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    Stufe 3: Innerliche Medikamente bei Psoriasis – Tabletten und Spritzen

    Eine innerliche – so genannte systemische – Therapie ist bei einer mittelschweren, vor allem aber bei einer schweren Schuppenflechte nötig, um die Folgen der stetigen Entzündung zu lindern oder zu vermeiden. Manche der innerlichen Medikamente wirken recht allgemein im gesamten Körper, andere regulieren nur an bestimmten Stellen im Körper das Nötige.

    Tabletten

    Konventionelle Systemtherapeutika sind die klassischen Medikamente, die schon seit vielen Jahren zur Behandlung der Psoriasis eingesetzt werden. Sie wirken im gesamten Körper und greifen vor allem in das Immunsystem ein, um die Entzündungsreaktionen zu bremsen, die für die Schuppenflechte typisch sind. Im Gegensatz zu den neueren Biologika sind diese Medikamente meist als Tabletten oder Kapseln erhältlich und werden oft als erste Stufe der innerlichen Behandlung verwendet.

    Acitretin

    Acitretin ist ein Medikament aus der Gruppe der Retinoide, also Abkömmlinge von Vitamin A. Es sorgt dafür, dass sich die Hautzellen wieder normal entwickeln und nicht mehr so schnell teilen wie bei Psoriasis üblich. Acitretin wird als Tablette eingenommen und eignet sich vor allem für Menschen, bei denen die Schuppenflechte besonders dicke, verhornte Plaques bildet. Frauen im gebärfähigen Alter müssen bei der Einnahme von Acitretin besonders vorsichtig sein, weil das Medikament das ungeborene Kind schädigen kann. Deshalb ist während und nach der Therapie eine sichere Verhütung notwendig.

    Apremilast

    Apremilast ist ein modernes Medikament gegen Psoriasis, das als Tablette eingenommen wird und gezielt in die Entzündungsprozesse des Körpers eingreift. Sein Wirkprinzip beruht darauf, dass es das Enzym Phosphodiesterase-4 (PDE4) hemmt, das in den Immunzellen vorkommt. Durch diese Hemmung steigt der Spiegel eines Botenstoffs namens cAMP in den Zellen an. Das führt dazu, dass weniger entzündungsfördernde Botenstoffe wie TNF-α, Interleukin-17 und Interleukin-23 gebildet werden, während der entzündungshemmende Botenstoff Interleukin-10 zunimmt. So wird die überschießende Immunreaktion, die bei Psoriasis für die Entzündung und die Bildung der typischen Hautveränderungen sorgt, deutlich abgeschwächt.

    Ciclosporin

    Ciclosporin ist ein weiterer Wirkstoff, der bei schwerer Psoriasis eingesetzt werden kann. Ursprünglich stammt das Medikament aus der Transplantationsmedizin, weil es das Immunsystem stark unterdrückt und so die Abstoßung von Organen verhindert. Bei Psoriasis wird Ciclosporin meist nur für einen begrenzten Zeitraum angewendet, weil es auf Dauer die Nieren schädigen und den Blutdruck erhöhen kann. Es wirkt sehr schnell und kann besonders dann helfen, wenn die Schuppenflechte plötzlich sehr stark aufflammt oder andere Therapien nicht ausreichen.

    Deucravacitinib

    Deucravacitinib ist ein relativ neuer Wirkstoff zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis und wird unter dem Handelsnamen Sotyktu als Tablette angeboten. Es gehört zur Klasse der sogenannten Tyrosinkinase-2-Inhibitoren (TYK2-Inhibitoren), die gezielt in den Entzündungsprozess bei Psoriasis eingreifen. Das Besondere an Deucravacitinib ist, dass es als erstes Medikament seiner Art die Aktivität des Enzyms TYK2 hemmt. Dieses Enzym ist an der Weiterleitung von Signalen beteiligt, die bestimmte entzündungsfördernde Botenstoffe wie Interleukin-12, Interleukin-23 und Typ-I-Interferone aktivieren. Indem Deucravacitinib TYK2 blockiert, werden diese Signale unterbrochen und die Entzündung in der Haut kann deutlich zurückgehen.

    Dimethyfulmarat

    Ein weiterer klassischer Wirkstoff ist Dimethylfumarat. Sie werden seit Jahrzehnten vor allem in Deutschland bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis eingesetzt. Fumarsäureester wirken, indem sie das Immunsystem modulieren und die Entzündungsbereitschaft der Hautzellen senken. Die Tabletten werden langsam aufdosiert, damit sich der Körper an das Medikament gewöhnen kann. Häufige Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden oder Hitzewallungen, die aber oft mit der Zeit nachlassen. Fumarsäureester gelten als gut wirksam und sind für viele Menschen mit Psoriasis eine wichtige Behandlungsoption.

    Methotrexat

    Ein sehr häufig eingesetztes Medikament ist Methotrexat, kurz MTX genannt. Ursprünglich wurde es zur Behandlung von Krebs entwickelt, aber schon lange nutzt man es auch bei entzündlichen Erkrankungen wie der Psoriasis. MTX hemmt das Wachstum schnell teilender Zellen, zu denen auch die Hautzellen bei Schuppenflechte gehören. Außerdem dämpft es das Immunsystem, sodass die Entzündungsreaktionen nachlassen. Methotrexat wird meist einmal pro Woche als Tablette oder Spritze verabreicht. Die Wirkung setzt nach einigen Wochen ein. Während der Behandlung sind regelmäßige Blutkontrollen wichtig, weil MTX die Leber belasten und die Blutbildung beeinflussen kann.

    Diese konventionellen Systemtherapeutika sind bewährte Mittel, die vielen Menschen mit Psoriasis helfen können. Sie sind oft günstiger als die neueren Biologika, haben aber auch mehr Nebenwirkungen und erfordern eine engmaschige ärztliche Kontrolle. Trotzdem sind sie für viele Patientinnen und Patienten ein wichtiger Baustein in der Behandlung der Schuppenflechte.

    ⬇️ Übersicht der Systemtherapeutika als Tabletten oder Kapseln

    Wirkstoffname Handelsnamen Psoriasis Psoriasis arthritis zugelassen ab zugelassen seit
    Acitretin Acicutan, Neotigason     1988 (Neotigason), 2015 (Acicutan)
    Apremilast Otezla 6 Jahre 2015
    Ciclosporin Ciclosporin A, Ciclosporin Pro, Sandimmun optoral, Sandimmun Neoral, Immunosporin     1983 (in der Transplantationsmedizin), 1993 (zur Behandlung der Schuppenflechte)
    Deucravacitinib Sotyktu   18 Jahre 2023
    Dimethylfumarat Skilarence   18 Jahre 2017
    Leflunomid Arava   18 Jahre 1999
    Methotrexat Lantarel
    metex
    MTX
      1991 (Psoriasis arthritis)
    Baricitinib Olumiant   nur für juvenile Psoriasis arthritis (Kinder ab 2 Jahre) 2023
    Upadacitinib Rinvoq   18 Jahre 2021
    Tofacitinib Xeljanz   2 Jahre 2018

    Spritzen und Infusionen

    Biologika – die neuen Medikamente

    Biologika sind moderne Medikamente, die gezielt in das Immunsystem eingreifen und bei vielen Menschen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis für eine deutliche Verbesserung sorgen. Anders als klassische Tabletten werden Biologika meist als Spritze unter die Haut oder als Infusion verabreicht. Sie bestehen aus Eiweißstoffen, die im Labor hergestellt werden und ganz bestimmte Botenstoffe im Körper blockieren, die bei der Schuppenflechte eine zentrale Rolle spielen.

    TNFα-Hemmer: Eine der ersten Gruppen von Biologika, die bei Psoriasis eingesetzt wurden, sind die sogenannten TNFα-Hemmer. TNFα steht für Tumornekrosefaktor alpha, einen wichtigen Entzündungsbotenstoff im Körper. Bei Menschen mit Schuppenflechte ist dieser Botenstoff oft besonders aktiv und sorgt dafür, dass die Entzündung in der Haut und manchmal auch in den Gelenken dauerhaft angeheizt wird. TNFα-Hemmer wie Adalimumab, Etanercept oder Infliximab blockieren diesen Botenstoff gezielt. Dadurch lässt die Entzündung nach, die Haut wird ruhiger und auch die Gelenkbeschwerden können sich bessern. TNFα-Hemmer werden schon seit vielen Jahren eingesetzt und haben sich besonders bei Patientinnen und Patienten bewährt, die zusätzlich zur Psoriasis auch eine Psoriasis arthritis haben.

    IL-17-Hemmer: In den letzten Jahren sind Biologika entwickelt worden, die noch gezielter wirken, zum Beispiel die sogenannten IL-17-Hemmer. IL-17 ist ein weiterer Botenstoff, der bei der Entstehung der Schuppenflechte eine entscheidende Rolle spielt. Medikamente wie Secukinumab, Ixekizumab oder Bimekizumab blockieren diesen Botenstoff und können so die Entzündung sehr effektiv stoppen. IL-17-Hemmer sind vor allem dann eine gute Wahl, wenn andere Therapien nicht ausreichend geholfen haben oder nicht vertragen wurden.

    IL-23-Hemmer: Eine weitere wichtige Wirkstoffgruppe sind die IL-23-Hemmer. IL-23 ist ein Botenstoff, der das Immunsystem dazu bringt, bestimmte Entzündungszellen zu aktivieren, die bei der Psoriasis die Haut angreifen. Biologika wie Guselkumab, Risankizumab oder Tildrakizumab blockieren gezielt IL-23 und verhindern so, dass die Entzündung überhaupt erst richtig in Gang kommt. Diese Medikamente haben den Vorteil, dass sie meist nur alle paar Monate gespritzt werden müssen und trotzdem sehr wirksam sind. Viele Patientinnen und Patienten erreichen mit IL-23-Hemmern eine fast vollständige Abheilung der Haut.

    IL-12 und IL-23: Es gibt auch Biologika, die sowohl IL-12 als auch IL-23 blockieren, zum Beispiel Ustekinumab. IL-12 und IL-23 sind beide an der Steuerung des Immunsystems beteiligt und fördern die Entzündungsreaktion bei Psoriasis. Durch die Blockade beider Botenstoffe kann Ustekinumab die Entzündung besonders umfassend bremsen. Das Medikament wird alle drei Monate gespritzt und ist für viele Menschen mit Schuppenflechte eine praktische und wirksame Option.

    Biologika sind teurer als die "Klassiker". Sie werden oft erst dann eingesetzt, wenn andere Therapien nicht ausreichend geholfen haben oder nicht vertragen wurden.

    Gegen den Einsatz der Biologika sprechen schwere Herzinsuffizienz und Tuberkulose. In der Schwangerschaft und Stillzeit kann Certolizumab pegol angewendet werden – für alle anderen Biologika gibt es diesen Nachweis nicht.

    Nachdem Efalizumab (Raptiva) 2009 wegen eines erhöhten Risikos einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML, Erkrankung des Zentralen Nervensystems) vom Markt genommen wurde, sind inzwischen mehrere Wirkstoffe in Deutschland zugelassen.

    Kortison (innerlich)

    Kortison gibt es als Tablette oder Injektion. Es wirkt besonders bei akuten Schüben meist schnell. Nachteil ist, dass die Schuppenflechte nach dem Absetzen rasch und oft stärker als zuvor wieder ausbricht. Überhaupt ist eine innerliche Kortison-Anwendung nur noch kurzfristig in Notfällen angeraten. In der „Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris“ von 2021 taucht eine innerliche Behandlung mit Kortison erst gar nicht auf.

    MTX

    Für den Wirkstoff Methotrexat, abgekürzt MTX, gilt das oben im Abschnitt "Tabletten" geschriebene.

    ⬇️ Übersicht der Systemtherapeutika als Spritze, Pen oder Infusion

    Wirkstoffname Handelsnamen Psoriasis Psoriasis arthritis Wirksansatz zugelassen ab zugelassen seit
    Abatacept Orencia   T-Zellen 18 Jahre 2017
    Adalimumab Humira, Amgevita, Amsparity, Cyltezo, Halimatoz, Hefiya, Hukyndra, Hulio, Hyrimoz, Imraldi, Solymbic, Yuflyma TNFα 4 Jahre 2005 (zur Behandlung der Psoriasis arthritis), 2007 (zur Behandlung der Schuppenflechte)
    Bimekizumab Bimzelx IL-17A, IL17-F, IL17-AF 18 Jahre 2021 (zur Behandlung der Psoriasis arthritis), 2023 (zur Behandlung der Schuppenflechte)
    Brodalumab Kyntheum   IL-17A 18 Jahre 2017
    Certolizumab pegol Cimzia TNFα 18 Jahre 2013 (zur Behandlung der Psoriasis arthritis), 2018 (zur Behandlung der Schuppenflechte)
    Etanercept Enbrel, Benepali, Erelzi und Nepexto TNFα 6 Jahre (Psoriasis) bzw. 12 Jahre (Psoriasis arthritis) 2002 (zur Behandlung der Psoriasis arthritis), 2004 (zur Behandlung der Schuppenflechte)
    Golimumab Simponi   TNFα 18 Jahre (Kinder ab 2 Jahren mit Einschränkungen) 2009
    Guselkumab Tremfya IL-23 18 Jahre 2017
    Infliximab Remicade, Flixabi, Inflectra und  Remsima TNFα 18 Jahre 2005
    Ixekizumab Taltz IL-17A 6 Jahre (bei Psoriasis) bzw. 18 Jahre (bei Psoriasis arthritis) 2016
    Methotrexat
    metex, MTX und Nordimet
      18 Jahre (Kinder mit Einschränkungen)  
    Risankizumab Skyrizi IL-23A 18 Jahre 2019
    Secukinumab Cosentyx IL-17A 6 Jahre 2015
    Tildrakizumab Ilumetri   IL-23 18 Jahre 2018
    Ustekinumab Stelara, , Qoyvolma, Uzpruvo und mehr IL-12/23 18 Jahre 2009

    Das Wichtigste im Video

    Dr. Uwe Schwichtenberg erklärt in diesem Video, welche Möglichkeiten es gibt, die Psoriasis innerlich zu behandeln.


    Bildquellen

    Michał Parzuchowski / Unsplash

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    Ja in Gersfeld gibst Natur Heil Klinik und machen eigene Blut Therapie. Mit Ozon. Ich werde machen bevor ich mit Biological anfangen.

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    Leberwerte unter MTX

    Nun sollte ich im Januar in der Rheumaklinik auf ein Medikament umgestellt werden weil meine Leberwerte schlechter wurden. Haben sie ja nicht gemacht weil angeblich nicht nötig. Da waren GOT und GBT recht hoch. Außerdem hatte ich letzten Jahr mehrere Schübe.

    Jetzt hat mein Hausarzt noch mal Blutwerte erstellen lassen. Für meinen anstehenden TÜV bei ihm. Und siehe da, er schlägt Alarm.

    Es geht um meine Leberwerte. GOT und GBT haben sich nähern sich an normal. Von den anderen Blutwerten war er begeistert. Waren noch nie so gut. Okay Vitamin, das Übel was wir alle haben muss aufgepeppt werden. Was so eine Ernährungsumstellung doch alles macht. Bin stolz auf mich. 🙈

    Aber wie sieht es aus mit den Cholesterinwerten. Haben die auch was mit MTX zu tun. Denn ich sehe nicht ein das ich noch mehr Medikamente nehmen soll weil es ein anderes Medikament verursacht wird. 

    Ich habe heute nachgerechnet. Ich nehme in einem Monat (30 Tage gerechnet)  192 Tabletten, 4 Spritzen + Schmerzmittel * Nahrungsergänzungsmittel . 

    Als zweites Basis Medikament bekomme ich Sulfasalazin. Dieses senkt sogar noch das Cholesterin. 

    Vielleicht weis jemand darüber mehr. Ich kann im Netzt leider nix genaues finden. Es wird immer nur von  Leberwerte geschrieben. Und da gibt es nun mal viele.

     

    bearbeitet von Clau dia
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    Ich fragte gestern eine Freundin oben zu dem Video nach Heilerde es gibt da mehrere Sorten und zwar zum Entgiften extra für die Darm Region was könnte man da nehmen falls du dich auskennst wäre Hilfreich. Sie ist derzeit anstrebende Heilpraktikerin und sie schrieb mir Bentonit oder Zeolith nur die beiden ziehen auch Schwermetalle raus. Werde auch da jetzt einmal ansetzen. Vielleicht Hilfreich für den ein oder anderen. 

    Gruß

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