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Beiträge zum Thema 'Brodalumab'.
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Wer in nächster Zeit ein Biologikum verschrieben bekommen will, darf sich nicht wundern, wenn die Ärztin oder der Arzt dafür längere Zeit benötigt: Mehrere aktuelle Regelungen machen es mitunter nötig, sich erst einmal in diversen Hinweisschreiben oder auf dem Computer zu informieren. Am Ende kann auf dem Rezept ein völlig anderes Präparat stehen, als man es bisher bekommen hat. Lassen Sie sich genau erklären, ob es Unterschiede zum bisherigen gibt. Vor allem bestehen Sie darauf genau erklärt zu bekommen, wie bei diesem Präparat der Pen oder die Spritze angewendet wird. Wer erstmals auf ein Biologikum hofft, muss im schlimmsten Fall damit rechnen, einen weniger teuren Wirkstoff verschrieben zu bekommen. Als Patient sollte man sich das erklären lassen. Es macht Sinn, sich vorher darüber zu informieren, welche Biologika im individuellen Fall in Frage kämen. „Die goldenen Zeiten, in denen Dermatologen fast grenzenlos teure Biologika verschreiben konnten, sind jetzt endgültig vorbei“, sagte Dr. Thomas Stavermann, der Berliner Vertreter des Bundesverbandes der Deutschen Dermatologen, im Juni 2020 bei einem Webinar. Aus Patientensicht gab es diese Zeiten nie für alle. Bis 2018 war es den Ärzten zwar möglich, relativ frei verschreiben zu können (§ 106, Abs. 5e SGB V). Sie mussten nicht befürchten, Medikamente nachträglich aus eigener Tasche zu bezahlen, wenn sie das Budget überschritten hatten („Regress“). Trotzdem verschrieb nur jeder dritte Dermatologe in Deutschland Biologika. In manchen Bundesländern waren es mehr, in vielen weniger. Einige Kassenärztliche Vereinigungen (KV) haben Ärzte erheblich unter Druck gesetzt, keine Biologika zu verordnen, zum Beispiel die KV Baden-Württemberg. Seit 2007 versuchen die Krankenkassen ihre Ausgaben mit Hilfe von „Arzneimittel-Rabattverträgen“ zu senken: Gibt es für einen Wirkstoff mehrere Präparate, erhalten Patienten grundsätzlich nur das, für das ihre Krankenkasse einen Rabatt ausgehandelt hat. 2013 kam das erste Biosimilar für Psoriasis und Psoriasis Arthritis auf den Markt. Inzwischen gibt es für mehrere TNF-Alpha-Hemmer diese Nachahmerprodukte. Sie sind 20 bis 30% billiger als die Originalpräparate. Es ist gesichert, dass sie genauso gut wirken wie die Originale. Trotzdem wurden sie bisher eher zögerlich verschrieben. Seit 2019 gibt es einen „Psoriasis-Versorgungsvertrag“. Ärzte erhalten Prämien und einen Abschlag auf die der KV gemeldeten Verschreibungen. Die beteiligten Krankenkassen sparen Geld, weil überwiegend Rabatt-Präparate verschrieben werden müssen. Patienten konnten dadurch hoffen, leichter mit einem Biologikum behandelt zu werden. An diesem Versorgungsmodell können sich aber nur bestimmte Hautärzte beteiligen und nur mit Patienten, die Mitglied einer der beteiligten Krankenkassen sind. Ab 2020 gelten in Berlin neue Verordnungsrichtlinien für Kassenpatienten. Früher oder später werden andere Kassenärztliche Vereinigungen ähnliche Regelungen übernehmen: Ärzte dürfen insgesamt nicht zu viel verschreiben. Der Wert aller verordneten Arzneimittel darf den Durchschnittswert ihrer Fachgruppe nicht überschreiten. Solange die Mehrheit der Dermatologen keine hochpreisigen Medikamente verschreibt, drückt sie damit diesen Durchschnittswert. Kompliziert wird es, weil den Ärzten Anreize gesetzt werden, bestimmte (preisgünstige) Medikamente zu verschreiben. Nicht in die „Obergrenze“ eingerechnet werden Biologika, die bundesweit als „Praxisbesonderheit“ anerkannt werden. Bei Psoriasis sind das Cosentyx (Secukinumab), Kyntheum (Brodalumab) Taltz (Ixekizumab) und Tremfya (Guselkumab). Unberücksichtigt bleiben alle Verordnungen für TNF-Alpha-Blocker, wenn die „Zielquote“ erreicht wird, mindestens 32 Prozent Biosimilars zu verschreiben. Das gleiche gilt, wenn es der Arzt es schafft, von allen innerlichen Psoriasis-Medikamenten mindestens 36 Prozent auf Fumarsäure, Methotrexat, Ciclosporin oder Acitretin zu verteilen. Im August 2020 empfahl der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) die Arzneimittel-Richtlinie zu ändern. Ärzte sollen zukünftig billigere Nachahmerprodukte (Biosimilars) anstelle hochpreisiger Biologika verschreiben. Davon darf abgewichen werden, wenn genau dieses Präparat für einen Patienten nicht geeignet ist. Zum Beispiel wegen individueller Unverträglichkeiten, Nebenwirkungen oder „instabiler Therapiesituation“. Eine Ausnahme gibt es: Der Arzt muss nicht nach einem preisgünstigen Biosimilar suchen, wenn die Krankenversicherung des Betroffenen für das Originalpräparat (als "Referenz-Arzneimittel") einen Rabattvertrag abgeschlossen hat. Im Gegensatz zu regionalen KV-Richtlinien gelten Arzneimittel-Richtlinien überregional in ganz Deutschland. Die Patientenvertreterin im Gemeinsamen Bundesausschuss, Dr. Cornelia Sander, befürchtet, dass Patienten allein aus Kostengründen mehrfach das Präparat wechseln müssen. Sie verweist darauf, dass es dazu „kritische Einschätzungen der Expertinnen und Experten der wissenschaftlichen Fachgesellschaften" gäbe. Wechseln wäre nur dann akzeptabel wenn einmalig von einem „Original-Biologikum“ auf ein Biosimilar umgestellt werde. Das sei in Studien untersucht und für unbedenklich erklärt worden. Man wisse aber nicht, welche Wirkungen und Nebenwirkungen auftreten können, wenn von einem Biosimilar zum anderen gewechselt werde. Denn die Präparate seien dem Original nur „ähnlich“. Dr. Sander sieht darüber hinaus weitere Gefahren: Patienten könnten denken, das neue Medikament wirke nicht so gut, z.B. weil es billiger ist. Der Nocebo-Effekt könnte dann genau dazu führen, dass das Präparat schlechter anschlägt. Patienten könnten nachlässiger oder unsicherer werden, wenn sie sich "mehrfach" auf unterschiedliche Modelle der Spritzen und Pens einstellen müssen. Wenn Patienten sich mit dem Medikament nicht richtig behandeln, könnte es zu „Wirksamkeitsverlusten oder sogar Schäden“ kommen. Sie fordert, die Patienten beim Wechsel genau aufzuklären und zu schulen. Unsere Meinung Grundsätzlich ist es richtig, bei derart teuren Medikamenten wie den Biologika Ärzte zu verantwortungsvollem Verschreiben anzuhalten. Jede Wirkstoffgruppe ist im Großen und Ganzen vertreten, wenn auch nicht jedes Präparat. Die Pharmafirmen sollen dazu gebracht werden, mit den Krankenkassen Rabattverträge abzuschließen. Vor allem neue Präparate werden dabei erst einmal das Nachsehen haben – selbst wenn sie effektiver sind und weniger Nebenwirkungen haben. Für Patienten ist zu hoffen, dass eine Zielquoten-Regelung für ihre Therapie nicht nachteilig ist. So sollen z.B. in Berlin mindestens 36 % der Psoriasis-Verschreibungen Klassiker-Medikamente sein, die schon seit Jahrzehnten eingesetzt werden. Es gibt Patienten, bei denen diese gut anschlagen. Aber erst die neuen Wirkstoffe schaffen es, dass bei deutlich mehr Betroffenen die Schuppenflechte nahezu oder völlig verschwindet. Was verschreibt der Arzt, wenn die Zielquote noch nicht erreicht ist, aber aus medizinischen Gründen teurere Wirkstoffe nötig wären? Da gilt es, als Patient genau nachzufragen. Auf Dermatologen-Kongressen wird zurzeit genau aufgelistet, welches der fast 20 Biologika in welchen Fällen besonders geeignet ist. In der Praxis muss auf ganz andere Dinge geachtet werden: Preise, Rabattverträge, bundesweite Praxisbesonderheiten, Mindestanteil bestimmter Arzneimittelgruppen, Einhaltung von Verschreibungsgrenzen usw. Das komplizierte Verfahren könnte in manchen Fällen dazu führen, dass Patienten nicht mit dem für sie persönlich geeignetsten Medikament behandelt werden. Im Zweifel sollten Sie als Patient nachfragen. Die Einwände Patientenvertreterin im Gemeinsamen Bundesausschuss können wir so nicht teilen. Der Hinweis, die Biosimilars seien den Biologika nur ähnlich, unterstellt, dass die Original-Biologika immer gleich seien. Sind sie aber nicht: Nach unserer Information unterscheiden sich die Chargen aller Präparate, die bio-technisch hergestellt werden. Weil mit lebenden Zellen gearbeitet wird, gibt es immer minimale Abweichungen – bei den Original-Biologika wie bei den Biosimilars. Dr. Sander befürchtet, die Patienten wären überfordert, sich "immer wieder" auf andere Spritzen und Pens einzustellen. Das kann, muss aber nicht sein. Vermutlich ist das individuelle verschieden. Nach unserer Erfahrung gibt es Unterschiede, meist in den Sicherungseinstellungen, machmal in der Form. Aber das mechanische Prinzip ist bei allen das gleiche. Wie oft dann tatsächlich das Präparat gewechselt wird und ob die Patienten wirklich mit der Handhabung ernste Probleme haben, wird die Praxis zeigen. Als Patient sollten Sie den Arzt oder die Mitarbeiter solange fragen, bis Sie mit der Spritze oder dem Pen umgehen können. Alle diesen Sparmaßnahmen zielen auf "hochpreisige" Medikamente. Damit wird das dahinter stehende Grundproblem letztendlich auf Ärzte und Patienten abgewälzt: In Deutschland dürfen die Pharmafirmen für neue Medikamente umstritten hohe Preise verlangen. Experten haben nachgewiesen, dass diese Preise unberechtigt hoch angesetzt sind. Seit Jahren zählen die Gewinne der weltweit agierenden Pharmakonzerne zu den höchsten. Finanziert werden sie aus den Mitgliedsbeiträgen der Krankenkassen.
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Psoriasis-Medikamente könnten vor schweren Folgen der Corona-Infektion schützen
Claudia Liebram erstellte ein Artikel in Medikamente
Ein Satz inmitten einer Pressemitteilung barg für Menschen mit Schuppenflechte eine vorsichtige Hoffnung: Sind Patienten vor einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus besonders geschützt, wenn sie entzündungshemmende Medikamente nehmen? Oder erkranken sie nur weniger heftig daran, wenn sie sich infiziert haben? Forscher aus Erlangen haben in den letzten drei Wochen etwa 1000 Patienten untersucht. Dabei fiel ihnen auf, dass "Patienten mit Erkrankungen wie Rheuma, Darmentzündung oder Schuppenflechte durch ihre entzündungshemmenden Medikamente offensichtlich keine oder nur sehr selten Anzeichen einer Infektion mit SARS-CoV-2 zeigen". „Covid-19 löst eine überschießende Immunreaktion aus, die zu einer Entzündung der Lungenbläschen führt, was wiederum den Gasaustausch in der Lunge empfindlich stört“, erklärt Professor Georg Schett vom Deutschen Zentrum Immuntherapie des Universitätsklinikums Erlangen. Auslöser dieser Entzündung sind Botenstoffe, die von den Lungen- und Immunzellen produziert werden – sogenannte Zytokine. Mehrere dieser Botenstoffe spielen auch bei Erkrankungen wie Rheuma, Darmentzündung sowie Schuppenflechte eine wesentliche Rolle", so Schett. Letztere werden mit speziellen Medikamenten behandelt – mit Zytokin-Hemmern. Und die können COVID-19-Infektionen hemmen, bevor sich die Viren im Körper ausbreiten können. Welche Medikamente damit gemeint sind, lieferte Professor Schett gegenüber dem Psoriasis-Netz per Mail nach: "Biologika mit Hemmung von TNF-alpha, IL-17 oder IL-23". Das wären dann Cimzia, Cosentyx, Enbrel, Humira, Ilumetri, Kyntheum, Simponi, Skyrizi, Stelara, Remicade, Taltz und Tremfya. Professor Schett hatte gemeinsam mit seinen Kollegen Professor Michael Sticherling von der Uni-Hautklinik und Professor Markus Neurath von der Klinik für Innere Medizin innerhalb von drei Wochen besagte 1000 Probanden auf Antikörper gegen COVID-19 untersucht. Unter den Testpersonen waren Patienten mit Immunerkrankungen, die Zytokin-Hemmer einnehmen, sowie Kontrollpersonen aus dem medizinischen Bereich. Das Ergebnis: Vier Prozent der medizinisch tätigen und zwei Prozent der nicht medizinisch tätigen Kontrollpersonen hatten Antikörper gegen das Coronavirus entwickelt. Doch von den Patienten mit Rheuma, Darmentzündung oder Schuppenflechte hatte nicht einer diese Antikörper im Blut. „Es scheint, dass die Zytokin-Hemmer die Infektion mit SARS-COV-2-Viren von Anfang an einschränken, so dass keine Antikörper gebildet werden“, so Professor Schett. Für ihn ist klar: Personen mit Rheuma, Darmentzündung oder Schuppenflechte sind nicht als Risikogruppe für Covid-19 zu betrachten, sondern dürften aufgrund ihrer Therapie vor der Krankheit geschützt sein. Das sieht auch Professor Kristian Reich so: Er erklärte gegenüber dem Psoriasis-Netz: "Wer mit einem der typischen Psoriasis-Biologika behandelt wird, insbesondere Inhibitoren von IL-17 oder IL-23, und ansonsten keine anderen Risikofaktoren aufweist, gehört nicht zu einer besonderen Risikogruppe." Vor "Überinterpretation" wird gewarnt Professor Sticherling warnt in einem Beitrag vom Deutschen Psoriasis-Bund e.V. vor einer Überinterpretation der Erkenntnisse, "wenn daraus gefolgert wird, dass Menschen unter zytokin-hemmenden Medikamenten sicher geschützt seien und die Hygienemaßnahmen vernachlässigen könnten oder gar die untersuchten Medikamente vorbeugend genommen werden sollten." Ein Argument für diese Relativierung liefert er gleich mit: Die an der Studie beteiligten Patienten könnten auch wegen des allgemeinen Rats zur Vorsicht besonders sorgsam gewesen und deshalb seltener infiziert worden sein. In einigen Monaten werden Registerdaten zeigen, was an der Beobachtung der Erlanger Wissenschaftler dran ist. Professor Schett und Kollegen publizierten vor einigen Tagen im Fachblatt "Nature Reviews Immunology" bereits einen Kommentar mit vielen Einzelheiten zur Wirkung verschiedener Wirkstoffe. Die vielleicht gute Nachricht für Psoriasis-Patienten ging allerdings ohnehin angesichts der anderen Themen der Pressekonferenz und -mitteilung etwas unter: In Erlangen wird an einem passiven Impfstoff gegen das Coronavirus gearbeitet, und der könnte ab Ende des Jahres in klinischen Studien getestet werden. Außerdem soll ein Medikament aus dem Blutplasma ehemaliger COVID-19-Patienten dort beweisen, wie wirksam es ist. Professor Georg Schett und seine Kollegen untersuchen, ob Menschen mit Schuppenflechte, Psoriasis arthritis und anderen Erkrankungen vor Covid-19 geschützt sind Expertenrat für Psoriasis-Patienten, die Medikamente nehmen Ansonsten gilt für alle, die wegen Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis ein innerliches Medikament nehmen, die Empfehlung der Hautärzte-Experten vom BVDD und DDG: Wer IL-17-, IL-23- und IL-12/23- Blocker, Fumarsäureester, Apremilast oder Methotrexat so nimmt, wie es in der Packungsbeilage steht, hat kein erhöhtes Risiko für oder bei Infektionen. In Markennamen ausgedrückt: Das gilt für Cosentyx, Fumaderm, Ilumetri, Kyntheum, MTX, Otezla, Skilarence, Skyrizi, Stelara, Taltz und Tremfya. Bei TNF-Blockern könnte das Risiko geringfügig erhöht sein. TNF-alpha-Blocker sind Cimzia, Enbrel (und seine Biosimilars Benepali und Erelzi), Humira (und seine Biosimilars Amgevita, Cyltezo, Imraldi und Solymbic), Remicade (und seine Biosimilars Flixabi, Inflectra und Remsima) sowie Simponi. Bei Ciclosporin ist die Datenlage nicht einheitlich. Bei früheren Virus-Ausbreitungen hatten Transplantat-Patienten während einer Ciclosporin-Therapie nicht deutlich mehr Komplikationen – und die bekommen eine deutlich höhere Dosis des Medikamentes als Psoriasis-Patienten. Aber: Für sie waren sicherlich besondere Schutzmaßnahmen getroffen worden. Grundsätzlich sollten ältere Patienten über 60 und ihre Ärzte aufmerksamer sein – und die mit zusätzlichen Erkrankungen wie Diabetes oder COPD sowie die, die sich ohnehin öfter als andere einen Infekt "einfangen". Die Expertengruppe rät grundsätzlich dazu, bereits begonnene Therapien mit diesen Medikamenten beizubehalten. Auch eine Neueinstellung halten sie für möglich – natürlich nach einer Abwägung von Nutzen und Risiko, die aber immer passieren sollte. Bei TNF-alpha-Blockern und bei Ciclosporin sollte das Risiko für Infektionen jedes Einzelnen abgewogen werden. Wichtig für den Hinterkopf: Bei TNF-alpha-Blockern kann Fieber ausbleiben, das sonst ein Symptom für eine Infektion ist. Bei Fieber, Atemwegs-Problemen und bei anderem Verdacht auf eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus gilt – neben der üblichen Diagnostik: Die nächste Einnahme oder Injektion sollte um einige Tage bis wenige Wochen verschoben werden. Empfohlen wird eine Pneumokokken-Impfung. Zwar ist die Grippe-Saison im Frühjahr auf dem Rückzug, in manchen Fällen kann die Impfung mit dem Vierfach-Totimpfstoff jedoch weiterhin angeraten sein. Aber Achtung: Nach der Impfung muss die Therapie pausieren. ?Welche Erfahrungen hast du während der Corona-Zeit mit deiner Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis gemacht? Oder suchst du nach Tipps von anderen Betroffenen? Willkommen in unserer Community! Mehr zum Thema Beitrag bei "Visite" vom NDR, warum Rheuma-Medikamente jetzt nicht abgesetzt werden sollten Entscheidungshilfe der Charité, ob man zur Untersuchung gehen sollte und ob ein Test sinnvoll ist (vor allem am Smartphone gut nutzbar) Übersichtsseite des Robert-Koch-Instituts mit Verweisen auf viele Quellen Fragen und Antworten des RKI Hilfestellungen für Personen mit einem höheren Risiko für einen schweren Verlauf Tägliches Update des Virologen Christian Drosten im NDR-Podcast (und hier die Folgen als Manuskript zum Nachlesen) Liveticker des Journalisten Kai Kupferschmidt bei den RiffReportern Quellen: Pressemitteilung des Universitätsklinikum Erlangen weitere Pressemitteilung der Uniklinik Empfehlung vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft- 7 Kommentare
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Was Psoriasis-Patienten zum Coronavirus wissen sollten
Claudia Liebram erstellte ein Artikel in Medikamente
Sind Menschen mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis anfälliger für eine Infektion mit dem neuen Coronavirus? Müssen sie sich besonders schützen, um nicht die COVID-19-Erkrankung zu bekommen? Und was, wenn das Immunsystem schon von einem Immunsuppressivum unterdrückt wird? Bislang kann man sagen: Wer Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis hat, ist nicht grundsätzlich anfälliger für eine Infektion mit dem Coronavirus. Wenn jemand dann an Covid-19 erkrankt, kann das schwer verlaufen. Deshalb ist der eigene Schutz und der aller Leute ringsherum so wichtig. Das oberste Gebot in aufgeregten Zeiten lautet nach wie vor: Dieser Meinung sind auch die Experten vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen. "Fakt ist: Grundsätzlich ist das Risiko einer Infektion mit dem Virus nicht höher als das Ansteckungsrisiko für andere Keime, erklärte Dr. Ralph von Kiedrowski. "Insofern gelten für Psoriasis-Patienten, die ansonsten gesund sind, die gleichen Vorsichtsmaßregeln wie für alle: Händehygiene, Abstand halten von Erkrankten sowie die Beachtung der Husten- und Nies-Etikette." Letztere besagen: Es wird in den Ellbogen geniest, und Einmaltaschentücher haben ihren Namen nicht umsonst – sie sind nach dem Gebrauch zu entsorgen. Professor Christian Drosten, der derzeit wohl bekannteste Virologe Deutschlands, rät inzwischen dazu, "Behandlungen bald vor allem auf Senioren und Menschen mit Grunderkrankungen (zu) beschränken" – also auch auf Menschen mit Psoriasis oder Psoriasis arthritis. In seinem täglichen Podcast auf NDR Info sagte er in der Folge vom 9. März 2020: Dann haben wir zusätzlich noch in allen Bevölkerungsgruppen wahrscheinlich ein höheres Risiko bei Grunderkrankungen. Das können Patienten mit Immunsuppression sein, mit Tumorerkrankungen. Es können aber auch Patienten mit metabolischen Grunderkrankungen sein, also Diabetiker, Personen, die einfach einen hohen Körperfett-Index haben. Und Personen, die auch aus anderen Gründen an Herz und Lunge vorgeschädigt sind. https://www.ndr.de/nachrichten/info/9-Wir-muessen-die-aelteren-Menschen-schuetzen,audio650168.html Für die "jüngeren, besonders Gefährdeten" fordert er eine Regelung, "die es allen Arbeitgebern ermöglicht, solche Personen entweder für eine Zeit freizustellen und dann mit Aufgaben zu betrauen, die unter der Überschrift Homeoffice stehen". Das heißt: Wer eine immunsuppressive Therapie bekommt, sollte seinen Arbeitgeber fragen, ob er im Homeoffice arbeiten kann. Therapie-Pause bei Coronavirus-Symptomen Bei Symptomen einer Coronavirus-Infektion sollte der Betroffene abklären lassen, ob sein Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion begründet ist. Dabei hilft die Telefon-Hotline 116117 weiter oder ein Anruf beim behandelnden Arzt. Bis der Verdacht bestätigt oder eben nicht bestätigt ist, sollte bei einer innerlichen Psoriasis-Therapie – egal welcher – eine Pause eingelegt werden. Das ist auch die internationale Sicht: Das International Psoriasis Council, ein Netzwerk von mehr als 100 Psoriasis-Experten, empfiehlt, die Einnahme von immunsuppressiven Medikamenten einzustellen oder zu verschieben, wenn die Krankheit COVID-19 diagnostiziert wurde. Symptome von Covid-19 Die Erkrankung Covid-19 zeigt sich mit Schnupfen erhöhter Temperatur oder Fieber Halsschmerzen Kopfschmerzen Kurzatmigkeit Muskel- oder Gelenkschmerzen Schluckbeschwerden oder Durchfall Vorsorglich die Therapie unterbrechen? Ob eine innerliche Therapie der Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis prophylaktisch abgesetzt werden sollte, kann niemand pauschal beantworten. Da hilft nur ein Gespräch mit dem Arzt, der das Medikament verordnet hat. "Bei den jährlichen Grippewellen der letzten Jahre haben wir bislang nicht dazu geraten", so Dr. von Kiedrowski. Aber: Wer auch bisher schon während der Therapie öfter Infekte bekommen hat oder zu alledem noch eine Lungenerkrankung hat, sollte laut dem Hautärzte-Verband mit seinem Arzt eher über eine vorsorgliche Pause nachdenken als andere. Genannt werden speziell die Medikamente, die gegen TNF-Alpha arbeiten. Sie "weisen in Studien und Registern ein höheres Infektionsrisiko auf als die Substanzen zur Inhibition von IL17, IL23 oder PDE4", so der BVDD. Das heißt: Das Infektionsrisiko ist etwas höher bei Cimzia Enbrel (und seinen Biosimilars Benepali und Erelzi) Humira (und seinen Biosimilars Amgevita, Cyltezo, Imraldi und Solymbic) MTX Remicade (und seinen Biosimilars Flixabi, Inflectra und Remsima) Simponi Bei folgenden Medikamenten ist das Infektionsrisiko nicht so hoch: Cosentyx Ilumetri Kyntheum Otezla Skyrizi Taltz Tremfya Bei IL-12/-23-Blockern wie Stelara und bei MTX kann es nach Erfahrung der Mediziner passieren, dass Infektionen verzögert bemerkt werden. Und: MTX kann in seltenen Fällen (seltenen!) die Lunge schädigen – genau das Organ, auf das es auch das Coronavirus abgesehen hat. In einem Schreiben vom 18. März 2020 an alle Arztpraxen und Kliniken sortierten Deutschlands führende Psoriasis-Experten diese Liste etwas anders: Nach den Erkenntnissen des Gremiums gibt es auch bei MTX und zusätzlich bei Fumaderm und Skilarence kein erhöhtes Risiko für oder bei für oder bei Viruserkrankungen. In dem Schreiben wird auch auf Ciclosporin eingegangen. Dort sei die Datenlage uneinheitlich. Bei anderen Virus-Endemien hatten demnach selbst Transplantations-Patienten, die für gewöhnlich eine höhere Dosis Ciclosporin nehmen, keine deutlich erhöhten Risiken für Komplikationen. Nur: Solche Patienten sind vermutlich besonders vor allen schädlichen Einflüssen geschützt. Die Haut-Experten raten jedenfalls zur Vorsicht bei Patienten über 60 sowie die mit zusätzlichen Erkrankungen wie Diabetes oder COPD. Auch diejenigen, die auch vorher schon während der Therapie mit Ciclosporin zu Infekten neigen, sollen besonders aufpassen. "Wir raten grundsätzlich zur Beibehaltung der vorgenannten Medikamente bei allen Patienten mit Psoriasis, die eine entsprechende Indikation aufweisen" schreiben die Experten. Auch Neueinstellungen auf innerliche Medikamente seien möglich. Aber: "Bei den TNF-alpha-Blockern und bei Ciclosporin sind individuelle Risikofaktoren für Infektionen besonders zu beachten und die klinischen Verläufe sorgfältig zu verfolgen". Hingewiesen wird explizit darauf, dass bei der Behandlung mit TNF-alpha-Blockern eine Fieberreaktion ausbleiben könnte, die sonst unter anderem eine Infektion mit dem Coronavirus anzeigt. Wenn eine innerliche Therapie neu begonnen werden soll Experten auf europäischer Ebene raten dazu, eine neue Therapie mit einem immunsuppressiven Mittel und Biologika erst einmal aufzuschieben. Dabei handelt es sich zwar um einen Rat von Gastroenterologen für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, doch die dort eingesetzten Medikamente sind denen bei Psoriasis ähnlich. Konkret lautet ihr Tipp: Wann immer möglich, sollte die Behandlung während der COVID-19-Epidemie auf der Grundlage einer individuellen Risikobewertung aufgeschoben werden. https://www.ecco-ibd.eu/images/6_Publication/6_8_Surveys/1st_interview_COVID-19%20ECCOTaskforce_published.pdf Andere Gastroenterologen schließen sich dem an, sie denken aber an die Fälle, in denen die Erkrankung so aktiv ist, dass mit einem Beginn der Therapie nicht gewartet werden kann. Dann, schreiben sie im Journal "The Lancet", sollte zu den üblichen Tests vor einer Biologika-Therapie auch eine Prüfung auf SARS-CoV-2 dazugehören. Das sagt ein niedergelassener Hautarzt "Ich denke, dass es nicht notwendig ist, die Medikation ganz abzusetzen", meint Dr. Armin Philipp, Hautarzt in Stuttgart. "Aber natürlich sind Patienten, die eine immunsuppressive Therapie anwenden, gefährdeter. Um so wichtiger ist es, die allgemein empfohlenen Hygieneregeln einzuhalten." Einen weiteren Rat gibt der Hautärzte-Verband: Wer sich noch keine Grippe- oder Pneumokokken-Impfung geben lassen hat, kann das auch jetzt noch tun. Das sagen Rheumatologen „Wir wissen, dass Patienten mit aktivem entzündlichen Rheuma generell infektanfälliger sind“, gibt Professor Hendrik Schulze-Koops von der Ludwig-Maximilians-Universität München zu bedenken. Er ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie. Gründe für die Infektanfälligkeit seien die Erkrankung selbst und die Medikamente, die die Immunabwehr unterdrücken. Neben den üblichen Hygiene-Regeln rät er dazu, den Impfschutz zu überprüfen und, abgestimmt mit dem Rheumatologen, zu vervollständigen. „Besonders Impfungen gegen Atemwegserkrankungen wie Influenza, Pneumokokken und Keuchhusten sind derzeit wichtig“, so Schulze-Koops. Auch Angehörige und enge Kontaktpersonen sollten über die Schutzimpfungen verfügen, die die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt. Schulze-Koops erklärt: Eine rheumatologische Basistherapie sollte auf keinen Fall ohne ärztlichen Rat abgesetzt werden. Arzttermine zur Routineuntersuchung sollten nach telefonischer Absprache verschoben werden. Wer an Covid-19 erkrankt, sollte auch seinen behandelnden Rheumatologen (telefonisch) um Rat fragen. Gerade ersterer Punkt ist ihm wichtig. Ganz deutlich rät er davon ab, aus Angst vor Covid-19 eigenmächtig die Rheumamedikation abzusetzen „Hierfür gibt es bislang keinerlei Grundlage“, meint er. Im Gegenteil: Wenn die Unterdrückung des Immunsystems plötzlich wegfällt, könnten die Symptome der rheumatischen Erkrankung wieder aufflammen. Schon das könne das Infektionsrisiko wieder erhöhen. Wird dann noch Kortison eingesetzt, um den Schub einzufangen, tut das für das Infektionsrisiko das Übrige. In einem Expertenchat des Fernsehsenders MDR fragte eine Zuschauerin: Ich werde mit immunsupprimierenden Spritzen gegen Psoriasis-Arthritis behandelt (Biologikum Ustekinumab alle 12 Wochen). Die nächste Spritze wäre in 10 Tagen dran. Ich bin 68 Jahre alt und außerdem noch Diabetikerin. Die Krankheit ist zur Zeit in Remission. Soll ich die Rheumaspritze jetzt aussetzen oder einige Wochen nach hinten verschieben? Friedemann Schmidt, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apotheker, antwortete: Nein, Sie sollten die Spritze nicht aussetzen, aber Sie haben ein erhöhtes Risiko. Achten Sie deshalb besonders auf sich und vermeiden Sie alle Kontakte mit Menschen, die infiziert sein könnten. https://www.mdr.de/nachrichten/ratgeber/gesundheit/chatprotokoll-corona-sprechstunde-bei-hauptsache-gesund-100.html Das empfiehlt das Robert-Koch-Institut Das Robert-Koch-Institut empfiehlt Risikogruppen – also auch Menschen mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis, die ein innerliches Medikament nehmen eine größtmögliche Minderung des Risikos einer Infektion zum Beispiel durch allgemeine Verhaltensregeln (Hände waschen, Abstand halten zu Erkrankten) sich über das Krankheitsbild schon mal zu informieren, damit man die Symptome frühzeitig erkennt beim Verdacht schnell Kontakt aufnehmen zur Hausarzt-Praxis oder telefonisch zu anderen Stellen, die Beratung anbieten das nähere Umfeld – privat wie beruflich – bitten, einem Fälle von COVID-19 mitzuteilen, damit man Vorkehrungen treffen kann und unter Umständen eine Diagnose schneller vonstatten geht Empfehlungen in den USA Der Beirat der National Psoriasis Foundation in den USA empfiehlt, den Kontakt zum Hautarzt jetzt über Telemedizin-Angebote zu suchen. Das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, sei für alle, die kein immunsupressives Medikament nehmen und keine Co-Morbidität haben, minimal höher als bei gesunden Menschen. Und: Obgleich es keine wissenschaftlich gesicherten Richtlinien oder Risiko-Einschätzungen gebe, hätten Patienten bei oral eingenommenen Immunsuppresiva (also Tabletten, Kapseln etc.) eventuell (!) ein höheres Risiko. Alles in allem werde ein Abbruch der Biologika-Therapie erst empfohlen, wenn ein Infektion mit dem Coronavirus gesichert sei. Forscher sehen bei einigen Biologika sogar positive Wirkungen „Sollten Patienten ihre Biologika-Therapie während der Covid-19-Pandemie abbrechen?“ fragen sich auch Arjun M. Bashyam und Steven R. Feldman von der Wake Forest School of Medicine in North Carolina (USA). Vielmehr haben sie im „Journal of Dermatological Treatment“ einen Artikel für ihre Kollegen verfasst. In den Packungsbeilagen stünde zwar, dass Biologika bei klinisch bedeutsamen aktiven Infektionen nicht angebracht seien, doch dort werde nicht empfohlen, die Behandlung wegen potenzieller Infektionsrisiken abzubrechen. Später im Text wird es interessant: „Die COVID-19-Lungenentzündung ist durch eine übersteigerte Immunantwort mit hohen TNF-alpha-Spiegeln gekennzeichnet“, erklären Bashyam und Feldman [Quelle]. "Es ist möglich, dass die Hemmung von TNF alpha bei Patienten, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind, tatsächlich die Ergebnisse verbessert.“ Das sei während des SARS-Ausbruchs 2003 vermutet worden (Quellen: 1 | 2). Theoretisch sei es also möglich, dass die Modulation dieser Entzündung (also das Eingreifen mit TNF-alpha-Blockern, d. Red.) sogar schützend sein könnte. [Quelle] Bashyam und Feldman werden noch konkreter. Sie schreiben: In einer Studie mit H1N1-Grippemäusen reduzierte Etanercept (Enbrel und seine Bisimilars) die ähnliche übermäßige Entzündungsreaktion, wodurch die Mortalität ("Sterblichkeit“) und die Virus-Vermehrung verringert wurden [Quelle]. Derzeit wird Adalimumab (Humira und seine Bismilars) in einer klinischen Studie für die Behandlung einer schweren COVID-19-Lungenentzündungen untersucht. „Ein vielversprechendes Signal, dass TNF-alpha-Inhibitoren für unsere Patienten zumindest nicht schädlich sein dürften, wenn sie infiziert sind“, schlussfolgern die Autoren. Für IL-17-Blocker wird vermutet, dass sie die Wirkstoffe die anormale Immunantwort bei Covid-19 und die Sterblichkeit an Atemnot verbessern könnten. [Quelle] Verwiesen wird auch auf Studien, wonach Patienten während einer Cosentyx-Therapie eine gute Reaktion auf Grippe-Impfstoffe zeigen. Das zeige, dass die Antwort des Immunsystems auf Viren auch bei IL-17-Blockern noch korrekt funktioniere. [Quellen 3 und 4] Im Deutschen Ärzteblatt vom September 2020 wird über zwei Studien berichtet. Beide kommen zu dem Ergebnis, dass eine Psoriasis-Therapie, die das Immunsystem moduliert, sogar nützlich sein kann. Der Grund: Sie mildert bei Covid-19 die Folgen der Infektion ab. Erfahrungen aus der Psoriasis-Community In unserer Community und auf unserer Facebook-Seite wird – wie überall im Netz – über den Umgang mit dem Coronavirus diskutiert. Wir wollten wissen, welche Antworten Betroffene von ihren Ärzte bekommen haben, wenn sie nach dem Umgang mit dem Coronavirus gefragt haben. Hier eine Auswahl: Hab mit meiner Ärztin am Rheumazentrum in Herne darüber gesprochen. Sie sagt, das das Risiko natürlich deutlich erhöht sei, es aber noch keine Empfehlung gebe mit Adalimub zu pausieren. Ich solle vor jeder Spritze kurz Rücksprache halten, ob sich an dieser Situation was geändert hat. Darüber hinaus: große Menschenansammlung meiden. Kein Stadion etc. https://www.psoriasis-netz.de/forums/topic/31841-biologica-und-corona-virus/?tab=comments#comment-411888 (Habe) heute meinen Rheumatologen gefragt und der meinte, dass ich meine Medis beide ruhig weiternehmen soll und diese erst absetzen bzw. pausieren, wenn sich bei mir irgendwelche Symptome eines Infektes einstellen. Ich würde die Medis ja auch nicht absetzen, weil das Grippevirus unterwegs ist. https://www.psoriasis-netz.de/forums/topic/31841-biologica-und-corona-virus/?tab=comments#comment-411975 Ich war heute bei meinem Rheumatologen. Er sagte zu mir es gibt 2 Wege. Entweder die nächsten Cosentyx Spritzen aussetzen und weiter unter Menschen gehen - also einkaufen, essen gehen, ins Fitnessstudio usw. Oder normal spritzen und zur Sicherheit die genannten Dinge lassen und mich etwas abgrenzen. Ich darf das selbst entscheiden sagt er. https://www.psoriasis-netz.de/forums/topic/31800-corona-virus/page/4/?tab=comments#comment-412128 (Fazit nach einem Gespräch mit dem Arzt:) Ich werde weiter spritzen, mein Arzt wird MICH anrufen, wenn er meint, dass das Ganze bei uns zu heftiger wird und ich absetzen soll. https://www.psoriasis-netz.de/forums/topic/31800-corona-virus/page/5/ Ich bekomme am Dienstag die ersten Spritzen Cosentyx . Hatte sicherheitshalber in der Praxis nachgefragt, ob das zum jetzigen Zeitpunkt ok ist. Von Seiten der Praxis gab es keine Bedenken, es wurde mir überlassen zu entscheiden. Habe unter 2,5 Jahren MTX auch nichts gehabt und werde Dienstag gehen. https://www.facebook.com/PsoriasisNetz/posts/10157741105460272 Mein Dermatologe hat mir gestern DRINGEND davon abgeraten, Cosentyx weiter zu spritzen. Soll so lange pausieren, bis der Spuk vorbei ist. Stelle mich jetzt schon einmal auf den ersten Schub nach 3 erscheinungsfreien Jahren ein. Aber lieber wieder schlechte Haut als sich aufgrund eines anfälligen Immunsystems mit dem Virus anzustecken! https://www.psoriasis-netz.de/forums/topic/31875-cosentyxtherapie-angst-vor-corona-virus/page/2/?tab=comments#comment-412434 meine Hautärztin hat mich extra zu Hause angerufen um mir zu sagen dass ich Cosentyx weiter nehmen soll. Macht ja auch keinen Sinn es ab zu setzen da es sowie noch mindestens 2 Monate im Körper bleibt (und man nicht von heute auf morgen ein wieder funktionierendes Immunsystem hat ;O).... Ich soll auch ganz normal weiter spritzen ausser (wie bei allen anderen Infektionen auch) es kommt zu einer Infektion: dann soll ich das spritzen bis nach Abklingen der Infektion verschieben...... und hoffen das die Psoriasis ruhig bleibt..... https://www.psoriasis-netz.de/forums/topic/31875-cosentyxtherapie-angst-vor-corona-virus/page/2/?tab=comments#comment-412436 Gute Informationen zum Coronavirus Entscheidungshilfe der Charité, ob man zur Untersuchung gehen sollte und ob ein Test sinnvoll ist (vor allem am Smartphone gut nutzbar) Übersichtsseite des Robert-Koch-Instituts mit Verweisen auf viele Quellen Fragen und Antworten des RKI Hilfestellungen für Personen mit einem höheren Risiko für einen schweren Verlauf Tägliches Update des Virologen Christian Drosten im NDR-Podcast (und hier die Folgen als Manuskript zum Nachlesen) Wenn deine Psyche wegen Covid-19 leidet Der Berliner "Tagesspiegel" hat in diesem Artikel gut erklärt, warum Angst okay ist, Panik aber nicht. Und wie man damit umgeht. Die Helios Kliniken haben eine deutschlandweite Hotline für Fragen zum Corona-Virus gestartet. Seit einigen Tagen sitzen an den Telefonen nun mehr Psychologen. Erreichbar ist die Hotline unter (0800) 8 123 456. Ein Kurzprogramm zur Selbstanwendung von verhaltenstherapeutischen Interventionen haben die Psychotherapeutin Marie Bartholomäus und der Psychiater Professor Leonhard Schilbach zusammengestellt. Das kann jeder als PDF herunterladen und für sich durcharbeiten. Die Asklepios-Klinik bietet jetzt Online-Selbsthilfetrainings für alle kostenlos an. Es gibt fünf Module: "Achtsamkeit", "Dankbarkeit", "Mehr Entspannung", "Was ist Stress?" und "Weniger grübeln". Das Ganze gibt es als Angebot für den Computer und als App. Diverse Anbieter haben ihre oft kostenpflichtigen Online-Programme jetzt kostenlos freigegeben. Weil wir sie seit Jahren auf dem Schirm haben, können wir zum Beispiel Selfapy und HelloBetter als seriös empfehlen. Oft haben Krankenkassen solche Kurse auch im Angebot. Deshalb lohnt sich eine Suche auf der Internetseite Eurer Krankenkasse. Der Corona-mat spuckt Antworten auf oder Ideen für diverse Alltagsprobleme in Corona-Zeiten aus.- 15 Kommentare
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Wer Cosentyx, Kyntheum oder Taltz nimmt, sollte auf seinen Darm "hören"
Claudia Liebram erstellte ein Artikel in Brodalumab
Wer eines der Medikamente nimmt, die gegen das Interleukin-17 wirken, sollte bei Darm-Problemen hellhörig werden und mit seinem Arzt sprechen. Es geht dabei um die Arzneimittel Cosentyx, Kyntheum und Taltz. Wer Methotrexat (MTX) anwendet, sollte nicht gleichzeitig Schmerz-Medikamente mit dem Wirkstoff Metamizol benutzen. Nebenwirkungen von Medikamenten sollten im besten Fall von Ärzten, aber auch von Betroffenen gemeldet werden. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) hat jetzt Meldungen ausgewertet, die in 2018 bekannt wurden. In dieser Bilanz tauchen auch Medikamente gegen Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis auf – und zwar Cosentyx, Kyntheum, Taltz und MTX. In ihrer Zeitschrift "Arzneiverordnung in der Praxis" berichten fünf Experten über die sogenannten Spontanmeldungen von Nebenwirkungen, die bei der AkdÄ eingingen. Wichtig zu wissen: Bei diesen Spontanmeldungen handelt es sich um Verdachtsfälle. Bei mancher Meldung kann es also auch sein, dass das Problem am Ende gar nichts mit dem Medikament zu tun hatte. Deshalb sollte man die Zahlen auch eher als Tendenz betrachten und sich nicht verrückt machen lassen. Nebenwirkungen von IL-17-Blockern Eine Tendenz zum Beispiel haben die Experten bei den IL-17-Blockern gefunden. Sie schreiben in bestem Mediziner-Deutsch: Daten aus vorklinischen und klinischen Studien sowie Einzelfälle (...) sprechen für einen Zusammenhang zwischen der Gabe des Anti-IL-17A-Antikörpers Secukinumab (Cosentyx) und der Verschlechterung einer vorbestehenden chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) und möglicherweise auch der Erstmanifestation. Aufgrund des ähnlichen Wirkmechanismus handelt es sich wahrscheinlich um einen Gruppeneffekt, der auch für die beiden anderen Antikörper zutrifft, die über IL-17A wirken (Ixekizumab (Taltz) und Brodalumab (Kyntheum)). Heißt: Cosentyx, Kyntheum und Taltz können eine ohnehin schon bestehende chronisch-entzündliche Darmerkrankung verschlimmern. Möglicherweise tritt eine solche Erkrankung auch erstmals auf. Unter der Bezeichnung chronisch-entzündlichen Darmerkrankung werden Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zusammengefasst. Weiter wird berichtet: Heißt: Das Risiko ist klein. Wirklich klein. Aber es ist da. Zur besseren Einordnung schreiben die Experten auch: Und so lautet die Empfehlung auch: Wenn eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung bekannt ist, sollten die IL-17A-Medikamente nur eingesetzt werden, wenn Nutzen und Risiko gut abgewogen werden und wenn Kontrolluntersuchungen "engmaschig" vorgenommen werden. In der Fachinformation von Kyntheum steht sogar ausdrücklich, dass das Medikament bei einem aktiven Morbus Crohn nicht angewendet werden soll. Hinweis zu MTX In einem Absatz des Artikels geht es eigentlich um das Schmerz- und Fiebermittel Metamizol, in diesem Zusammenhang aber auch um MTX. Den Experten fiel auf, dass bei einigen Nebenwirkungsmeldungen zu Metamizol auch Methotrexat genannt wurde. Deshalb weisen sie darauf hin: Die ganze Veröffentlichung findet sich hier: Spontanmeldungen von Nebenwirkungen an die AkdÄ im Jahr 2018- 2 Kommentare
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Der wichtigste Wirkstoff im Medikament Kyntheum heißt Brodalumab. Das ist eine Substanz, die in klinischen Studien erforscht wurde. Sie kann bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis vulgaris und bei Psoriasis arthritis eingesetzt werden. Anfangs hieß die Substanz auch AMG 827. In Europa heißt das Medikament Kyntheum, in den USA Siliq und in Japan Lumicef. Das Medikament nistet sich im Körper am Rezeptor des Interleukins 17 ein. Es soll wie ein Torwart seine Arbeit behindern. Ähnlich arbeiten die Wirkstoffe Ixekizumab (in Taltz) und Secukinumab, die jedoch das Interleukin 17 selbst "wegfangen" – wenn wir beim Sport bleiben: den Ball einkassieren. Brodalumab wird als Injektion verabreicht. Entwickelt wurde das Arzneimittel von den Firmen Amgen und AstraZeneca. Im November 2014 meldete Amgen, dass die Studien erfolgreich verlaufen sind. Brodalumab wirkte zudem besser als der schon auf dem Markt befindliche Wirkstoff Ustekinumab (Medikament: Stelara). Einzelheiten über die aktuellen Studien (Phase III) sind im Verzeichnis von klinischen Studien in Europa zu finden – für Plaque-Psoriasis und für Psoriasis arthritis. Ende Mai 2015 stieg Amgen aus der Entwicklung von Brodalumab aus: "Während der Studien waren bei Patienten suizidale Gedanken und suizidales Verhalten aufgetreten", begründete Amgen seine Entscheidung. Dies könne bei der Zulassung des Arzneimittels dazu führen, dass einschränkende Kennzeichnungen nötig würden. Das wiederum würde die Zahl der Patienten einschränken, für die Brodalumab in Frage kommt, prognostizierte Sean E. Harper, einer der Entwicklungs-Chefs von Amgen. Was AstraZeneca künftig aus Brodalumab mache, sei allein deren Entscheidung. AstraZeneca wollte sich die Daten näher ansehen und dann über die Zukunft von Brodalumab entscheiden. Das ist im Sommer 2015 geschehen: Am 1. September 2015 meldete die Firma, dass sie es nun der Firma Valeant überlässt, den Wirkstoff weiterzuentwickeln und zu vermarkten. In einer Pressemitteilung zu den Ergebnissen der Phase-III-Studie AMAGINE 2 war von psychischen Nebenwirkungen keine Rede. Vielmehr wurden dort von Erkältungen, Infektionen der oberen Atemwege, Kopf- und Gelenkschmerzen berichtet. "Es gab einen schwerwiegender Fall von Herzinfarkt", berichteten damals die Forscher, die 1800 Patienten ein viertel Jahr lang beobachtet hatten. In einer kleineren Studie an einer kanadischen Klinik war zusätzlich noch von Rückenschmerzen als Nebenwirkung die Rede. Auch in einem Poster auf der Jahrestagung der US-Dermatologen 2015, auf dem Ergebnisse der AMAGINE-3-Studie erläutert wurden, waren keine Suizide verzeichnet. In einer Präsentation (einem "Investor Call" von Amgen) von eben jener Tagung tauchen auf Seite 17 dann aber doch Todesfälle auf. Demnach erlitten zwei Brodalumab-Probanden einen Herzstillstand, einer starb nach einem Unfall. Und: 27 Tage nach Anwendung der letzten Brodalumab-Dosis beging ein Patient Selbstmord – außerhalb des offiziellen Studienzeitraums. Im Januar 2016 akzeptierte die US-Arzneimittelbehörde FDA den Antrag der Firma AstraZeneca auf Zulassung von Brodalumab (in den USA). Auch für Europa läuft ein entsprechender Zulassungsantrag bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA. Hier wird mir einer Zulassung im ersten Quartal 2017 gerechnet. Im Sommer 2016 kaufte die Firma Leo Pharma die Vertriebsrechte an Brodalumab für Europa. Im Juli 2016 hatte ein Expertengremium der FDA darüber zu befinden, ob die Zulassung von Brodalumab empfohlen werden sollte. Kurz zuvor wurde bekannt, dass es bei Brodalumab-Studien insgesamt sechs vollendete Suizide gab – vier bei Studien mit Psoriasis-Patienten und je einen bei Studien zu Psoriasis arthritis und Rheumatoider Arthritis. Den Experten der FDA fiel es nicht leicht, zu beurteilen, ob die Suizide nun mit dem Medikament zu tun hatten oder nicht: Dennoch sprachen sich alle 14 Experten für die Empfehlung aus. Aber: Der Hersteller muss einen Risiko-Managementplan in petto haben, Patienten müssen in der Packungsbeilage usw. über das erhöhte Suizid-Risiko informiert werden. Im Februar 2017 wurde Kyntheum in den USA zugelassen, dort unter dem Namen Siliq. Es kann bei Erwachsenen mit einer mittelschweren bis schweren Schuppenflechte angewendet werden, wenn andere innerliche Medikamente versagen. Im April 2017 kündigte die Firma Valeant an, dass Siliq (in den USA) das "preiswerteste" injizierbare Psoriasis-Biologikum werden soll – mit Kosten von 3500 Dollar pro Monat. Mit einer Zulassung (immernoch: in den USA) wird für die zweite Jahreshälfte 2017 gerechnet. Im Mai 2017 wurde über die Zulassung des Medikamentes in Europa befunden. Das Expertengremium CHMP sprach sich für eine Zulassung aus. Diese wurde im Juli 2017 erteilt. Zum Weiterlesen Brodalumab: Antikörper bislang stärkstes Antipsoriatikum (Deutsches Ärzteblatt, 19.02.2017) Psoriasis: Antikörper beseitigen Plaques (Deutsches Ärzteblatt, 29.03.2012) AMG 827 Trial Participants Show Improvement of Chronic Plaque Psoriasis (Dermatology News, 27.10.2010) Pressemitteilung der Firma Amgen zum Ausstieg aus der Entwicklung von Brodalumab Information von Amgen an die US-Arzneimittelbehörde FDA (am besten nach „suicid“ suchen mit der Browser-Suche) Suicide stunner prompts Amgen to dump brodalumab, denting AstraZeneca's rep (FierceBiotech, 23.05.2015) Brodalumab for Psoriasis – what a mess (SugarCone Biotech, 25.05.2015) All eyes on brodalumab fallout (EP Vantage, 26.05.2015) Zusammenstellung aller Fakten als Grundlage für eine Entscheidung der FDA über die Zulassung sowie ein Anhang dazu (19.07.2016)
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Biologika können Darmerkrankungen aus der Reserve locken
Rolf Blaga erstellte ein Artikel in Medikamente
Wer mit Biologika wie Cosentyx, Taltz oder Kyntheum behandelt wird, sollte abklären, ob er eine chronisch entzündliche Darm-Erkrankung (CED) haben könnte. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft warnt: Es bestehe der Verdacht, dass diese Biologika für schwere Darmentzündungen verantwortlich sind oder bisher unentdeckte Darmentzündungen verschlimmern. Typische Symptome sind ständig wiederkehrende Bauchschmerzen oder Durchfälle. Wichtig: Wer mit einem der Medikamente behandelt wird, muss nicht panisch werden. Nur sehr wenige sind betroffen – nach Angaben der AKdÄ weniger als 1 Prozent. Darmprobleme abchecken Die Arzneimittelkommission (AKdÄ) führt seit längerem eine Datenbank, in die Patienten und Ärzte alle beobachteten Nebenwirkungen eintragen können. Dort seien Fälle gemeldet worden, bei denen sich unter Cosentyx (Secukinumab) eine bisher unauffällige verlaufende CED akut verschlechtert hat, schreibt die AkdÄ. Andere Meldungen würden vermuten lassen, dass durch den Wirkstoff bei vorher gesunden Patienten eine CED ausgelöst wurde. Da die Biologika Taltz (Ixekizumab) und Kyntheum (Brodalumab) ebenfalls am IL-17 ansetzen, seien ähnliche Folgen zu erwarten. Deshalb sollten diese Patienten nach einer CED-Vorerkrankung gefragt werden. Nur bei Kyntheum wird schon jetzt ein „aktiver“ Morbus Crohn abgeklärt. Das Medikament darf dann nicht gegeben werden. Die AKdÄ empfiehlt außerdem, diese Patienten regelmäßig danach zu fragen, ob verdächtige, länger anhaltende Darmprobleme aufgetreten sind. IL-17-Blockade fördert Darmentzündungen Die genannten Biologika sind Antikörper, die auf die Zytokinfamilie Interleukin-17 [1] zielen. Sie verhindern, dass deren entzündungsfördernde Signale an das Immunsystem weitergeleitet werden. Aber ein Botenstoff kann mehrere Funktionen haben. So wird beim Fehlen des IL-17 gleichzeitig die Barrierefunktion der Darm-Schleimhaut geschwächt. Das aber könne dort zu verstärkten Entzündungsreaktionen führen, schreibt die AKdÄ. Langfristig könne sich dadurch eine CED entwickeln. Die Kommission weist aber darauf hin, dass diese Zusammenhänge nicht endgültig bewiesen seien. Dazu würden bisher zu wenig Daten vorliegen. Sie seien aber „biologisch plausibel“, wären schon bei Mäusen nachgewiesen und würden durch Fallberichte aus Kliniken und ihrer Datenbank bestätigt. CED als Psoriasis-Begleiterkrankung Eine chronisch entzündliche Darm-Erkrankung gehört zu den typischen Begleiterkrankungen („Komorbiditäten“) der Schuppenflechte. D.h. Menschen mit Psoriasis haben sowieso ein höheres Risiko, daran zu erkranken als die Normalbevölkerung. Professor Jörg Prinz berichtete, dass 9,6 bis 11 Prozent der Psoriatiker gleichzeitig an Morbus Crohn leiden. Vom Colitis ulceros seien 5,7 Prozent der Menschen mit Schuppenflechte betroffen [2]. Je schwerer die Psoriasis ist, desto höher ist das Risiko, zusätzlich an einer CED zu erkranken schreibt die AKdÄ. Da Biologika meist bei schwer Betroffenen eingesetzt werden, seien diese Patienten von Anfang an gefährdeter. Wenn dann zusätzlich das Medikament Darmentzündungen fördert, steigt das Risiko einer CED. Kommentar Die Zahl der möglichen Fälle wird von der AKdÄ als unter 1 Prozent genannt. Sie kann aber nur geschätzt sein, weil es zu wenig Daten gibt. Wenn die Zahl zutrifft, gehören die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen zu den „gelegentlich“ auftretenden Nebenwirkungen. Das ist nicht „häufig“ oder „sehr häufig“, aber auch nicht „selten“ oder „sehr selten“. Patienten, die mit dieser Wirkstoffgruppe behandelt werden, sollten aktiv werden, wenn sie regelmäßig Darmprobleme haben. Je früher eine CED erkannt wird, desto besser ist sie zu behandeln. Im von der AKdÄ geschilderten Fall wurde der Patient auf Humira (Adalimumab) umgestellt. Unverständlich ist, weshalb diese Warnung nicht (auch) von den weltweit geführten Psoriasis-Registern gekommen ist. Gerade die sind dafür eingerichtet worden, vor allem bisher unentdeckte Nebenwirkungen durch regelmäßige Befragungen festzustellen. Beim deutschen Register PsoBest steht die Frage nach neu aufgetretenen Nebenwirkungen in der Check-Liste des Arztes bzw. seiner Assistentin. Der Patient wird lediglich mündlich danach gefragt. Es ist kaum vorstellbar, dass chronisch entzündliche Darmerkrankungen in den Registern nur deshalb nicht aufgefallen sind, weil „vergessen“ wurde, nach neuen Nebenwirkungen zu fragen. Entweder irrt sich die AKdÄ mit ihrer Einschätzung und es handelt sich um sehr seltene Einzelfälle. Dem widerspricht aber ihre Einschätzung, dass es einen „plausiblen Zusammenhang“ zwischen blockiertem IL-17 und dem Auftreten einer Darmentzündung gibt – an Mäusen bewiesen, an Menschen in Fällen dokumentiert. Oder aber gemeldete Nebenwirkungen werden von den Psoriasis-Registern grundsätzlich anders ausgewertet. So dass zum Beispiel sehr seltene Fälle nicht publiziert werden. Zur kritischen Betrachtung der Arbeit der Psoriasis-Register gehört die Tatsache, dass sie alle "Interessenkonflikte" haben. Sie können ihre Arbeit nur durchführen, weil sie direkt oder indirekt von großen Pharmafirmen mitfinanziert werden. Das hat damit zu tun, dass die Hersteller von Biologika verpflichtet wurden, nach Zulassung die langfristige Wirkung ihrer Präparate zu beobachten. Es ist aber nicht vorgesehen, das von finanziell unabhängigen Einrichtungen dokumentieren zu lassen – also werden unter anderem die Hersteller zur Kasse gebeten. Von pharma-gesponserten Arzneimittel-Studien weiß man, dass deren Ergebnisse durch diese Auftragsforschung verzerrt sind. Damit man bei den Ergebnissen der Psoriasis-Register nicht den gleichen Effekt befürchten muss, sollten sie deutlich machen, wie sie die Unabhängigkeit ihrer Arbeit absichern. Firmen selbst warnen Ärzte mit „Rote-Hand-Briefen“ vor neu erkannten Arzneimittel-Risiken. Aber erst dann, wenn die Zusammenhänge wissenschaftlich bewiesen sind. Eine frühzeitige Warnung, wie sie die AKdÄ ausgesprochen hat, ist eher selten. Als betroffener Patient erwartet man, dass selbst bei Verdachtsfällen vorsorglich auf mögliche Nebenwirkungs-Risiken hingewiesen wird. Selbst auf die Gefahr hin, dass manche Menschen bei neu entdeckten Arzneimittel-Nebenwirkungen schnell panisch reagieren. Jeder kann für sich entscheiden: Wie groß ist das Risiko? Wie stark sind die Nebenwirkungen im Verhältnis zur Besserung der Schuppenflechte? Und wie gut kann die moderne Medizin mit diesen Nebenwirkungen umgehen? Quelle: "Induktion und/oder Demaskierung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen unter Secukinumab (Cosentyx®)", Deutsches Ärzteblatt | Jg. 115 | Heft 14 | 6. April 2018 [1] Sie besteht aus fünf verschiedenen Botenstoffen: IL-17A bis IL-17F. Die veranlassen, dass verstärkt Hautzellen (Keratinozyten) gebildet und Entzündungen ausgelöst werden. Das Signal dazu wird aber nur weitergeleitet, wenn der Botenstoff an einen Rezeptor andockt. IL-17 passen nur in IL-17-Rezeptoren, wie ein Schlüssel in ein Schloss. Während Secukinumab und Ixekizumab verhindern, dass sich überhaupt IL 17A bilden, blockiert Brodalumab die IL-17-Rezeptoren. IL-17A und weitere aus der IL-17-Familie finden keine freien Rezeptoren. Dadurch werden ihre Botschaften nicht weitergeleitet. [2] „Ursachen der Psoriasis“, Vortrag am 15. September 2017 in Bad Reichenhall, Patientenveranstaltung der PSOAG Tipp zum Weiterlesen Bei manchen Biologika können Hefepilze zum Problem werden (Pharmazeutische Zeitung, 11.01.2022) Einige Biologika können dafür sorgen, dass der Körper der Hefepilze nicht mehr Herr wird. Das sollten alle wissen haben, die diese Biologika anwenden. Nicht in Panik verfallen, aber eben im Hinterkopf haben. In diesem Artikel heißt es: Um das in die gängigen Medikamentennamen zu übersetzen: IL-17-Hemmer sind zum Beispiel Cosentyx, Taltz, Kyntheum und Bimzelx. Ein IL-12/23-Hemmer ist zum Beispiel Stelara. Tremfya, Ilumetri und Skyrizi hemmen "nur" IL-23.- 2 Kommentare
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Bei einigen Psoriasis-Medikamenten wird befürchtet, sie könnten Tendenzen, sich selbst zu töten („Suizidalität“) verstärken. Aber es kann nicht nachgewiesen werden, dass sie tatsächlich die Ursache dafür sind. Völlig ausschließen will das jedoch auch niemand. Bewiesen ist, dass Menschen mit Schuppenflechte mehr an Selbsttötung denken als der Durchschnitt der Bevölkerung. Sie versuchen sich öfters das Leben zu nehmen und sterben etwas häufiger von eigener Hand. Das gilt für alle Psoriatiker – unabhängig von der jeweiligen Therapie. Deshalb sollten nicht nur die Patienten verstärkt auf suizidale Symptome achten, die mit einem der unter Verdacht geratenen Medikamente behandelt werden. Aber: Selbsttötungen kommen unter Psoriatikern extrem selten vor – wenn auch jeder Fall einer zu viel ist. Als Lichtblick gilt, dass sich Depressionen und Ängste bei vielen Patienten durch eine wirkungsvolle Behandlung der Psoriasis verbessern lassen. Ab September 2017 darf das Biologikum Brodalumab (Kyntheum) in der EU verschrieben werden. Während der Studienphase gab es sechs Selbsttötungs-Fälle, davon vier bei Schuppenflechte-Patienten. Deshalb hatte der ursprüngliche Auftraggeber, die US-Firma Amgen, die Studien unterbrochen. Für die dann doch noch beantragte Zulassungsprüfung von Brodalumab in den USA hat die FDA Zahlen veröffentlicht, wie viel versuchte und vollendet Selbsttötungen es in klinischen Psoriasis-Studien bisher gab: Selbsttötung pro 100 Patienten in einem Behandlungsjahr versucht und vollendet vollendet Adalimumab (Humira) 0,03 0,03 Apremilast (Otezla) 0,20 0,07 Brodalumab (Siliq, Kyntheum) 0,21 0,04 Infliximab (Remicade) 0,24 0 Ixekizumab (Taltz) 0,14 0 Secukinumab (Cosentyx) 0,03 0 Ustekinumab (Stelara) 0,02 0,02 Bei den Ixekizumab-Studien wurden neuro-psychische Vorerkrankungen ausdrücklich ausgeschlossen. Obwohl Apremilast (Otezla®) schon in den Studien eine höhere Selbsttötungs-Rate aufwies, gab es eine entsprechende Warnmitteilung (Rote-Hand-Brief) erst im November 2016 nach der Zulassung. Professor Craig L. Leonardi hält die Zahl der Fälle, z.B. bei Brodalumab, für zu gering. Sie seien statistisch nicht aussagekräftig (signifikant) genug, um zu behaupten, die Medikamente würden Selbsttötungs-Ideen verursachen. Trotzdem, so Leonhardi, würde natürlich jeder wegen des ernsten Ereignisses innehalten. Brodalumab in den USA und Europa Zwei Zulassungsgremien haben sich ausführlich mit den Fällen und ihren psycho-sozialen Hintergründen bei Brodalumab beschäftigt. In den USA erklärte ein Beratungsausschuss der FDA, dass aus den verfügbaren Daten nicht eindeutig gefolgert werden könne, ob Selbsttötung durch das Medikament verursacht wird oder nicht. Deshalb darf Brodalumab in den USA nur dann verschrieben werden, wenn der Patient in ein umfangreiches Risiko-Programm (REMS) eingebunden wird. Und es darf nur von solchen Ärzte verschrieben werden, die im Umgang mit diesem Programm geschult wurden. Für die Europäische Union erklärte ein Komittee der EMA, nach derzeitigem Wissen gäbe es keine „biologisch plausible Erklärung“ dafür, dass Brodalumab suizidale Tendenzen bewirkt. Allerdings könne es auch nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden. Man wisse derzeit noch zu wenig über die Wirkungen von IL-17 im Zentralen Nervensystem. Deshalb müssen Patienten, Pflegepersonal und Familien darauf hingewiesen werden, bei ersten Anzeichen von typischen Symptomen umgehend medizinisches Fachpersonal zu informieren. Die Herstellerfirma muss im Rahmen eines Risiko-Management-Plans (RMP) Strategien festlegen, wie ein mögliches Suiziditäts-Risiko vermindert werden könne. In den Diskussionen wurde hervorgehoben, dass Patienten mit Psoriasis generell stärker gefährdet sind, an psychischen Störungen zu erkranken als die allgemeine Bevölkerung, aber auch als andere Hautkranke. Zahlreiche Studien belegen, dass vor allem Depressionen, Angstzustände und Selbsttötungs-Tendenzen bei Menschen mit Schuppenflechte häufiger vorkommen. Psychische Symptome So oft häufiger als ohne Psoriasis wurden die Symptome in Studien bemerkt Angstzustände Depressionen Selbsttötungs- Gedanken Selbsttötungs- Versuche Selbsttötungs- Abschlüsse Analyse von 18 Studien mit 330.207 Psoriatikern September 2017 (bei 9,8%-12,5%) 2x 1,32 x 1,2 x Daten des Gesundheitsministeriums GB mit 149.998 Psoriatikern August 2010 1,39 x 1,31 x 1,44 x Europäische Studie mit 3.635 Psoriatikern 2,18 x 2,4 x 1,94 x Anzahl der Fälle pro 100 Patienten, die 1 Jahr behandelt werden 0,11 0,04 0,03 Noch stärker gefährdet als der durchschnittliche Psoriatiker sind schwer Betroffene und Jüngere. Wer eine schwere Schuppenflechte hat, wird meist erheblich in seiner Lebensqualität eingeschränkt sein. Er leidet unter sozialer Ausgrenzung, Abwertung durch andere, negativem Körperbild und geringem Selbstwertgefühl. Das fördert Depressionen, die typischerweise Selbsttötungen auslösen können. Jüngere Psoriatiker sind oft noch nicht so gut in der Lage, mit ihrer Krankheit umzugehen und neigen zu impulsiven Handeln. Das fördert ebenfalls suizidale Tendenzen. Entzündungen auch im Kopf Aber es ist nicht nur die persönliche Situation, die Suizidalität fördert. In verschiedenen Untersuchungen wurde festgestellt, dass entzündungs-auslösende Botenstoffe (Zytokine) den Serotinin-Stoffwechsel beeinflussen. Der ist zuständig für die Grundstimmung („Glückshormon“). Patienten mit Depressionen, die sonst medizinisch gesund und ohne entzündliche Hauterkrankungen waren, hatten typische Entzündungs-Biomarker im Gehirngewebe. In einer Studie wurden bei Menschen, die versucht hatten, sich selbst umzubringen, höhere Interleukin-6-Werte gegenüber gesunden Patienten gefunden. Chronisch entzündliche Krankheiten sind demnach ein eigenständiges Risiko für psychische Erkrankungen. Medikamente mit Suizid-Risiko Erhöhte Vorsicht ist geboten, denn es sind Wirkstoffe bekannt, die Selbsttötungs-Ideen bei Patienten auslösen, die nie zuvor daran gedacht hatten. Diese Suizidität kommt plötzlich, meist ohne Vorzeichen und die Betroffenen können sich dem kaum entziehen. Über die tatsächlich nachgewiesenen Fälle hinaus stehen weitere Medikamente im Verdacht, dazu zu gehören. Sensibles und komplexes Thema In Deutschland nehmen sich ziemlich konstant über die Jahre hinweg um die 10.000 Menschen das Leben. Das sind 0,012 Prozent der Bevölkerung (2015). Bei geschätzt 2 Mio. Psoriatikern mit einem 1,2 x höherem Suizid-Risiko müsste es unter ihnen 288 Selbstmorde pro Jahr geben – als Begleiterscheinung der Psoriasis und unabhängig davon, mit welcher Therapie sie behandelt wurden. Professor Mathias Augustin betonte, dass dem deutschen Register PsoBest bisher keine Suizid-Fälle im Zusammenhang mit innerlichen Psoriasis-Medikamenten gemeldet wurden. Wer sich mit dem Thema näher beschäftigt, erfährt, wie umfangreich und vielschichtig es ist. Schon der Begriff „Selbstmord“ wird abgelehnt, weil er die Opfer zum Täter erklärt. Ein „Mord“ ist strafrechtlich ein Verbrechen, eine Selbsttötung dagegen meist eine Verzweiflungs-Tat. Für Außenstehende ist es meist schwer zu erkennen, ob und wie stark jemand gefährdet ist. Meist bitten Suizid-Gefährdete nicht direkt um Hilfe, sondern senden indirekte Signale aus. Davon gibt es derart viele, dass hier nur einige genannt werden können: Aussagen über die Sinnlosigkeit des Lebens, Tiefe verzweifelte Hoffnungslosigkeit („seelischer Schmerz“), Anhaltende Gefühle von Vereinsamung, Verlassen-Sein o. ä., Ansprechen des Themas (Selbsttötung) oder zweifelsfreie Absichtserklärung, Hoher Leidensdruck wegen ständig wiederkehrender Erkrankung und Hoffnungslosigkeit in Bezug auf Therapierbarkeit, Anhaltende quälende innere und äußere Unruhe, Nervosität, Fahrigkeit, Getriebenheit, Gegen sich selbst gerichtete Schuldvorwürfe („Alles wäre besser, wenn ich nicht mehr leben würde“), Fehlende Impuls-Kontrolle mit Neigungen zur Selbstverletzung. Links zu ausführlichen Hinweisen findest du am Ende des Artikels. Was also tun? Für Laien ist es meist nur schwer möglich, jemanden akut zu helfen. Wichtig ist, den Betroffenen in seiner Not ernst zu nehmen. Völlig falsch wäre es, seine Verzweiflung herunter zu spielen oder schön zu reden. Man sollte ihn ermuntern, sich von Experten oder Beratungsstellen helfen zu lassen. Tag und Nacht steht für schnelle Hilfe die Telefon-Seelsorge bereit. Auf jeden Fall sollten nahe Angehörige oder enge Freunde informiert werden. Wer mit einem suizid-gefährdeten Menschen zusammen lebt, sollte sich ausführlich informieren – auch um sich selbst zu schützen. Psychische Störungen können als typische Begleiterkrankung bei allen Psoriatikern auftreten. Das sind in erster Linie Depressionen, aber auch Suizid-Gedanken. Tatsächlich vollendete Selbsttötungen kommen extrem selten vor! Gefährdet sind Risikogruppen: schwer von der Psoriasis Betroffene, ältere hochbetagte Männer, junge Frauen zwischen 15 und 25 Jahren, Alkohol-, Drogen- und Medikamenten-Abhängige und diejenigen, die schon zu Therapiebeginn an Depressionen oder Persönlichkeits-Störungen gelitten haben. Arzt und Patient müssen gemeinsam abwägen, welche Therapie geeignet scheint, wie psychische Risiken verringert und wie sie beobachtet werden könnten. Sicherlich eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Aber es gibt Hoffnung: Mit ziemlicher Sicherheit wirkt sich eine erfolgreiche Therapie der Psoriasis auch positiv auf Begleiterkrankungen aus. Wer dadurch seine Lebensqualität verbessern kann, wird auch deutlich weniger unter seiner Krankheit leiden. Wenn im Körper die Entzündungslast dauerhaft gesenkt wird, wird es weniger entzündungsauslösende Signale geben. Damit können biologische Auslöser für Depressionen verhindert werden. Keine Hautkrankheit ist heutzutage so gut zu behandeln, wie die Psoriasis. Das sollte allen Mut machen! Tipps zum Weiterlesen NGASR-Skala, 16 wissenschaftlich erarbeitete Fragen mit Punktwerten und Risikobewertung Suzid-Gefahr erkennen, Prof. Dr. med. Volker Faust, Universität Ulm Selbstmordgefährdet: Ist meine Freundin/mein Freund in Gefahr? und Selbsttest, Internetplattform Freunde fürs Leben Suizidgefahr: Erkennen und reagieren, Ulrike Viegner, Pharmazeutische Zeitung Selbstmordprävention - Signale erkennen, Stiftung Warentest Ein wichtiger Hinweis Wer Suizidgedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen dabei, die Gedanken zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist oder sich um nahestehende Personen sorgt, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken unter der Nummer 0800/111 01 11 oder 111 0 222 oder 116 123 oder live im Chat.
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Im Frühjahr 2017 kam mit Taltz ein weiteres Biologikum auf den Markt, mit dem die Schuppenflechte behandelt werden kann. Zeit für eine Zwischenbilanz und einen Ausblick. Doch schon an dieser Stelle sei gesagt: Wem eines der bisherigen Medikamente gut hilft, der hat eigentlich keinen Grund zu wechseln. Biologika wirken am besten – im Vergleich zu anderen innerlichen Medikamenten und vor allem bei der Plaque-Psoriasis. Nach wie vor sind sie nur für schwere oder mittelschwere Fälle vorgesehen. Inzwischen kann man immer genauer eingrenzen, welche Botenstoffe für die Schuppenflechte verantwortlich sind. Neu entwickelte Biologika wirken deshalb präziser. Noch nie haben Wirkstoffe gegen Psoriasis so viele – wenn auch nicht alle – Patienten fast oder völlig erscheinungsfrei gemacht. Der nächste Schritt müsse die Heilung der Psoriasis sein, so Professor Kristian Reich aus Hamburg. Im März 2017 kommt der Wirkstoff Ixekizumab (Medikamentenname: Taltz) auf den deutschen Markt. Für Guselkumab ist im November 2016 die Zulassung beantragt worden. Der Antrag für Brodalumab liegt schon seit November 2015 vor. Doch die Studien sind gestoppt worden, so Professor Reich. Grund sind sechs Selbstmorde unter Brodalumab-Studienteilnehmern. Immer mehr Aktienfonds investieren in Psoriasis-Medikamente. In den kommenden Jahren werden weitere 53 Pharmafirmen – zusätzlich zu den bekannten – Psoriasis-Medikamente auf den Markt bringen: sowohl Neuentwicklungen als auch Nachahmer-Präparate (Biosimilars). Das heißt, Patienten werden in den kommenden Jahren weitere Möglichkeiten haben, das für sie passende Psoriasis-Medikament zu finden. Der Arzt wird wirkungsvoller therapieren können, weil andere (Vor-) Erkrankungen des Patienten bisher manche Präparate wegen ihrer Nebenwirkungen ausschließen. Erste Generation der Biologika hemmt TNF-Alpha Biologika verhindern, dass entzündungsauslösende Botenstoffe des Immunsystems ausgeschüttet werden. Die erste Generation der Biologika hemmt TNF-Alpha. Das ist ein Signalstoff, der sehr allgemein für viele Entzündungsvorgänge verantwortlich ist. Eigentlich sind Entzündungen eine wichtige Abwehr-Reaktion des Immunsystems, auf Fremdstoffe, Antigene oder Gewebeschäden. Die Blockierung von TNF-Alpha führt dazu, dass die Immunabwehr geschwächt wird. Die stärkste Nebenwirkung dabei ist, dass Patienten anfälliger für Infektionskrankheiten sind. Das Prinzip, TNF-Alpha zu hemmen, wurde für die Therapie der Rheumatoiden Arthritis entwickelt und erfolgreich angewendet. Bald merkte man, dass das auch bei Psoriasis funktioniert. Für die Plaque-Psoriasis wurden zugelassen: Adalimumab (Humira), Etanercept (Enbrel) und Infliximab (Remicade). Jedes dieser Präparate wirkt im Vergleich zu den anderen unterschiedlich: Inbezug darauf, wie gut sich die Haut verbessert (PASI), wann es beginnt zu wirken, welche Betroffenen und wie viele darauf überhaupt ansprechen und wie viele Antikörper entwickelt werden, die die Wirkung des Biologikums abschwächen. Etanercept hatte dabei schon immer die schlechtesten Werte, außer bei der Antikörperbildung. Zweite Generation der Biologika setzt bei Interleukinen an Die zweite Generation der Biologika für Psoriasis blockiert Interleukine (IL). Das sind ebenfalls Botenstoffe. Sie regen bestimmte Zellen des Immunsystems an zu wachsen, zu reifen und sich zu teilen. Oder sie verhindern genau diese Aktivierung. Es gibt über 20 verschiedene Interleukine, die fortlaufend, nach ihrer Entdeckung nummeriert werden. Jedes von ihnen ist hoch spezialisiert. Für die Medikamenten-Entwicklung wollte man deshalb herausfinden, welches Interleukin speziell für die Psoriasis verantwortlich ist. 2009 wurde in der EU der Wirkstoff Ustekinumab (Stelara) zugelassen, der die Botenstoffe IL-12 und IL-23 neutralisiert. Gegenüber den TNF-Alpha-Hemmern war der offensichtliche Vorteil, dass der Wirkstoff nur alle 12 Wochen gespritzt werden musste. Ustekinumab wirkt nicht deutlich besser oder schneller. Aber es gibt Patienten, die besonders gut darauf ansprechen. Bei der Entwicklung von Ustekinumab wollte man ursprünglich nur das IL-12 neutralisieren. Erst während der Studien wurde erkannt, dass damit gleichzeitig das IL-23 gehemmt wird. Im Herbst 2016 schrieben deutsche und schweizerische Wissenschaftler, dass Ustekinumab „das falsche Ziel“ treffen würde: Untersuchungen der vergangenen zehn Jahre hätten eindeutig gezeigt, dass IL-23 die treibende Kraft der Schuppenflechte sei. IL-12 dagegen würde die von Psoriasis betroffene Haut schützen und dürfe deshalb nicht ausgebremst werden. Um eine Psoriasis zielgerichtet zu behandeln, müsse allein die IL-23/IL-17-Achse blockiert werden. IL-23 regt die Produktion von IL-17-T-Zellen an. Trotz dieses „Irrtums“ wirkt Ustekinumab. Es hat in Deutschland sogar Adalimumab (Humira) vom ersten Platz bei der Plaque-Psoriasis verdrängt. Der Hersteller Janssen verweist darauf, dass inzwischen die Erfahrungen von 375.000 Patientenjahren vorliegen würden. Es sei bestätigt, dass Ustekinumab über lange Zeit gut wirke und verträglich sei. Trotzdem musste der Hersteller 2014 mit einem Rote-Hand-Brief darauf aufmerksam machen, dass sich in seltenen Fällen die Haut schwer und großflächig entzünden kann. Wie bei anderen Psoriasis-Medikamenten gilt aber, dass nicht abgesetzt werden sollte, was dem Patienten gut hilft. Neueste Medikamente zielen auf Interleukin 17A Biologika, die auf IL-17 a wirken, zeigen, dass sie besser und schneller wirken als Ustekinumab. Die Zahl derer, bei denen sich die Schuppenflechte um 90 oder sogar 100 Prozent verbesserte, war deutlich höher als bei bisherigen Biologika. PASI 100 heißt, keine Psoriasis-Stellen mehr zu haben. Auch bei der Psoriasis auf dem Kopf, an Händen und Füßen und vor allem an den Nägeln waren die Abheilungsraten sehr hoch. Professor Thomas Luger aus Münster sprach vom „Einstieg in die praktische Erscheinungsfreiheit“. Dadurch wird die Lebensqualität der Betroffenen kaum noch eingeschränkt. Im Gegensatz zu anderen Biologika werden kaum Antikörper gebildet. Das heißt, die Wirkung lässt im Laufe der Behandlung nicht nach, selbst wenn das Medikament nach einer Unterbrechung erneut gegeben wird. Als erstes aus dieser Gruppe wurde Ende 2015 Secukinumab (Cosentyx) zugelassen. Unabhängig von der besseren und schnelleren Wirkung bei allen Patienten spricht es diejenigen an, die bisher mit anderen Biologika nicht so erfolgreich therapiert werden konnten. Ab März 2017 kann Ixekizumab (Taltz) von deutschen Ärzten verschrieben werden. In Österreich wird es schon seit 2016 angeboten. Im Vergleich zu Secukinumab ist der größte Vorteil, dass es deutlich schneller wirkt und weniger Spritzen gebraucht werden. Nach 20 Jahren Erfahrungen, so Professor Kristian Reich, kann man feststellen, dass Biologika sicher sind. Schwerwiegende Effekte kommen nach allen Erhebungen der Psoriasis-Register nur 1 x unter 100 Patienten vor, die ein Jahr behandelt werden. Die meisten Ärzte würden solche Fälle nie in ihrer Praxis sehen. Dabei sei zu bedenken, dass nicht oder schlecht behandelte Psoriasis-Patienten ein höheres „Hintergrund-Risiko“ haben, eine mehr oder weniger starke Begleiterkrankung zu entwickeln. Hefepilz-Infektionen dagegen sind bei allen IL-Blockern häufiger als bei TNF-Alpha-Hemmern. Keine Wirkung ohne Nebenwirkung – aber die unerwünschten Arzneimittelwirkungen bei Biologika seien bekannt, so Dr. Marc A. Radtke. Der Nutzen überwiege bei Weitem das Risiko. In der Entwicklung sind weitere Biologika, die auf der "IL-23/IL-17-Achse" ansetzen, z.B. IL-17 f oder p19 als Untereinheit von IL-23. Weitere Anwendungsmöglichkeiten Alle bisher zugelassenen Biologika für die Plaque-Psoriasis haben auch die Zulassung zur Behandlung der Psoriasis arthritis. Fast alle dürfen jetzt auch für betroffene Kindern verschrieben werden. Immer mehr Biologika können inzwischen sofort gegeben werden, ohne dass die Patienten erst andere Medikamente ausprobieren müssen („First-line-therapy“). Damit erspart man Psoriasis-Patienten, die schwer betroffen oder schwer beeinträchtigt sind, einen zeitaufwendigen und quälenden Umweg. Offen ist die Diskussion, ob ein wirksames Biologikum nur als Dauertherapie ohne Unterbrechung sinnvoll ist. Als Nebeneffekt verbesserte sich im Laufe der Zeit die Möglichkeit des Patienten, den Wirkstoff selbst zu injizieren. Alle Hersteller bieten inzwischen „Pens“ an. Man muss nicht mehr die Spritze selbst setzen, sondern die Nadel kommt auf Knopfdruck von selbst heraus und bringt den Wirkstoff unter die Haut. Diese Pens werden von Mal zu Mal komfortabler.
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Hallo Leute es geht um folgendes, ich nehme zurzeit das brodalumab , seit knapp 5 Monaten, das Ergebnis ist nicht gerade besonders und zufriedenstellend. Mein Arzt meinte er will mich auf Cosentyx umstellen. Ich meine mal hier gelesen zu haben , das sowas Gar kein Sinn Ergeben würde, da die Medikamente beide auf das interleukin 17 gerichtet sind. Ich weiß hier gibt es eine Menge Leute die Ahnung haben. Bitte um Eure Hilfe. Mfg Psototyp.
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Kyntheum ist ein Medikament zur Behandlung der Schuppenflechte. Der Wirkstoff darin heißt Brodalumab. Es kommt als Injektion mit 210mg einer Lösung. Es wird alle zwei Wochen angewendet. Das Medikament gehört zu den Biologika. Das sind Antikörper, die auf bestimmte Stoffe im Immunsystem angesetzt werden. Brodalumab zielt auf die Zytokinfamilie Interleukin-17, die aus fünf verschiedenen Botenstoffen (IL-17A bis IL-17F) besteht. Die veranlassen, dass verstärkt Hautzellen (Keratinozyten) gebildet und Entzündungen ausgelöst werden. Das Signal dazu wird aber nur weitergeleitet, wenn der Botenstoff an einen Rezeptor andockt. IL-17 passen nur in IL-17-Rezeptoren, wie ein Schlüssel in ein Schloss. Während Secukinumab und Ixekizumab verhindern, dass sich überhaupt IL 17A bilden, blockiert Brodalumab die IL-17-Rezeptoren. IL-17A und weitere aus der IL-17-Familie finden keine freien Rezeptoren und können dadurch ihre Signale nicht loswerden. Deshalb gehört der Wirkstoff zu den IL-17-R-Antagonisten. Die Endung „umab“ verweist darauf, dass der Brodalumab vollständig aus menschlichen Proteinen (Eiweißen) hergestellt wird. Es sind also keine tierischen Eiweiß-Anteile enthalten. Kyntheum wird nur als Fertigspritze angeboten, die man sich selbst setzt. Ein Pen ist nicht geplant. Enthalten sind 210 Milligramm. Wer kann Kyntheum bekommen? Kyntheum ist zugelassen für die Behandlung einer mittelschweren bis schweren Schuppenflechte bei Erwachsenen. Es kommt für alle infrage, bei denen eine äußerliche Therapie nicht ausreicht. Das Medikament ist für die „first-line-therapy“ zugelassen, d.h. es darf verschrieben werden, ohne dass erst andere Medikamente ausprobiert werden müssen. Studien zur Anwendung bei Psoriasis arthritis laufen in Europa nicht (mehr). Wer sollte Kyntheum nicht nehmen? Menschen mit aktivem Morbus Crohn sollen das Medikament nicht nehmen bzw. absetzen. Außerhalb der Schübe ist die Behandlung von Morbus-Crohn-Erkrankten mit Kyntheum möglich, muss aber überwacht werden. Patienten, die vor Beginn der Therapie Depressionen oder Selbstmordgedanken hatten, sollten mit dem Arzt besprechen, ob Kyntheum für sie das richtige Präparat ist. Deuten sich entsprechende Symptome während der Therapie neu an oder verstärken sie sich, ist Kyntheum abzusetzen. Hintergrund ist, dass es sechs Selbstmorde unter Kyntheum-Studienteilnehmern gab. Die Zulassungsbehörden der USA und der EU haben diese Fälle sehr genau untersucht. Sie haben nichts gefunden, was wissenschaftlich einen Zusammenhang zum Medikament erklären könnte. Trotzdem sei ein Risiko nicht völlig auszuschließen, weil über die Wirkung des IL-17 im Zentralen Nervensystem bisher zu wenig bekannt sei. In den USA darf Kyntheum deshalb nur dann abgegeben werden, wenn Ärzte systematisch das Risiko bewerten und Strategien vorlegen, wie es abzuschwächen ist. In der deutschen Fachinformation werden Patient, Pflegepersonal und Familienmitglieder aufgerufen achtsam zu sein: Schon bei den geringsten Anzeichen von selbstmörderischen Gedanken oder Verhalten sollten Arzt, Apotheker oder medizinisches Fachpersonal informiert werden. Der Anbieter LEO Pharma untersucht in einer Studie, wie sich Nutzen und Risiko bei Kyntheum in Europa verhalten. Diese Studie ist Teil eines Risiko-Management-Plans, den die europäische Arzneimittelbehörde EMA für neue Arzneimittel erstellt. Alle Experten weisen ausdrücklich darauf hin, dass Menschen mit Schuppenflechte generell ein höheres Risiko haben, eine Depression oder selbstmörderisches Verhalten zu entwickeln. Das sei krankheitsbedingt und unabhängig vom jeweiligen Medikament. Das wäre bisher nur nicht so genau beobachtet worden. In der deutschsprahigen Fachinformation heißt es unter anderem: Patienten, Pflegepersonal und Familien sind darauf hinzuweisen, auf ein Auftreten oder eine Verschlechterung von Depressionen, Suizidgedanken, Angst oder anderen Stimmungsschwankungen zu achten und ihren Arzt, Apotheker oder das medizinische Fachpersonal zu kontaktieren, falls dies eintritt. Wie gut wirkt Kyntheum? Für die Zulassung waren Ergebnisse aus mehreren Studien maßgeblich. Die wichtigsten Studien hießen Amagine-2 und Amagine-3. Darin wurde unter anderem gemessen, wie gut der Wirkstoff Brodalumab nach 12 Wochen gewirkt hatte. Bedeutend sind die Ergebnisse mit der Dosis 210 mg, da nur die in Europa zugelassen ist. In den beiden Amagine-Studien erreichten 86 Prozent der Patienten eine Verbesserung ihrer Psoriasis um 75 Prozent. erreichten 69 Prozent der Patienten eine Verbesserung ihrer Psoriasis um 90 Prozent. erreichten 37 Prozent der Patienten eine Verbesserung ihrer Psoriasis um 100 Prozent – sprich: Von der Schuppenflechte war nichts mehr zu sehen. Mehr Details stehen der besseren Übersichtlichkeit wegen am Ende des Artikels. Kyntheum wirkt schnell: Die Psoriasis verbesserte sich bei 6 von 10 Probanden in einem Monat um 75 Prozent. Beim bisherigen „Sprinter“ Taltz sind es 5 von 10. Die Therapieerfolge sind unabhängig davon, ob jemand schon vorher mit einem anderen Medikament behandelt wurde. Wer mit Kyntheum aussetzen muss, kann damit rechnen, dass es bei der Wiederaufnahme genauso gut wirkt wie vorher. Anwendung von Kyntheum Die Spritze sollte 30 Minuten vor Anwendung aus der Packung und dem Kühlschrank entnommen werden. Sie soll sich an die Raumtemperatur anpassen. Die Spritze sollte weder in die Sonne gelegt noch geschüttelt werden. Gespritzt wird entweder in den Bauch, die Oberschenkel oder die Außenseite des Oberarms. Es sollte nicht immer genau die gleiche Stelle sein, und wenn's der Bauch wird, sind 5 Zentimeter um den Bauchnabel herum tabu. Vom ausgewählten Ort für die Spritze wird mit Daumen und Zeigefinger ein kleiner Wulst gebildet. In den wird die Spritze im Winkel von 45 bis 90 Grad gesetzt und rasch heruntergedrückt. Es sollte der gesamte Inhalt gespritzt werden. Dosierung Die ersten drei Male gibt es wöchentlich eine Spritze. Ab der vierten Spritze wird Kyntheum alle zwei Wochen angewendet. Dieser Abstand soll genau eingehalten werden, da die Wirkung nachlassen kann, wenn man die Zeitspanne verlängert. Wenn Kyntheum nach drei bis vier Monaten nicht ausreichend wirkt, solltest du mit deinem Arzt sprechen, ob eine andere Therapie besser helfen kann. Manche haben aber auch noch eine Besserung erlebt, wenn sie länger als vier Monate Geduld hatten. Mögliche Nebenwirkungen In der Fachinformation wurden als häufigste Nebenwirkungen genannt: Reaktionen an der Injektionsstelle (Entzündung, Schmerzen, Juckreiz, blauer Fleck, Blutung) Infektionen, vor allem Grippe, bei 25,4 Prozent, ohne dass das Medikament abgesetzt werden musste; schwerwiegende Infektionen bei 0,5 Prozent, Pilzinfektionen bei 1,8 Prozent. Kopfschmerzen bei 4,3 Prozent Ermüdung bei 2,6 Prozent Durchfall (Diarrhoe) und Übelkeit bei 2,2 Prozent Schmerzen im Rachen (Oropharynx), 2,1 Prozent Lagerung Die Packung mit Kyntheum gehört in den Kühlschrank bei 2 bis 8 Grad (und nicht ins Tiefkühlfach!). Der Karton schützt die Spritze auch vor Licht und Beschädigungen. Kyntheum kann bei Raumtemperatur bis zu 14 Tage lang gelagert werden. Das ist zum Beispiel für eine Reise wichtig zu wissen. Danach darf es nicht mehr verwendet werden. Preis Die Kosten für eine Packung mit zwei Spritzen Kyntheum belaufen sich auf 1419,48 Euro (Stand Juli 2021). Aber Achtung: Das ist ein Listenpreis. Er kann durch Verträge zwischen Hersteller und Krankenkasse anders sein. So dient er nur als ungefährer Anhaltspunkt. Tipps zum Weiterlesen In unserer Community können Erfahrungen mit Kyntheum bei Psoriasis ausgetauscht werden. Patienten können vom Arzt ein Starter-Kit bekommen. Das enthält ein Passwort, mit dem sich Anwender beim Patientenbetreuungsprogramm ctrl anmelden können. Über die Entwicklung des Wirkstoffs und seinen Weg bis zur Zulassung hatten wir bislang hier berichtet. Veröffentlichung der Europäischen Arzneimittelbehörde Weitere Einzelheiten stehen in der Fachinformation von Kyntheum Kurz gemeldet April 2024: In der LIBERO-Studie wurde untersucht, wie mittelschwere bis schwere Psoriasis mit Brodalumab 210 mg in der täglichen Praxis nach 12 und 52 Wochen wirkte. Insgesamt wurden die Daten von 638 Patienten aus 148 Standorten in Deutschland ausgewertet. Nach etwa 12 Wochen Behandlung mit Brodalumab hatten ungefähr 74 Prozent der Patienten einen PASI nicht höher als 3 (der Höchstwert ist 72). Nach etwa einem Jahr, also 52 Wochen, sah es noch besser aus: Fast 86 Prozent der Patienten hatten eine Haut, die entweder komplett klar war oder fast keine Psoriasis mehr zeigte. [Quelle] Oktober 2018: In einer Studie wurden Patienten, bei denen Stelara nicht ausreichend gewirkt hatte, auf Kyntheum umgestellt. Bei ihnen fiel die Besserung ihrer Schuppenflechte besser aus als bei denen, die mit Stelara weitermachten. (Quelle: Studie im British Journal of Dermatology) In Japan und den USA heißt das Medikaments Lumicef bzw. Siliq. In Japan ist der Wirkstoff zusätzlich zur Therapie bei Psoriasis arthritis, Psoriasis pustulosa und einer Erythrodermie zugelassen. Wirksamkeit im Überblick https://datawrapper.dwcdn.net/2cdwZ/1/ https://datawrapper.dwcdn.net/Zk0KT/1/ Quellen: "Brodalumab for the Treatment of Psoriasis: A Review of Phase III Trials" in: Dermatology and Therapy, Juni 2016 Fachinformation Beipackzettel
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Wir haben uns auf der 49. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft in Berlin umgehört, was es an interessanten Informationen für Menschen mit Schuppenflechte gibt. Ja, der Artikel ist lang. Aber du kannst in der Übersicht die Themen anklicken, die dich interessieren. Psoriasis-Medikamente Dimethylfumarat (Skilarence) Erstmals wird es voraussichtlich eine europaweite Zulassung für ein Fumarat zur Behandlung der Psoriasis geben. Das nur in Deutschland zugelassene Fumaderm ist ein Gemisch aus vier Fumarsäure-Esther-Substanzen. Das neue ist ein Mono-Präparat, mit Dimethylfumarat (DMF) als einziger Wirksubstanz. Professor Ulrich Mrowietz (Kiel) hatte schon 2005 ein DMF-Präparat gegen Psoriasis dem Namen Panaclar vorgestellt. Auch das neue Präparat kann Flushs (Gesichtsrötungen) oder Magen-Darmprobleme verursachen. Aber im Vergleich zu Fumaderm wären die Magen-Darm-Effekte meist milder, so Mrowietz. Wie Fumaderm hilft auch das neue DMF-Medikament zwar bei der Haut-Psoriasis, nicht aber bei der Psoriasis Arthritis, so übereinstimmend die Experten. Gefragt wurde Prof. Mrowietz nach dem Risiko einer Lymphopenie. Das ist eine Erkrankung, bei der die Lymphozytenzahl im Blut auf einen gefährlichen Wert absinkt. Er wies darauf hin, dass eine Lymphopenie unabhängig von Dosis und Länge der Einnahme auftreten kann. Es gäbe Patienten, bei denen schon bei geringer Dosis die Lymphozyten-Zahl stark zurückgeht. So etwas könne auch nach einem Jahr unauffälliger DMF-Therapie plötzlich passieren. Es seien vor allem die CD-8-Lymphozyten, die weniger würden. Das sind, wie das Psoriasis-Netz berichtete, genau diejenigen, die gebraucht werden, um das lebensgefährliche JVR-Virus zu bekämpfen. Deshalb muss die Lymphozytenzahl auch bei dem neuen Medikament regelmäßig kontrolliert werden. Für Fumaderm gilt, dass bei 700 pro mm3 die Dosis verringert, bei 500 pro mm3 das Präparat abgesetzt werden muss. Für das neue Medikament, so Mrowietz, werden andere Werte gelten. Problematisch sei, dass eine Lymphopenie noch lange anhält, nachdem das Fumarat abgesetzt wurde. Ohne, dass es ausdrücklich erwähnt wurde, wird man auch bei Skilarence besonders auf neu auftretende Symptome im neurologischen Bereich achten müssen. Sie könnten ein Hinweis auf die Gehirnkrankheit PML sein. Zu achten ist auf Bewegungsstörungen, kognitive Probleme (“Denkstörungen”) oder psychiatrische Anzeichen (Siehe Rote Hand-Briefe für Fumaderm undTecfidera). Im April 2017 sind erneut acht Fälle veröffentlicht worden, in denen Psoriasis-Patienten unter Fumaraten an PML erkrankt sind. Die Autoren weisen zwar darauf hin, dass das selten vorkomme. Aber es könne nicht ausgeschlossen werden, dass viele Fälle nicht erkannt und deshalb nicht gemeldet werden. Ixekizumab (Taltz) Seit März 2017 darf das Biologikum in Deutschland verschrieben werden. Es hemmt das Interleukin (IL) 17a und ist deshalb vergleichbar mit Secukinumab (Cosentyx). Beide, so Professor Kristian Reich (Hamburg), wirken auf die Plaque-Psoriasis etwa gleich gut. Vor allem, wenn Patienten vorher schon mit einem anderen Biologikum unbefriedigend behandelt wurden. Ixekizumab wirke aber deutlich schneller. Nach zwei Wochen seien ersten Erfolge zu sehen; gelegentlich sogar nach nur wenigen Tagen. 70 Prozent der Studienteilnehmer hätten ihre 90%-ige Abheilung (PASI 90) über zwei Jahre stabil halten können. Vermehrte Pilzinfektionen werden bei allen IL-Blockern festgestellt. Reich sprach von 2,5 Fällen pro 100 Patientenjahre. Eine Vergleichsstudie hatte bei 3,3 Prozent der Ixekizumab-Studienteilnehmern Candida-Infektionen gefunden. Wer entsprechend vorbelastet ist, so Reich, sollte nicht mit dem Präparat behandelt werden. Andere schwerwiegende Nebenwirkungen wie Infektionen, schwarzer oder weißer Hautkrebs oder Herzkomplikationen würden genauso selten auftreten, wie bei allen Biologika: 0,5 Fälle pro 100 Patientenjahre. Gute Ergebnisse, so Professor Mrowietz, gäbe es in den Studien außerdem bei der Psoriasis am Kopf, an den Nägeln und Händen und Füßen. Bei der pustulösen Psoriasis dagegen wirke es nicht. Brodalumab (Kyntheum) Es deutete sich auf der Tagung an, dass demnächst ein weiterer Interleukin-17-Blocker zugelassen werden wird. Die bisher bekannten Ergebnisse bringen ungefähr die gleichen PASI-Verbesserungen wie die anderen Präparate dieser Gruppe. Vorteile gegenüber den konkurrierenden Produkten werden aber mit Sicherheit in nächster Zeit bekannt gemacht. Nachteile dagegen sind schon veröffentlicht worden: In einer Vergleichsstudie hatten 4 Prozent der Brodulumab-Patienten eine Candida-Infektion – der höchste Wert unter den IL17-Blockern. Erwartet wird, dass der Anbieter Leo sich zu den bekannt gewordenen vier Selbstmordfällen in drei Brodalumab-Studien äußert. In den USA wird das Medikament deshalb nur unter verschärften Sicherheitsauflagen abgegeben. Am Rande wurde darüber spekuliert, ob die Patienten schon zu Beginn der Studie selbstmordgefährdet waren, ohne dass das rechtzeitig erkannt worden ist. Etanercept-Biosimilar Für Enbrel gibt es schon seit 2016 das Biosimilar Benepali. Ab Mitte 2017 wird ein zweites unter dem Namen Erelzi hinzukommen, das – im Unterschied zu Benepali – auch als Pen verfügbar sein wird. Etanercept wird vor allem bei Rheuma und Psoriasis Arthritis erfolgreich eingesetzt. Bei der Psoriasis wirkt es langsamer und erreicht nicht die hohen Abheilungsraten wie die IL-Blocker. Professor Diamant Thaci (Lübeck) wies aber darauf hin, dass bei Etanercept die Wirkung im Laufe der Zeit nicht nachlässt – im Gegensatz zu anderen Biologika. Außerdem würden keine Antikörper gegen den Wirkstoff gebildet. Wenn man Etanercept nach einer Pause wieder neu anwendet, gäbe es keinen Wirkverlust. Certolizumab-Pegol (Cimzia) Dieser TNF-Alpha-Blocker ist weniger bekannt, obwohl er schon seit 2014 zur Behandlung der Psoriasis Arthritis zugelassen ist. Der Hersteller hat eine Studie veranlasst, um zu belegen, weshalb es sinnvoll ist, das Biologikum vor allem jungen Frauen zu verschreiben: Es kann nicht durch die Nabelschnur von der Mutter aufs Kind übertragen werden – im Gegensatz zum Beispiel zu Adamilumab (Humira). Das berichtete Dr. Dagmar Dr. Wilsmann-Theis (Bonn). Schließlich seien 30 bis 40 Prozent der Schwangerschaften in Deutschland ungeplant. Auch beim Stillen würde der Wirkstoff nicht übertragen werden. Ansonsten könne das Biologikum gut mit anderen TNF-Alpha-Blockern mithalten. Professor Thaci geht davon aus, dass Certolizumab im Jahr 2018 auch zur Behandlung der Schuppenflechte zugelassen werden wird. Verdrängen Biosimilars die Originale? Wenn das Patent für ein Biologikum ausläuft, dürfen auch andere Firmen den biologischen Wirkstoff anbieten. Technisch ist es nur möglich, ein „ähnliches“ Präparat herzustellen. Deshalb heißen diese Nachbauten „Biosimilars“ (Siehe auch Handbuch Biosimilars 2017). Im Gegensatz zu Generika müssen Biosimilars in einer aufwendigen Phase-III-Studie nachweisen, dass sie vergleichbar wirken wie das Originalprodukt. Von daher müssten sie eigentlich die Originale verdrängen. Machen sie aber nicht: Denn viele Ärzte verschreiben nur denjenigen ein Biosimilar, die erstmals mit einem Biologikum behandelt werden sollen. Wer schon mit einem Original-Biologikum „gut eingestellt“ ist, würde meist nicht auf das preisgünstigere umgestellt werden. Professor Matthias Augustin (Hamburg) meinte, nur wenn die Preise sinken, würden mehr Menschen mit „innovativen Medikamenten“ versorgt werden können. Weltweit würden zur Zeit 2 Prozent aller Verordnungen für Biologika ausgestellt werden. Die aber würden 21 Prozent aller Arzneimittelausgaben ausmachen. Die weniger teuren Biosimilars könnten die Hemmschwelle von Ärzten senken, auch Kassenpatienten besser damit zu versorgen. Siehe: Biologika-Hersteller wehren sich gegen Verluste von Marktanteilen durch Biosimilars Schwere Schuppenflechte ohne Biologika behandeln? Professor Martin Röcken (Tübingen) stellte Fälle vor, in denen er schwere Formen der Psoriasis ohne Biologika erfolgreich behandelt hat. Für ihn sei es „eine Kunst“, im jeweiligen Fall die richtige Kombination von Methotrexat (MTX), Dithranol und Fototherapie (vor allem PUVA) herauszufinden. Gut die Hälfte der Psoriatiker würde, so Röcken, allein mit MTX ein weitgehend normales Leben führen können. Das bestätige eine aktuelle Studie. Fototherapie könne im aktuellen Schub vorübergehend die Wirkung von MTX verstärken, solle aber bei Besserung wieder abgesetzt werden. Für diese „therapeutische Herausforderung“ müsse man sich jedoch Zeit nehmen. Echte "Therapieversager", d.h. Patienten, bei denen nichts wirkt, sind nach seiner Erfahrung selten. Röcken meinte, die Dermatologen sollten unbedingt wieder mehr „vernünftige“ Fototherapie bei der Psoriasis einsetzen. Bestrahlung hätte weniger unerwünschte Nebenwirkungen; selbst langfristig nicht. Große Studien, so Röcken, hätten gezeigt, dass das Hautkrebsrisiko nur minimal erhöht sei. Deshalb könnten zum Beispiel sogar Schwangere unbesorgt eine PUVA-Therapie machen. Unterschiedliche Einschätzungen jedoch gäbe es darüber, ob für die PUVA-Therapie eine Lebensdosis festgelegt werden müsse, die nicht überschritten werden darf. Er sei sich sicher, dass Lichttherapie als Therapie „wieder kommen“ werde. Wenn zusätzlich eine Psoriasis Arthritis oder eine Nagel-Psoriasis vorliegt, will auch Röcken nicht auf Biologika verzichten. Da empfiehlt er TNF-Alpha-Blocker. Neues Therapieziel: der absolute PASI Der PASI ist seit vielen Jahren die Messgröße, mit der gemessen wird, wie schwer jemand an Psoriasis erkrankt ist. In Deutschland gilt ein PASI größer als 10 als mittelschwere Psoriasis, die mit innerlichen Medikamenten behandelt werden sollte. Für Laien war es deshalb immer etwas verwirrend, dass der Erfolg von Präparaten damit beschrieben wurde, dass ein PASI 75, PASI 90 oder sogar PASI 100 erreicht wurde. Denn tatsächlich beschrieben diese Werte, dass sich bei einem Patienten der persönliche Anfangs-PASI um 75, 90 oder sogar um 100 Prozent verbessert hat. Wer in die Therapie mit einem PASI 20 gegangen ist, hatte nach einer 75-prozentigen Verbesserung am Ende einen PASI von 5. Nun gilt es heutzutage als „Therapieversagen“, wenn sich bei einer Therapie der PASI weniger als um 50 Prozent verbessert hat. Aber diejenigen, die mit PASI 10 eine Therapie begonnen haben, kämen bei einer nur 50-prozentigen Abheilung am Ende gleichfalls auf PASI 5. Alles ist eben relativ! Deshalb schlug Professor Mrowietz vor, zukünftig als Therapie-Endziel einen „absoluten PASI“ zu setzen, mit dem Patienten leben können. So eine Zielgröße würde den Wunsch des Patienten besser ausdrücken, durch eine Therapie weitgehend erscheinungs- und entzündungsfrei zu werden – unabhängig vom Ausgangs-PASI. Erfahrungen von Menschen mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis: Schau Dich in unserem Forum um. Wie riskant sind Entzündungen? Professor Wolf-Henning Boehncke (Genf) erinnerte daran, dass die Psoriasis keine reine Hautkrankheit ist, sondern eine innerliche Entzündungskrankheit. Deshalb sei sie ein eigener Risikofaktor für teilweise gefährliche Begleiterkrankungen. Es war nie ganz klar, ob das nur für relativ schwere, stark entzündete Fälle gilt oder für jegliche Ausprägung der Psoriasis. Gibt es einen PASI, ab dem die Entzündungen so gering sind, dass sie keine weiteren Krankheiten provozieren? Riskiert ein schlanker Patient mit einer leichten Psoriasis weiterhin diese gefährlichen Begleiterkrankungen? Prof. Reich verneint das. Professor Mrowietz wies darauf hin, dass eine Haut, die einmal entzündet war, weiterhin Entzündungszellen enthält. Selbst wenn die Psoriasis äußerlich abgeheilt ist und auf der Haut nichts mehr zu sehen ist. Er nennt das Phänomen „immunologische Narben“. Welchen Einfluss diese jedoch auf das Risiko von Folgeerkrankungen haben, ist noch ungeklärt. Psoriasis-Register – Sicherheit im Blick Seit 2005 sind bis heute weltweit 14 Psoriasis-Register aufgebaut worden. Die sammeln Daten von Patienten, die in ihrem Alltag mit innerlichen Mitteln behandelt werden. Einige verstehen sich als reine „Biologika-Interventionsregister“, andere erfassen alle innerlich wirkenden Medikamente. Die Beobachtungen sollen über 8 bis 10 Jahre laufen, eventuell sogar länger. Hauptzweck der Register ist es, erst langfristig auftretende Nebenwirkungen zu erfassen. Je größer die Zahl der beobachteten Patienten ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass auch sehr seltene Nebenwirkungen erfasst werden. Darüberhinaus wird z.B. registriert, wie viele Patienten wie lange bei einzelnen Medikamenten „verweilen“ bzw. die Therapie wegen der Nebenwirkungen abbrechen. In Deutschland haben Dermatologen dem Register PsoBest inzwischen über 5.000 Patienten gemeldet, die mit einem der zahlreichen innerlichen Medikamente behandelt werden. Bei PSOLAR, einem weltweiten Register der Firma Johnson & Johnson, werden die Daten von über 12.500 Patienten gesammelt, um Ustekinumab (Stelara) mit TNF-Alpha-Blockern und anderen innerlichen Wirkstoffen zu vergleichen. In den USA hat der nationale Patientenverband das „unabhängige“ Corrona Psoriasis Registry mit über 5.200 Teilnehmern eingerichtet. Die meisten Psoriasis-Register gibt es in europäischen Ländern. Die Datenbanken sind nicht vollständig, weil in fast allen Ländern die Meldungen freiwillig sind. Sie sagen nicht aus, wie gut einzelne Medikamente wirken, weil die Ausgangsdaten dafür nicht erhoben werden. Aber ohne diese Datensammlungen wüsste man überhaupt nicht, wie sicher einzelne Medikamente sind und welche Nebenwirkungen wie häufig auftreten. Patienten sollten ihre Ärzte fragen, ob auch sie Daten ans Psoriasis-Register weitergeben. Nur dadurch kann dem verbreiteten Misstrauen und der Unsicherheit gegenüber innerlich wirkenden Psoriasis-Medikamenten mit Fakten begegnet werden. Juckreiz-Atlas Professor Martin Metz (Berlin) hat bei verschiedenen dermatologischen Krankheiten den Juckreiz untersucht, darunter bei 138 Psoriasis-Patienten. Die Hälfte der Psoriatiker litt unter mittelstarkem bis schwerem Juckreiz. Am schlimmsten wäre es auf dem Kopf, den Ellenbogen und den Waden. Aber auch die Oberschenkel, die Knie und die Hände seien betroffen. Die rechte Hand, so Metz, jucke deutlich stärker als die linke. Patienten, die unter mehr oder weniger starkem Juckreiz leiden, sind dadurch in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt. Deshalb sei es wichtig, den Juckreiz mit zu behandeln. Aufgeschnappt „Bei keiner anderen Hautkrankheit weiß man so genau, wie die Entzündungen entstehen, wie bei der Psoriasis“ (Professor Kristian Reich, Hamburg) „Es gibt keine augenfälligeres Zeichen für die schlechte Versorgung von Psoriasis-Patienten wie die hohe Zahl derjenigen, die an Studien teilnehmen wollen“ (Professor Kristian Reich, Hambug) „Die Psoriasis ‚heilt‘ von oben nach unten“ (Professor Ulrich Mrowietz, Kiel) Wer das Biologikum wechselt, muss nicht warten, bis die Haut sich wieder so verschlechtert hat, dass mindestens PASI 10 erreicht ist. Es gilt die ursprüngliche Einschätzung.“ (Professor Ulrich Mrowietz, Kiel) „Allein der Verdacht, dass ein Hautproblem berufsbedingt ist, reicht für eine Reha-Maßnahme durch die Berufsgenossenschaft aus – ohne den Arbeitgeber einzubeziehen.“ Dr. Werner Kurrat, Asklepios-Nordseeklinik, Westerland/Sylt „Nur ein Teil der Hautärzte verschreiben Biologika. Psoriasis-Patienten in Deutschland haben nur eine 20-prozentige Chance leitliniengemäß behandelt zu werden.“ Professor Matthias Augustin, Hamburg „Mit den Patienten muss ausführlich erarbeitet werden, was es für ihre Lebensqualität bedeutet, wenn ein neues Medikament hohe, schnelle und langanhaltende Abheilungsquoten erreicht. Nur so ist sein zusätzliche Nutzen angemessen zu bewerten.“ Professor Matthias Augustin, Hamburg „Psoriasis ist die zur Zeit am besten zu behandelnde Auto-Immunkrankheit.“ Dr. Marc A. Radtke, Hamburg Ob eine Psoriasis „schwer“ ist, hängt von der Definition ab: Nach der engsten Bestimmung hätten wir in Deutschland 14 Prozent schwere Fälle; nach der weitesten 86 Prozent. Dr. Marc A. Radtke, Hamburg Unter Biologika werden nur 3 Prozent der Patienten depressiv, unter anderen innerlichen Medikamenten und Phototherapie aber 6 Prozent! Prof. Diamant Thaci, Lübeck Bei Psoriatikern findet man weniger MRSA-Bakterien in der Haut, weil sie dort viel mehr antimikrobielle Peptide haben. Die schützen sie vor den gefährlichen "Krankenhausbakterien", die gegen die meisten anderen Antibiotika resistent sind. Dr. Richard Brans, Osnabrück 23 Prozent befragter Infliximab-Patienten reagierten überempfindlich auf die Infusion oder den Wirkstoff selbst. Professor Bettina Wedi, Hannover Innerliche Glutokortikoide können abhängig machen, so dass man sie nur schwer wieder absetzen kann. Professor Martin Röcken, Tübingen Zukünftig Zuzahlungen bei MTX? Ein Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses wurde von Vertretern einiger Firmen, Rheumatologen und vom Deutschen Psoriasis Bund heftig kritisiert: Methotrexat (MTX) soll zukünftig einer Festbetragsgruppe zugeordnet werden. Die Krankenkasse muss dann nur noch einen festen Betrag erstatten. Sollte ein MTX-Präparat teurer sein, zahlt der Kassenpatient den Restbetrag aus eigener Tasche zu. MTX wird bei völlig verschiedenen Krankheiten in sehr unterschiedlichen Konzentrationen und extrem verschiedenen Dosierungen angeboten. Den Wirkstoff gibt es als Tablette, Injektions- und Infusionslösung, Fertigspritze und Fertigpen (Autoinjektor). Die Firma Medac hat darauf hingewiesen, dass sie den Fertigpen oder bestimmte Wirkstärken und Packungsgrößen zu diesem Festbetrag nicht mehr wirtschaftlich anbieten könne. Das würde vor allem Patienten mit Psoriasis vulgaris, Psoriasis Arthritis bzw. Rheuma treffen, die entweder zuzahlen müssten oder für die das Angebot wegfallen würde. Problematisch könnte das z.B. für Patienten sein, die sich wegen ihrer erkrankten Handgelenke selbst keine Spritze setzen können und auf den Pen angewiesen sind. Den benötigen auch Patienten, die überempfindlich oder sogar panisch auf Spritzen reagieren. Der GBA verwies darauf, dass von den Firmen keine Unterlagen eingereicht worden seien, nach denen eine bestimmte Patientengruppe allein auf den Pen angewiesen wäre. Der Deutsche Psoriasis Bund hat den Bundesgesundheitsminister aufgefordert, diesen Beschluss nicht zu genehmigen. Produkte Saalux Schuppenlöser basiert, im Gegensatz zu Konkurrenzprodukten, auf pflanzlichen Ölen. Trotzdem lässt es sich leicht mit klarem Wasser auswaschen. Das Produkt ist vor allem für die hartnäckigen Kopf-Plaques entwickelt worden. Anbieter: Saalmann medical GmbH & Co. KG. ANTI-DANDRUFF ist ein neues Shampoo aus der „head & shoulder“-Serie. Es soll die Produktion normaler, aber hartnäckiger Kopfschuppen und -plaques hemmen. Das Shampoo ist kein Mittel, um die Schuppen abzulösen oder um Psoriasis-Kopfschuppen zu behandeln. Es enthält als Wirkstoff Selensulfid, riecht aber überhaupt nicht nach Schwefel. Das Produkt wird ab Herbst 2017 erhältlich sein. Anbieter:Procter & Gamble PROXERA PSOMED heißt eine Produktlinie, in der für Psoriatiker ein Shampoo mit 3 Prozent Harnstoff (Urea) angeboten wird und eine Creme mit 20 Prozent sowie ein Gel mit 40 Prozent. Hersteller: ICIM International (Italien), Vertrieb: Kosmetik vom Waßerfall GmbH. Allpremed hydro ist das weiterentwickelte Pflegeprodukt der Allpresan-Schaum-Creme für Hand und Körper. Je nach Hautzustand gibt es drei verschiedene Variationen. Mit einer speziellen Technik, die Hautbarriere zu schützen, ist das Produkt zwar hauptsächlich für Neurodermitiker gedacht. Aber es wird auch für Psoriasis beworben. Anbieter: neubourg skin care GmbH & Co. KG. Vitop forte heißt eine neue Pflegecreme mit Färberwaid, Aloe Vera und grünem Tee. Die pflanzlichen Wirkstoffe sollen bei trockener und gereizter Haut die Hautbarriere stärken. Das Produkt ist hauptsächlich für Neurodermitiker gedacht. Die Inhaltsstoffe müssten aber auch bei Psoriasis wirken. Anbieter: P & M Cosmetics GmbH & Co. KG. Policalm, die „blaue Creme", enthält feuchtigkeitsspendes Urea, juckreizstillendes Polidocanol, kühlendes Menthol und entzündungshemmendes Kamillenöl (Bisabolol). Das Medizinprodukt soll die Hautbarriere stärken und den Juckreiz lindern. Neben der Neurodermitis wird auch Psoriasis als Anwendungsgebiet genannt. Hersteller: Bodem Laboratories (Griechenland), Vertrieb: Faroderm GmbH. Deumavan ist ein Präparat, speziell entwickelt für den Intimbereich. Die Salbe soll im Genital- und Analbereich die Haut fetten und damit glätten, schützen und wieder gleitfähig machen. Es enthält hochgereinigte Paraffine und ist für Allergiker geeignet. Es wird ausdrücklich auch für die Psoriasis empfohlen, um eine Therapie zu unterstützen. Anbieter: Kaymogyn GmbH. BR Creme wird zur Wiederherstellung der Hautbarriere ausgelobt und enthält unter anderem Weihrauchextrakt. Es soll den Juckreiz lindern. Das Produkt zielt hauptsächlich auf Neurodermitiker, wird aber ebenfalls für die Psoriasis beworben. Anbieter: Zeitschild Skin Aesthetics GmbH. Mixa Bodylotion mit Hafermilch soll unangenehme Hautreizungen wie Spannung und Juckreiz beruhigen und den Feuchtigkeitsgehalt der Haut deutlich erhöhen. Der Hersteller wirbt mit seiner Erfahrung seit 1924 in französischen Apotheken. Anbieter: ConsumerCare Mixa. Mehr zum Thema im Psoriasis-Netz ➔ Übersicht: Hier werden aktuell Studienteilnehmer gesucht ➔ Tipps: Studien – was sie bringen, was du wissen solltest ➔ Lexikon: Fachbegriffe von A bis Z
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Stufe 3: Innerliche Medikamente bei Psoriasis – Tabletten und Spritzen
Redaktion erstellte ein Artikel in Behandlung der Schuppenflechte
Eine innerliche – so genannte systemische – Therapie ist bei einer mittelschweren, vor allem aber bei einer schweren Schuppenflechte nötig, um die Folgen der stetigen Entzündung zu lindern oder zu vermeiden. Manche der innerlichen Medikamente wirken recht allgemein im gesamten Körper, andere regulieren nur an bestimmten Stellen im Körper das Nötige. Tabletten Konventionelle Systemtherapeutika sind die klassischen Medikamente, die schon seit vielen Jahren zur Behandlung der Psoriasis eingesetzt werden. Sie wirken im gesamten Körper und greifen vor allem in das Immunsystem ein, um die Entzündungsreaktionen zu bremsen, die für die Schuppenflechte typisch sind. Im Gegensatz zu den neueren Biologika sind diese Medikamente meist als Tabletten oder Kapseln erhältlich und werden oft als erste Stufe der innerlichen Behandlung verwendet. Acitretin Acitretin ist ein Medikament aus der Gruppe der Retinoide, also Abkömmlinge von Vitamin A. Es sorgt dafür, dass sich die Hautzellen wieder normal entwickeln und nicht mehr so schnell teilen wie bei Psoriasis üblich. Acitretin wird als Tablette eingenommen und eignet sich vor allem für Menschen, bei denen die Schuppenflechte besonders dicke, verhornte Plaques bildet. Frauen im gebärfähigen Alter müssen bei der Einnahme von Acitretin besonders vorsichtig sein, weil das Medikament das ungeborene Kind schädigen kann. Deshalb ist während und nach der Therapie eine sichere Verhütung notwendig. Apremilast Apremilast ist ein modernes Medikament gegen Psoriasis, das als Tablette eingenommen wird und gezielt in die Entzündungsprozesse des Körpers eingreift. Sein Wirkprinzip beruht darauf, dass es das Enzym Phosphodiesterase-4 (PDE4) hemmt, das in den Immunzellen vorkommt. Durch diese Hemmung steigt der Spiegel eines Botenstoffs namens cAMP in den Zellen an. Das führt dazu, dass weniger entzündungsfördernde Botenstoffe wie TNF-α, Interleukin-17 und Interleukin-23 gebildet werden, während der entzündungshemmende Botenstoff Interleukin-10 zunimmt. So wird die überschießende Immunreaktion, die bei Psoriasis für die Entzündung und die Bildung der typischen Hautveränderungen sorgt, deutlich abgeschwächt. Ciclosporin Ciclosporin ist ein weiterer Wirkstoff, der bei schwerer Psoriasis eingesetzt werden kann. Ursprünglich stammt das Medikament aus der Transplantationsmedizin, weil es das Immunsystem stark unterdrückt und so die Abstoßung von Organen verhindert. Bei Psoriasis wird Ciclosporin meist nur für einen begrenzten Zeitraum angewendet, weil es auf Dauer die Nieren schädigen und den Blutdruck erhöhen kann. Es wirkt sehr schnell und kann besonders dann helfen, wenn die Schuppenflechte plötzlich sehr stark aufflammt oder andere Therapien nicht ausreichen. Deucravacitinib Deucravacitinib ist ein relativ neuer Wirkstoff zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis und wird unter dem Handelsnamen Sotyktu als Tablette angeboten. Es gehört zur Klasse der sogenannten Tyrosinkinase-2-Inhibitoren (TYK2-Inhibitoren), die gezielt in den Entzündungsprozess bei Psoriasis eingreifen. Das Besondere an Deucravacitinib ist, dass es als erstes Medikament seiner Art die Aktivität des Enzyms TYK2 hemmt. Dieses Enzym ist an der Weiterleitung von Signalen beteiligt, die bestimmte entzündungsfördernde Botenstoffe wie Interleukin-12, Interleukin-23 und Typ-I-Interferone aktivieren. Indem Deucravacitinib TYK2 blockiert, werden diese Signale unterbrochen und die Entzündung in der Haut kann deutlich zurückgehen. Dimethyfulmarat Ein weiterer klassischer Wirkstoff ist Dimethylfumarat. Sie werden seit Jahrzehnten vor allem in Deutschland bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis eingesetzt. Fumarsäureester wirken, indem sie das Immunsystem modulieren und die Entzündungsbereitschaft der Hautzellen senken. Die Tabletten werden langsam aufdosiert, damit sich der Körper an das Medikament gewöhnen kann. Häufige Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden oder Hitzewallungen, die aber oft mit der Zeit nachlassen. Fumarsäureester gelten als gut wirksam und sind für viele Menschen mit Psoriasis eine wichtige Behandlungsoption. Methotrexat Ein sehr häufig eingesetztes Medikament ist Methotrexat, kurz MTX genannt. Ursprünglich wurde es zur Behandlung von Krebs entwickelt, aber schon lange nutzt man es auch bei entzündlichen Erkrankungen wie der Psoriasis. MTX hemmt das Wachstum schnell teilender Zellen, zu denen auch die Hautzellen bei Schuppenflechte gehören. Außerdem dämpft es das Immunsystem, sodass die Entzündungsreaktionen nachlassen. Methotrexat wird meist einmal pro Woche als Tablette oder Spritze verabreicht. Die Wirkung setzt nach einigen Wochen ein. Während der Behandlung sind regelmäßige Blutkontrollen wichtig, weil MTX die Leber belasten und die Blutbildung beeinflussen kann. Diese konventionellen Systemtherapeutika sind bewährte Mittel, die vielen Menschen mit Psoriasis helfen können. Sie sind oft günstiger als die neueren Biologika, haben aber auch mehr Nebenwirkungen und erfordern eine engmaschige ärztliche Kontrolle. Trotzdem sind sie für viele Patientinnen und Patienten ein wichtiger Baustein in der Behandlung der Schuppenflechte. ⬇️ Übersicht der Systemtherapeutika als Tabletten oder Kapseln Wirkstoffname Handelsnamen Psoriasis Psoriasis arthritis zugelassen ab zugelassen seit Acitretin Acicutan, Neotigason ✅ 1988 (Neotigason), 2015 (Acicutan) Apremilast Otezla ✅ ✅ 6 Jahre 2015 Ciclosporin Ciclosporin A, Ciclosporin Pro, Sandimmun optoral, Sandimmun Neoral, Immunosporin ✅ 1983 (in der Transplantationsmedizin), 1993 (zur Behandlung der Schuppenflechte) Deucravacitinib Sotyktu ✅ 18 Jahre 2023 Dimethylfumarat Skilarence ✅ 18 Jahre 2017 Leflunomid Arava ✅ 18 Jahre 1999 Methotrexat Lantarel metex MTX ✅ ✅ 1991 (Psoriasis arthritis) Baricitinib Olumiant ✅ nur für juvenile Psoriasis arthritis (Kinder ab 2 Jahre) 2023 Upadacitinib Rinvoq ✅ 18 Jahre 2021 Tofacitinib Xeljanz ✅ 2 Jahre 2018 Spritzen und Infusionen Biologika – die neuen Medikamente Biologika sind moderne Medikamente, die gezielt in das Immunsystem eingreifen und bei vielen Menschen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis für eine deutliche Verbesserung sorgen. Anders als klassische Tabletten werden Biologika meist als Spritze unter die Haut oder als Infusion verabreicht. Sie bestehen aus Eiweißstoffen, die im Labor hergestellt werden und ganz bestimmte Botenstoffe im Körper blockieren, die bei der Schuppenflechte eine zentrale Rolle spielen. TNFα-Hemmer: Eine der ersten Gruppen von Biologika, die bei Psoriasis eingesetzt wurden, sind die sogenannten TNFα-Hemmer. TNFα steht für Tumornekrosefaktor alpha, einen wichtigen Entzündungsbotenstoff im Körper. Bei Menschen mit Schuppenflechte ist dieser Botenstoff oft besonders aktiv und sorgt dafür, dass die Entzündung in der Haut und manchmal auch in den Gelenken dauerhaft angeheizt wird. TNFα-Hemmer wie Adalimumab, Etanercept oder Infliximab blockieren diesen Botenstoff gezielt. Dadurch lässt die Entzündung nach, die Haut wird ruhiger und auch die Gelenkbeschwerden können sich bessern. TNFα-Hemmer werden schon seit vielen Jahren eingesetzt und haben sich besonders bei Patientinnen und Patienten bewährt, die zusätzlich zur Psoriasis auch eine Psoriasis arthritis haben. IL-17-Hemmer: In den letzten Jahren sind Biologika entwickelt worden, die noch gezielter wirken, zum Beispiel die sogenannten IL-17-Hemmer. IL-17 ist ein weiterer Botenstoff, der bei der Entstehung der Schuppenflechte eine entscheidende Rolle spielt. Medikamente wie Secukinumab, Ixekizumab oder Bimekizumab blockieren diesen Botenstoff und können so die Entzündung sehr effektiv stoppen. IL-17-Hemmer sind vor allem dann eine gute Wahl, wenn andere Therapien nicht ausreichend geholfen haben oder nicht vertragen wurden. IL-23-Hemmer: Eine weitere wichtige Wirkstoffgruppe sind die IL-23-Hemmer. IL-23 ist ein Botenstoff, der das Immunsystem dazu bringt, bestimmte Entzündungszellen zu aktivieren, die bei der Psoriasis die Haut angreifen. Biologika wie Guselkumab, Risankizumab oder Tildrakizumab blockieren gezielt IL-23 und verhindern so, dass die Entzündung überhaupt erst richtig in Gang kommt. Diese Medikamente haben den Vorteil, dass sie meist nur alle paar Monate gespritzt werden müssen und trotzdem sehr wirksam sind. Viele Patientinnen und Patienten erreichen mit IL-23-Hemmern eine fast vollständige Abheilung der Haut. IL-12 und IL-23: Es gibt auch Biologika, die sowohl IL-12 als auch IL-23 blockieren, zum Beispiel Ustekinumab. IL-12 und IL-23 sind beide an der Steuerung des Immunsystems beteiligt und fördern die Entzündungsreaktion bei Psoriasis. Durch die Blockade beider Botenstoffe kann Ustekinumab die Entzündung besonders umfassend bremsen. Das Medikament wird alle drei Monate gespritzt und ist für viele Menschen mit Schuppenflechte eine praktische und wirksame Option. Biologika sind teurer als die "Klassiker". Sie werden oft erst dann eingesetzt, wenn andere Therapien nicht ausreichend geholfen haben oder nicht vertragen wurden. Gegen den Einsatz der Biologika sprechen schwere Herzinsuffizienz und Tuberkulose. In der Schwangerschaft und Stillzeit kann Certolizumab pegol angewendet werden – für alle anderen Biologika gibt es diesen Nachweis nicht. Nachdem Efalizumab (Raptiva) 2009 wegen eines erhöhten Risikos einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML, Erkrankung des Zentralen Nervensystems) vom Markt genommen wurde, sind inzwischen mehrere Wirkstoffe in Deutschland zugelassen. Kortison (innerlich) Kortison gibt es als Tablette oder Injektion. Es wirkt besonders bei akuten Schüben meist schnell. Nachteil ist, dass die Schuppenflechte nach dem Absetzen rasch und oft stärker als zuvor wieder ausbricht. Überhaupt ist eine innerliche Kortison-Anwendung nur noch kurzfristig in Notfällen angeraten. In der „Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris“ von 2021 taucht eine innerliche Behandlung mit Kortison erst gar nicht auf. MTX Für den Wirkstoff Methotrexat, abgekürzt MTX, gilt das oben im Abschnitt "Tabletten" geschriebene. ⬇️ Übersicht der Systemtherapeutika als Spritze, Pen oder Infusion Wirkstoffname Handelsnamen Psoriasis Psoriasis arthritis Wirksansatz zugelassen ab zugelassen seit Abatacept Orencia ✅ T-Zellen 18 Jahre 2017 Adalimumab Humira, Amgevita, Amsparity, Cyltezo, Halimatoz, Hefiya, Hukyndra, Hulio, Hyrimoz, Imraldi, Solymbic, Yuflyma ✅ ✅ TNFα 4 Jahre 2005 (zur Behandlung der Psoriasis arthritis), 2007 (zur Behandlung der Schuppenflechte) Bimekizumab Bimzelx ✅ ✅ IL-17A, IL17-F, IL17-AF 18 Jahre 2021 (zur Behandlung der Psoriasis arthritis), 2023 (zur Behandlung der Schuppenflechte) Brodalumab Kyntheum ✅ IL-17A 18 Jahre 2017 Certolizumab pegol Cimzia ✅ ✅ TNFα 18 Jahre 2013 (zur Behandlung der Psoriasis arthritis), 2018 (zur Behandlung der Schuppenflechte) Etanercept Enbrel, Benepali, Erelzi und Nepexto ✅ ✅ TNFα 6 Jahre (Psoriasis) bzw. 12 Jahre (Psoriasis arthritis) 2002 (zur Behandlung der Psoriasis arthritis), 2004 (zur Behandlung der Schuppenflechte) Golimumab Simponi ✅ TNFα 18 Jahre (Kinder ab 2 Jahren mit Einschränkungen) 2009 Guselkumab Tremfya ✅ ✅ IL-23 18 Jahre 2017 Infliximab Remicade, Flixabi, Inflectra und Remsima ✅ ✅ TNFα 18 Jahre 2005 Ixekizumab Taltz ✅ ✅ IL-17A 6 Jahre (bei Psoriasis) bzw. 18 Jahre (bei Psoriasis arthritis) 2016 Methotrexat metex, MTX und Nordimet ✅ ✅ 18 Jahre (Kinder mit Einschränkungen) Risankizumab Skyrizi ✅ ✅ IL-23A 18 Jahre 2019 Secukinumab Cosentyx ✅ ✅ IL-17A 6 Jahre 2015 Tildrakizumab Ilumetri ✅ IL-23 18 Jahre 2018 Ustekinumab Stelara, , Qoyvolma, Uzpruvo und mehr ✅ ✅ IL-12/23 18 Jahre 2009 Das Wichtigste im Video Dr. Uwe Schwichtenberg erklärt in diesem Video, welche Möglichkeiten es gibt, die Psoriasis innerlich zu behandeln.- 29 Kommentare
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Habe am Dienstag meine erste Spritze Kynthea gespritzt und werde entsprechend in den nächsten Wochen über meine Erfahrungen berichten. Gruß Quax
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Erfahrungen austauschen über das Leben mit Schuppenflechte, Psoriasis arthritis und dem ganzen Rest