Sandro Herrmann* litt wegen Psoriasis arthritis jahrelang an starken Schmerzen. Er konnte nicht einmal mehr einen Stift halten und musste rückwärts die Treppe hinuntersteigen. Noch mehr Mühe bereitete ihm die Psoriasis, da er überall Spuren hinterließ. Erst eine Entkalkungsanlage, ein verständnisvoller Rheumatologe und die richtigen Medikamente brachten dem 67-Jährigen die ersehnte Linderung.
Herr Herrmann, seit wann leiden Sie an Psoriasis arthritis (PsA)?
Früher trieb ich sehr viel Sport: Skifahren, Leichtathletik, Handball und Fußball. Vor etwa 14 Jahren begann ich zuzunehmen und habe nach und nach den Sport wie auch generell die Bewegung reduziert.
Wie hat sich die Psoriasis arthritis bemerkbar gemacht?
Vor rund zehn Jahren hatte ich einen Schub. Dieser war mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden. Das rechte Bein schwoll stark an. Ich konnte nur mit Stöcken gehen und mich von einer Möbelecke zur nächsten Stütze bewegen. Treppensteigen war äußerst schwierig und mühsam. Die Treppe hinuntersteigen konnte ich nur rückwärts.
Wie erlebten Sie die Schmerzen?
Sie waren so schlimm, dass ich nicht mehr schreiben konnte. Ich konnte keinen Stift mehr halten. Auch hatte ich keine Kraft mehr in den Händen. Das Ausräumen der Geschirrwaschmaschine ging nur noch Teller für Teller.
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Welche Gelenke schmerzten? Und bei welchen Tätigkeiten haben Sie sie gespürt?
Es waren alle Gelenke betroffen: Finger, Zehen, Knie, auch der Rücken schmerzte. Der Schmerz war immer da.
Wie hat sich die Psoriasis arthritis auf Ihre berufliche Tätigkeit ausgewirkt?
Da ich seit 34 Jahren selbstständig bin, konnte ich meine beruflichen Tätigkeiten immer der momentanen Situation anpassen. Zudem konnte ich auf die volle Unterstützung meiner Mitarbeitenden zählen. Und glücklicherweise gab es ja den Computer, wenn ich nicht mit dem Stift schreiben konnte.
Hat die Psoriasis arthritis Ihre Lebensqualität beeinträchtigt?
Ja, meine Bewegung reduzierte sich auf ein Minimum.
Wie sind Sie mit der Psoriasis arthritis umgegangen?
Ich machte immer, was ich meinem Gesundheitszustand entsprechend machen konnte. Sportliche Aktivitäten wurden immer seltener. Mit dem Skifahren habe ich schon vor Jahren aufgehört. Velofahren war schon auf kurzen Strecken schmerzhaft, das spürte ich in den Knien. Der Schmerz war jeweils am nächsten Tag am stärksten.
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Was hilft Ihnen am meisten?
Vor sechs Jahren wurde ich zum ersten Mal an einen Rheumatologen verwiesen. Ich fühlte mich von ihm verstanden. Das war super für mich. Ich konnte verschiedene Medikamente und Schmerzmittel ausprobieren. Nun bin ich bei Methotrexat gelandet. Ich nehme außerdem jeden Tag ein Schmerzmittel ein und es geht mir besser.
Was empfehlen Sie anderen Betroffenen?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Psoriasis arthritis ist eine persönliche Angelegenheit. Helfen oder unterstützen können mich nur Leute, denen ich vollkommen vertraue. Sonst macht bei mir sofort alles "zu". Es ist wie eine stetige Suche nach dem optimalen Wohlbefinden, gut ist es nie.
Haben Sie sich je in einer Selbsthilfegruppe ausgetauscht? Oder wo haben Sie Unterstützung erhalten?
Nein, ich habe keine Unterstützung außerhalb der Familie erhalten. Das wollte ich auch so.
Sind Sie auch von Psoriasis betroffen?
Ja, und dies ist für mich die weitaus größere Einschränkung. Ich litt immer schon an empfindlicher Haut: Schuppen auf dem Kopf und im Bereich der Ohren. Zudem hatte ich Flecken oder Flechten auf dem Rücken und an den Ellbogen. Mit viel Cremes, Salben und zeitweise auch mit Cortison geht es mir gut. Ich ging schon als Kind nicht gerne zum Friseur. Es war und ist auch heute noch eher ein Zwang und eine Qual für mich. Die Suche nach einem Shampoo, das nicht brennt, war schon immer ein Problem. Leider ist mein Friseur, der auch mein "Lieferant" war, gestorben und jetzt geht die Suche wieder von vorne los. Ich brauche auch eine spezielle Haarspülung. Hinzu kommen Salben für den Körper, sonst brennt meine Haut, vor allem an den Beinen.
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Was hilft?
Seit wir eine Entkalkungsanlage installiert haben, geht es mir deutlich besser. Mit verträglichen und hautfreundlichen Salben geht es mir ebenfalls ganz gut. Wichtig für mich ist ein pH-neutraler Wert von 7. Als Zwanzigjähriger erhielt ich zum ersten Mal eine Cortisonalbe für die Flecken im Gesicht von einer Ärztin in Aarau. Meine Haut wurde aber immer dünner und empfindlicher gegen Sonnenlicht, deshalb habe ich die Salbe nur kurze Zeit angewendet. Die vielen Schuppen wurden immer häufiger ein Problem für mich, da ich überall Spuren hinterließ. Aber meine Frau und meine Familie haben mich immer bedingungslos unterstützt. Das hilft natürlich sehr.
Leiden Sie an Begleiterkrankungen?
Ich habe stark zugenommen und neuerdings muss ich den Blutdruck regulieren.
Wie geht es Ihnen heute?
Gut, denn ich wurde von meiner Frau, den Kindern und dem Rheumatologen ernst genommen und voll und ganz unterstützt. Die Medikamente, die ich nehme, helfen mir. Ich hoffe, dass es noch lange so weiter geht!
*Name von der Redaktion geändert.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Schweizerischen Psoriasis- und Vitiligo-Gesellschaft (SPVG)
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