Kinder ab 4 Jahren können mit dem Wirkstoff Adalimumab (Medikament: Humira) behandelt werden. Voraussetzung: Sie leiden an einer schweren Psoriasis vulgaris und andere äußerliche Therapien waren erfolglos.
Adalimumab gehört zu den Biologics, konkreter: zu den TNF-Alpha-Blockern. Andere Vertreter dieser Medikamentengruppe sind Etanercept (Enbrel), Infliximab (Remicade, Remsima oder Inflectra) oder Golimumab (Simponi). Außerdem gibt es Interleukin-Blocker wie Ustekinumab (Stelara) und Secukinumab (Cosentyx).
Von diesen Biologics war bis dahin lediglich Enbrel für Kinder zugelassen:
- ab 6 Jahren bei einer Plaque-Psoriasis, bei der andere innerliche Mittel nicht geholfen haben oder unverträglich waren oder einer erfolglosen UV-Therapie.
- ab 12 Jahren bei einer Psoriasis arthritis bei der Methotrexat (MTX) nicht geholfen hat oder unverträglich war. MTX darf Kindern mit Psoriasis arthritis ab 3 Jahren gespritzt werden.
Andere innerliche Therapien für Kinder
Andere innerliche Psoriasis-Wirkstoffe haben für Kinder oder Jugendliche mit Psoriasis vulgaris entweder keine Zulassung (Methotrexat), dürfen nicht als Dauertherapie angewendet werden (Acitretin / Neotigason) oder erst ab 16 Jahren (Ciclosporin). Fumarsäureester (Fumaderm) darf bisher nur Erwachsenen gegeben werden. Zur Zeit läuft eine Studie, bei der es an Patienten zwischen 10 und 17 Jahren getestet wird.
Biologics sind die stärkste Wirkstoffgruppe, die es bei der Therapie der Psoriasis gibt. Sie kommen grundsätzlich erst dann in Frage, wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind. Nicht bei allen Patienten wirken sie; bei manchen verschlechtert sich sogar der Hautzustand. Trotzdem sind sie für viele Schwerstbetroffene zur Zeit die einzige erfolgversprechende Medikamentengruppe.
Es wird nur wenige Fälle geben, in denen es angebracht ist, ein Kleinkind mit einem Biologikum wie Enbrel oder Humira zu behandeln. Der Organismus von Kindern, vor allem Kleinkindern, ist sehr viel empfindlicher als der Erwachsener. Deshalb wird man erst einmal alle äußerlich wirkenden Therapien und Kombinations-Therapien versuchen. Dazu gehört auch die UV-Bestrahlung, die eigentlich erst ab 12 Jahren gemacht werden sollte.
Aber wenn die entzündliche Hautkrankheit extrem schlimm bleibt, nichts anderes mehr hilft oder vertragen wird, ist ein starkes, aber für Kinder zugelassenes Mittel die letzte Hoffnung. Den Eltern geht es vor allem darum, dem Kind weiteres Leid zu ersparen. Der Arzt will die Entzündungslast im Körper verringern, um zusätzlich das Risiko für eine typische Begleiterkrankung der Psoriasis zu senken.
Begleiterkrankungen bei schwerer Schuppenflechte
Schon bei Kindern mit Psoriasis hat man häufiger als bei gesunden u.a. (Adipositas) Übergewicht, Diabetes (Zucker), Herz-/Kreislauferkrankungen oder Psoriasis arthritis festgestellt. Alle Beteiligten müssen auf Symptome wie Gelenkschmerzen, Herzbeschwerden u.ä. achten. Vermutlich kann ein Patient fünf bis sechs Jahre länger leben, wenn seine schwere Schuppenflechte in jüngeren Jahren gut behandelt wird.
Enbrel und Humira für Kinder mit schwerer Psoriasis vulgaris unterscheiden sich wie folgt:
- Enbrel darf erst ab 6 Jahren gegeben werden, wenn andere innerliche Therapien (z.B. Neotigason) oder UV-Bestrahlung nicht in Frage kommen.
- Humira darf ab 4 Jahren gegeben werden, wenn äußerliche Therapien inklusive Bestrahlung nicht in Frage kommen.
Bei Humira bilden sich bei bis zu 9 Prozent der Patienten Anti-Körper, durch die die Wirkung abgeschwächt wird. Die gute Nachricht: Bei den restlichen 91 Prozent geschieht das nicht.
Junge Patienten sollten sich vor der Therapie mit einem Biologic gegen Grippe und gegen eine Varizellen-Infektion (ähnlich Windpocken) impfen lassen. Eine Immunisierung in jungen Jahren ist deutlich sinnvoller und effektiver als im Seniorenalter.
Quellen:
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