Im Sommer 2025 wurde ein wichtiges Dokument für die Behandlung der Schuppenflechte in Deutschland grundlegend aktualisiert: die sogenannte S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris. Wir stellen sie kurz vor – und die Unterschiede zur bisherigen Version.
Eine Leitlinie ist so etwas wie ein Navigationssystem für Hautärztinnen und Hautärzte. Sie fasst das beste verfügbare medizinische Wissen zusammen und gibt klare, verlässliche Empfehlungen, wie eine Psoriasis heute optimal behandelt werden kann. Sie wird von einem großen Expertenteam, darunter Patientenvertretern, entwickelt.
Gemeinsam die beste Entscheidung treffen
Eine Leitlinie ist kein starres Gesetz, sondern eine fundierte Entscheidungshilfe. Sie beschreibt den aktuellen Goldstandard der Behandlung, von dem im Einzelfall auch abgewichen werden kann und muss. Deine Ärztin oder Dein Arzt sollte die Empfehlungen nutzen, um mit Dir gemeinsam die beste Therapiestrategie zu finden. Dieser Prozess nennt sich "gemeinsame Entscheidungsfindung" (Shared Decision Making).
Dabei werden nicht nur die medizinischen Fakten aus der Leitlinie berücksichtigt, sondern auch Deine persönlichen Wünsche und Lebensumstände:
- Bevorzugst Du eine Tablette oder eine Spritze?
- Wie wichtig ist Dir ein besonders schneller Wirkungseintritt?
- Hast Du neben der Psoriasis noch andere Erkrankungen, die bei der Medikamentenwahl eine Rolle spielen?
Die Medikamente im Überblick: Was ist neu und was hat sich bewährt?
Die vielleicht wichtigste Nachricht der neuen Leitlinie ist die Erweiterung und Neubewertung der verfügbaren Medikamente. Die Therapie wird dadurch noch wirksamer und individueller.
Bekannte Therapien, neues Wissen
Die seit Längerem bekannten innerlichen Therapien, oft als "konventionelle Systemtherapien" bezeichnet, spielen weiterhin eine Rolle. Dazu gehören Wirkstoffe wie Methotrexat (MTX), Ciclosporin, Acitretin und Fumarsäureester. Die neue Leitlinie hat die Sicherheitshinweise für diese Medikamente weiter präzisiert.
- Methotrexat (MTX): Bleibt eine wichtige Option, insbesondere wenn auch die Gelenke betroffen sind (Psoriasis arthritis). Die Empfehlungen zur Überwachung der Leber- und Blutwerte wurden bestätigt.
- Ciclosporin: Wird aufgrund möglicher Nebenwirkungen auf Nieren und Blutdruck eher für eine kurzfristige Behandlung gesehen.
- Acitretin: Die Hinweise zur Anwendung bei Frauen im gebärfähigen Alter bleiben extrem streng, da der Wirkstoff das ungeborene Kind schwer schädigen kann. Neu wurde explizit eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) als Gegenanzeige aufgenommen.
- Fumarsäureester (Dimethylfumarat): Das bekannte Präparat Fumaderm wird seit Ende 2024 nicht mehr hergestellt. Das Nachfolgepräparat Skilarence mit dem alleinigen Wirkstoff Dimethylfumarat ist aber weiterhin verfügbar.
Die größte Veränderung betrifft die modernen, zielgerichteten Therapien. Mussten früher in der Regel erst die konventionellen Therapien versucht werden, empfiehlt die neue Leitlinie bei besonders schweren Verläufen nun den direkten Einsatz von hochwirksamen Biologika oder neuen "kleinen Molekülen".
Das Behandlungsziel wurde ebenfalls angehoben: Angestrebt wird heute eine fast vollständige Erscheinungsfreiheit, also eine Verbesserung des Hautbildes um mindestens 90 Prozent (ein sogenannter PASI 90).
Die Neuen im Team – Bimekizumab und Deucravacitinib
Zwei neue Wirkstoffe in der Leitlinie erweitern die Behandlungsmöglichkeiten:
- Bimekizumab: Dies ist ein hochwirksames Biologikum, das als Spritze verabreicht wird. Es blockiert gleich zwei entzündungsfördernde Botenstoffe (IL−17A und IL−17F) und gehört laut den aktuellen Vergleichsstudien zu den effektivsten verfügbaren Therapien. Als spezifische Nebenwirkung können häufiger harmlose, aber lästige Pilzinfektionen im Mund- und Rachenraum (Candida) auftreten, die aber gut behandelbar sind.
- Deucravacitinib: Dies ist eine neuartige Tablette aus der Gruppe der sogenannten TYK2-Inhibitoren. Sie stellt eine wirksame orale Alternative zu den Biologika-Spritzen dar und füllt eine wichtige Lücke. Für viele von uns mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis, die eine Spritzentherapie scheuen, ist dies eine wichtige neue Option.
Biosimilars verständlich erklärt: Gleichwertig und bewährt
Biosimilars sind Nachfolgeprodukte von Biologika, deren Patentschutz abgelaufen ist. Man kann sie sich wie hochwertige "Generika" für diese komplexen Medikamente vorstellen. Sie sind in Wirksamkeit, Qualität und Sicherheit dem Originalpräparat gleichwertig, was durch strenge Zulassungsverfahren der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) geprüft wird.
Die neue Leitlinie von 2025 positioniert sich hierzu noch klarer als die Vorgängerversion: Sie bestätigt, dass Biosimilars und Originalpräparate austauschbar sind und die Empfehlungen für beide gleichermaßen gelten.
Neu ist, dass nun auch für den weit verbreiteten Wirkstoff Ustekinumab (Originalpräparat Stelara) Biosimilars verfügbar sind. Zuvor gab es diese bereits für Infliximab, Etanercept und Adalimumab. Dies trägt dazu bei, die Behandlungskosten zu senken und den Zugang zu hochwirksamen Therapien für mehr Menschen zu sichern.
Sicherheit an erster Stelle
Die Sicherheit der Medikamente hat oberste Priorität. Die neue Leitlinie bestätigt das gute Sicherheitsprofil vieler moderner Therapien, für die mittlerweile umfangreiche Langzeitdaten aus Studien und Registern vorliegen. Die Empfehlungen zur Überwachung, zum Beispiel durch regelmäßige Blutkontrollen, wurden für alle Medikamente überprüft und bestätigt.
Es gibt keine grundlegend neuen Erkenntnisse zu schweren Nebenwirkungen bei den bereits länger zugelassenen Medikamenten. Die Langzeitsicherheit vieler Biologika und "small molecules" wird als gut eingeschätzt.
Antworten für besondere Lebenslagen
Psoriasis betrifft Menschen in allen Lebensphasen und oft auch mit Begleiterkrankungen. Die neue Leitlinie gibt hierzu detailliertere und spezifischere Hilfestellungen als je zuvor.
Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen
Die aktuelle Leitlinie richtet sich ausschließlich an Erwachsene. Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Psoriasis erfordert spezielles Wissen und wird in eigenen Leitlinien von Kinder- und Jugendärzten sowie spezialisierten Hautärzten behandelt. Es gibt aber auch für diese Altersgruppe wirksame und sichere zugelassene Therapien.
Familienplanung, Schwangerschaft und Stillzeit
Für Frauen mit Psoriasis und Kinderwunsch gibt es sehr gute Nachrichten. Die neue Leitlinie bestätigt, dass eine sichere und wirksame Behandlung während der Planung, der Schwangerschaft und der Stillzeit möglich ist. Eine gute Kontrolle der Psoriasis ist sogar wichtig, da eine stark entzündliche Erkrankung sich negativ auf die Schwangerschaft auswirken kann.
Bestimmte Medikamente wie Methotrexat und Acitretin sind in dieser Zeit absolut tabu.
Die Leitlinie empfiehlt das Biologikum Certolizumab pegol als Therapie der ersten Wahl, wenn während der Schwangerschaft eine innerliche Behandlung notwendig ist. Aufgrund seiner Molekülstruktur geht es kaum auf das ungeborene Kind über.
Wenn weitere Erkrankungen dazukommen (Komorbiditäten)
Die Psoriasis ist eine systemische Erkrankung, die oft mit anderen gesundheitlichen Problemen einhergeht. Die neue Leitlinie gibt detaillierte Empfehlungen, welche Medikamente bei bestimmten Begleiterkrankungen besonders geeignet oder eher zu meiden sind.
Psoriasis arthritis: Wenn neben der Haut auch die Gelenke betroffen sind, ist die Wahl des richtigen Medikaments entscheidend, um Gelenkschäden zu verhindern. Die Leitlinie listet eine Reihe von Biologika und auch Methotrexat als wirksame Optionen auf, die sowohl auf die Haut als auch auf die Gelenke wirken. Aufgrund der Komplexität wird für detaillierte Empfehlungen auf eine eigene, in Entwicklung befindliche Leitlinie für PsA verwiesen.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa): Da sich die Entzündungsmechanismen ähneln, ist die Wahl der Therapie hier besonders wichtig. Bestimmte Biologika (TNF-Blocker, IL-12/23- und IL-23-Blocker) wirken sowohl gegen die Psoriasis als auch gegen die Darmentzündung und sind daher die erste Wahl. Sogenannte IL-17-Blocker (z.B. Secukinumab, Ixekizumab, Bimekizumab) sind hier ungeeignet, da sie die Darmerkrankung verschlimmern können.
Krebserkrankungen in der Vorgeschichte: Die Entscheidung für eine innerliche Therapie wird immer individuell und in enger Absprache mit dem behandelnden Onkologen getroffen. Die neue Leitlinie unterscheidet nun klarer: Liegt eine Krebserkrankung mehr als fünf Jahre zurück und gilt als geheilt, können die meisten Psoriasis-Medikamente wieder normal eingesetzt werden. Bei einer kürzer zurückliegenden oder aktiven Krebserkrankung ist die Auswahl eingeschränkter, aber eine wirksame Behandlung der Psoriasis ist dennoch möglich.
- Depression: Psoriasis kann die Psyche stark belasten. Die meisten wirksamen Psoriasis-Therapien verbessern auch depressive Symptome, da es den Betroffenen mit besserer Haut einfach besser geht. Bei den Wirkstoffen Apremilast und Brodalumab wird zur Vorsicht geraten, wenn bereits eine schwere Depression oder Suizidgedanken in der Vorgeschichte bekannt sind.
- Diabetes mellitus: Bei Patienten mit Diabetes, insbesondere in Kombination mit Übergewicht oder einer Fettleber, sollten die Wirkstoffe Methotrexat und Ciclosporin mit Vorsicht eingesetzt werden, da sie den Stoffwechsel oder die Leber zusätzlich belasten können. Biologika und die neuen "small molecules" gelten hier als sichere Alternativen.
- Herzerkrankungen: Bei einer koronaren Herzkrankheit (KHK) sind die meisten modernen Therapien wie Biologika oder MTX gut geeignet. Bei einer fortgeschrittenen Herzschwäche (Herzinsuffizienz) müssen sogenannte TNF-Blocker (z.B. Adalimumab, Infliximab, Etanercept) gemieden werden, da sie die Herzfunktion verschlechtern können. Andere Biologika-Klassen sind hier unproblematisch.
- Nierenerkrankungen: Die meisten Biologika werden nicht über die Nieren abgebaut und können daher auch bei eingeschränkter Nierenfunktion sicher eingesetzt werden. Bei den älteren Tabletten wie Methotrexat, Ciclosporin und Fumarsäureestern ist bei schwerer Nierenschwäche Vorsicht geboten oder sie sind kontraindiziert.
- Neurologische Erkrankungen, z.B. Multiple Sklerose, MS: Hier ist die Wahl des Medikaments entscheidend. TNF-Blocker sind bei MS absolut ungeeignet, da sie die Erkrankung auslösen oder verschlimmern können. Andere Wirkstoffklassen wie IL-17-, IL-23-Blocker oder die neuen Tabletten (Apremilast, Deucravacitinib) gelten als sicher. Fumarsäureester sind sogar zur Behandlung der MS zugelassen und damit eine gute Option für Patienten, die an beiden Erkrankungen leiden.
- Virushepatitis (Hepatitis B und C): Vor Beginn einer innerlichen Therapie wird standardmäßig auf eine Hepatitis-Infektion getestet. Sollte eine chronische Hepatitis vorliegen, ist eine Behandlung der Psoriasis trotzdem sicher möglich. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit einem Leberspezialisten (Hepatologen), der gegebenenfalls eine antivirale Schutztherapie einleitet.
- Tuberkulose (TB): Vor dem Start einer Biologika-Therapie wird immer ein Test auf eine versteckte (latente) Tuberkulose-Infektion gemacht. Das Risiko einer Reaktivierung ist unter den neueren Biologika (IL-17- und IL-23-Blocker) deutlich geringer als unter den älteren TNF-Blockern. Falls ein Risiko besteht, wird vor Therapiebeginn eine vorbeugende Antibiotikabehandlung durchgeführt, sodass die Psoriasis-Therapie sicher gestartet werden kann.
- Impfungen: Grundsätzlich werden alle von der STIKO empfohlenen Impfungen auch für Psoriasis-Patienten angeraten. Unter einer innerlichen Therapie sollten Impfungen mit Lebendimpfstoffen (z.B. Masern, Mumps, Röteln) vermieden werden. Totimpfstoffe (z.B. Grippe, Tetanus, COVID-19) sind jederzeit sicher möglich und empfohlen, auch wenn die Impfantwort eventuell etwas schwächer ausfällt.
Im Detail: Was sich für Anwender von Medikamenten ändert
Auch bei den Medikamenten, die schon länger zur Verfügung stehen, gibt es wichtige neue Erkenntnisse und angepasste Sicherheitshinweise. Hier sind die wichtigsten Updates im Überblick:
Acitretin
Gelenke im Blick: Ihr Arzt wird Dich nun gezielter nach Gelenk- oder Wirbelsäulenbeschwerden fragen, da das Medikament hier in seltenen Fällen Auswirkungen haben kann.
Wichtig für Diabetiker: Früher galt Diabetes als klarer Grund, Acitretin nicht zu nehmen. Die neue Leitlinie erklärt genauer, warum Vorsicht geboten ist: Das Medikament kann die Wirkung von Insulin verstärken und so zu Unterzuckerung führen. Deshalb sind regelmäßige Blutzuckerkontrollen jetzt besonders wichtig.
Wechselwirkung mit Cholesterinsenkern: Wenn Du Medikamente zur Senkung Deiner Blutfettwerte einnehmen, solltest Du wissen, dass die Kombination mit Acitretin das Risiko für Muskelschäden erhöhen kann. Sprich hierzu unbedingt mit Deinem Arzt.
Ciclosporin
Dieses Medikament unterdrückt das Immunsystem stark und wird oft für eine schnelle Besserung eingesetzt.
Genauerer Nieren-Check: Da Ciclosporin die Nieren belasten kann, empfiehlt die Leitlinie nun, nach mehr als einem Jahr Therapie die Nierenfunktion mit einem genaueren Test (einer sogenannten GFR-Messung) zu überprüfen.
Hautkrebs-Vorsorge nach der Therapie: Nach dem Absetzen von Ciclosporin ist eine sorgfältige Hautkrebsvorsorge besonders wichtig, vor allem, wenn Du in der Vergangenheit viele Lichttherapien erhalten hast.
Methotrexat (MTX)
MTX ist eine der am häufigsten eingesetzten Tabletten- oder Spritzentherapien.
Spritze oft wirksamer als Tablette: Die Leitlinie stellt nun klarer heraus, dass bei einer Dosis von mehr als 15 mg pro Woche die Spritze unter die Haut (subkutan) besser wirkt. Der Grund: Der Wirkstoff wird vom Körper besser aufgenommen als bei einer Tablette.
Sicherheit an erster Stelle: Die wichtigste Regel bei MTX ist die Einnahme nur einmal pro Woche. Die neue Leitlinie macht hier keine Kompromisse mehr: Wenn ein Patient diese Regel nicht sicher versteht, darf ihm das Medikament nicht mehr verschrieben werden. Eine tägliche Einnahme kann lebensgefährlich sein.
Auf diese Nebenwirkungen achten: Ihr Arzt könnte Dich nun explizit auf zwei mögliche, seltene Nebenwirkungen hinweisen: schmerzhafte Entzündungen der Mundschleimhaut und eine spezielle Form der Lungenentzündung (Pneumonitis). Melde Dich sofort bei Deinem Arzt, wenn Du trockenen Husten oder Atemnot bemerkst.
TNF-Blocker
Diese Gruppe von Biologika (z.B. Adalimumab, Etanercept, Certolizumab pegol, Infliximab) gehört zu den am längsten bewährten Spritzentherapien.
Wichtige Änderung bei Operationen: Das ist eine der wichtigsten neuen Sicherheitshinweise: Eine große Auswertung mehrerer Studien hat gezeigt, dass das Risiko für Infektionen nach einer Operation unter TNF-Blocker-Therapie fast doppelt so hoch ist. Früher wurde die Therapie oft fortgesetzt. Die neue Leitlinie rät nun klar dazu, vor einer geplanten OP mit dem Arzt zu besprechen, ob das Medikament pausiert werden sollte.
Herzschwäche: Die Leitlinie verwendet nun einen präziseren Begriff für eine bestimmte Form der Herzschwäche, bei der diese Medikamente nicht eingesetzt werden dürfen.
Apremilast
Diese Tablette wirkt gezielt auf ein bestimmtes Enzym in den Entzündungszellen.
Fokus auf die Psyche: Die neue Leitlinie betont stärker, dass Apremilast in seltenen Fällen Depressionen oder Suizidgedanken auslösen kann. Wenn solche Symptome neu auftreten oder sich verschlimmern, soll die Behandlung abgebrochen werden.
Bimekizumab
Dieses neue, hochwirksame Biologikum blockiert gleich zwei Entzündungs-Botenstoffe.
Spezifische Nebenwirkung: Weil das Medikament so stark wirkt, können Pilzinfektionen (Candida), meist harmlos im Mund- und Rachenraum, häufiger auftreten als bei vergleichbaren Medikamenten. Diese sind aber in der Regel einfach zu behandeln.
Ixekizumab
Ein weiteres bewährtes Biologikum aus der Klasse der IL-17-Blocker.
Gute Nachrichten zur Langzeitsicherheit: Hier gibt es beruhigende Neuigkeiten. Zwei neue, sehr große Sicherheitsstudien haben bestätigt, dass das Medikament auch über viele Jahre hinweg ein sicheres Profil hat und keine neuen oder unerwarteten Nebenwirkungen aufgetreten sind.
Certolizumab pegol und Schwangerschaft
Die beste Nachricht für Frauen mit Kinderwunsch: Dies ist eine der wichtigsten und positivsten Änderungen. Die neue Leitlinie empfiehlt das Biologikum Certolizumab pegol nun ganz klar als die beste Option für Frauen, die eine Schwangerschaft planen oder bereits schwanger sind. Durch seine besondere Molekülstruktur gelangt so gut wie kein Wirkstoff von der Mutter zum ungeborenen Kind. Das gibt eine hohe Sicherheit für Mutter und Kind.
Was die Leitlinie nicht sagt – und ist
Früher gab es in der Leitlinie für jedes Medikament eine Aussage, wie viel Zeit es braucht, bis es beim Durchschnitt der Anwender wirkt. Daraus konnten wir oft beantworten, wenn jemand fragte "Wie lange muss ich warten, bis mein Medikament wirkt?". Diese Aussagen sind nicht erst in dieser Leitlinie verschwunden.
Vage heißt es jetzt nur noch:
- Bei Medikamenten mit langsam einsetzender Wirkung sollte nach 16 bis 24 Wochen ein Fazit gezogen werden, ob die erwünschte Wirkung erreicht ist.
- Bei den schnell wirkenden Medikamenten sollte das Fazit nach zehn bis zwölf Wochen gezogen werden.
Welches Medikament ein langsames und welches ein schnelles ist – dazu sagt die Leitlinie nichts.
Während die Leitlinie das "Was" und "Wie" der medizinischen Behandlung exzellent für Ärzte aufbereitet, fehlen für Betroffene oft die Antworten auf die "Was-wäre-wenn"- und "Wie-mache-ich-das-konkret"-Fragen des täglichen Lebens mit der Erkrankung. Das kann und will eine Leitlinie aber auch nicht.
Zur Leitlinie gehört immer ein Anhang mit Empfehlungen zu Basistherapie, topischer Therapie, Phototherapie und anderen Therapien. Die Forschung zur Psoriasis hat sich in den letzten Jahren allerdings ganz überwiegend mit innerlichen Therapien beschäftigt. Deshalb ändert sich in diesen Empfehlungen erfahrungsgemäß wenig – und so heißt es in dem Anhang auch:
"Im Bereich der topischen Therapie und Fototherapien sind keine neuen Therapieoptionen seit der Erstellung der Leitlinienfassung 2015 verfügbar geworden. Studien, die die Einschätzung der Interventionen relevant verändern würden, sind ebenfalls nicht publiziert worden."
Heißt: Seit zehn langen Jahren gibt es weder neue Wirkstoffe zur äußerlichen Behandlung noch Neues in Sachen Lichttherapie – und Studien dazu wurden auch nicht publiziert. Keine gute Nachricht für all die, die kein innerliches Medikament anwenden wollen, können oder brauchen.
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