Zum Inhalt

25 Jahre Mauerfall


Waldfee

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Gerade sehr aktuell und immer noch: 25 Jahre Mauerfall. Wie habt Ihr diesen denkwürdigen Tag erlebt, wie sind heute Eure Meinungen darüber? Gesamtdeutschland oder doch nicht?

Erfahrungen austauschen über das Leben mit Schuppenflechte und Psoriasis arthritis

Anmelden oder Registrieren


Geschrieben

wenn die mauer nicht gefallen wäre würde ich ja noch im westen leben.

aber ich lebe jetzt sehr gerne hier in leipzig :daumenhoch::)

Geschrieben

Im Gegensatz zu Manny war ich immer im Westen und werde ich auch bleiben . Eben Wessi :D

Bin aber trotzdem Froh das dass olle Ding von Mauer weg ist. Das hat im Prinzip kein Mensch gebraucht.

Ein Hurra das es so ist wie es ist und das es das auch nicht mehr gibt. :)

Gruss Donna :D

Geschrieben (bearbeitet)

Wenn das nicht wäre, dann wäre etwas Anderes. So reden viele. Aber die die in der DDR gelebt haben wissen heute, dass sie vieles nicht hatten (aber auch nicht vermisst haben) was es heute im Überfluss gibt. Leider ist es heute genau das Gegenteil. Wir waren sehr sparsam und haben viele eigene Ideen umgesetzt. Heute kauft man Neues, wenn das Bisherige kaputt ist. Meistens ist es sogar billiger Neues zu kaufen, statt Ersatzteile: eben eine Wegwerfgesellschaft. Nicht dass ich die DDR wieder haben möchte, nie nicht, aber so eine Verschwendung ist auch nicht notwendig. Irgendwann ersticken wir im Abfall und Verpackungen und so weiter.

Ich geniesse es allerdings auch, nicht mehr anstehen zu müssen um etwas kaufen zu wollen, was es dann doch nicht gibt, sondern einfach loszugehen und zu kaufen was ich möchte. Weiterhin geniesse ich, dass ich reisen kann wohin ich will, je nach Geldbörse.

Es gefällt mir nicht, dass es so viele gibt, die sich Einiges nie leisten können, weil sie zu wenig verdienen oder auf staatliche Unterstützung angewiesen sind.

Ich bin rundum mit meinerm heutigen Leben zufrieden, war aber damals auch nicht unzufrieden.

@manny es ist schön dass du Wahlleipziger geworden bist

@Donna, auch wenn du weit weg bist verstehen wir uns doch ganz gut

@Waldfee dasselbe gilt für dich und danke für diesen Thread

bearbeitet von Nüsschen
Geschrieben (bearbeitet)

Auch ich freue mich noch heute über den Mauerfall und bereue keine Minute.

 

jetzt weiß ich endlich, das diese komischen Dinger "Kiwi" heißen. :D

 

Da ich im grenznahmen Gebiet wohne, habe ich Wochen vorher diese Unruhe gespürt. Viele sind über die Grenze geflohen und so manches Schicksal habe ich dort miterlebt. Trennungen, Verzweiflung Zurückgelassener , weinende Kinder und und und.

Die Felder und Wiesen standen voller Autos der geflohenen Menschen. Eine Papp - und Blechlawine von Trabis, Wartburg ,Lada....

 

Auch ich wollte Jahre vorher diese Zone verlassen und musste regelmäßig im Ministerium für Inneres antanzen und wurde dort stundenlang verhört.

Letzendlich bin ich durch meine Mutter doch geblieben, da ich sie nicht allein lassen wollte. Diesen Schritt habe ich nie bereut.

In dieser Zeit habe ich viele nette Menschen aus dem Westen kennen und schätzen gelernt.

Nur eines kann ich immer noch nach 25 Jahre nicht verstehen. Warum gibt es immer noch diese Lohn-und Gehaltsunterschiede zwischen West und Ost. Warum?

Hier ein Spiegelausschnitt...http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/gehaltsvergleich-so-viel-verdient-ihr-kollege-a-663121-3.html

 

Bezahlen wir doch auch für Butter, Benzin, Miete und und und das Gleiche, wie im Westen und diese Gefüge wird sich dann auch nach 40 Jahren auf die rente auswirken...Mit welchem Recht. Ich persönlich war noch keinen Tag arbeitslos und arbeite schon immer "Volltime"  verstehen werde ich das wohl nie, aber unsere Politiker schweigen saft und träumen von ihren Diäten..... :daumenhoch:

 

LG Maus

bearbeitet von cherrymaus
Geschrieben

Hallo Waldfee

Ich freue mich auch das wir uns kennengelernt haben.Das wäre in der Form mit der Mauer kaum möglich gewesen.Wenn ja hätte uns

die Stasi wohl wegement überprüft.Also sind wir froh das es die Mauer nicht mehr gibt :D und wir uns kennengelernt haben.

Gruss Donna :)

Geschrieben

Wenn ich daran denke wen ich alles nicht kennen gelernt hätte.......

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen und viele Freunde möchte ich nicht mehr missen! :)

 

@ cherrymaus: Genau so sehe ich es auch, gleiche Arbeit, gleicher Lohn..........

 

........und dieser Soli gehört auch abgeschafft, den brauchen wir nicht mehr!

 

Wir kommen auch ohne den zurecht, der trennt mehr in den Köpfen als er wert ist!

Geschrieben (bearbeitet)

Spannendes Thema , Waldfee

 

 

Bin geborene Berlinerin ( West ) - und hab einen  Teil der Familie in Berlin Ost gehabt-

die mussten dann durch die ganze Willkür und Schrecklichkeit  der DDR gehen -

Onkel und Cousin im Gefängnis, Oma flüchtete in Schürze   und mit  Handtasche vor der Stasi. Cousine durfte nicht studieren ( Bruders Fluchtversuch wirkte sich aus ) Kind wurde weggenommen. Also volles Programm.

 

Als die Mauer fiel, waren alle im Westen- durch Häftlingsfreikauf und Familiennachzug.

 

Mein Mann hatte von März 89 bis Oktober 89 in Rostock eine sogenannte Auslandsbaustelle-

und das war mehr als schwierig- Versorgungslage katastophal- Verständigung null ( er ist weltweit unterwegs gewesen- und wir hatten bis dahin jeden Tag telefoniert- aus der DDR ging das nicht ) im Werk standen Soldaten mit MP und passten auf, dass sich die Leute nicht

unterhielten- mit den Wessis. Er hatte natürlich trotzdem Kontakte zu den Ingenieuren, und

konnte sich mit einigen anfreunden und sprechen- einem konnten wir später auch noch gut

helfen. Ich war die ganze Zeit sehr besorgt- der Bürgerkrieg war immer wahrscheinlicher.

Nach dem 30.9 ( Genscher in Prag ) war nicht klar, was die DDR Führung noch machen würde.

Die Armee war aktiviert- und das war im Westen bekannt.

 

Mein Mann ist dann Ende Oktober nach Hause gekommen- die Turbinen waren fertig.

( Die Fabrik wurde einige Zeit später verschrottet - mit den neuen Turbinen)

Und wir sind nach Östereich in Urlaub gefahren- Heimreise war der 9.11.89-

am Autobahnrand standen überall die Trabis- zurückgelassen, da nicht mehr fahrtüchtig.

 Für die Menschen war nur wichtig- endlich im Westen. 

 

Am 09.11.89 sind wir abends nach Hause gekommen- und ich stand in der Küche-

als Schabowski seinen berühmten Zettel vorgelesen hat- und wir sind dann wach geblieben.

Die ersten Bilder der Grenze waren überwältigend- und ich stand in der Küche und war am weinen- und ich hab nicht mehr aufhören können.

 

Und wie ist es heute?

 

Durch meinen Beruf bin ich viel in den sogenannten Neuen Bundesländern unterwegs gewesen, habe mich immer super gut aufgenommen gefühlt. Ich liebe McPom, Sachsen, Dresden und Leipzig- und den ersten Urlaub in den NBL habe ich im Ferienhaus von Schabowski 1990 am Gudelaksee verbracht- war recht skurill.

  

Wenn ich nach Berlin komme- ist der erste Weg durchs Brandenburger Tor- ich kann nicht anders- es war so lange nicht möglich. Und merkwürdigerweise-  ich wohne im Westen- bin aber vorwiegend im Osten unterwegs.  

 

 

Ich bin überaus dankbar, dass es so gekommen  ist.

 

Liebe Grüsse

Siggi  

bearbeitet von sgbhd
Geschrieben

Es ist gut so, wie es gekommen ist. Die unterschiedlichen Standpunkte (früher war alles besser...  heute ist alles schlechter) sind ausreichend mitgeteilt und diskutiert worden. Da kommt nichts mehr dabei heraus, wenn es nochmal durchgekaut wird....

 

Mecklenburger ähneln in manchen Beziehungen den Niederbayern und auch umgekehrt ;-)

 

Manchmal glaube ich, das die Ostbürger "die besseren Kapitalisten" sind.. Oder, sie haben sehr schnell gelernt. Und das mit dem "flüssigen Autofahren" wird eines Tages auch funktionieren  ;-))

 

Dafür werden so manche Westbürger ab und an die Schnauze halten... Dann geht das schon.

 

Heute bin ich froh, das es so ist, wie es ist. Ansonsten soll jeder seine Meinung behalten. Das ist Privatsache.

 

Ein vereintes Deutschland ist das Beste, was uns allen passieren konnte....

 

Hardy

Geschrieben

jetzt weiß ich endlich, das diese komischen Dinger "Kiwi" heißen. :D

 

Mhhhh, warum verrätst du solche Staatsgeheimnisse? :-(

 

35 Jahre haben "meine Ossis" geglaubt, dass es große Stachelbeeren sind, die in der Nähe vom THTR Uentrop gezüchtet wurden. ;-)

Geschrieben

"Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende" ( Oscar Wilde)

 

Der Wandlungsprozess ist für viele Menschen sehr schmerzvoll gewesen. 

Es gab auch den "Durchschnitts-DDR-Bürger", der keine Probleme hatte und sich mit seinem Leben engagiert hatte, aber nun sehr viel anders machen musste. 

Danke dafür, dass hier User  über ihre Erfahrungen und Meinung schreiben, denn das kann bis heute nicht jeder.

 

Mir bereitet es Sorgen, wenn ich sehe, wie schwer es unsere Kinder haben, mit ihrer Arbeit eine Familie zu ernähren und überhaupt das normale Alltagsleben zu wuppen. Da hatten wir es  in der DDR wirklich einfacher.

 

Durch die Wende habe ich viele tolle Menschen im Westen kennengelernt und neue Freunde gefunden. Direkt nach dem Mauerfall haben wir eine Familie aus Hamburg kennengelernt, der wir uns bis heute auf das Engste verbunden fühlen. Wunderbare Menschen, die uns den Eintritt in eine neue Welt erleichterten, unserer Familie halfen, uns in diesem System zu orientieren und Fuß zu fassen.

 

Mein Leben hat sich durch die Wende total verändert, das ist jetzt auch gut so.

Geschrieben

Es war früh halb oder um drei, ich lag wach und konnte nicht schlafen. Habe das Radio angeschaltet und *die* Nachricht gehört. An die Tage und Nachrichten vorher kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Nur noch an das Gefühl und das Wissen in dem Moment. Ich war nicht überschwänglich oder glücklich, obwohl mein Traum in Erfüllung ging. Ich dachte nur: Jetzt wird sich alles ändern. Deine Heimat wird es bald nicht mehr geben. Es war so, als könnte ich in die Zukunft schauen. Ich war traurig und wusste im gleichen Moment, dass das, was passierte, absolut so sein musste und dass ich es auch gar nicht anders wollte. Ganz im Gegenteil. Ich war erst 18, aber schon kräftig dabei, nach Fluchtmöglichkeiten zu suchen. Ich habe das System gehasst. Die Bevormundung. Das Eingesperrtsein. Die absolute Unfreiheit und die subtilen Drohgebärden. Ich wollte nur weg. Am liebsten nach England. Ich hasse das System immer noch und das, was es den Leuten angetan hat und mir beinahe angetan hätte. Der Mauerfall kam für mich zum perfekten Zeitpunkt. Die Nachricht war die beste, die ich je gehört habe, obwohl ich in dem Moment voll widersprüchlicher Gefühle war. Die Sentimentalität vieler (einiger?) Ossis kann ich nur bedingt nachempfinden. Vielleicht fühlt man so, wenn man 20 Jahre lang im Gefängnis war und die “schützenden” Mauern verlassen muss. Ich persönlich wäre lieber beim Fluchtversuch umgekommen, als mich mit dem System und dem körperlichen und geistigen Eingesperrtsein abzufinden.
 

Geschrieben

Beim Mauerfall war ich 14 Jahre alt und weiß es noch wie heute! Es bahnte sich ja im Sommer schon etwas an, man merkte da ändert sich was.

Da ich nicht weit von der damilgen Grenze entfernt wohnte und wir sehr oft am Zaun waren und es für mich als Kind schon schlimm war, das Menschen und Familie eingesperrt leben mussten. Wir konnten sie nur unter erschwerten Bedingungen besuchen und sie uns gar nicht. Ich konnte das selber überhaupt nicht verstehen, da wir ja überall hin konnten, wo wir wollten und das auch taten.

Als dann die Berichte über die Botschaft in Prag kam und später ausgestrahlt wurde, dass die Mauer fiel und das durch Menschenhand, musste ich vor freude heulen und mir kommen heute immernoch die Tränen vor Freude, dass dieses Kapitel der deutschen Geschichte Vergangenheit ist.

 

Im selben Winter fuhren wir sofort mit unseren Eltern zu Verwanten und Bekannten um das zu sehen, was so unvorstellbar war! Es war eine andere Welt! Es roch nach verbrannter Kohle überall und Häuser und Landschaft hatten noch etwas wie früher ( wie ich mir es in Omas Kindheit vorstellte).

Wir mussten noch Geld tauschen, und ich war erstaunt, es fühlte sich an wie Spielgeld.

Die erste Thüringer Rostbratwurst werde ich nie vergessen, sowas leckeres wie diese Wurst ist einfach unvergesslich.

Wisst ihr was mir damals noch auffiehl, das die Hähnchen anders schmeckten als bei uns im Westen.

Die Felder waren sooooo riesig, nicht so kleine parzellen wie bei uns.

 

Seither hat sich viel verändert, manches zum Guten, manches zum schlechteren, so ist der Lauf der Zeit! Ich bin heute noch so froh, das die Menschen in der ehemaligen DDR es unbeschadet überstanden haben und es heute keine Grenzen, Mauern und Zäune mehr in Deutschland gibt. Und sollte es noch Grenzen, Mauern und Zäune in Köpfen geben, dann mögen sie schnell verschwinden, denn es ist gut so wie es jetzt ist. Und kommende Generationen kennen es gar nicht mehr anders! :daumenhoch: :daumenhoch: :daumenhoch::)

 

Lieber Gruß

Mila

Geschrieben (bearbeitet)

Ich muss zu meinem Beitrag noch etwas ergänzen:

- danke an die "Wessis" die hier geschrieben haben dass ihr eigentlich genauso denkt wie wir "Ossis"

- meine Kinder waren zur Wendezeit junge Schulkinder und mein Sohn war damals traurig, das rote Pionierhalstuch nicht mehr bekommen zu haben

- ich lebe in der Stadt in der damals die Montagsdemos angefangen haben und bin sehr stolz auf alle Leipziger, die damals den Mut aufgebracht haben auf die Straße zu gehen - es hat nicht mehr viel gefehlt und die ganze Situation wäre eskaliert - der Mauerfall und damit das Ende der friedlichen Revolution hätte nicht später stattfinden dürfen .- wir haben es hier hautnah erlebt

- Ausreisepläne hatte ich eigentlich nie - ich war wohl ein Durchschnitts-DDR-Bürger

- leider sind viele Dinge, die gut waren verdrängt worden, Firmen kaputt gemacht und werden heute "neu erfunden"

- und ja: auch mir treten unwillkürlich immer noch Tränen in die Augen, wenn ich die Bilder von damals sehe, sei es die Rede von Genscher in Prag, die ersten Grenzüberflieger (wir kommen zurück), die Mauerspechte

- zum Mauerbau war ich gerade mal knapp 2 Jahre alt und zum Fall 30 - ich habe die Nachrincht zu meinem 30igsten Geburtstag erhalten, wohl das schönste Geburtstagsgeschenk meines Lebens

bearbeitet von Nüsschen
Geschrieben

Danke bisher für Eure Berichte, liebe Mitdenker.

Vielleicht fällt anderen Mitlesern zu diesem immer noch aktuellen Thema eigene Erfahrungen und Meinungen ein.

Geschrieben

Danke bisher für Eure Berichte, liebe Mitdenker.

Vielleicht fällt anderen Mitlesern zu diesem immer noch aktuellen Thema eigene Erfahrungen und Meinungen ein.

 

Waldfee, genau :daumenhoch:

 

Die Berichte der User finde ich auch äußerst interessant, vor allem, weil die Details dieses Tages auch mal aus der anderen ("westlichen") Perspektive geschildert werden.

 

Über die Erlebnisse der " Ossis" wird viel ausführlicher in den Medien berichtet, aber was hat der Bürger an diesem denkwürdigen Tag im Westen erlebt, gedacht, gefühlt...... 

 

Meine Familie wurde jetzt anlässlich unserer 25 Jahre bestehenden Freundschaft von einem Hamburger Ehepaar zu einem "Familienessen" eingeladen :)

Es wird sehr viel Schönes über die vergangenen Jahre zu berichten geben.

 

Unsere Kinder sind nun 31 und 34 Jahre alt, sind zur Ausbildung nach Hamburg gegangen und dort auch geblieben.

Damals haben sie sich noch über Matchbox-Autos und Barby-Puppen riesig gefreut. :D

Sie haben die sich bietenden neuen Möglichkeiten genutzt, stehen mitten im Leben und kämpfen sich durch. :daumenhoch:  Darauf sind wir als Eltern auch sehr stolz.  

 

Vieles von dem, was in den vergangenen Jahren passiert ist, hätten wir uns im Traum niemals vorstellen können. Allerdings: es war nicht für jeden ein Selbstläufer, im Gegenteil, die Vielfalt und Menge der Veränderungen waren nicht einfach und haben manchen  überfordert. Das will leider kaum jemand hören in der Feierstimmung.

Geschrieben

Auch für mich ist der Jahrestag ein Anlass, zurückzudenken. Ich bin "Ossi" und hatte in den letzten Tagen schon mal in alten Zeitungen geschmökert und Euch ein paar Ausschnitte in der Galerie hinterlegt.

 

Nun arbeite ich ja ziemlich direkt dort, wo die Mauer einst verlief. Die eine Straßenseite ist Berlin-Mitte ("Ost-Berlin"), die andere Straßenseite ist Berlin-Kreuzberg ("West-Berlin"). Wenn ich an meinem Schreibtisch sitze und den Kopf nur ein kleines Stückchen nach rechts drehe, sehe ich die Ballons, die morgen bei der Aktion "Lichtgrenze" in den Himmel steigen werden. Abends sind sie erleuchtet – es sieht unbeschreiblich aus. Und: Es sind schon Himmel und Menschen unterwegs.

 

post-12752-0-66793300-1415476309_thumb.j

 

So, aber natürlich kommen mir auch viele Gedanken, wenn ich das sehe.

 

Am 9. November 1989 guckte ich – wie so viele – die Aktuelle Kamera. Schabowski verlas dort seinen Zettel – und ich habe nicht geschaltet. Bin schlafen gegangen. In dieser Zeit habe ich neben der Arbeit studiert, und um den 9. November war gerade Studien-Woche. Erst dort bekam ich am nächsten Morgen so richtig mit, was geschehen war.

 

Überhaupt das Studieren... Um für das "Direktstudium" – also zum normalen Studium – zugelassen zu werden, musste man damals eine Testwoche absolvieren, in einem Internat. Dort war ich kaum angekommen, da schickte man mich wieder nach Hause: Irgendwer hatte damals meine Psoriasis gesehen und mir wurde gesagt, dass ich ja nicht beweisen könne, dass das Psoriasis und nicht ansteckend ist. Ich hatte im Traum nicht an so etwas gedacht und hatte nichts dabei, was mir geholfen hätte. Meine Eltern schrieben später eine Eingabe an den Ministerrat der DDR, dass das doch nicht sein könne. Und so bekam ich wenigstens einen Platz fürs Fernstudium. Und bei dem also war ich gerade, als die Mauer aufging.

 

So viel ist seither passiert.

 

Ich hatte zwei Brüder. Einer ist an der für uns neuen Gesellschaft zerbrochen. Natürlich war uns die Arbeitslosigkeit im Westen immer als großes Problem dargestellt worden. Aber das war fern. Die Wirklichkeit hat er nicht ausgehalten. Er wollte gebraucht werden, das tägliche Aufstehen sollte einen Sinn haben. Er wurde schwerst alkoholabhängig. Es heißt ja immer "Der Alkoholkranke muss wollen." Am Ende konnte er nicht mehr Wollen – dazu fehlte ihm die Kraft. Er starb vor drei Jahren an den Folgen. (Deshalb habe ich zu dem Thema auch ein eigenes Verhältnis.)

 

Meine Eltern haben die DDR mit aufgebaut – sie waren eben in dem Alter, als es damals so weit war. Sie waren überzeugt, ja. Überzeugt, eine Gesellschaft aufzubauen, in der es kein "reich" und kein "arm" geben sollte, in der alle die gleichen Chancen haben sollten, in der es allen einigermaßen gleich gut gehen sollte. Nach '89 mussten sie hören, was da alles schiefgelaufen war, wie sich die Gesellschaft auseinander entwickelt hatte. Und natürlich mussten sie sich sagen lassen, dass das, was sie ihr (Arbeits-)Leben lang gemacht haben, falsch war. Ich jedenfalls gestehe ihnen zu, dass sie auch (wichtig: auch) irgendwo verbittert sind. Der Papa mehr, die Mama weniger ;)

 

Ich war 21, als die Mauer fiel und wohne nun schon lange in "West-Berlin", habe hier mein Leben und meine Liebe :) Nun lebe ich länger im "Westen", als ich zuvor im "Osten" gewohnt habe. Ich bin auch ein Ballonpate – werde morgen also einen Ballon gen Himmel entsenden, im Mauerpark. Mit meinen Eltern, mit Rolf und mit Freunden.

 

post-12752-0-53745000-1415476272_thumb.jpost-12752-0-45040800-1415476282_thumb.jpost-12752-0-69877200-1415476289_thumb.jpost-12752-0-36856000-1415476301_thumb.j

Geschrieben (bearbeitet)

Claudia,

vielen Dank für die Pics der Ballons- und wenn ich Dich richtig verstanden habe, werden morgen alle hochgelassen?

Muss ein irres Erlebnis sein. Werde die Ballons morgen im Ard gucken.

 

Bin erst nächsten Monat wieder in Berlin- auf Weihnachtsmarktbummel-

eine Woche- drei pro Tag. Gibts sonst nirgends.

 

Deine Eltern müssen  so ca. Mitte  60 sein- und hatten vor 25 Jahren  schon ein Alter erreicht, wo es schwer war, nochmal  auf reset  zu gehen, und völlig neu zu starten-  wir z.B. waren zu der Zeit gut etabliert, hatten eine  gewisse  Karriere gemacht, und knabberten genüsslich an den Früchten  unserer Arbeit-  am liebsten in Fernost :)

 

Für die  Menschen  aus Ost war jetzt plötzlich alles möglich, Auto Reisen, Möbel etc. - bloss  ohne Arbeit  nicht erschwinglich- mir sagten unsere  Bekannten aus Rostock- in DDR  Zeiten hatten wir immer genug Geld- aber es gab nix zum Kaufen-  und jetzt ist es genau  umgekehrt - das Paar ist schnell auf die Beine  gekommen jung, gut ausgebildet. Die absolut tote Zeit hat der Mann  in einer Stellung  hier bei uns verbracht, und nach drei Jahren ist er zurück.

 

Ich habe im Laufe der Jahre meiner Schulungstätigkeit viele auch in meinem  Alter kennengelernt , die nochmal völlig neu gelernt und gestartet  sind- es fehlen aber in den Erwerbsbiographien die lukrativen  Lebensjahre zwischen 20 bis 45 . Rentenmässig  stehen sich gerade die Frauen zwar besser, da sie ohne Lücke erwerbstätig gewesen sind, aber Werte schaffen konnten sie in der Zeit  nicht- und da liegt die Krux.

 

 

Liebe Grüsse

Siggi

bearbeitet von sgbhd
Geschrieben

Ich kann mich noch genau erinnern ich war 9 Klasse und mein Lehrer meinte heute sei ein Tag der in die Geschichte eingeht.

so kam es natürlich auch die Zeit ist rasend schnell vergangen kaum zu glauben schon 25 Jahre her-ich finde es schade dass ich Berlin

nicht mit der Mauer gesehen habe.Aber Berlin ist immer eine Reise wert ,und ich fahre nächstes jahr im April wieder hin.

Selbsthilfe-Hauterkrankungen
Geschrieben

Das ist ein Thema das mich auch berührt, denn wir sind direkt an der Zonengrenze aufgewachsen.

Bei uns war die Welt zu Ende, es ging nicht weiter, da war der ZAUN!

Wie oft gingen Minen hoch, oder es wurden gar Verletzte geborgen.

Man hatte sich daran gewöhnt, nur verstehen konnten wir es nicht

Gestern als ich all die Zeitungsausschnitte sah, wurden Erinnerungen wach und  es wurde sehr deutlich,  was schon in Vergessenheit geraten ist.

Was sammelten wir alles für die Flüchtlinge die über Ungarn kamen, es war aber ein schönes Gefühl geben und helfen zu können.

Ja und dann als die Trappis einfielen und mit Getöns durch die Straßen fuhren, puh .

Dazu kamen dann die vielen Vereinigungsfeiern in jedem Dorf, oh was war ich/ wir unterwegs

Ich kann nur für mich sprechen, schön dass wir die 25 Jahre feiern können und dass es damals ein gutes Ende nahm, denn es hätte auch anders ausgehen können.

Geschrieben

Ein gutes, interessantes Thema,

 

und wenn ich dass hier so lese habe ich doch noch Hoffnung dass auch noch andere Mauern fallen.

Es gibt noch jede Menge Mauern zwischen anders Denkenden oder zwischen Menschen mit anderen Lebensauffassungen.

Z.B sexuelle Selbstbestimmung, religiöse Auffassungen, politische Einstellungen, Mann und Frau, Ossi und Wessi, Wessi und Ossi ( ;) ).........

arm und reich, und, und, und...........

 

Danke Waldfee, dass du dieses Thema angesprochen hast!

 

In der Hoffnung für ein besseres Miteinander :)

 

Gruß Uwe

Geschrieben

Danke butzy

für diesen bemerkenswerten Schlußbeitrag. Er sagt alles aus.

Geschrieben

ihr lieben -

 

ich meine, es gibt keine Grenzen mehr zwischen Ost und West - wir sind zusammengewachsen und das ist gut so.

 

Es gab sofort die Spekulanten, die sich billig Güter aufkaufen wollten - andererseits gab es skruppellose Menschen, die 'nur z.B.' das Begrüsssungsgeld zweimal kassiert haben - uws. -

 

ich habe drei Freunde aus dem ehemaligen Osten - sie sind dort geblieben und haben sich ein neues Leben aufgebaut, das finde ich bewunderungswert - sie haben sich hier nach der Grenzöffnung auch ein neues Leben erhofft, sind aber aber sehr bodenständig - und haben es geschafft -

 

ich war auch ein Mauerpicker und habe das kleine Stückchen immer behalten - auch ein kleines Stückchen Mauerzaun habe ich -

 

das ist einfach Nostalgie - verbunden mit viel Leid auf beiden Seiten -

 

nette Grüsse sendet - Bibi -

Geschrieben

Sorry Bibi, aber ich glaube, dass Du so manches doch nicht ganz verstanden hast.

Lese es zumindest hier so raus...

 

LG Maus

Geschrieben

Mir haben diese ganzen Beiträge hier sehr bewußt gemacht, dass ich kaum etwas davon mitbekommen habe. Jedenfalls nicht in meiner Kindheit , erst sehr viel später...

 

In meiner Kindheit war das Thema Mauer kaum präsent und die DDR gab es zwar , aber es wurde selten darüber gesprochen.

Vielleicht lag es auch daran, dass wir keine Verwandten oder Freunde dort hatten.

 

Wir haben mal einen Ausflug in den Harz gemacht und waren dort dann an der Zonengrenze . Das war schon irgendwie seltsam und beklemmend....

 

Als die Mauer fiel, habe ich meinen Vater weinen sehen, was sehr selten war. Er sagte dann zu mir;  wenn das deine Mutter noch erlebt hätte. ( Ich hatte ihn das letzte Mal weinen sehen, als sie gestorben war.)

Also war da doch eine Menge in den Köpfen, von dem ich gar nichts geahnt habe.

 

Auf jeden Fall bin ich froh darüber , dass es so gekommen ist . 

 

Zu all dem Positiven, was schon geschrieben wurde, möchte ich noch eines anmerken : Ich glaube, dieses Forum gäbe es nicht, jedenfalls nicht in dieser Form.

Und da sind wir uns sicherlich einig, dass das sehr schade wäre !

 

Wenn ich allein an die vielen netten Menschen denke, die ich kennengelernt habe, worüber ich mich jeden Tag aufs Neue freue!

 

Kaum auszudenken, was fehlen würde!  

 

Und hier einmal ein herzliches Dankeschön an Claudia und Rolf!

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden
  • Auch interessant

    Fumadern nach 30 Jahren
    Fumaderm und Skilarence
    Hallo, ich bin neu hier. Ich habe die Psoriasis Vulgaris seit meinem 12. Lebensjahr. Also seit56 Jahren. Seit 30 Jahr...
    Erstes Treffen im Jahr 24
    Selbsthilfe für Haut und Gelenke
    Gestern hatten wir unseren ersten Gesprächsabend im Jahr 24. Zur Zeit wächst das Interesse an unserer Selbsthilfe...
    Hallo ihr Lieben, ich bin jetzt 31 Jahre alt (männlich) und mich begleitet meine Schuppenflechte bereits 10 Jahre...
    Hallo zusammen, ich habe vor vielen Jahren ungefähr 8 Jahre lang erfolgreich humira gespritzt. Wegen seinerzeitigem N...
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtig:

Diese Seite verwendet einige wenige Cookies, die zur Verwendung und zum Betrieb notwendig sind. Auf Werbetracker verzichten wir bewusst.