Gespräch besser steuern und dich sicherer fühlen.

    Überlege dir, was du sagen möchtest

    Bevor du das Gespräch suchst, lohnt es sich, ein paar Notizen zu machen. Was möchtest du erzählen? Welche Punkte sind dir besonders wichtig? Überlege auch, was du lieber für dich behalten möchtest. Du musst nicht alles preisgeben, sondern nur das, was für deine Arbeit oder dein Wohlbefinden am Arbeitsplatz wirklich relevant ist.

    Wähle den richtigen Zeitpunkt und Ort

    Ein ruhiger Moment ist besser als der schnelle Plausch in der Kaffeeküche. Vereinbare am besten einen Termin mit deiner Führungskraft oder der Person, mit der du sprechen möchtest. Überlege dir auch, ob du das Gespräch lieber unter vier Augen führen willst oder ob jemand dabei sein soll, der dich unterstützt – zum Beispiel die Schwerbehindertenvertretung oder eine Vertrauensperson.

    Bereite dich auf Reaktionen vor

    Manche Chefs oder Kollegen reagieren verständnisvoll, andere vielleicht überrascht oder unsicher. Überlege dir vorher, wie du auf verschiedene Reaktionen reagieren möchtest. Es hilft, ruhig zu bleiben und bei deinen Bedürfnissen zu bleiben. Du kannst auch anbieten, Fragen zu beantworten, falls Unsicherheiten bestehen.

    Unterstützung holen

    Wenn du dich unsicher fühlst, kannst du dir vorher Rat holen. Es gibt Selbsthilfegruppen, betriebliche Ansprechpartner oder Beratungsstellen, die dich unterstützen können. Auch ein Gespräch mit einer Vertrauensperson im Betrieb kann helfen, die Nervosität zu nehmen.

    Was tun bei Unverständnis oder Problemen?

    Nicht immer läuft alles glatt. Wenn du das Gefühl hast, dass du nach dem Gespräch benachteiligt wirst oder es zu Problemen kommt, solltest du deine Rechte kennen. Der Arbeitgeber darf dir zum Beispiel keine Nachteile androhen, nur weil du offen über deine Krankheit sprichst. Bei Problemen kannst du dich an die Beschwerdestelle im Betrieb oder an eine externe Beratungsstelle wenden.

    Bleib bei dir

    Am wichtigsten ist: Du entscheidest, wie viel du erzählen möchtest und was für dich passt. Ein Gespräch über die eigene Erkrankung ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Schritt, um dein Arbeitsleben besser zu gestalten. Mit guter Vorbereitung und Unterstützung kannst du selbstbewusst auftreten und für deine Bedürfnisse einstehen.

    Fazit: Die Entscheidung bleibt individuell

    Am Ende gibt es keine Patentlösung für die Frage, ob man im Job über eine chronische Erkrankung wie Psoriasis oder Psoriasis arthritis sprechen sollte. Jeder Mensch bringt andere Erfahrungen, Wünsche und Ängste mit. Die Arbeitsbedingungen, das Team und die eigene Gesundheitssituation sind bei jedem anders. Deshalb ist es wichtig, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und sich Zeit für die Entscheidung zu nehmen.

    Der offene Umgang mit der Erkrankung kann viele Vorteile bringen, zum Beispiel mehr Verständnis, Unterstützung und weniger Stress durch das Verstecken. Gleichzeitig gibt es aber auch Risiken, wie mögliche Vorurteile oder Unsicherheiten im Team. Das Gesetz schützt Betroffene vor Diskriminierung, aber die Entscheidung bleibt trotzdem persönlich.

    Egal wie du dich entscheidest: Es ist dein gutes Recht, selbst zu bestimmen, wie offen du mit deiner Krankheit umgehst. Und du bist nicht allein – viele andere stehen vor der gleichen Frage und es gibt Unterstützung, wenn du sie brauchst.

    Anlaufstellen für Beratung und Unterstützung

    Manchmal hilft es, mit anderen über die eigene Situation zu sprechen. Es gibt viele Stellen, die dich unterstützen können:

    • Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (BAG Selbsthilfe): Hier findest du Selbsthilfegruppen für Menschen mit chronischen Erkrankungen. Die Gruppen bieten Austausch, Tipps und oft auch rechtliche Beratung. Im Bereich Psoriasis ist der Deutsche Psoriasis-Bund e.V. der passende Verband. ist die Psoriasis arthritis Dein vorrangiges Problem, ist vielleicht die Deutsche Rheuma-Liga e.V. hilfreicher.
    • Antidiskriminierungsstelle des Bundes: Wenn du dich am Arbeitsplatz benachteiligt fühlst, kannst du dich an diese Stelle wenden. Sie informiert dich über deine Rechte und hilft bei Beschwerden. Mehr unter www.antidiskriminierungsstelle.de.
    • Betriebliche Ansprechpartner: In vielen Unternehmen gibt es Schwerbehindertenvertretungen, Betriebsräte oder Vertrauenspersonen. Sie kennen die Abläufe im Betrieb und können dich unterstützen, wenn du Fragen hast oder Hilfe brauchst.

    Scheue dich nicht, diese Angebote zu nutzen. Oft hilft schon ein erstes Gespräch, um mehr Klarheit zu bekommen und sich weniger allein zu fühlen.


    Habt Ihr Euch auf der Arbeit geoutet? Wie waren Eure Erfahrungen? Oder warum habt Ihr es nicht getan? Schreibt's in die Kommentare ⬇️


    Über die Autorin

    Claudia Liebram ist Journalistin in Berlin. Ihre Psoriasis begann, als sie drei Jahre alt war. Sie absolvierte den Masterstudiengang "Consumer Health Care" an der Berliner Charité.

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    Bildquellen

    Frau mit Kartonagen: Kat von Wood / Unsplash

    Erstmals erschienen:

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