Wie hängen Psyche, Stress, Depression und Psoriasis zusammen? Hier berichten Menschen mit Schuppenflechte von ihren Erfahrungen.
"Das wichtigste ist, dass man sein Selbstbewusstsein nicht verliert"
Daniel ist einerseits verzweifelt, weil die Wissenschaft nichts über die Ursache für Psoriasis weiß. Andererseits weiß er, wann es ihm gut geht.
Ich bin 26 und meine Psoriasis trat erstmals vor acht Jahren auf – und zwar am ganzen Körper. Mittlerweile habe ich gelernt, mich damit abzufinden, auch wenn mich an der ganzen Geschichte am meisten aufregt, dass die Wissenschaft die Psoriasis nicht richtig erforscht. Ich meine, so schwer kann es doch wohl nicht sein, die wirklichen Ursachen herauszufinden und dann Mittel zu finden, die nicht an den Symptomen herumdoktern, sondern die Ursachen beseitigen (die Krankenkassen sind sowieso das Armutszeugnis in Person ...):
Wirklich hilfreich scheint eine dauerhafte Ortsveränderung zu sein. Nach zwei Tagen Aufenthalt am Cap Ferret an der französischen Atlantikküste war meine Psoriasis so gut wie weg, das gleiche gilt für die Hawaii Inseln.
Ein wichtiger Punkt ist auch das psychische Wohlbefinden: Wenn es mir richtig gut geht (sagen wir mal, weil ich mich verliebt habe), ist die Psoriasis ebenfalls so gut wie weg. Wenn es mir schlecht geht (sagen wir mal, weil ich mich verliebt habe, sie aber wegen der Psoriasis nichts von mir wissen will ) oder ich einfach nur im Stress bin, wird auch die Psoriasis schlimmer. Dass die Psoriasis aber nicht alleine von der Psyche bestimmt wird, merkt man spätestens dann, wenn sie wegen einer Erkältung schlimmer wird.
Das wichtigste ist wohl, dass man sein Selbstbewusstsein nicht verliert. Das ist aber einfacher gesagt als getan. Man traut sich nicht so recht schwimmen zu gehen oder man denkt halt schon "ojeh, wenn ich das T-Shirt anziehe, sieht man meine Psoriasis, dann will niemand was von mir wissen...".
Was mache ich, um damit leben zu können: morgens ein langes Bad nehmen (falls man Zeit hat), die Sonne geniessen (falls vorhanden), soweit wie möglich ausgeglichen sein (oder noch besser glücklich), sich dabei nicht aufregen, irgendwohin ziehen, wo es Sonne und Meer gibt (leichter gesagt als getan, aber wohl am vielversprechendsten).
Und wenn jemand zu einem sagt, "Hey, was hast denn Du gemacht, bist Du vom Fahrrad gefallen?", einfach antworten "Ja, und zwar jeden Tag.".
Ok, dann machts mal gut – und macht Euch vor allem nicht verrückt.
Der Föhn, die Arbeit und die Schuppenflechte
Christoph fühlt sich auf den Kanaren und an der Ostsee, mit Sonne und Meer, am wohlsten. Nur für die Seele – da sucht er noch nach einer Gefährtin.
Auf der Ferieninsel La Palma (Kanaren) ist viel Sonne, aber es nicht zu heiß (Sonnenbrand!, der ja auch schlecht ist und die Haut stresst!). Dort esse ich vor allem viel Fisch und halte mich dort auf, wo sich die Brandungsgischt in der Atemluft verteilt. Das tut wohl sehr gut. Ich nehme im schwarzen Sand Sandbäder und scheuer die Schuppen weg, damit das Salzwasser und die Sonne dran kommen. Zwei Wochen und die verdammte Schuppenflechte ist so gut wie weg.
Leider muss ich dann wieder nach München, zu dem Föhn, dem Grant und der Arbeit! Dann muss ich nicht lange warten und sie kommt wieder.
Auch leide ich darunter, mich jemand zu zeigen, der keine Schuppenflechte hat und gehe davon aus, dass Frauen einen solchen Mann nicht mögen, weil ja auch ihre Kinder diese Krankheit nicht haben sollen. Nun habe ich schon Kinder und keines hat sie bisher bekommen. Sie sind auch zum Teil schon über 18.
Leider ging die Beziehung in die Brüche – begleitet von einem Schub von Schuppenflechte. So hoffe ich, vielleicht eine liebe Frau kennen zu lernen, die auch "froh" darüber ist, dass ihr Partner diese Krankheit hat nach dem Motto: Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Am liebsten würde ich auf La Palma leben, habe aber Angst, dort beruflich nicht Fuß fassen zu können. Bin zwar für 49 sehr jung, aber eben doch schon 49 und kann nicht spanisch. So orientiere ich mich gerade an die Ostsee und baue nun auf Usedom in der Badewanne von Berlin beruflich und privat.
Denn auch die Ostsee hilft – leider aber nur in der warmen Jahreszeit. Im Winter schaut es ohne Sonne schlecht aus. Man kann ja nicht mit bloßer Haut am Strand und im Wasser sein. Gut ist aber, dass dort auch die Menschen sehr nett sind.
"Lasst euch nicht fressen!"
Christoph will andere Betroffene ermutigen: "Schreit Eure Schuppenflechte in die Welt raus, lebt in einer Ironie mit ihr".
Ich habe mich mit meiner schuppenflechte, die ich seit 15 jahren habe, noch nie richtig auseinandergesetzt. Jetzt bin ich 29 jahre alt. Bis 27 tat ich gar nichts dagegen, hatte ca. 70 Prozent meiner Haut mit dem schuppigen Zeug geteilt.
Dann bin ich zum arzt, habe Fumaderm verschrieben bekommen – und seitdem ist das Zeug weg. Ich nehme fumaderm jetzt seit drei Jahren. Außer dem Hitzegefühl ist bei mir gar nichts. Wie es aussieht, habe ich da echt Glück gehabt.
Was ich hier eigentlich sagen möchte: Meine Mitmenschen haben mich genommen, wie ich mich ihnen gegenüber präsentiert habe. Wie gesagt: Ich hatte fast überall das Zeug und komischerweise nie Probleme mit einer Partnerin oder Freunden. Schreit eure schuppenflechte in die Welt raus, lebt in einer Ironie mit ihr, und wenn man euch bedauern möchte, lacht darüber. Überlegt euch witzige Konter auf Fragen, die man euch deswegen andauernd stellt. Man wird schnell merken, dass Ihr dahinter steht und euch dann auch so nehmen.
Ich hab das von Anfang an so gemacht, über die Psoriasis gelacht. Ist es nicht schön, wenn man vermeintlich geschockte "neue" Bekanntschaften zum Lachen bringen kann ? Das bricht das Eis. Zum Beispiel: Grüß gott, mein Name ist "bla bla bla". Nach einem kurzen Gespräch mit einem Geschäftspartner fragt er mich doch wie jeder andere auch "Sagen Sie: Haben Sie sich an der Stirn verbrannt?" "Nö, das is eine Schuppenflechte, seitdem ich mir die zugelegt habe, scheinen die Mädels endlich nen Grund zu haben, mich anzusprechen... 🐵
Versucht es doch mal auf die Art, Ihr werdet sehen, es ist wohl verblüffend. und es befreit von komischen Gedanken. zeigt keine Unsicherheit. Ist doch bloß trockene schuppige Haut...
Solange Ihr Euch vor Euch selbst ekelt, werden es die anderen auch tun.
Liebe grüße und lasst Euch nicht fressen.
Es ist der Kopf
"Ich glaube, die Krankheit ist hirngesteuert", meint Chris. "Sie wird entweder durch andere Krankheiten oder Stress ausgelöst, aber bekämpfen kann man sie nur durch positives Denken."
Bei mir hat sich die Schuppenflechte das erstemal vor drei Jahren bemerkbar gemacht. Ich habe es mir aber erst vor einem Jahr bestätigen lassen. Ich hatte sie damals nur am rechten Ellbogen. Zu meinen Entsetzen hat sich die Schuppenflechte seit drei Monaten auf fünf Stellen ausgebreitet.
Ich glaube, die Krankheit ist hirngesteuert. Sie wird entweder durch andere Krankheiten oder Stress ausgelöst, aber bekämpfen kann man sie nur durch positives Denken.
Ich versuche es mit der Einstellung, dass sie mein Körper von selber bekämpfen kann.
Ich nehme aber trotzdem zusätzlich eine lindernde Salbe, die mir mein Hausarzt verschrieben hat. Sie heilt zwar die Schuppen, so dass nur eine rötliche Stelle zu sehen ist. Aber man muss sich schon zwei- bis dreimal täglich einschmieren.
Und auf der Kopfhaut kommt man nicht so gut hin.
Komisch ist auch, dass ich festgestellt habe, das in diesem Sommer (der sehr sonnenarm war) viele Kollegen/innen auch Schuppenflechte bekommen haben. Ich muss auch hinzufügen, dass viele von ihnen Stressfaktoren ausgesetzt waren (Partner verloren etc.).
"In 43 Jahren lernt man damit zu leben"
Waltraud S. (44) widmet neuen Stellen keine Aufmerksamkeit – und sie verschwinden von selbst. Ihr Wunsch: Die Psoriasis soll nicht das Leben bestimmen.
Ich habe seit meinem 1. Lebensjahr Psoriasis. Meine schlimmsten Erinnerungen habe ich an meine Kinderzeit, als meine Mutter, die es natürlich nur gut meinte, mich zu allen möglichen Ärzten und Heilpraktikern schleppte und alle möglichen und unmöglichen Therapien ausprobierte. Und was hat es geholfen? Nichts!
In 43 Jahren lernt man damit zu leben und man vergisst sogar manchmal seine Krankheit. Positives Denken und das Akzeptieren meiner Haut hat mir sehr geholfen. Ich mache nicht mehr und nicht weniger Hautpflege wie jeder Gesunde.
Gott sei Dank hatte ich das Glück, dass die Krankheit nach der Pubertät sehr viel besser wurde und ich bis heute außer Kopf-, Ellbogen- und Kniebefall kaum Probleme habe. Ab und zu taucht ein Fleck an anderer Stelle auf, aber ich ignoriere ihn einfach und siehe da, irgendwann ist er verschwunden. Ich widme ihm einfach keine Aufmerksamkeit.
Ich weiß, dass ich zu den glücklichen Psoriatikern gehöre, die keine großflächigen Krankheitsherde haben. Ich wünsche allen Erkrankten, dass ihre Krankheit nicht ihr Leben bestimmt.
Die Sache mit dem Selbstvertrauen
Thomas (20) hat die Pso praktisch am ganzen Körper. Viel tut er nicht dagegen. Seine Meinung: Alle Behandlungen helfen nicht, und deswegen der Stress?
Ich bin aus München. Wann genau ich Pso bekommen habe, kann ich gar nicht mehr sagen – mit 10, 11 oder so. Am Anfang hatte ich es nur hinter den Ohren, bis 15 hatte es sich über den ganzen Kopf ausgebreitet. Ab 15 wurde es Jahr für Jahr schlimmer, meist zwischen Januar und Mai. Es kam bei mir immer dann schubweise, erst die Schienbeine, dann die Außenschenkel, dann Oberarme und leider neuerdings die Unterarme und Beckenseite und am Rücken.
Als Behandlung hatte ich Salben und drei Monate lang zwei- bis dreimal die Woche Bestrahlungstherapie beim Hautarzt, aber das war auf Dauer zu stressig wegen meiner Arbeitszeit und der Öffnungszeit vom Hautarzt.
Mittlerweile mache ich gar nix, außer zum Duschen Duschöl statt Seife, selten mal ein Salzbad zuhause und Sonnen. Ich fand es bis jetzt so, wenn ich nicht darüber nachdenke und nix tue, ist es genauso schlimm, wie wenn ich zwei- bis dreimal die Woche beim Hautarzt bin, also warum den Stress?
Ansonsten kann ich allen nur eines raten: Mit dem richtigen Selbstvertrauen (T-Shirts usw. im Sommer) wird es teilweise schon von alleine besser, schon alleine dadurch, das man sich besser fühlt und nicht mehr wie im Käfig.
"Der Körper versucht etwas mitzuteilen"
Nicole aus Köln meint: "Zusätzlich zur Psoriasis-Behandlung sollte sich jeder mit dieser Krankheit mal überlegen, was an seinem Leben nicht stimmt und die Stressfaktoren beseitigen."
Ich habe die Erfahrungsberichte im Psoriasis-Netz mit großem Interesse gelesen und auch das ein oder andere für mich an Tipps herausgezogen. Deshalb habe ich mich auch entschlossen, meine Erfahrungen mit dieser Krankheit niederzuschreiben, um damit evtl. anderen weiterzuhelfen.
Ich bin 27 Jahre und habe eigentlich schon seit meiner Kindheit damit zu tun, jedoch immer nur kleine Stellen an den Ellenbogen und auf der Kopfhaut, denen ich nie große Beachtung geschenkt habe.
Im Frühjahr 1999 bin ich dann für längere Zeit beruflich nach Mallorca. Dort ist die Krankheit zum ersten Mal richtig ausgebrochen, weil ich eigentlich gar nicht dorthin wollte. Ich hatte am ganzen Körper wie rote Pusteln mit silbrigen Schuppen. Ich habe die verschiedensten Ärzte auf der Insel aufgesucht, jedoch immer mit sehr ernüchternem Ergebnis.
Verschiedenste Fettcremes wurden mir verordnet, aber ohne Erfolg. Es wurde schlimmer und schlimmer. Meine psychische Verfassung wurde dadurch immer schlechter und mein Wunsch zurück nach Deutschland zu gehen immer größer.
Aus Verärgerung habe ich mich dann selbst dahinter geklemmt und mir sämtliche Literatur aus dem Internet besorgt, habe angefangen mich mit mir selber auseinanderzusetzen und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:
Der Befall am Körper ist nur stark, wenn ich starken Stress habe und mich psychisch schlecht oder unter Druck gesetzt fühle. Desweiteren spielt die Einnahme von Medikamenten und Schmerzmitteln eine Rolle.
Die Haut ist der Spiegel der Seele, d.h. zusätzlich zur Psoriasis-Behandlung sollte sich jeder mit dieser Krankheit mal überlegen, was an seinem Leben nicht stimmt und die Stressfaktoren beseitigen. Vielleicht sogar mit Hilfe eines Therapeuten. Der Körper versucht ja etwas mitzuteilen. Man kann baden und cremen soviel man will, es muß von innen kommen. Den Körper als Ganzes sehen (Körper, Geist und Seele in Einklang bringen).
Mir hat z.B. auch ein Wunderheiler mit Handauflegen dabei geholfen, zumindest den weiteren Befall zu stoppen und eine Abheilung zu fördern. (So unglaublich es klingt, ich konnte es selbst erst nicht glauben).
Die komplette Abheilung ist dann ganz von alleine gekommen als ich zurück nach Deutschland kam und mich in meiner gewohnten Umgebung wieder wohl fühlte.
"Nicht die Haut eines Menschen ist entscheidend"
Manuela (35) sagt: "Akzeptiert Euch so wie Ihr seid. Nicht die Haut eines Menschen ist entscheidend, sondern der Mensch an sich." Sie ist Kellnerin und kennt die Blicke der Leute. Über kluge Tipps indes ärgert sie sich.
Ich habe seit ca. 20 Jahren Schuppis. Es liegt bei mir in der Familie. Habe auch schon alles durch was es so gibt. War in jungen Jahren ständig in stationärer Behandlung... die Ärmel des Pullis konnten nicht lang genug sein. Aber seit ca. zehn Jahren habe ich mehr Selbstbewusstsein und gehe auch kurzärmlig, gehe schwimmen etc. Seitdem geht es mir viel besser.
Habe auch keine Probleme bei der Arbeit. Ich bin Kellnerin, und im Sommer ist Kurzarm angesagt. Es gibt natürlich viele Leute, die fragen, ob ich mich verbrannt habe, aber denen sag ich dann, das sind Schuppis... und ich tue ihnen dann so leid, und sie wollen mir dann irgendwelche Ratschläge geben, was ich am meisten hasse, denn sie wissen nicht, von was sie reden.
Vor ca. vier Jahren habe ich die Arthritis dazubekommen, was sehr schlimm war. Bin dann zur Kur auf Norderney und bin mit einer Lendenwirbelsäulenentzündung entlassen worden. Fahre nie wieder zur Kur, das hat mir gereicht. Habe Gott sei dank seit 2,5 Jahren keine Gelenkbeschwerden.
Also ich habe die Schuppis akzeptiert. Ich achte nicht darauf, was ich esse oder trinke, rauche auch, lebe einfach so, wie es mir gefällt, und mit den anderen Geschlecht hatte ich auch noch keine Probleme. Die Blicke der anderen Leute akzeptiere ich auch, denn, wenn es was Ungewöhnliches gibt, schauen wir doch auch, oder!?
Akzeptiert Euch so wie Ihr seid. Nicht die Haut eines Menschen ist entscheidend, sondern der Mensch an sich.
"Ohne diese Flecken hätte man weniger Stress!"
"Durch diese Krankheit ist man gezwungen, sich ständig mit seinem Körper auseinanderzusetzen, immerzu widerlich fettende Salben und Cremes zu benutzen, und an schwarze Kleidung ist erst gar nicht zu denken".
Ich habe gerade eure Kommentare verfolgt und bin wahnsinnig überrascht, wie viele Ihr seit!
Ich habe seit etwa zehn Jahren Schuppenflechte (bin jetzt 26) und es gibt kaum etwas, was ich mehr hasse, bzw. etwas, wofür ich mich mehr schäme. Ich habe trockene Stellen an Ellenbogen, Knien, Schienbein, Kopf und Unterarmen ... Kommen aber immer mal kleine neue hinzu.
Ich hasse es und schäme mich unheimlich vor meinen Mitmenschen dafür. Eure Erfahrungsberichte haben mir gerade echt gut getan – ich sehe selten Menschen mit dieser Krankheit und fühle mich somit noch mehr "im Aus".
Es ist wirklich eine Qual. Vom Juckreiz und den Schmerzen mal abgesehen, sieht es einfach unglaublich eklig aus.
Auch ich habe schon vieles ausprobiert. Salben, Olivenöl, Nachtkerzenöl, Kortison, Salzbäder und Lichttherapie beim Hautarzt und hatte immer nur zeitweise Erfolg.
Auch ich weiß, dass Stress diese Krankheit verschlimmert - allerdings ist das leichter gesagt als umgesetzt, wie Ihr vielleicht selbst wisst - denn ohne diese Flecken auf der Haut hätte man wohl wirklich weniger Stress!
Durch diese Krankheit ist man gezwungen, sich ständig mit seinem Körper auseinanderzusetzen, immerzu widerlich fettende Salben und Cremes zu benutzen, die überall hässliche Flecken hinterlassen, und an schwarze Kleidung ist erst gar nicht zu denken, da man da die Schuppen noch mehr sieht.. Soviel zum Thema Stressvermeidung!
Ich fühle wirklich mit euch und hoffe, dass jeder von euch einen Weg finden kann damit umzugehen.
Und am meisten hoffe ich natürlich, dass es irgendwann etwas zur Bekämpfung dieser Krankheit gibt!
Stefanie
"Jetzt wusste ich, dass ich mich abzugrenzen habe"
Angelina lebt seit 20 Jahren mit Psoriasis pustulosa. Sie hinterfragte, was bei ihr eine solche Autoimunerkrankung ausgelöst haben könnte, warum sich ihr Körper gegen sich wendete.
Seit gut zwanzig Jahren lebe ich mit Psoriasis pustulosa. Angefangen an den Fusssohlen und nach wenigen Jahren auch an den Handinnenflächen. Anfänglich glaubte ich an Heilung mit Salben, Bäder, Diäten, eben allem, was man so auf alternativem und medizinischem Weg angeboten bekam. Homöopathische Mittel verhalfen mir zu einen Stillstand von ca drei Monaten, genauso Kortisonpräparate. Alles andere, auch Totes Meer, waren Scheinheilungen.
So hinterfragte ich mich, was bei mir eine solche Autoimunerkrankung ausgelöst haben könnte, warum sich mein Körper gegen mich wendet. Zu Beginn dieser Krankheit war ich einem unglaublichen physischen und psychischen Stress unterworfen, der mir tatsächlich "unter die Haut" ging. Die folgenden Psoriasisschübe (zwei bis drei im Monat) hatten immer ähnlichen Charakter. Ich reagierte auf Verletzungen physischer und psychischer Art. Der Beweis dazu lieferte mir dann eine Operation am linken Ellenbogen. Nur zwei Stunden danach war meine linke Hand mit Pusteln übersäht, während die rechte Hand erst nach ein paar Tagen reagierte.
Auf die gleiche Weise reagierte ich auf grenzüberschreitende, psychische Verletzungen und und Psychostress in Bezug der Partnerschaft. Vor einem Jahr kam eine nachgewiesene Psoriasis arthritis dazu. Jetzt wusste ich, dass ich mich abzugrenzen habe und habe mich vor sechs Monaten von meinem Mann getrennt. Seither - und das ist für mich fast unvorstellbar - habe ich nur noch einmal einen Schub erlebt. Die Arthritis und ihre Schmerzen werden mich zwar weiterhin begleiten. Aber das werde ich hoffentlich auch noch irgendwie in den Griff bekommen.
Ich denke, es ist doch wirklich eine Überlegung wert, warum der Körper sich gegen sich selber richtet. Was für (vorallem seelische) Verletzungen man einfach so hinnimmt, bis der Körper sich mit einer Autoimunerkrankung wehrt, weil man sich selber nicht (mehr) wehren kann.
"Selbstmitleid und Verdrängung bringen Euch nicht weiter"
"Ich habe die Psoriasis sehr lange ignoriert. Das war ein Fehler", erklärt Gabi (26). "Das Leben ist trotzdem schön..."
Zum ersten Mal ist die Psoriasis bei mir mit 13 aufgetreten. Damals noch ganz unscheinbar als kleine Flecken unter den Haaren und am Bauchnabel. Dann habe ich dummerweise mit 19 angefangen zu rauchen und hatte extremen psychischen Stress! Und schon breitete es sich auf kleine Stellen an Ellenbogen und Knien, Ohren, Ober- und Unterschenkeln und Gesäßfalte aus. Ich war manchmal verzweifelt, aber größtenteils redete ich mir ein, was von "alleine" gekommen ist, müsse auch von "alleine" wieder gehen. Pustekuchen!
Dann kamen mit 20 die Gelenkschmerzen dazu. Wer raucht: Gebt es auf, insbesondere bei Gelenkproblemen! Ich habe nach drei Tagen eine Besserung festgestellt.
Ernährung, insbesondere bei Gelenkproblemen: Alles, was Harnsäure produziert, einschränken oder weglassen! Die Harnsäure bildet im Blut sog. Harnsäurekristalle, welche sich an den Gelenken ablagern und zur Verformung und fiesen Schmerzen führen können! Ich weiß wovon ich rede.
Tja Leute, ich kann nur sagen: Selbstmitleid und Verdrängung bringen Euch nicht weiter! Akzeptiert die Krankheit und sagt ihr den offenen Kampf an! Ich habe dafür leider 13 Jahre gebraucht, aber besser spät als nie!
"Die Psoriasis muss mit mir klarkommen"
"Mir helfen eine disziplinierte Behandlung, ein sorgsamer und bewussterer Umgang mit mir selbst und ein wenig die Haltung ,Die Pso muss mit mir klarkommen und nicht ich mit ihr'"
Ich "leide" seit acht Jahren an Psoriasis vulgaris. Sie tritt bei mir an den Händen, Ellbogen, Knien, Füßen, partiell an der Kopfhaut, in den Ohren und auch im Genitalbereich auf.
Lange Zeit habe ich das Problem eher ignoriert. Dann, als die Flächen größer wurden und schmerzhafte Symptome erstmals auftraten (Risse und Juckreiz), begab ich mich erst einmal in homöopathische Gefilde, was jedoch rein gar keine Wirkung zeigte. Es folgten Akupunktur, Akupunktmassagen, Omega-3 Fettsäuren, Ernährungsumstellung etc. ... Nichts davon half auch nur annähernd, und so wurde es immer ärger. Bis mich vor drei Jahren eine Lungenentzündung niederstreckte.
Innerhalb von drei Tagen war ich symptomfrei, als wäre die Pso wie weggehext... Ich dachte nun also, das wäre es gewesen.
Leider irrte ich, und langsam schlichen sich die schuppenden Stellen wieder an. Nach einem guten halben Jahr war ich wieder voll dabei. Ich war nun wirklich ziemlich verzweifelt, da das plötzliche Verschwinden nach der Pneumonie natürlich genial für mich gewesen war.
Als es dann wirklich schlimm wurde, ich echte Schmerzen bekam durch aufgerissene Haut, meine Psyche langsam vor der ständigen Belastung in die Knie ging und ich moralisch ziemlich am Ende war, empfahl mir ein Freund einen Hautarzt, den ich noch am gleichen Tag aufsuchte.
Zuerst einmal wurde ich wirklich gut aufgeklärt über die Krankheit und die Methoden zur Behandlung. Ich war vorher schon bei zwei anderen Dermatologen gewesen, die mich nicht im geringsten weitergebracht hatten.
Wir schlugen gemeinsam den Weg mit Fumaderm, Daivobet und Silkis ein – und siehe da, ich hatte gewaltige Anfangserfolge. Die Erfolge ließen nach, als ich begann, das Cremen und das Einnehmen der Tabletten des öfteren zu übersehen und immer nachlässiger damit umzugehen. Nach dem Motto ... "Super, hilft, passt, können wir jetzt gemütlicher angehen."
Das wichtige ist, dass man immer dran bleibt, auch wenn man mal Stress hat, man keine Lust hat, sich schon wieder irgendwo zu salben, einem die Flushs vom Fumaderm auf die Nerven gehen. Natürlich ist auch wichtig, dass man Fumaderm gut verträgt (meine Werte sind seit weit über einem Jahr stabil). Jeder Schlendrian wird schnell wieder mit neuen Stellen und erneutem Aufkeimen bestraft.
Für mich habe ich festgestellt, dass eine disziplinierte Behandlung, ein sorgsamer und bewussterer Umgang mit sich selbst und auch ein wenig die Haltung "Die Pso muss mit mir klarkommen und nicht ich mit ihr!" Erfolge bestens beeinflussen.
Erst kürzlich hatte ich wieder eine "Laisser-faire"-Phase, für die ich mit vielen und stark ausgeprägten Stellen bezahlen musste. Jetzt wird wieder konsequent eingenommen, gesalbt, kontrolliert und auf mich selbst geachtet.
Ich weis, dass ich mir nicht ausrechnen kann, jemals ganz meine Ruhe vor der Pso zu haben, aber ich kann etwas dafür tun, dass sie sich nach meinem Rythmus richten muss.
Tassilo
"Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln"
B. aus Österreich beschreibt den Tag, an dem sie ihre Diagnose hörte: "Es war sehr heiß, ich aber hatte Gänsehaut, es war mir kalt und die Tränen liefern mir nur so über mein Gesicht." Obwohl ihr Leben durch die Pso harte Wendungen nahm, ist es für sie ein Trost, dass es anderen wie ihr geht.
Meine Psoriasis habe ich jetzt seit der Geburt meines Sohnes vor 13 Jahren. Ich kann mich noch genau an den Tag im August 1988 erinnern, als ich aus dem Krankenhaus kam mit einem Rezept und der Diagnose Schuppenflechte. Es war sehr heiß, ich aber hatte Gänsehaut, es war mir kalt und die Tränen liefern mir nur so über mein Gesicht. Wenn mich jemand mit einer Keule geschlagen hätte, es wäre nicht schlimmer gewesen.
Gewusst habe ich es eh schon vorher, meine Mutter leidet auch unter Psoriasis, da lernt man schon als Kind es zu erkennen und damit zu leben. Es ist aber dann was anderes, selbst betroffen zu sein und sich nicht mehr in den Spiegel schauen zu wollen.
Ich bin in ein tiefes Loch gefallen, wahrscheinlich auch viel aus Selbstmitleid, heute denke ich über viele Dinge ganz anders. Mein nächster Gedanke galt meinem Sohn, würde ich die Vererbung jetzt auch an ihn weitergeben. Das ist bis heute Gott sei Dank nicht eingetroffen und ich bete jeden Tag dafür, dass es so bleibt.
Meine Psoriasis hat sich in den folgenden Jahren nicht weiter vermehrt, ich habe keine Schübe so wie andere, nur die Größe variiert mit den Jahreszeiten. Von da her bin ich noch bevorzugt, wie es innen drinnen aussieht ist ein anderes Kapitel.
Ja, meine Seele die leidet, keiner sieht es, ich versuche ein optimistischer und lustiger Mensch zu sein. Aber es kommen auch diese dunklen Stunden, wo ich nur heulen könnte und ich an mir und meiner Kraft zweifle. Besonders seit ich geschieden bin.
Mein Ex-Mann konnte letztendlich nicht damit umgehen, obwohl er anfangs immer beteuert hat, es stört ihn nicht. Aber irgendwann hat er mich einfach nicht mehr an seinem Leben teilhaben lassen. Das hat mehr weh getan als alles andere. Deshalb habe ich ihn nach zehn Jahren mit meinem Sohn verlassen.
Mit 37 musste ich ganz neu beginnen, ich habe mich aus dem tiefen Loch gezogen und das erste Mal in meinem Leben begonnen, alle Dinge zu ändern und anzupacken. Ist mir nach vielen Mühen und Rückschlägen jetzt endlich halbwegs gelungen.
Einer davon war sicher, dass ich wegen einer Kur meinen Job verloren habe und als alleinerziehende Mutter finanziell fast unterging. Aber auch das ist Geschichte, heute geht es mir ganz gut, ich arbeite nur Teilzeit und kann auch meine Mutterrolle noch wahrnehmen.
Was geblieben ist, ist die Einsamkeit und Unfähigkeit, einen neuen Partner zu suchen bzw. überhaupt anzufangen, einen zu suchen. Geht aber allen Betroffenen so, das schützende Schneckenhaus zu verlassen, ist wohl eines unserer größten Lebensziele geworden.
Und dann noch die Vorurteile unserer lieben Mitmenschen, wann werde es endlich alle wissen und uns nicht mehr schief anschauen. Seit ich aber viele Mailfreunde gefunden habe und immer hier im Chat bin, geht es mir auch damit besser.
Die Einsicht, dass es allen so ergeht, tröstet ungemein und hilft mir, die Hoffnung nicht aufzugeben. Hoffnung sollte unser aller Leben bestimmen – und dass die Genforschung auch für uns was bringt.
Und eines Tages, wer weiß... In diesem Sinne und meinem Motto...
B.
"Je härter du deine Haut behandelst, umso sanfter wird sie"
Tom hat seine Haut immer "hart, aber gesund" behandelt. Eigentlich - so meint er - ist die Pso aber ein psychisches Problem. Er ist auf der Suche, wie er damit umgehen soll.
Mein Name ist Thomas, ich bin 27 Jahre alt und leide seit meiner Kindheit an PSO. Als Kind (ca.ab dem 8.Lebensjahr) zeigte sich dies nur auf dem Kopf, ich wurde mit einer öligen Flüssigkeit behandelt (kann mich nicht mehr an den Namen erinnern, war ja noch Kind), welche auf den Kopf aufgetupft wurde, mehrere Stunden einwirkte und dann abgespült wurde. Die Badewanne hatte weniger Spaß daran, sie zeigte dann Trauerränder. Die Therapie war mehr oder weniger erfolgreich.
Im 15. Lebensjahr zeigte sich ein starker Schub, überall auf meinem Körper zeigten sich kleine Flecken, welche aber wie auch zwei größere Flecken an den Innenseiten der Knöchel nach kurzer Zeit spurlos verschwanden. Einzig traten starke Kopfschuppen weiterhin auf, die Öltherapie war schon lange eingestellt, das Medikament gab es dann wohl nicht mehr (ostdeutsches Produkt, wohl ein Opfer der Wendezeit geworden). Ich behandelte meine Kopfhaut sporadisch mit Terzolin und hatte nach mehreren Anwendungen zwei bis drei Monate Ruhe, bei Wiederauftritt nahm ich die Therapie einfach wieder auf.
Urlaubsreisen nach Griechenland und Australien brachten wohl wegen der klimatischen Bedingungen nach ca. einer Woche Beschwerdefreiheit für ca. zwei bis drei Monate (nach anfänglichem starken Brennen – die Psoriasis wollte sich wohl gegen mich wehren).
Zum momentanen Zeitpunkt habe ich allerdings einen starken Schub, welcher durch psychische Probleme ausgelöst und durch eine schwere Angina verstärkt wurde. Dummerweise belastet mich die Psoriasis im Moment psychisch noch mehr und es entsteht ein Teufelskreis.
Desweiteren war ich der Meinung, meine Haut immer hart, aber gesund behandelt zu haben, da ich beim täglichen Waschen bzw. Duschen nie einen Seiflappen, sondern eine Bürste benutzt habe (über Jahre hinweg), in dem Glauben, die Durchblutung zu fördern und alte Hautschuppen zu entfernen. Der Erfolg untermauerte diese Einstellung. Ich handelete nach dem Prinzip "Je härter du deine Haut behandelst, umso sanfter wird sie", ich glaubte, mich abgehärtet zu haben.
Die Bürstenbehandlung löst allerdings weiterhin Wohlbefinden aus, allerdings sollte ich wohl kein herkömmliches, weil mit Chemie vollgestopftes Duschgel mehr verwenden, sondern milde Präparate.
Meine Vermutung geht aber dahin, mehr ein psychsisches Problem zu haben, welches ich mit Medikamenten selbstverständlich nicht lösen kann, sondern eher durch ein Überdenken der mir Probleme bereitenden Umstände. Leider weiß ich nicht, wie und wo ich anfangen soll. Ärztliche Behandlung durch einen Psychologen widerstrebt mir etwas, weil ich denke, meine Sorgen seien lächerlich im Vergleich zu anderen Menschen und ich auch nicht weiß, wie und wo ich anfangen soll zu erzählen.
"Schneller als ich gucken konnte, hatte ich kaum noch Freunde"
Patricia L. (17) hat sich vorgenommen, noch besser mit der Krankheit zu leben und sie noch mehr zu akzeptieren. "Ich habe eingesehen, dass ich auch so ein völlig normales Leben führen kann."
Ich komme aus Warstein. Ich habe auch Schuppenflechte. Bei mir ist sie allerdings nur auf dem Kopf und mit kleinen Stellen auf dem linken Unterarm. Bei mir traten die sogenannten roten Flecken mit sieben Jahren zum ersten mal auf. Ich habe mir damals nicht viel dabei gedacht. Nur meine Eltern wunderten sich, weil ich mich nur noch am Kopf gekratzt habe.
Mit acht Jahren bin ich zum ersten Mal mit diesem Problem zum Arzt gegangen. Der überwies mich zum Hautarzt. Dort musste ich etliche Test mit mir machen lassen, weil der Arzt anfangs dachte, es wäre eine allergische Reaktion. Doch dann kam die "frohe" Botschaft, das ich Psoriasis habe.
Für meine Mutter war diese Krankheit keine Neuigkeit mehr, denn sie selber war damals sehr jung daran erkrankt. Sie hatte die Schuppenflechte an den Ellebogen. Doch bei ihr ging es nach ein paar Jahren wieder weg. Ich allerdings trage meine Schuppen schon seit zehn Jahren mit mir rum.
Bisher hat kein Medikament wirklich geholfen – und wenn, dann nur für kurze Zeit. Seitdem habe ich die Hoffnung aufgegeben, jemals völlig befreit zu sein von Schuppen. Ich kann sehr gut mit den Schuppen leben. Allerdings ist es mir immer noch unangenehm, schwarze Sachen anzuziehen oder allgemein dunkle, denn auf denen sieht man die Schuppen ja sofort.
Nicht viele Menschen wissen von meiner Schuppenflechte. Ich war damals, als ich es erfuhr, sehr offen gegenüber meinen Freundinnen und habe es ihnen erzählt. Ich durfte mich von da an verspotten lassen – von wegen, das wären doch Läuse und keine Schuppen. Schneller als ich gucken konnte, hatte ich kaum noch Freunde. Als ich nach NRW zog, wussten nur meine engsten Freunde davon. Die fragten mich immer aus. Sie dachten anfangs alle, dass es ansteckend wäre. Sie haben es nur mit viel Mühe akzeptiert.
Danach musste ich wieder die Schule wechseln. Meinen Freundinnen dort habe ich es erzählt. Sie waren die ersten, die es positiv aufgenommen haben und mich so akzeptiert haben und es auch noch tun – seit mehr als drei Jahren. Darüber bin ich echt froh und auch sehr dankbar.
Für die Zukunft habe ich mir vorgenommen, noch besser mit der Krankheit zu leben und sie noch mehr zu akzeptieren. Ich habe eingesehen, dass ich auch so ein völlig normales Leben führen kann. Ich bin momentan selbstbewusster als ich jemals war und kann super so leben im Moment. Und das mit dem Solarium stimmt wirklich. Bei mir hilft es auch.
Ich finde, das man sich bei sowas nicht schämen muss. Wir können ja schließlich nicht viel dafür. Ich stehe dazu und bin glücklich darüber, so außergewöhnlich zu sein – auch wenn das ewige Jucken manchmal nervt!
"Akzeptiert die Krankheit als Teil von Euch selbst"
"Macht Euch nicht verrückt und akzeptiert die "Krankheit" als Teil von Euch. (...) Leute, die dauernd ihre Psoriasis aus Scham verstecken, tun weder ihrer Psyche noch ihrem Wohlbefinden noch der Psoriasisausprägung selbst etwas Gutes."
Ich bin 27 Jahre alt und bei mir ist die Psoriasis im sehr ungewöhnlichen Alter von zwei Jahren aufgetaucht. Meine Mutter entdeckte sie zunächst auf der Kopfhaut und schon bald hatte ich sie am gesamten Körper.
Vor allem die Ellenbogen, Oberarme, Knie und Oberschenkel wiesen Häufungen der Schuppen auf. Bis zur Pubertät war auch mein Gesicht – vor allem die Wangen – betroffen. Nach der Pubertät verringerte sich die Anzahl der Schuppen und im Gesicht verschwanden sie völlig. Häufungen sind nun nur noch an den Ellenbogen und Knien zu sehen, am restlichen Körper verteilen sie sich durchschnittlich im Abstand von zehn Zentimetern.
In einem Winter hatte ich Prüfungsstress und prompt brach sie wieder aus. Seitdem habe ich keinen Versuch mehr unternommen, da sie meiner Meinung nach sowieso wieder ausbrechen wird. Da lohnt der Aufwand nicht.
Da ich schon seit frühester Kindheit mit der Krankheit zu tun habe, ist es für mich keine "Krankheit" im eigentlichen Sinne, sondern einfach nur ein Merkmal – so wie z.B. Haar- oder Hautfarbe. Meine Ausprägung der Psoriasis behindert mich im Alltag nicht und so stört sie mich auch nicht. Die Psoriasis ist ganz einfach ein Teil von mir.
Mir fehlen auch die schlechten Erfahrungen mit Mitmenschen, was vielleicht auch von meinem unbeschwerten Umgang herrührt. Ich habe also zum Beispiel nie erlebt, dass mich jemand gehänselt hätte oder einen Bogen um mich gemacht hätte. Sicher wurde ich öfter drauf angesprochen, doch das waren immer ganz normale Fragen, da es ja keine so alltägliche Erscheinung für die anderen ist. Ich habe erklärt, was es war und damit war alles klar.
Die Krankheit ist mir als "Krankheit" erst bei der Musterung bewusst geworden. Dort fragte mich die Ärztin, was ich da hätte und warum ich das nicht als Krankheit vorher angegeben hätte. Psoriasis war für mich so normal, dass ich alle möglichen Allergie-Atteste (Gräser, Heu, Staub, ...) besorgte und gar nicht an die Psoriasis als Ausmusterungsgrund oder Grund überhaupt für irgendwas dachte. Jedenfalls wurde ich sodann aufgrund der Psoriasis ausgemustert, da die Bundeswehr angeblich die Uniformen hart wäscht und sie so eng sind, dass ich blutende Stellen bekommen könnte. Mir war das ganz recht und ich ging mit einem Erstaunen nach Hause, dass diese Kleinigkeit der Grund war.
Nachdem ich mich im Internet über Psoriasis erkundigt habe und mir immer mehr Publikationen zu diesem Thema auffallen, komme ich allerdings immer häufiger ins Grübeln, wenn es darum geht, ob ich die Psoriasis die ganze Zeit meines bisherigen Lebens verdrängt bzw. ignoriert habe. Ich komme jedoch immer zu dem Schluss, dass ich eigentlich doch sehr vernünftig mit der Krankheit umgehe, da sie mich im Alltag weder körperlich noch seelisch belastet und ich ja schließlich mit ihr aufgewachsen bin. Ich denke, es wäre ein Problem für mich, wenn ich sie erst später, zum Beispiel mit 20 Jahren, bekommen hätte. Dann erst ist es ja ein Thema – für mich war es das nicht, da ich es ja nie anders kannte.
Eine Sache gibt mir jedoch trotzdem zu denken: Ich hatte noch nie eine feste Freundin. Sicher könnte das an vielen Faktoren liegen, doch es besteht halt die Möglichkeit, dass ein Faktor eben die Psoriasis ist. Ob es der entscheidende Faktor ist oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen, doch sollte es ein "Schwachpunkt" von mir sein, so habe ich diesen immer in eine Stärke umgewandelt, indem ich mir sage, dass nicht jeder über einen solchen "Filter" gegen oberflächliche Leute verfügt. Ich denke, dass diese Ansicht richtig ist, dennoch wurde sie nicht in Form einer festen Freundin belohnt.
Aber das Thema ist ohnehin zu komplex, da ja über die Psoriasis hinaus noch sehr viele andere Dinge eine Rolle spielen...
Meine Botschaft an Psoriatiker, die nicht mit ihrer Krankheit umgehen können, ist folgende:
Macht Euch nicht verrückt und akzeptiert die "Krankheit" als Teil von Euch. Wenn es eine Form ist, die zwar ab und zu jucken kann, aber sonst zu keinem körperlichen Unbehagen führt, sollte es nicht schwierig sein, auch ohne Hauttherapie damit umzugehen.
Ich laufe, wie alle anderen, im Sommer auch mit kurzen Hosen und kurzen Ärmeln herum und gehe schwimmen, etc. Dieses Verhalten führt nämlich ganz nebenbei auch zur Verminderung der Schuppenflechte. Leute, die dauernd ihre Psoriasis aus Scham verstecken, tun weder ihrer Psyche noch ihrem Wohlbefinden noch der Psoriasis-Ausprägung selbst etwas Gutes. So gesehen bin ich also "schamlos" gegenüber meiner Psoriasis und das bilde ich mir nicht ein, sondern das ist so. Wer mich aufgrund meines "Merkmals" nicht akzeptiert, verdient es auch nicht besser. Und ich sehe es als Vorteil, wenn sich solche oberflächlichen Leute schon vor dem Kennenlernen entlarven.
Nebenbei ist mir übrigens schon oft aufgefallen, dass viele Leute, die ein Stigma haben – egal ob Hautfarbe, auffällige Behinderungen oder Psoriasis, u.v.m., sehr oft die Schuld an alle möglichen vermeintlich-negativen Situationen auf das Stigma schieben.
Ich möchte dies bewusst nicht am Beispiel von Psoriasis klar machen, sondern an einem fiktiven Beispiel der Hautfarbe: Eine farbige Frau aus Nigeria ist in Deutschland und hat dort Erfahrung mit Rassismus gemacht. Sie hat nun leider das Vorurteil: In Deutschland gibt es viele Rassisten. Sie geht durch die Fußgängerzone und zufällig, als sie neben einer Gruppe von Menschen vorbei geht, hört sie hinter ihrem Rücken Gelächter. Sie denkt sofort – ohne es zu wissen –, dass das Gelächter ihr galt und sich diese Gruppe über sie lustig machen würde, da sie anders aussieht als die meisten in Deutschland. Sie findet damit eine Bestätigung des Vorurteils, dass die Deutschen allgemein zu Rassismus tendieren. In Wirklichkeit hat die Gruppe jedoch über einen Witz gelacht, sie haben die nigerianische Frau gar nicht wahrgenommen.
Ich denke, dieses Beispiel lässt sich noch viel weiter ausmalen, der Zusammenhang zu Psoriasis dürfte auch klar sein. Man kann alles Mögliche für die schlechte Situation von einem verantwortlich machen und es ist furchtbar leicht, es auf den einen, hervorstechenden und scheinbar auf der Hand liegenden Grund zu schieben – nämlich der Psoriasis. Es erfordert sehr viel mehr Denken und Anstrengung, den wahren Grund zu finden.
Wer aus Bequemlichkeit zu faul zum an der Objektivität orientierten Denken ist, wird nicht glücklich und erst recht kein besserer Mensch.
Tamio Patrick
Menschen mit Schuppenflechte – lauter Zwangsintrovertierte?
"Habe ich mit der Pso eine schöne Ausrede für mein Verhalten?", fragt sich Marius J.
Für mich war Psoriasis immer zwei Krankheiten auf einmal. Da ist das Erscheinungsbild auf der haut, das sich mehr oder weniger gut behandeln lässt, dessenwegen man Ärzte aufsucht oder sich mit lLeidensgenossen darüber austauscht. Und da ist das aufgrund der Krankheit gestörte Verhältnis zu anderen, das ich hauptsächlich im Alleingang zu "therapieren" versuchte. Auch im Forum wird ja bezeichnenderweise viel mehr über medizinisches als über den sozialen, psychischen etc. Aspekt von Psoriasis diskutiert, obwohl es ja in den meisten fällen nicht die Schuppen sind, die schmerzen.
Wahrscheinlich fällt es einfach leichter, über Salben als über Ängste und Kränkungen zu reden. Jetzt, im Alter von 30 jahren, habe ich mit konsequenter Bestrahlung meine Schuppenflechte ganz gut im Griff.
Woran es aber auch heute noch bei mir hapert, ist der unbefangene Umgang mit anderen und insbesondere mit dem anderen Geschlecht. Sprich: als mit Beginn der Pubertät, die Zeit wie bei jedem anderen so auch bei mir reif war, allseits bekannte Verhaltensmuster einzuüben, habe ich mir hauptsächlich Sorgen darüber gemacht, wie ich aus der Misere heil raus komme. "Heil" hieß für mich damals: ohne mich der zutiefst kränkenden Reaktion anderer, insbesondere natürlich der Mädchen aussetzten zu müssen. Darin war ich lange Zeit leider ziemlich erfolgreich. Ich erfand bei sich androhenden Gelegenheiten Ausreden oder zog mich von vornherein ganz zurück und beschäftigte mich mit allem, nur nicht damit, womit Jungs im Alter von 14 oder 15 beginnen, sich in angestrengtem Maße nunmal zu beschäftigen.
Diesen in einer wichtigen Entwicklungsphase unterlaufene soziale und sexuelle "Trainingsrückstand", glaube ich, kann man kaum ganz aufholen. Was ich damit sagen will: Die jüngeren Menschen (eingeschlossen ich selbst) mit Schuppenflechte oder ähnlichen Krankheiten, die ich bis dato kennen gelernt habe, sind alle gelernte Zwangsintrovertierte – der eine mehr, der andere weniger.
Obwohl ich meinen Körper heute nicht mehr verstecken müsste und es auch nicht tue, verhalte ich mich deshalb trotzdem nicht plötzlich wie von einer Zentnerlast befreit, bin deswegen trotzdem nicht das Partytier geworden, das Männer wie Frauen gleichermaßen beeindruckt. Und ich ziehe es immer noch vor, es dem Zufall zu überlassen, ob ich Frauen kennenlerne oder nicht. Ungehemmtes Vorpreschen ist auch heute noch nicht mein Ding. Geht es euch, Mann oder Frau, da anders? Oder habe ich mit Psoriasis einfach eine schöne Ausrede für mein Verhalten?
"Liebe ist nicht von der Haut abhängig"
Tamara (35) berichtet: "Mein Bruder sagte irgendwann zu mir, ,wenn ich diese Krankheit hätte, würde ich mich umbringen'. Er konnte damals nicht wissen, dass auch er betroffen sein wird."
Es ist zwar nicht einfach mit dieser Krankheit zu leben, aber man muss sich bewusst sein, dass es hierfür keine Heilung gibt. Ich selbst habe diese Krankheit seit meinem dritten Lebensjahr (bin heute 30). Alle typischen Stellen sind betroffen.
Als Kind und Jugendliche bin ich damit überhaupt nicht klargekommen. Wie sagt man doch: "Kinder können sehr grausam sein". Mit 17 bin ich für sechs Wochen zur Kur. Diese 6 Wochen waren "Balsam für meine Seele".
Endlich traf ich Leute, die an genau der selben Krankeit litten. Vorher kannte ich niemanden, der auch Schuppenflechte hatte. Auch die Zeit danach, das erste Mal ohne die "Schuppe", war wunderbar. Ich konnte ins Schwimmbad, Kleider anziehen (was ich vorher noch nie gemacht habe).
Allerdings trat der erste Schub nach einigen Wochen wieder auf und es war schlimmer als jemals zuvor. Nicht gerade die Krankheit, aber mein psychische Verfassung. Ich war so weit oben und bin dann so weit hinab gefallen. Daher beschloss ich, keine Kur mehr zu machen. Ich musste einfach lernen, damit zurecht zukommen. Mein Bruder sagte irgendwann zu mir, "wenn ich diese Krankheit hätte, würde ich mich umbringen". Er konnte damals nicht wissen, dass auch er betroffen sein wird. Ihn hat es über Nacht erwischt und wesentlich schlimmer als mich.
1992 war ich dann mit meinem Vater in Sivas. Ich war genau 2 Tage da (leider bekam ich Lungenentzündung ), aber die Schuppenflechte war weg!
Es dauerte genau einen Monat, bis sie wieder da war. Und schon wieder fiel ich in ein ziemliches tiefes Loch. Kurz nach meinem Aufenthalt in der Türkei lernte ich meinen Mann kennen. Er hatte und hat bis heute keine Problem mit dieser Krankheit.
Ich habe festgestellt, dass weder irgendwelche Salben oder Medikamente noch die Ernährung dazu beitragen, dass es zu einer Besserung kommt. Sobald ich Stress habe (und den habe ich täglich) wird meine Hautbild schlechter.
Heute habe ich erfahren, dass mein Antrag zur Kur genehmigt wurde. Und diesmal werde ich nicht in ein tiefes schwarzes Loch fallen, da ich diese Kur nur mache, um einfach abzuschalten.
Denjenigen, die denken, dass sie durch diese Krankheit keinen Partner finden werden oder nicht geliebt werden, möchte ich noch sagen, dass Liebe nicht von der Haut abhängig ist. Meine Eltern haben mich 20 Jahre von einem Arzt zum anderen, von einem Heilpraktiker zum anderen geschleppt. Sie haben wirklich alles getan, was in ihrer Macht stand, wollten aber auch nie wahrhaben, dass ihre Tochter mit so einer Krankheit geschlagen ist. Fakt ist, dass ich immer glaubte, dass sie sich für mich schämen, aber das war nicht der Fall.
Mein Mann sagt immer, dass er mich so liebt, wie ich bin. Und das hilft mir.
Natürlich habe auch ich Tage, an denen ich frage "Warum gerade ich?". Das ist, denke ich, auch normal. Aber man sollte niemals zulassen, dass diese Krankheit einen daran hindert, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Eigentlich kann es uns doch vollkommen egal sein, was die Leute denken, die scheinen ohnehin keinen Spiegel daheim zu haben.
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