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Beiträge zum Thema 'Biologika'.
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Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit, sich um die Gesundheit zu kümmern! Wir geben hier Tipps, welche Artikel, Videos oder Audios für Menschen mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis interessant sein könnten. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und manchmal auch Unterhaltung! 👨⚕️ Primärarzt-System? Ein Hautarzt ist dagegen Die. Bundesregierung denkt über die Einführung eines Primärarztsystems nach. Die "Märkische Allgemeine" hat Hautarzt Martin Kuppinger aus Potsdam gefragt, was er davon hält. Er meint: Das würde die Patienten entmündigen. Patienten müssten künftig zunächst einen Termin beim Hausarzt vereinbaren, bevor sie zum Facharzt gehen dürften. Dadurch wären sie gezwungen, zweimal einen Termin zu machen, zweimal im Wartezimmer zu sitzen und zweimal ins Behandlungszimmer zu gehen. Kuppinger sieht darin eine zusätzliche Belastung für die Patienten, eine Entmündigung ihrer Entscheidungsfreiheit und befürchtet, dass sich der Zugang zu schneller fachärztlicher Behandlung verzögern könnte. Zudem würden für die Patienten keine Vorteile entstehen, sondern vielmehr mehr Aufwand und Wartezeit. [Artikel lesen] 🩺 Biologika könnten Parkinson-Risiko senken Ein Artikel in der Ärzte-Zeitung diskutiert eine US-Studie, die auf ein vermindertes Parkinsonrisiko bei Autoimmunpatienten hinweist, die mit modernen Antirheumatika wie TNF- oder IL-17-Hemmern behandelt werden. Laut den Daten ist das Erkrankungsrisiko um etwa 23 Prozent reduziert. Aber Achtung: Das könnte auch daran liegen, dass in der Regel erhalten vor allem recht junge Menschen mit besonders schwerer Erkrankung Biologika bekommen – und bei denen ohnehin nicht so oft schon Parkinson entdeckt wird. Kurz gesagt: Es gibt Hinweise, dass moderne Rheumatherapien das Risiko für eine schwere Nervenkrankheit senken könnten, aber es braucht noch mehr Forschung, um sicher zu sein. [Artikel lesen] ⚖️ Warum Biologika bei Übergewicht oft nicht so gut wirken In einer anderen Studie ging es darum, warum Biologika bei Menschen mit einem BMI von über 25 oft nicht so gut wirken wie bei anderen – oder schon nach kurzer Zeit ihre Wirkung verlieren. Die Forscher stellten fest, dass bei Übergewichtigen bestimmte Abwehrzellen und Signalwege in der obersten Hautschicht aktiver waren – das Immunsystem war quasi „überdreht“. Das könnte erklären, warum die Medikamente nicht so wirken, wie sie sollten. [Artikel lesen] 🧲 Wie funktioniert eigentlich ein MRT-Gerät? Die Apotheken-Umschau stellt ein Magnetresonanztomograph (MRT) auf ungewöhnliche Weise vor: Das Gerät selbst kommt in einem fiktiven Interview zu Wort und erklärt mit viel Humor, wie es funktioniert, warum es bei der Untersuchung so laute Geräusche macht und weshalb Metallgegenstände in seiner Nähe gefährlich sein können. Leser erfahren anschaulich, wie das MRT mithilfe eines starken Magnetfelds und Radiowellen detaillierte Bilder des Körperinneren erzeugt – ganz ohne Röntgenstrahlung. [Artikel lesen] 🏡 Ehemalige Thüringer Rheuma-Klinik ist nun ein Lost Place Der Artikel beleuchtet die Geschichte und den heutigen Zustand einer ehemaligen rheumatologischen Klinik in Etzelbach (Thüringen). Sie wurde einst als Müttergenesungsheim errichtet wurde und diente später als Akutklinik für Rheumatologie. Über Jahrzehnte hinweg war das Gebäude ein Symbol medizinischen Fortschritts und gesellschaftlicher Entwicklungen. Seit etwa 20 Jahren jedoch steht es leer. Alle Sanierungs- und Nutzungsideen scheiterten. Zwei Artikel zeigen das Innere der verlassenen Klinik. [Artikel 1] [Artikel 2] 👀 Psoriasis-Medikamente können auch trockene Augen lindern Menschen mit Psoriasis haben ein erhöhtes Risiko für trockene Augen – eine Begleiterscheinung, die in der Praxis oft übersehen wird, weil die Hautsymptome meist im Vordergrund stehen. Eine Analyse aus Mainz (Stichwort: P355) zeigt, dass innerliche Therapien, die gegen die Hautentzündung wirken, auch die Symptome des trockenen Auges signifikant verbessern können. Tränenproduktion und Sehschärfe zum Beispiel werden dabei positiv beeinflusst. Das heißt: Wer neben seiner Schuppenflechte auch an trockenen Augen leidet, sollte mit dem Haut- und Augenarzt darüber sprechen. [Artikel lesen] 🧛♂️ Warum Trumps Zoll-Pläne für Arzneimittel-Importe gefährlich sind In einem Artikel im "Rolling Stone" erläutert eine Autorin mit Psoriasis arthritis, wie die von Donald Trump und den Republikanern geplanten hohen Zölle auf importierte Medikamente die ohnehin schon hohen Arzneimittelpreise in den USA weiter drastisch ansteigen lassen würden. Dies betrifft lebenswichtige Medikamente und viele weitere Präparate, die für Millionen Amerikaner unverzichtbar sind. Der Text warnt, dass Patienten massiv belastet würden – aber auch die Versorgungslage verschärft und Medikamentenengpässe weiter verschlimmern würden. Es geht noch weiter: Die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente würde demnach durch Kürzungen und politische Eingriffe gefährdet. [Artikel lesen] 👉 Tipp: Wollt Ihr keine Hör- und Gucktipps verpassen? Dann klickt oben auf "abonnieren". Ihr erhaltet dann bei jedem neuen Beitrag eine Benachrichtigung.
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Im Mai fand in Berlin die DDG-TAGUNG 2025 statt. Das ist ein Fortbildungskongress für Hautärzte. Vieles von dem, was wir schon in „Neues und Bewährtes zur Psoriasis im Jahr 2024“ berichtet haben, wurde aufgegriffen und vertieft. Dennoch gab es einige interessante Neuigkeiten für uns Betroffene mit Schuppenflechte. Im Mittelpunkt vieler Referate stand die Frage, ob man Psoriasis zukünftig wird heilen können. Das zielt auf Patienten, die erst seit 1-2 Jahren mittelschwer oder schwer an Psoriasis erkrankt sind. Ja, der Artikel ist lang! Aber du kannst in der Übersicht die Themen anklicken, die dich interessieren. Wesentliche Informationen für eilige Leser Bei Betroffenen, deren erste Psoriasis-Symptome nicht länger als zwei Jahre zurückliegen, können vermutlich lebenslange Krankheitsfolgen abgemildert werden, wenn sie frühzeitig mit wirkungsvollen Medikamenten behandelt werden. Auch für das IL-17a-Biologikum Secukinumab (Cosentyx) konnte nachgewiesen werden, dass diese Kurzerkrankten noch ein Jahr erscheinungsfrei blieben, wenn das Medikament abgesetzt wird. Dieses Phänomen kannte man bisher nur von IL-23-Biologika. Zukünftig gilt eine Therapie erst dann als erfolgreich, wenn die Patientin tatsächlich so gut wie erscheinungsfrei ist, d.h. beim absoluten PASI ≤ 2. Für immer mehr Psoriasis-Medikamente liegen Studien vor die belegen, dass sie auch nach mehreren Jahren ihre Wirkung nicht verlieren. Mit dem technischen Verfahren der „molekularen Diagnostik“ kann unterschieden werden, ob eine Psoriasis oder ein Ekzem bzw. eine Neurodermitis vorliegt. Das ist vor allem dann wichtig, wenn es um eine Anerkennung als Berufserkrankung geht. Das Online-Projekt „HautKompass“ bietet an, Selbststigmatisierung wahrzunehmen und zu bewältigen. Für weitere Durchgänge können sich Interessierende melden. Für die Zukunft wird ein „enormer Schwund“ an Dermatologen vorhergesagt. Schon jetzt bieten nur noch 40 % der Hautarztpraxen eine Vollversorgung an. Für Betroffene mit leichter Psoriasis gibt es immer wieder interessante Produkte mit pflanzlichen Stoffen, wie z.B. Vitop Psoricur Akutpflegecreme oder Alnovat. Psoriasis-Gedächtnis auch genetisch gesteuert Bei klinischen Studien fielen die "Kurzerkrankten" auf, d.h. diejenigen, deren erste Psoriasis-Symptome nicht länger als zwei Jahre zurücklagen. Sie reagierten besser und schneller auf das Medikament („Super-Responder“). Darüber hinaus blieben sie deutlich länger erscheinungsfrei, wenn der Wirkstoff abgesetzt wurde. Das Immunsystem hatte bei ihnen noch nicht ausreichend viel Gedächtniszellen gebildet (TRM). Sie heißen so, weil sie sich gemerkt haben, auf bestimmte Trigger (Auslöser) mit einem Psoriasisschub zu reagieren. Darüber haben wir ausführlich 2024, 2023 und 2022 und 2019 berichtet. IL-23-Blocker können diese Gedächtniszellen bei Kurzerkrankten deutlich verringern. Das ist nachgewisen für Guselkinumab (Tremfya) in der GUIDE-Studie und für Risankizumab (Skyrizi) in der Knockout-Studie. Prof. Curdin Conrad wies darauf hin, dass es außerdem ein angeborenes Immungedächtnis gibt. Die Informationen dieser epigenetischen Gedächtniszellen (z.B. Monozyten) sind aber veränderbar (modifizierbar). Das dient der "Feinregulierung" und wird biochemisch z.B. durch eine DNA-Methylierung bewirkt. Bei Menschen mit Psoriasis hat man in den verhornten Hautzellen (Keratinozyten) ein typisches „epigenetisches Muster“ dieses Vorgangs festgestellt. Prof. Conrad berichtete, dass diese DNA-Methylierung rückgängig gemacht werden konnte. Bei Behandlung mit dem IL-17-Blocker Secukinumab (Cosentyx) verschwanden diese typischen Muster (STEPIn-Studie) – bei Kurzerkrankten fast vollständig, bei schon länger Erkrankten blieben "epigenetische Narben". Nachdem der IL-17-Blocker abgesetzt wurde, waren die meisten Kurzerkrankten über ein Jahr lang erscheinungsfrei. Bei familiaren Vorbelastung Sport treiben Damit wird bestätigt, was 2014 italienische Wissenschaftler herausgefunden hatten: Sie bestimmten bei über 900 Probanden den DNA-Methylisierungs-Status der Leukozyten. Darunter waren gleichmäßig viele, die gefährdet waren, Psoriasis vererbt zu bekommen. In deren Familie waren schon andere daran erkrankt. In der Gruppe, die 6 Monate Krafttraining gemacht hatte, normalsierte sich dieser Status, der die Genom-Aktivitäten steuert. Dadurch so die Autoren, konnte das Risiko gesenkt werden, an einer Psoriasis zu erkranken. Frühzeitig behandelt verhindert schweren Verlauf Mehrere Referierende stellten zur Diskussion, ob Psoriasis in Zukunft zu verhindern oder sogar heilbar sein könnte. Dazu müsse man Patienten, die erst seit 1-2 Jahren erkrankt sind, „frühzeitig“ mit wirksamen Medikamenten behandeln. Denn nur dann würden langfristig deutlich weniger Psoriasis-Gedächtniszellen gebildet werden. So könne man den Verlauf der Krankheit ursächlich beeinflussen („Disease Modification“), damit sie dann eher mild verläuft oder gar nicht mehr auftritt. Zusätzlich würde man vermutlich Begleiterkrankungen vermeiden und könne möglicherweise Medikamente langfristig absetzen. Prof. Khusru Assadullah erläuterte, wer aus dieser Gruppe gemeint ist: Die schwer oder mittelschwer an Psoriasis Erkrankten und diejenigen, die besonders betroffen sind, z.B. im Gesicht oder an den Händen (Upgrade-Kriterien). Bei denen sollte nicht erst mit wirkungsschwachen Therapien herumprobiert werden. Sie sollten von Anfang an mit einem Medikament behandelt werden, das für ihren Fall die beste Wirkung hat. Nur so könne man einer lebenslangen „Psoriasis-Karriere“ entgegenwirken. Assadullah appellierte an die knapp 70 Prozent der Dermatologen, die keine Biologika verschreiben, diese wissenschaftliche Erkenntnis umzusetzen. Therapieziel wird jetzt absolut gesehen Der Erfolg einer Therapie wird daran gemessen, wie gut sich die Psoriasis zurückgebildet und wie positiv sich das Lebensgefühl verändert hat. Bisher wurde das daran gemessen, um wie viel Prozent der PASI sich verbessert hat. So bedeutet „PASI 75“, dass sich die Schuppenflechte am Ende gegenüber der Anfangssituation um 75 Prozent verbessert hat. Je nach Ausgangslage kann aber jemand nach dieser Messung immer noch hartnäckige Pso-Stellen haben. Das soll sich zukünftig ändern, so Dr. Ralph von Kiedrowski. Dann solle eine Therapie als erfolgreich gelten, wenn ein (absoluter) PASI ≤ 2 erreicht ist, d.h. man fast erscheinungsfrei ist. Der PASI misst den Schweregrad der Plaque Psoriasis (Hautrötung, Plaque-Dicke, betroffene Körperoberfläche) auf einer Scala von 0-72. Ein weiteres Therapieziel, so von Kiedrowski sei, dass die Patienten „keinen Leidensdruck“ mehr haben. Beides würde in der Aktualisierung der Behandlungs-Leitlinien aufgenommen werden. Medikamente helfen dauerhaft Verschiedenste Langzeituntersuchungen zeigen, dass die Medikamente bei mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis langfristig wirksam sind: Cosentyx, Taltz, Kyntheum und Bimzelx wirken nach zwei Jahren besser als andere Biologika; (PSoHO study, finanziert von Eli Lilly) Sotyktu hielt die im ersten Jahr erreichten PASI-Verbesserungen der Haut, der Kopfhaut und der Fingernägel auch nach vier Jahren bei südost-asiatischen Patienten konstant; (Studie finanziert von Bristol Myers Squib) Bimzelx konnten die Verbesserungen aus der 16. Woche auch nach 4 Jahren aufrechterhalten. Besonders gut sprachen diejenigen an, die zuvor mit einem anderen Biologikum behandelt wurden (BE BRIGHT + BE RADIANT finanziert von UCB Pharma). Kyntheum wirkte bei Patienten mit einem BMI>30 über zwei Jahre genau so gut, wie bei denjenigen mit einem BMI ≤30; (Studie finanziert von Ortho Dermatologics International) Tremfya wirkt auch nach fünf Jahren, unabhängig davon, wie schwer die Psoriasis zu Beginn der Behandlung war oder womit vorher behandelt wurde (Studie finanziert von Johnson & Johnson). Psoriasis oder Ekzem/atopische Dermatitis (Neurodermitis)? Nicht immer ist eindeutig zu ermitteln, ob ein Hautsymptom eine Psoriasis oder eine atopische Dermatitis (AD) ist bzw. ein Ekzem oder eine Hand-/Fuß-Psoriasis. Dann wird eine Hautprobe (Biopsie) gemacht, um unter dem Mikroskop das Gewebe zu betrachten (Histologie). Da gibt es typische Muster für die jeweilige Erkrankung. Aber es gibt auch untypische, so dass sich die Histopathologen manchmal uneinig sind. Schließlich gibt es Patienten, die sowohl an Psoriasis wie auch an der AD erkrankt sind. 10-50 % der Betroffenen mit Psoriasis oder AD werden falsch diagnostiziert, so Prof. Natalie Garzorz-Stark. Meist werden AD-Betroffene behandelt, als wären sie an Psoriasis erkrankt. Das ist dann aber eine falsche Therapie. In der weltweit größten berufsdermatologischen Studie an der Uni Heidelberg (P287) hatten anfangs fast 40 % der Teilnehmenden eine unklare Diagnose. Bei fast 32 % wurde dann mithilfe einer „molekularen Diagnostik“ ein Ekzem festgestellt. Das ist möglich, weil man inzwischen die Zellen im Immunsystem kennt, die bei der jeweiligen Erkrankung aktiv sind: Das sind bestimmte T-Helferzellen, Interferone (Proteine) und Leukozyten. Die können durch das Verfahren der molekularen Diagnostik identifiziert werden. Dazu bedarf es lediglich etwas entzündete Haut, entnommen mit einem Klebestreifen. Die Analyse, welche Moleküle des Immunsystems in welcher Anzahl vorhanden sind, lässt ziemlich genau bestimmen, ob es sich um eine Psoriasis oder eine AD bzw. ein Ekzem handelt. Das Verfahren heißt „PsorX“ und ist ein Startup aus öffentlicher Forschung. Die Analyse wird nicht von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt und kann bis zu 450 Euro kosten. Die richtige Diagnose ist vor allem dann wichtig, wenn es darum geht, ob die Berufsgenossenschaft die Behandlung bezahlt. Handekzeme sind meist als Berufserkrankung anerkannt, Psoriasis an Händen dagegen eher selten. Mit Stigmatisierung und Selbststigmatisierung umgehen Ein wichtiges Thema in den vergangenen Jahren war die Erkenntnis, dass Menschen mit Hauterkrankungen immer wieder Vorurteilen ausgesetzt sind und deshalb von ihrer Umwelt abgelehnt und ausgrenzt (stigmatisiert) werden. Viele verinnerlichen diese Erfahrung, bekommen psychische Probleme und ziehen sich zurück (Selbst-Stigmatisierung). Zu diesem Thema gab es Befragungen der Betroffenen ( Psoriasis-Netz , FORSA ) und Projekte mit Berufsgruppen. Was bisher fehlte, war ein Bewältigungskonzept für die Betroffenen. Den ersten Versuch dazu stellten Juliane Traxler und Dr. Rachel Sommer vor: Mit ihrem Online-Programm „HautKompass“ sollten die Teilnehmenden lernen, Selbst-Stigmatisierung wahrzunehmen und damit umzugehen. Daran beteiligten sich knapp 300 Betroffene mit unterschiedlichen Hauterkrankungen. Sechs Monate später wurde überprüft, wie das Programm sich ausgewirkt hatte. Gegenüber der ersten Befragung war die Selbst-Stigmatisierung bei den Teilnehmenden zurückgegangen, während das Selbstmitgefühl zugenommen hat. Auch die Depression hat nachgelassen, und das eigene Körperbild hat sich verbessert. Die Veränderungen waren deutlich messbar, wenn auch nicht überragend. Das Projekt wird demnächst weitergeführt. Wenn es Dich interessiert mitzumachen, kannst Du Dich anmelden. In Kürze Bei der palmoplantaren pustulösen Psoriais haben sich Apremilast (Otezla) und Guselkumab (Tremfya) in Japan erfolgreich gezeigt, so Prof. Rotraut Mössner. In Deutschland können sie nur außerhalb der Zulassung („off-label“) eingesetzt werden. Bei erythrodermischer, guttata oder instabiler Psoriasis hat sich Deucravaticinib (Sotyktu) bewährt, weil es auch den wesentlichen Botenstoff IFN-α blockiert, so Prof. Curdin Conrad. In Deutschland kann das nur außerhalb der Zulassung („off-label“) eingesetzt werden. Pro- und Präbiotika haben bei Patienten mit Psoriasis im Placebovergleich nach 12 Wochen keinen wesentlichen Einfluss auf die Hautläsionen sowie auf die Mikrobiota der Haut und des Darms gehabt (P190). Das Biologikum als Tablette lässt auf sich warten: Die Phase 3-Studie mit dem oralen IL-23-Hemmer Icotrokinra läuft noch. Es ist nicht absehbar, wann er verfügbar sein wird. Corona-Infektion wie auch Corona-Impfung können dazu führen, dass eine Psoriasis neu auftritt. Nach einer Ansteckung erkrankten deutlich mehr erstmals an Psoriasis als nach einer Impfung. Besonders häufig traten Psoriasis-Arthritis und palmoplantare pustulöse Psoriasis auf (Abstract FV03/05). In Deutschland steigt die Zahl derjenigen, die sich in „Barber-Shops“ mit einer Pilzerkrankung infizieren (P137). Berichtet wurde von einem Fall, bei dem man zuerst eine Psoriasis vermutete. Es gibt einen deutlichen Rückgang an Dermatologen, so dass es theoretisch in 20 Jahren keine mehr geben könnte. Schon heute behandeln nur noch 40 % alle Hautkrankheiten. In einigen deutschen Regionen, so Prof. Matthias Augustin, würden Hautpatienten so schlecht „wie auf dem Balkan“ versorgt. Produkte mit natürlichen Wirkstoffen Für Patienten, die nach pflanzlichen Wirkstoffen suchen, gibt es immer mal wieder neue Angebote. Wir empfehlen sie aber nur bei einer leichter Psoriasis. Da kann man unbedenklich alles ausprobieren! In schwereren Fällen gilt Psoriasis als umfassende Entzündungskrankheit mit möglichen Auswirkungen auf andere Organe. Da geht es dann um mehr als lediglich um Hautsymptome. Dann muss mit innerlich wirkenden Medikamenten behandelt werden. DERMASENCE bietet zwei Produkte an, die speziell für die Psoriasis gedacht sind: Vitop Psoricur Akutpflegecreme enthält Färberwaid-Extrakt mit dem Wirkstoff Indirubin. In einer Studie haben 200 Mikrogramm pro Gramm Indirubin die Schuppenflechte deutlich verbessert. Wie viel davon in dieser Creme enthalten ist, wird nicht veröffentlicht. Die Menge orientiere sich aber an der genannte Studie, so ein Firmensprecher. Adtop 40 % Urea Oleogel hat einen extrem hohen Anteil an Harnstoff und kann damit starke Verhornungen an Plaques und Nägeln auflösen. Alnapharm hat noch einmal auf das Medizinprodukt Alnovat zur Behandlung der Psoriasis hingewiesen. Das enthält Ölextrakte aus Haselnüssen, Kokosnüssen, Mandeln, Brennnessel und Bittermandel. Von keinem dieser Wirkstoffe ist bekannt, dass er auf die Psoriasis wirkt. Trotzdem schnitt diese Kombination pflanzlicher Öle in einer seriösen Studie vergleichsweise besser ab als Calcipotriol. Die Creme kann im Gesicht angewendet werden. VICHY bietet das Pflegeshampoo PSOlution speziell für die Schuppenflechte auf dem Kopf an. Es enthält 5% Harnstoff (bildet Feuchtigkeit), 2% Salicylsäure (löst Schuppen) und 1% Pirocon Olamin (verringert Schuppenbildung).
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Lesen, Hören, Sehen: Tipps zum Wochenende – Ausgabe 11/24
Claudia Liebram erstellte ein Artikel in Magazin
Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit, sich um die Gesundheit zu kümmern! Alle zwei Wochen geben wir hier Tipps, welche Artikel, Videos oder Audios für Menschen mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis interessant sein könnten. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und manchmal auch Unterhaltung! 📺 Wie stoppe ich meine negativen Gedanken? (Zeit online, 30 Minuten) In dieser Folge des ZEIT ONLINE Video-Podcasts "Geht's dir auch so?" widmet sich ein Experte dem weitverbreiteten Phänomen des Grübelns. Der Psychologe und Psychotherapeut Tobias Kube von der Universität Göttingen erklärt, warum Menschen dazu neigen, sich in Gedankenkreisen zu verfangen. Er gibt auch praktische Hinweise, wie man aus dieser mentalen Schleife ausbrechen kann. Ein informativer Beitrag für alle, die mehr über die psychologischen Hintergründe des Grübelns erfahren und Strategien zur Bewältigung kennenlernen möchten. 📰 Krankenkassen müssen sehr viel mehr für Medikamente ausgeben als früher (Pharmazeutische Zeitung) Immer mehr Geld der Krankenkassen fließt in teure Medikamente wie Biologika: Während die gesetzlichen Kassen vor zehn Jahren noch 31 Milliarden Euro für Arzneimittel ausgaben, sind es heute bereits 54 Milliarden Euro. Besonders problematisch sind dabei neue Medikamente, die noch unter Patentschutz stehen - für sie müssen die Kassen besonders tief in die Tasche greifen. Eine einzige Packung kostet im Schnitt fast 600 Euro, also etwa 17-mal so viel wie ein Medikament, das auch als günstigere Nachahmerversion erhältlich ist. Experten warnen, dass dieses System auf Dauer nicht tragbar ist und fordern von der Politik, die Preise neuer Medikamente stärker zu kontrollieren. 📺 Psoriasis, Psoriasis-Arthritis und Sport? (Medizinische Hochschule Hannover, 40 Minuten) Zum Weltpsoriasistag gab es an der Medizinischen Hochschule Hannover eine Vorlesung über Schuppenflechte und Psoriasis arthritis. Der Livestream war leider missglückt, aber es gibt einen Mitschnitt vom Vortrag über Sport bei Psoriasis und Psoriasis arthritis. So ist von Dr. Christian Sturm zu erfahren, welcher Sport gut ist, welcher nicht – und welche kleinen Tipps er für den Alltag hat. Wollt Ihr keine Hör- und Gucktipps verpassen? Dann klickt oben auf "abonnieren". Ihr erhaltet dann bei jedem neuen Beitrag eine Benachrichtigung. Habt Ihr etwas Interessantes gelesen, gesehen oder gehört? Schreibt es in die Kommentare! ⬇️- 3 Kommentare
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Lesen, Hören, Sehen: Tipps zum Wochenende – Ausgabe 10/24
Claudia Liebram erstellte ein Artikel in Magazin
Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit, sich um die Gesundheit zu kümmern! Alle zwei Wochen geben wir hier Tipps, welche Artikel, Videos oder Audios für Menschen mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis interessant sein könnten. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und manchmal auch Unterhaltung! Leben mit Schuppenflechte – und der Therapie (ZDF "Volle Kanne", 5.23 Minuten) Wie wird Schuppenflechte behandelt? Wie gehen Betroffene damit im Alltag um? Wie erleben sie die Therapie? Um all das drehte sich ein Beitrag in der ZDF-Morgensendung "Volle Kanne". Experten kommen ebenso zu Wort wie eben Menschen mit Psoriasis. Kann man gut nutzen, um Mitmensche klarer zu machen, wie es einem so geht. Wie es in der Psorisol-Klinik weitergeht (Nürnberger Nachrichten) Die Übernahme der Psorisol-Klinik durch einen neuen Eigentümer ist abgeschlossen. Die Firma Kirinus Health sieht ihren Schwerpunkt in der Psychosomatik – und die soll in der Psorisol-Klinik denn auch erweitert werden. In den Stellenanzeigen des neuen Eigentümers werden für Hersbruck neben psychosomatischen Experten auch zwei Dermatologen und ein Geschäftsführer gesucht. Was Experten raten, wenn bei der Biologika-Behandlung eine Candidose der Mundschleinhaut auftritt (Die Dermatologie) Unter einigen Therapien, insbesondere bei der Behandlung mit Anti-Interleukin-17-Medikamenten, können Pilzinfektionen im Mundraum als Nebenwirkung auftreten. Ein Expertenteam hat nun praktische Handlungsempfehlungen entwickelt, wie diese Pilzinfektionen vorgebeugt und behandelt werden können. Der Artikel isoll zeigen, dass diese Nebenwirkung gut behandelbar ist und die Psoriasis-Therapie normalerweise nicht unterbrochen werden muss. Zugegeben, dieser Artikel ist für medizinische Laien eine Herausforderung. Aber wir haben die Hinweise auch leichter lesbar in unseren Artikel "Candida im Mund: Was Psoriasis-Patienten wissen sollten" einfließen lassen: Wollt Ihr keine Hör- und Gucktipps verpassen? Dann klickt oben auf "abonnieren". Ihr erhaltet dann bei jedem neuen Beitrag eine Benachrichtigung. Habt Ihr etwas Interessantes gelesen, gesehen oder gehört? Schreibt es in die Kommentare! ⬇️ -
Lesen, Hören, Sehen: Tipps zum Wochenende – Ausgabe 7/24
Claudia Liebram erstellte ein Artikel in Magazin
Hurra, Wochenende, vielleicht sogar mit Brückentag – und damit mehr Zeit, sich um die Gesundheit zu kümmern! Alle zwei Wochen geben wir hier Tipps, welche Artikel, Videos oder Audios für Menschen mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis interessant sein könnten. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und manchmal auch Unterhaltung! Wirkstoffe tief in die Haut bringen – ein neues Gel soll das können (ingenieur.de) Dieser Artikel berichtet über einen vielversprechenden Ansatz in der Behandlung von Hautkrankheiten. Forscher der Firmen Empa und Aldena Therapeutics haben sogenannte Nanokeramik-Sterne entwickelt, die als Gel auf die Haut aufgetragen werden können. Diese winzigen Strukturen ermöglichen es, Medikamente gezielt und tief in die Haut zu transportieren – ohne Spritzen. Diese Methode könnte nicht nur die Therapie von chronischen Hauterkrankungen voranbringen, sondern auch Menschen mit Spritzenphobie eine Alternative bieten. Wer mit dem Rauchen aufhört, mindert langfristig das Risiko neuer Psoriasis-Schübe (Gelbe Liste) Dieser Artikel befasst sich mit einer großen koreanischen Studie, in der der Zusammenhang zwischen Raucherentwöhnung und dem Risiko für Psoriasis vulgaris (PsV) und palmoplantare Pustulosa (PPP) untersucht wurde. Die Studie zeigt, dass ein langfristiger Rauchstopp das Risiko für beide Erkrankungen deutlich senken kann. Interessant ist die Erkenntnis, dass die Auswirkungen des Rauchstopps je nach Psoriasis-Typ unterschiedlich ausfallen: Während bei PPP bereits kurz nach dem Rauchstopp eine Risikoreduktion zu beobachten ist, zeigt sich bei Psoriasis vulgaris erst nach etwa neun Jahren eine deutliche Verringerung des Erkrankungsrisikos. PsoriSol-Klinik hat neuen Eigentümer (Nürnberger Nachrichten) Die PsoriSol Hautklinik in Hersbruck wird Ende Oktober 2024 von der Kirinus Health Gruppe übernommen. Die Klinik, die sich seit Januar in einem Eigenverwaltungsverfahren befindet, soll inklusive aller Beschäftigten erhalten bleiben. Der neue Betreiber plant, das Potenzial der Klinik weiterzuentwickeln und den Bereich der Psychosomatik auszubauen. (Wohl dem, der vor dem Aufrufen des Artikels seinen AdBlocker aktiviert. Die Seite ist über die Maßen zugepflastert mit Werbung und einem Benachrichtigungs-Popup.) Die Firma Kirinus Health sucht auf ihrer eigenen Internetseite auch schon nach einem neuen Oberarzt für die Hautabteilung. Wann Biologika schlechter wirken (Deutsche Apotheker-Zeitung) Dänische Wissenschaftler haben in einer Metaanalyse untersucht, welche Faktoren den Erfolg einer Biologika-Therapie bei Psoriasis beeinflussen können. Die Studie identifiziert mehrere Faktoren, die das Therapieansprechen negativ beeinflussen können, darunter vorherige Biologika-Behandlungen, ein hoher Body-Mass-Index, Rauchen und höheres Alter. Diese Informationen können sowohl für Patienten als auch für medizinisches Fachpersonal von Bedeutung sein, um die Behandlung von Psoriasis zu optimieren und individuell anzupassen. Wollt Ihr keine Hör- und Gucktipps verpassen? Dann klickt oben auf "abonnieren". Ihr erhaltet dann bei jedem neuen Beitrag eine Benachrichtigung. -
Im Juli waren wir bei der FOBI 2024 in München – einem Fortbildungskongress für Hautärzte. Vieles, was wir in „Neues und Bewährtes zur Psoriasis im Jahre 2023“ berichtet haben, wurde aufgegriffen und vertieft. Einige Neuigkeiten für uns Menschen mit Schuppenflechte gab es aber doch. Als zukunftsweisende Neuentwicklung gelten die Janus-Kinase-Hemmer. In nächster Zeit werden mehrere äußerlich und innerlich anzuwendende JAK-Präparate verfügbar sein. Es wird außerdem Tabletten mit Biologika-Wirkstoffen geben. Ein Schwerpunkt waren die Psoriasis-Gedächtniszellen, die durch frühzeitige Behandlung zurückgedrängt werden können. Ein anderer Schwerpunkt waren die Ausnahmefälle, in denen Biologika verschrieben werden dürfen, obwohl die Zulassung das nicht vorsieht. Vereinzelt wurde bezweifelt, ob „altehrwürdige“ Wirkstoffe wie MTX und Fumarsäure oder Bestrahlung noch geltender Stand der Wissenschaft seien. Psoriasis war weniger Thema bei den wissenschaftlichen Vorträgen, dafür umso häufiger bei den Veranstaltungen der Pharmafirmen. Vor allem auf diesen "Industriesymposien" werden Studien vorgestellt und von Experten interpretiert. Ja, der Artikel ist lang! Aber Ihr könnt in der Übersicht die Themen anklicken, die Euch interessieren. Für schnelle Leser Der TYK-2 Hemmer Deucravacitinib (Sotyktu) verliert auch nach vier Jahren nicht an Wirkung; die Nebenwirkungen gehen um die Hälfte zurück, schwere Nebenwirkungen bleiben gleich hoch. Wessen Psoriasis erst zwei Jahre andauert, sollte gleich mit einem IL-23-Hemmer behandelt werden. Damit können Gedächtniszellen zurückgedrängt und langfristig eine schwere Psoriasis vermieden werden. Möglicherweise auch eine Psoriasis arthritis. Damit Betroffene sofort mit einem Biologikum behandelt werden dürfen, sollten sie bei der Untersuchung alle (auch schambehaftete) Stellen zeigen und alle (auch peinlichen) Probleme erwähnen. Gehören die zu den „Upgrade-Kriterien“, reicht eines davon aus. Konventionelle Therapien (v.a. MTX, Fumarate, Bestrahlung) geraten in Verruf, weil sie im Vergleich zu neuen Wirkstoffen deutlich schlechter wirken und Begleiterkrankungen nicht beeinflussen. Methotrexat (MTX) hält Gelenkzerstörungen bei der Psoriasis Arthritis (PsA) nicht besser auf als ein Placebo. Alle vorgelegten Studien dazu entsprechen nicht dem aktuellen wissenschaftliche Standard. Es ist noch unklar, wann die Tacrolimus-Emulsion Sumilo auf den Markt kommt. Die Einzelheiten Vierjahres-Ergebnisse für TYK2-Hemmer Von den TYK-2-Hemmern ist bisher nur Deucravacitinib (Sotyktu) für die Behandlung der Schuppenflechte zugelassen. Darüber haben wir ausführlich berichtet ("Tablette statt Spritze"). Die Professoren Astrid Schmieder (Würzburg) und Andreas Pinter (Frankfurt) legten aktuelle Daten von Patienten vor. Die wurden vier Jahre lang mit dem Wirkstoff behandelt. Das ist natürlich aussagekräftiger als die Ergebnisse der Zulassungsstudien. Die haben nur 16 Wochen gedauert. Es zeigte sich, dass die Wirkung von Deucravacitinib auch nach über vier Jahren nicht nachlässt. Im Vergleich zum Beginn der Therapie ist die Schuppenflechte dauerhaft zurückgegangen: Bei über 70 Prozent der Patienten um 75 Prozent (PASI 75). Knapp 50 Prozent erreichten sogar einen PASI 90. Die Zahl schwerer Nebenwirkungen ist nur leicht zurückgegangen. Sie betrug fünf Fälle pro 100 Patientenjahre. Alle anderen Nebenwirkungen gingen nach vier Jahren durchgängig um die Hälfte zurück. Das sind vor allem Nasen-/Rachenentzündungen, Atemwegsinfektionen, Kopfschmerzen, Durchfall und Gelenkschmerzen. Die Laborwerte blieben weiterhin unauffällig. Deucravacitinib darf grundsätzlich nur dann verschrieben werden, wenn vorher andere Medikamente nicht gewirkt haben ("second line label“). Professor Pinter wies darauf hin, dass es aber möglich sei, es sofort zu verschreiben: wenn im konkreten Fall die Psoriasis derart schwer ist, dass konventionelle Wirkstoffe nicht helfen würden. Und die Nebenwirkungen? Es traten im Laufe der 4 Jahre keine neuen Nebenwirkungen auf. Das Sicherheitsprofil blieb gleich. Die Rate der Nebenwirkungen sank von 229,2 pro 100 Patientenjahre im 1. Jahr auf 131,7 im 4. Jahr. Schwere Nebenwirkungen und Therapieabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen nahmen ebenfalls ab. Die Häufigkeit von Gürtelrose, Krebs, schweren Herz-Kreislauf-Ereignissen, Venenthrombosen und Todesfällen ging zurück oder blieb stabil. Psoriasis nicht chronisch werden lassen Erst seit einigen Jahren weiß man, dass es Gedächtniszellen gibt, die ins Spiel kommen, wenn eine Schuppenflechte reaktiviert wird. Sie bilden sich als „immunologisches Gedächtnis“ an den Hautstellen, an denen Psoriasis-Läsionen entstehen. Wenn dann die Entzündung durch die Behandlung zurückgeht, bleiben diese Zellen weiterhin dort im Gewebe. Deshalb bildet sich die Schuppenflechte immer wieder an den gleichen Stellen. Das ergab die GUIDE-Studie, die deshalb in der Fachwelt für erhebliche Furore gesorgt habe, so Professor Pinter. Es wurde untersucht, wie der Interleukin-23-Hemmer Guselkumab (Tremfya) bei Patienten mit unterschiedlich langer Krankheitsdauer wirkt. Es zeigte sich, dass diejenigen am besten und schnellsten auf den Wirkstoff reagierten, die nicht länger als zwei Jahre an Psoriasis erkrankt waren. Nach 68 Wochen hatten 93 Prozent der Kurzzeit-Erkrankten einen absoluten PASI< 3, sind also nur noch minimal beeinträchtig. Der PASI misst den Schweregrad (Hautrötung, Plaque-Dicke, betroffene Körperoberfläche) auf einer Scala von 0-72. Aus dieser Gruppe waren sogar 81,1 Prozent komplett erscheinungsfrei. Dieses Ergebnis hielt noch 18 Monate nach Absetzen des Biologikums an. Von den Langzeit-Erkrankten erreichten dagegen nur 38,1 Prozent eine völlige Abheilung (absoluter PASI =0). Patienten, die derart gut auf den Wirkstoff reagieren, werden „Super-Responder“ genannt. Wird ihnen das Medikament nach einer Pause wieder gegeben, wirkt es so gut wie vorher. Die GUIDE-Studie hat gezeigt, dass die Zahl der Gedächtniszellen in der Haut kontinuierlich zurückgeht, wenn das IL- 23 blockiert wird. Nach wenigen Wochen gleicht das Hautgewebe an den Psoriasis-Stellen dem einer normalen Haut. Es gebe aber nur ein kurzes Zeitfenster, in dem man eingreifen könne, damit eine Psoriasis nicht chronisch wird, so Professorin Petra Staubach (Mainz). Seit man das weiß, wird empfohlen, bei kurzzeitig Erkrankten nicht lange mit anderen Therapien herumzuprobieren, sondern gleich mit einem IL-23-Hemmer zu behandeln. Professor Khusru Asadullah (Potsdam) spricht vom Therapie-Prinzip „smart and early“ – rät also, klug und frühzeitig zu behandeln. Damit werde eine Schuppenflechte zwar nicht völlig verhindert, aber man habe sie unter Langzeitkontrolle, so Dr. Ralph von Kiedrowski (Selters). Vermutlich könne man durch frühzeitige Behandlung auch einer Psoriasis Arthritis entgegenwirken: Denn das IL-23 ist wesentlich an der Entstehung der PsA beteiligt. Professor Pinter vermutet, dass die frühzeitige Behandlung mit allen IL-Blockern wirkt, weil das Interleukin 23 die Gruppe der IL-17 aktiviert. Professor Ulrich Mrowietz (Kiel) wies darauf hin, dass Kurzzeit-Erkrankte nicht nur frühzeitig behandelt werden sollten. Sie müssten von Anfang an in ein Netzwerk aus Arztpraxis, Familie und anderen eingebunden werden, das sie unterstützt, um die Belastungen möglichst gering zu halten. Biologika wenn’s besonders schlimm ist Die Psoriasis-Leitlinie nennt Fälle, in denen sofort mit einem Biologikum behandelt werden darf. Konventionelle Therapien (Bestrahlung, Fumarate, Methotrexat) müssen dann nicht vorher ausprobiert werden. (Therapie-Empfehlungen und Ausnahmen). Es reicht aus, dass eines dieser „Upgrade-Kriterien“ vorliegt. Dr. Nina Magnolo (Münster) plädierte dafür, in diesen Fällen auch Kinder gleich mit einem für sie zugelassenen Biologikum zu behandeln. Nicht aufgenommen sei eine schwere Fußnagel-Beteiligung, so Professor Johannes Wohlrab (Halle). Professor Pinter geht davon aus, dass diese Upgrade-Kriterien nicht nur für Biologika gelten. Wenn eine Psoriasis derart schwer ist, dass konventionelle Wirkstoffe erfahrungsgemäß nicht helfen, dürfte auch Deucravacitinib (Sotyktu) sofort verschrieben werden. Es wurde allgemein beklagt, dass Psoriasis-Patienten eher zurückhaltend seien. Bei der Untersuchung würden oft nicht alle Stellen gezeigt werden. Niemand sollte sich scheuen, die Hautärztin darauf hinzuweisen, wenn eines dieser Upgrade-Kriterien vorliegt. Vor allem wenn es um schambesetzte Bereiche geht, wie z.B. die Genitalien oder den Po. Aber auch eher peinliche Probleme, die man im Alltag mit seiner Umwelt oder in der Partnerschaft hat (Stigmatisierung, Diskriminierung, gestörtes Liebesleben u.m.). Die Dermatologen sollen eigentlich bei der Untersuchung danach fragen! Eigentlich darf ein Biologikum nur für die Fälle verschrieben werden, für die es zugelassen ist. Die Upgrade-Kriterien gehören nicht dazu. Sie stehen zwar in der Leitlinie, gelten aber lediglich als Empfehlungen. Allerdings spiegeln die Leitlinien den aktuellen „allgemein anerkannten fachlichen Standard“ wider. Solche Upgrade-Kriterien für die Behandlung mit Biologika gibt es nur in Deutschland. Sie werden grundsätzlich von den Krankenkassen anerkannt. Konventionelle Therapien wirken schlecht Professor Sascha Gerdes (Kiel) bezeichnete die klassischen („konventionellen“) Psoriasis-Therapien als „nicht mehr state of the art“. Sie würden bei zu wenig Patienten zu langsam wirken. So werde z.B. der PASI 75 bei Methotrexat (MTX) bei nur 45 Prozent nach 52 Wochen erreicht. Mit einem Biologikum sei es zehnmal so wahrscheinlich, einen PASI 75 zu erreichen wie mit einem Fumarat. Standard sei aber heutzutage PASI 90, den man mit neuen Medikamenten bei über 70 Prozent der Patienten erreicht. Sie würden nicht das Risiko für Begleiterkrankungen senken, z.B. Herz-/Kreislauferkrankungen, chronische, Darmentzündung aber auch Gelenke, sondern nur auf die Haut wirken. Britische Registerdaten zeigen, dass zum Beispiel 50 Prozent der MTX-Patienten die Therapie wechseln. Er plädierte dafür, diese Therapien aus den Leitlinien zu streichen. Man vergeude wichtige Zeit, weil man mit "schlechten Medikamenten herumdoktere". Selbst finanziell würde sich die Behandlung mit den preiswerteren Präparaten nicht lohnen, wenn man alles mit einberechne. Nach wie vor seien Fumarsäure und MTX die bei uns am meisten verschriebenen Wirkstoffe, so Professor Pinter. Er finde es in Ordnung, eines von beiden zu verschreiben, bevor man auf die neuen wechsele. Tabletten oder Pen? Die besten Ergebnisse erzielen zur Zeit Psoriasis-Wirkstoffe, die gespritzt werden. Trotzdem bevorzugen viele Tabletten o.ä. (Tablette statt Spritze). Apremilast (Otezla) und Deucravacitinib (Sotyktu) wirken gut, aber etwas schwächer als die Biologika. In Zukunft werden auch Interleukin-Hemmer, die bisher injiziert wurden (IL-17i + IL23i), als Tabletten zur Verfügung stehen. Professorin Schmieder gab zu Bedenken, dass man eher vergesse, täglich eine Tablette einzunehmen als in größeren Abständen einen Wirkstoff zu spritzen. Anders bei Patienten, die sowieso schon täglich Pillen einnehmen müssen. Ratsam ist, eine sichere Möglichkeit zu finden, wie man täglich an die Einnahme erinnert wird. So kann man die Tabletten so auffällig deponieren, dass man sie nicht übersehen kann. Oder man hat auf dem Smartphone eine Erinnerungs-App. Tacrolimus bei Kopf-Psoriasis Im Februar 2024 wurde die Tacrolimus-Emulsion Sumilor zur Behandlung der Schuppenflechte auf der Kopfhaut zugelassen. Wir haben ausführlich über das neue Medikament berichtet (siehe Sumilor, eine tacrolimushaltige Emulsion - die kortisonfreie Alternative). Es gibt technische Probleme mit der Verpackung, so dass der Hersteller noch nicht absehen kann, wann das Produkt ausgeliefert und verschrieben werden kann. Wir werden melden, wenn es soweit ist. Der Wirkstoff Tacrolimus gehört zur Gruppe der Calcineurin-Inhibitoren. Dazu zählen auch Pimecrolimus und Ciclosporin. Alle hemmen das Enzym Calcineurin. Das benutzt Zytokine, um Entzündungssignale ans Immunsystem weiterzugeben. Dieser Signalweg wird unterbrochen. Calcineurin-Hemmer werden seit langem bei der Neurodermitis eingesetzt. Sie gelten als nebenwirkungsarme Alternative zu kortisonhaltigen Salben, Cremes oder Emulsionen. Aufgeschnappt Es gibt Fälle, bei denen die gute Behandlung der Psoriasis dazu führt, dass danach eine verborgene Neurodermitis aktiv, d.h. "demaskiert" wird. In 10% der Fälle läuft es umgekehrt (Prof. Diamant Thaci, Lübeck). Es gibt keine prospektiv-randomisierte Studie, die nachweist, das Methotrexat die Gelenkzerstörung bei der Psoriasis arthritis besser aufhält als ein Placebo (Dr. Philipp Sewerin aus Herne). 95 Prozent der Psoriasis-Patienten kommen nicht darauf, dass ihre anderen Krankheiten etwas mit Psoriasis zu tun haben könnten und umgekehrt (Professor Johannes Wohlrab aus Halle). Tägliches Baden verschlechtert eine Neurodermitis nicht, wenn man sich hinterher die Haut eincremt (Professor Thomas Werfel aus Hannover). Frei verkäufliche Produkte, die uns aufgefallen sind Alnovat zur äußerlichen Behandlung einer leichten Psoriasis mit Ölextrakten aus Haselnüssen, Kokosnüssen, Mandeln, Brennnessel und Bittermandel. Dessen Wirkung wurde verglichen mit Calcipotriol (Firma: AlnaPharm) Kertyol P.S.O. für die Kopfhaut als Shampoo (mit Ichtyol 0,3%, Salicylsäure 2%) oder als Konzentrat (Ichthyol 0,5 %, Polidocanol 1%). (Firma: DUCRAY) Mediderm Shampoo für die Anwendung bei Psoriasis mit weißem Ichthyol. (Firma: Spreewälder Arzneimittel) natuur+ - breite Palette von therapiebegleitenden Produkten mit Blätterextrakt des Neembaums (Pflegecreme und -salbe, Kopfhautöl und -tonic, Nagelbalsam, Body Lotion, Shampoo.) (Firma: Azadivine) Norsan-Omega-3-Fettsäuren mit hohem EPA- und DHA-Anteilen in Kapseln und Fläschchen mit natürlichem Fischöl und für Vegetarier mit Algenöl. (Firma: Norsan) PsoriBene-Gel zur Schuppenentfernung bei Psoriasis mit Fettsäuren, Glyzerin, Jojoba- und Olivenöl. (wurde verglichen mit Loyon, Transkript 94) (Firma: InfectoPharm) Sebexol entzündungsvorbeugendes Haarwasser bei Juckreiz und Spannungsgefühl der Kopfhaut aus Meersalz, Natrium und Milchsäure. (Firma: DEVESA Dr. Reingraber)
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Biologika kommen bei Psoriasis arthritis auch ohne MTX aus
Redaktion erstellte ein Artikel in Medikamente
Seit einiger Zeit beschäftigen sich Forscher immer wieder mit der Frage, ob die Kombination von Methotrexat (MTX) mit Biologika wirksamer ist als wenn ein Biologikum allein angewendet wird. Oder anders ausgedrückt: ob MTX überhaupt nötig ist, wenn ein Biologikum zum Einsatz kommt. Jetzt ist eine weitere Studie erschienen. Warum die Forscher die Studie gemacht haben Die Forscher wollten herausfinden, ob die Hinzufügung von Methotrexat (MTX) zu Biologika bei der Behandlung von erwachsenen Patienten mit aktiver Psoriasis arthritis (PsA) bessere Ergebnisse erzielt als die alleinige Verwendung von Biologika. Welches Ziel die Studie hatte Das Ziel der Studie war es, Biologika nach Behandlungsklasse mit und ohne MTX durch eine Netzwerk-Meta-Analyse (NMA) zu vergleichen, um die Wirksamkeit der verschiedenen Behandlungsansätze zu bewerten. Wie die Studienautoren vorgegangen sind Die Forscher führten eine systematische Literaturrecherche durch, um randomisierte, doppelblinde, kontrollierte Studien zu identifizieren. Anschließend verglichen sie die Wirksamkeit von Biologika mit und ohne MTX nach Behandlungsklasse (Tumornekrosefaktor-Inhibitoren (TNFi), Interleukin-23-Inhibitoren (IL-23i) und IL-17i) mittels einer Netzwerk-Meta-Analyse (NMA). Kriterien waren Verbesserungswerte, die das American College of Rheumatology einmal aufgestellt hat: eine Verbresserung der Psoriasis arthritis um 20, 50 und 70 Prozent (ACR20, ACR50 und ACR70). Welche Ergebnisse die Forscher fanden Die Literaturrecherche ergab zunächst 31 Studien, von denen 17 die Kriterien für die NMA erfüllten, indem sie die Untergruppe "ohne MTX" enthielten. Bei der robustesten Bewertung, der ACR20-Wirksamkeit, waren alle aktiven Behandlungen signifikant besser als Placebo. Es wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen der Biologika-Monotherapie (für alle untersuchten Klassen) und Biologika in Kombination mit MTX für ACR20/50 gezeigt. IL-17i waren vergleichbar mit IL-23i, und IL-17i waren signifikant besser als TNFi für ACR20. Obwohl durch weniger Studien begrenzt, waren TNFi, IL-23i und IL-17i für ACR50/70 nicht statistisch unterschiedlich. Zu welcher Schlussfolgerung die Forscher kommen Die gleichzeitige Verwendung von MTX und Biologika verbesserte die ACR-Wirksamkeitsergebnisse nicht im Vergleich zur Biologika-Monotherapie. MTX scheint nicht als Hintergrundtherapie notwendig zu sein, wenn Biologika zur Erreichung von ACR20/50-Antworten bei Patienten mit PsA verwendet werden. Welche Einschränkungen die Forscher für ihre Studie sehen Die Studie war durch die Anzahl der verfügbaren Studien für einige Vergleiche begrenzt, was die Aussagekraft der Ergebnisse einschränken könnte. Wo die Studie stattfand Die in die Meta-Analyse einbezogenen Studien stammen aus verschiedenen Ländern, was eine breite geografische Abdeckung gewährleistet. Wer die Studie finanziert hat Die Veröffentlichung der Studie wurde von der Pharmafirma Eli Lilly finanziell unterstützt. Unser Fazit Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen die wachsende Evidenz, dass MTX möglicherweise nicht erforderlich ist, wenn Biologika zur Behandlung von PsA eingesetzt werden. Dies steht im Einklang mit früheren Studien, die ähnliche Schlussfolgerungen gezogen haben. Das heißt aber nicht, dass jetzt jeder PsA-Patient das MTX absetzen sollte, wenn er es zusammen mit einem Biologikum bekommt. Darüber muss immer mit dem behandelnden Arzt gesprochen werden. Mehr zum Thema ➜ Artikel: MTX – was ist das und wie wird es angewendet? ➜ Artikel: Methotrexat (MTX) – häufige Fragen und Antworten ➜ Forum: Erfahrungen mit MTX – Fragen, Antowrten, Tipps Quelle: Evaluating the efficacy of biologics with and without methotrexate in the treatment of psoriatic arthritis: a network meta-analysis; in: RMD Open. 2024 Jan 31- 3 Kommentare
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Aktuelles zur Versorgung von Psoriasis-Patienten in Deutschland 2023
Rolf Blaga erstellte ein Artikel in Magazin
Im September 2023 fand die „13. Nationale Konferenz zur Versorgung der Psoriasis“ in Hamburg statt. Dabei ziehen Dermatologen, Vertreter der Pharmaindustrie und der Selbsthilfe Bilanz, wie und mit welchen Maßnahmen Psoriasis-Betroffene in Deutschland versorgt werden. Vor allem aber erfährt man aktuelle Zahlen und Zusammenhänge. Und deshalb waren wir online dabei. Die für uns interessantesten Erkenntnisse: Mehr als die Hälfte der innerlichen Medikamente, die gegen Schuppenflechte verschrieben werden, sind immer noch Kortison-Präparate. Die bekommen Patienten vor allem von Ärzten, die keine Dermatologen sind. Betroffene riskieren damit langfristige Schäden, die es mit spezialisierten Psoriasis-Medikamenten nicht gäbe. Die Chance, ein Biologikum verschrieben zu bekommen und damit medizinisch angemessen behandelt zu werden, ist im Norden Deutschlands bis zu 8-mal größer als im Süden. Erfahrene Dermatologen können Psoriasis arthritis (PsA) unter Umständen schneller erkennen und besser behandeln als Rheumatologen. Die sind meist schwerer erreichbar und sollen seltener das gesamte Spektrum an PsA-Biologika nutzen. Es gibt ein Register für Betroffene mit pustulöser Psoriasis (PP Best). Darin soll erfasst werden, wie innerliche Medikamente langfristig wirken und welche Nebenwirkungen auftreten. Betroffene mit einer schubweise auftretenden generalisierten pustulösen Psoriasis können das Medikament Spevigo grundsätzlich weiterhin über eine internationale Apotheke beziehen. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten dafür aber nur dann, wenn das vorher beantragt und gut begründet wurde. Innerliche Kortisone weiterhin vorn Viele Ergebnisse der 12. Versorgungskonferenz in 2021 gelten auch weiterhin. So wurden in 2022 wieder mehr innerliche Glukokortikosteroide (220.000) gegen Schuppenflechte verordnet als kortisonfreie Präparate (200.000). Diese Verschreibungen verstoßen eindeutig gegen die „zum Zeitpunkt der Behandlung bestehenden, allgemein anerkannten fachlichen Standards“, wie es im § 630a StGB heißt. In den Psoriasis-Leitlinien sind innerliche Kortisionpräparate zur Therapie der Schuppenflechte nicht vorgesehen und gelten als nicht geeignet. (Weiteres unter „Verschreibungen: Kortison und MTX am häufigsten“.) Es sind überwiegend Nicht-Dermatologen, die so therapieren. Auf der Konferenz wurde offen angesprochen, dass es auch Hautärzte gibt, die sich nicht ausreichend weiterbilden. Professor Mrowietz verwies darauf, dass Psoriasis-Symposien inzwischen schlecht besucht seien. Man würde viele Kollegen mit diesem Thema nicht mehr erreichen. Ihre Therapieangebote enden dann bei „MTX + irgendetwas“. Nur 30 bis 40 Prozent verordnen überhaupt Biologika. Den betroffenen Patienten kann nur geraten werden, den Arzt zu wechseln, wenn sie nicht nach aktuellem medizinischem Standard behandelt werden. Biologika-Verschreibungen weiterhin wohnortabhängig In Deutschland werden inzwischen 94.000 Patienten mit einem innerlich wirkenden (systemischen) Mittel behandelt. Vor allem Biologika werden immer häufiger verschrieben. Weiterhin gibt es aber eine „Nord-Süd-Schere“, die aussagt, wie hoch die Chance ist, als Psoriasis-Patient sachgemäß versorgt zu werden. Dem Marketing-Slogan des Bundeslands „MV tut gut“ können auch Psoriasis-Erkrankte zustimmen. Dagegen müssen Betroffene in BaWü weiterhin darunter leiden, dass es dort unter den Hautärzten heißt: „Wir können alles. Außer Biologika“. Es gab Zeiten, da waren die Badener bekannt für ihren Widerstandsgeist. Sollten sie sich jetzt nicht auch gegen „altmodische“ Behandlungsmethoden wehren? Mit PsA zum Rheumatologen oder zum Dermatologen? Professor Mrowietz empfiehlt Patienten, die eine Psoriasis Arthritis (PsA) feststellen und behandeln lassen wollen, zu einer erfahrenen Hautärztin oder einem Hautarzt zu gehen. Denn bei denen bekommt man meist schneller einen Termin als beim Rheumatologen. Und schnell muss es gehen, sollte eine PsA vorliegen, weil man sie so früh wie möglich therapieren muss. Schon nach zwei bis vier Jahren entwickelt ein bedeutender Teil der Patienten Schädigungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Inzwischen sind viele Dermatologen darin geschult, eine PsA zu erkennen. Außerdem würde in der Dermatologie eine PsA zur Zeit wirksamer behandelt werden, so Prof. Mrowietz. Untersuchungen haben gezeigt, dass Rheumatologen seltener Haut-Betroffene sehen würden. Deshalb setzten sie vorrangig TNF-alpha-Blocker (Infliximab, Certolizumab, Adalimumab, Etanercept, ) ein. Die sind aber bei der Haut-Psoriasis nicht besonders wirkungsvoll. Dermatologen würden dagegen die neueren IL-17 und IL-23-Hemmer einsetzen, die besser auf Haut und Gelenke wirken. Dagegen wäre einzuwenden, dass Rheumatologen, die sich bei ihrer Therapie an das GRAPPA-Behandlungsschema 2021 halten, sehr wohl das gesamte Spektrum an PsA-Biologika im Blick haben. Letztendlich kommt es auch bei Diagnose und Therapie der PsA vor allem darauf an, ob der behandelnde Arzt auf dem aktuellen Stand des medizinischen Wissens ist. Eigenes Register für pustulöse Psoriasis Bei "PP Best" sollen Daten gesammelt werden, wie Betroffen mit einer pustulösen Psoriasis (PP) oder einer generalisierten pustulösen Psoriasis (GPP) behandelt werden. Solche Register dienen dazu, vor allem die langfristigen Wirkungen und Nebenwirkungen zu erfassen. (Siehe: "Psoriasis-Register – Sicherheit im Blick") Die Betroffenen können zur Zeit nur mit Medikamenten behandelt werden, die nicht für ihre Erkrankung zugelassen sind („off-label-use“). Denn aktuell gibt es für beide Krankheitsbilder kein zugelassenes Medikament in Deutschland. Alle hatten auf den IL-36-Hemmer Spevigo (Wirkstoffname Spesolimab) gehofft. Der ist für die schubweise auftretende GPP zugelassen. Das Präparat wurde aber Ende August 2023 vom deutschen Markt genommen worden. Trotzdem haben sich einige Behandlungszentren entschlossen, für diese relativ kleine Patientengruppe ein eigenes Register einzurichten. Denn die pustulösen Formen sind bisher schwer zu behandeln, so dass es sinnvoll ist, so viel Daten wie möglich zu sammeln und auszutauschen. Patienten, die an einer pustulöse Psoriasis oder einer generalisierten pustulösen Psoriasis erkrankt sind, sollten ihre Ärztin oder ihren Arzt auf dieses Register aufmerksam machen. Spevigo weiterhin für deutsche Patienten verfügbar? Es ist nicht bekannt, wie viel Patienten seit der Zulassung mit Spevigo behandelt worden sind. Aber es werden nur sehr wenige sein. Grundsätzlich ist es möglich, dass sie das Präparat über eine internationale Apotheke aus dem Ausland beziehen dürfen. Das ist im § 73 Abs.3 Arzneimittelgesetz geregelt. Das gilt auch für Medikamente, die vom deutschen Markt genommen wurden, weil ihnen kein Zusatznutzen zugesprochen wurde. In Vergleichsfällen konnten Patienten die aus dem Ausland erhalten. Vorausgesetzt, es gibt in „Deutschland für die Erkrankung kein vergleichbares Arzneimittel in Bezug auf Wirkstoff und Wirkstärke.“ Betroffene müssten bei ihrer Krankenkasse „rechtzeitig“ eine Kostenübernahme beantragen. Den Zeitpunkt sollte man mit dem Arzt absprechen, denn der ist abhängig davon, wann ein nächster Schub kommen könnte. Außerdem sollte man mit der Kasse klären, wie lange es dauert, bis der Antrag entschieden wird. Lehnt die Kasse ab, kann man sachlich begründet widersprechen. Wesentliche Widerspruchsgründe sind, dass innerliche Gluko-Kortikosteroide keine „vergleichbaren Arzneimittel“ und nicht für die GPP zugelassen sind und dass sie darüberhinaus schwere Langzeitschäden verursachen können. Auf der Konferenz wurde Kliniken geraten, sich einen Vorrat anzulegen, um die Versorgung zu sichern. Was uns außerdem auffiel Das weit verbreitete Verordnungsprinzip „Das wirksamste Präparat bis zum Schluss aufzuheben“ ist bei der Psoriasis-Therapie unangemessen. Es verlängert unnötig das Leid der Betroffenen. Darüber war man sich auf einem internationalen Think Tank auf den Faröer Inseln einig, wie Professor Mrowietz berichtete. Abhängig vom Schweregrad wäre es falsch, zuerst mit bekannt schwach wirksamen Therapien zu behandeln. Dazu zählen UV-Bestrahlung, MTX, Fumarate und innerliche Steriode. In vielen Fällen müsse sofort mit hoch wirksamen Präparaten eingestiegen werden. Die deutsche Dermatologie wird sich weiter vernetzen: Aus regionalen Psoriasis-Netzen werden krankheitsübergreifende Haut-oder Entzündungs-Netze. Die erste „Nationale Versorgungskonferenz Haut“ des neu gegründeten Hautnetz Deutschland e.V. wird am 27.10.2023 in Berlin stattfinden. Aus dem „PsoNet-Magazin" soll langfristig ein „Hautnetz-Magazin“ werden. Die Leitlinien zur Behandlung der Psoriasis müssen überarbeitet werden. Dafür werden dringend Hautärztinnen und Hautärzte gesucht, die keine oder nur geringe Beziehungen zur Pharmaindustrie haben („Interessenkonflikte“). Das erklärte Prof. Dr. Alexander Nast, Leitlinienbeauftragter der DDG. In der Vergangenheit mussten viele erfahrene Mitarbeiter aus dem Gremium ausscheiden, weil sie zu eng mit den Arzneimittelherstellern verbunden waren. Es wird schwer werden, in der deutschen Dermatologie industrie-unabhängige Wissenschaftler zu finden. Über die Nationale Versorgungskonferenz Psoriasis Das Treffen wird organisiert von den Ärzteverbänden BVDD, DDG, von PsoBest und CVderm sowie dem Patientenverband Deutscher Psoriasis-Bund. Teilnehmer sind Hautärzte, Fachleute aus der Pharmaindustrie und Patientenvertreter. Dieses Treffen gibt es seit 2009. -
So bewerten Experten die aktuellen Medikamente gegen Psoriasis
Rolf Blaga erstellte ein Artikel in Tabletten und Spritzen
Mediziner vom Netzwerk Cochrane haben Studien unter anderem danach untersucht, welche Medikamente zum Einnehmen oder Spritzen am wirksamsten zur Behandlung der Plaque-Psoriasis sind. Ausgewertet wurden dabei nur Studien, die allein die Verbesserung der Hautsymptome im Blick hatten und maximal 24 Wochen dauerten. Wir haben uns angesehen, was die Cochrane-Analyse von Studien bis Oktober 2022 ergab. Am wirksamsten wird eine Schuppenflechte (Plaque-Psoriasis) demnach durch diese Biologika abgeheilt: Infliximab (Remicade, Flixabi, Inflectra, Remsima) Bimekizumab (Bimzelx) und Ixekizumab (Taltz) Risankizumab (Skyrizi). Analysiert wurde, bei wie viel Prozent der Betroffenen sich die Psoriasis nach sechs Monaten um 90 Prozent oder mehr verbessert hatte – verglichen mit einer Behandlung mit einem Placebo. Die Rangfolge gilt auch für eine Besserung der Psoriasis um 75 Prozent (PASI 75). Schwerwiegende unerwünschte Nebenwirkungen wurden am meisten festgestellt bei Methotrexat, das eine sehr geringe Sicherheit aufweist, bei Apremilast (Otezla), das eine geringe Sicherheit aufweist, bei Bimekizumab (Bimzelx), Risankizumab (Skyrizi) und Certolizumab (Cimzia), die eine mittlere Sicherheit aufweisen. Auch bei den „Spitzenreitern“ Infliximab und Ixekizumab treten schwere unerwünschte Ereignisse auf. Wägt man Nutzen und Risiko miteinander ab, stellen Risankizumab (Skyrizi) und Bimekizumab (Bimzelx) den besseren Kompromiss dar. Ist das die erste Cochrane-Auswertung? Nein. Schon im Dezember 2017, im Januar 2020 und im Mai 2022 wurden Psoriasis-Studien danach ausgewertet, wie gut einzelne Medikamente PASI 75, später PASI 90 erreichen, ob schwerwiegende Nebenwirkungen zu erwarten sind und wie sie die Lebensqualität verbessern. Das Psoriasis-Netz hat darüber 2019 im Abschnitt "Wie gut wirken einzelne Medikamente?" und 2022 unter "Aufgeschnappt" berichtet. Hat sich die Rangfolge der wirksamen Medikamente verändert? Ja, vor allem gegenüber 2019. Da standen noch Risankizumab (Skyrizi) und Brodalumab (Kyntheum) an der Spitze. Durch weitere Studien ist dann im Vorjahr Infliximab (Remicade, Flixabi, Inflectra, Remsima) als „Überraschungssieger“ auf den ersten Platz gekommen. Erstaunlich, dass ausgerechnet ein TNF-𝛼-Inhibitor der ersten Biologika-Generation so wirksam sein kann. Bimekizumab (Bimzelx) und Ixekizumab (Taltz) lagen schon immer weit vorn; Risankizumab (Skyrizi) liegt nun mit deutlichem Abstand auf dem dritten Platz. Mit abnehmender Wirkung folgen Secukinumab (Consentyx), Brodalumab (Kyntheum), Guselkumab (Tremfya), Ustekinumab (Stelara) Certolizumab (Cimzia) Adalimumab (Humira, Amgevita, Hukyndra, Hulio, Hyrimoz, Idacio, Imraldi, Yuflyma) Tildrakizumab (Ilumetri), Etanercept (Enbrel, Benepali, Erelzi, Nepexto) und Apremilast (Otezla) Die Autoren meinen, die Angaben, wie viel Patienten PASI 90 erreichen, müssten beim neuen Deucravacitinib (Sotytu) vorsichtig behandelt werden. Das träfe auch zu für die älteren Acitretin, Ciclosporin, Fumarsäureestern und Methotrexat. Denn es gäbe dafür zu wenig placebokontrollierte Studien, die das sicher belegen könnten. Was sagen die Studien zu schweren Nebenwirkungen? Die Cochrane-Autoren sind sich „weniger sicher“, was ihre Aussagen zu schwerwiegenden Ereignissen betrifft. Sie raten deshalb, die „mit Vorsicht“ zu behandeln. Das läge einerseits an der geringen Zahl der gemeldeten Fälle. Andererseits würde dieser Punkt in den Studien nicht zusammenhängend berichtet. Vor allem für ältere Wirkstoffe lägen zu wenig Studien vor. In denen gäbe es außerdem „Verzerrungen und Ungenauigkeiten“. Die Autoren fordern langfristige Studien zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Ist die Cochrane-Untersuchung vollständig? Nein, weil nicht alle Studien zur Plaque-Psoriasis einbezogen wurden. Es fehlen die Ergebnisse von Langzeitstudien: Die Wirkung eines Medikaments kann sich über längere Zeit verändern. Deshalb gibt es für viele Psoriasis-Medikamente inzwischen Langzeitbeobachtungen, die über drei bis fünf Jahre laufen1. Die Autoren haben aber nur Studien berücksichtigt, die zwischen 8 und 24 Wochen dauerten und nur welche, die placebokontrolliert sind. Denn Cochrane orientiert sich ausschließlich an der evidenzbasierten Medizin. Bei längeren Beobachtungsstudien dagegen werden keine Placebos mehr als Kontrolle eingesetzt. Deshalb wurden solche Studien nicht mit einbezogen. Es fehlen die Ergebnisse von Alltags-Patienten: Bei allen klinischen Studien werden Studienteilnehmer vorsortiert. Sie sollen außer der Psoriasis keine weiteren Merkmale aufweisen, die die Wirkung des Präparats beeinflussen könnten, z.B. zusätzliche Erkrankungen, Übergewicht o.ä. Solche Studiengruppen sind also nicht repräsentativ zusammengesetzt. Wie gut ein Medikament für alle wirkt, erweist sich letztendlich erst dann, wenn Angaben aus dem Praxisalltag gesammelt werden („Real-World-Data“). Mal bestätigen sie sich, mal werden die Erwartungen nicht erfüllt. Solche Studien sind für die Cochrane-Beurteilung nicht berücksichtigt worden2. Erfahrungen von Menschen mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis: Schau Dich in unserem Forum um. Kann man den Aussagen in Studien trauen? Ja, aber nicht immer, denn es gibt unterschiedliche Interessen und Einflüsse, je nachdem, wer eine Studie bezahlt hat. Die meisten klinischen Studien zur Psoriasis sind pharmafinanziert. In der Cochrane-Analyse waren es mindestens 78 Prozent (138 von 179). Wegen fehlender Angaben (24) könnten es bis zu 90 % gewesen sein. Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass gegenüber unabhängigen die „industriegesponserte Studien häufiger positiv ausgehen“ und Pharmafirmen Studienergebnisse „immer wieder manipulieren“3. Die Cochrane-Autoren vertrauen ausdrücklich den Angaben „der meisten“ Studien zu Biologika und Apremilast (Otezla) darüber, wie viel Probanden PASI 90 erreicht haben. Dagegen misstrauen sie den gleichen Erfolgsaussagen in den Studien zu Ciclosporin, Fumarsäureester (Fumaderm®, Skilarence®) und Methotrexat. In allen hätte es „Verzerrungen und Ungenauigkeiten“ gegeben. Sollte man versuchen, sich mit einem der „Spitzenreitern“ behandeln zu lassen? Ja, wenn das einzige Therapieziel ist, irgendwann fast erscheinungsfrei zu werden und man zu denjenigen gehört, die mit einem Biologikum behandelt werden sollten4. Nein, wenn es bei der Wahl des „richtigen“ Medikaments nicht nur darauf ankommt, wie es auf die Haut wirkt, sondern weil andere Bereiche oder Symptome mitbehandelt werden müssen – wie Nägel, Kopf oder Juckreiz weitere Erkrankungen oder Risiken vorliegen oder vorgelegen haben – wie Psoriasis arthritis, chronische Darmentzündung, Herz-Kreislaufprobleme, Depression oder TBC. Laboruntersuchungen nicht erforderlich sind. man übergewichtig ist. man sich ein Kind wünscht. man es eilig hat, z.B wegen Hochzeit oder Bewerbung. man noch jung ist und ein Psoriasis-Gedächtnis verhindern will. man andere Pso-Medikamente nicht vertragen hat oder sie nicht gewirkt haben. man das Präparat nicht so oft einnehmen bzw. spritzen will. man Tabletten einer Spritze oder einem Pen vorzieht. Näheres ist in unseren Artikeln nachzulesen5. Für Ärzte gibt es Entscheidungstabellen6, in denen man sich auch als Betroffene informieren kann. Sind die Risiken für schwere Nebenwirkungen zu wenig bekannt? Nein, denn heutzutage nehmen weltweit Tausende an klinischen Studien teil. Allein wegen dieser Menge zeigen sich typische Nebenwirkungen eines Medikament oder einer Wirkstoffklasse meist schon am Anfang. Erst später auftretende schwere Effekte würden in den Studien auffallen, die über mehrere Jahre laufen. Da hat es bisher bei Psoriasis-Medikamenten selten negativen Überraschungen gegeben. Aussagekräftig sind die Rückmeldungen aus der Praxis. Weltweit sind Psoriasis-Register eingerichtet7, in denen Vorfälle registriert werden sollen. In Deutschland ist das PsoBest, das regelmäßig Meldungen für alle Psoriasis-Medikamente sammelt. Die Teilnahme ist freiwillig; aktuell beteiligen sich daran 21.000 Patienten (Stand Mai 2023). Aus diesen Registern sind bisher keine unerwartet hohe Zahlen an schwerwiegenden Ereignissen bekannt geworden. In Deutschland treten solche Effekte äußerst selten auf: Ein Fall von 200 Psoriasis-Patientenjahren8. Weltweit werden Hunderttausende mit diesen Medikamenten behandelt – nicht nur wegen Psoriasis. Wenn sich bei einem Medikament bisher unbekannte Ereignisse häufen, muss mit einem Rote-Hand-Brief darüber informiert werden. Das geschah zum Beispiel bei den JAK-Inhibitoren (2022), bei Infliximab (2022), bei Otezla (2016), bei Stelara (2014) und bei Fumaderm (2013). Nur in einem Fall führte das dazu, dass das Psoriasis-Medikament vom Markt genommen wurde: Raptiva. Die Nebenwirkungen der älteren Medikamente sind umfassend bekannt, weil sie seit Jahrzehnten angewendet werden. Methotrexat seit 1953 und Fumarsäureester spätestens seit 1994. Ärzte wissen, worauf sie zu achten haben und welchen Patienten sie das Präparat nicht verschreiben dürfen. Beide können in seltenen Fällen schwerwiegende Nebenwirkungen haben, gelten aber als sicher, solange alle Regeln eingehalten werden. Die Sicherheit des neuen Präparats Deucravacitnib (Sotyktu®) ist zwar nur durch zwei Studien belegt, an denen haben aber 1.686 Patienten teilgenommen. Niemand hat die Studie wegen schwerer Nebenwirkungen abgebrochen. Was lernen wir daraus? Das Ziel der Cochrane-Autoren ist es, Daten für Ärzte bereitzustellen. Sie sollen damit entscheiden können, welche Behandlung für einen Patienten am besten geeignet ist. Das interessiert natürlich auch uns Betroffene! Aber ob diese "Meta-Analyse" tatsächlich dafür genutzt wird, ist aber schwer vorstellbar. Die Schuppenflechte ist nicht auf Haut-Plaques beschränkt. In der Praxis erwarten Betroffene vor allem, dass ihre gesamte Psoriasis-Erkrankung verbessert wird, d.h. alle Symptome und Begleiterscheinungen. Dazu müssten die entsprechenden Studien mit einbezogen werden. Außerdem: Die Autoren beschränken sich auf placebokontrollierte Studien. Wie wirksam ein Medikament tatsächlich ist, erweist sich aber erst in Langzeitstudien und im Praxisalltag. Selbst ältere Wirkstoffe haben sich als erfolgreich erwiesen, obwohl keine placebokontrollierten Studien vorlagen. Wer entscheiden muss, welche Therapie in welchen Fällen geeignet sein könnte, greift vermutlich eher zu Leitlinien oder Behandlungsempfehlungen. Das „richtige“ Medikament kann meiner Meinung nach nicht nach diesem Cochrane-Ranking ausgewählt werden. Es gibt inzwischen fast 20 verschiedene Wirkstoffe gegen Schuppenflechte, die alle ihre Stärken und Schwächen haben. Arzt und Patient werden sich deshalb Zeit nehmen und ausprobieren müssen, welches Präparat im Einzelfall das wirksamste ist. Fußnoten: [1] Die gibt es zum Beispiel für die Favoriten Infliximab, Ixekizumab, Bimekizumab und Risankizumab [2] Die gibt es zum Beispiel für die Favoriten Infliximab, Ixekizumab, Bimekizumab und Risankizumab [3] „Finanzierung von Arzneimittelstudien durch pharmazeutische Unternehmen und die Folgen“. Deutsches Ärzteblatt 2010: Teil 1, Teil 2 und Erwiderung. [4] Therapieempfehlungen [5] Welches Pso-Medikament ist das richtige?, Psoriasis-Netz 2018 Wie gut wirken einzelne Medikamente?, Psoriasis-Netz 2019 Welches Medikament passt zum Patienten?, Psoriasis-Netz 2021 Therapieempfehlungen, Psoriasis-Netz 2022 “Hit hard and early” – neues therapeutisches Prinzip? Psoriasis-Netz 2022 Schlimmeres verhüten – Psoriasis frühzeitig intensiv behandeln, Psoriasis-Netz 2023 [6] Leitlinien 2021. S. 5 und 6 und Behandlungspfad 2019, S. 13) [7] Psoriasis-Register-Sicherheit im Blick [8] Nebenwirkungen bei Biologika-
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In der Schweiz sind Plakate der Firma AbbVie von der Aufsichtsbehörde beanstandet worden. Darauf wurde ganz allgemein für Biologika und für das Patientenbetreuungsprogramm geworben. Auf dem Plakat stand: Ein QR-Code führte zu einer Internetseite, auf der die Schuppenflechte im Allgemeinen und Biologika im Besonderen erklärt wurden und Adressen von Hautärzten zu finden waren. Die schweizerische Aufsichtsbehörde Swissmedic, vergleichbar mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Deutschland, fand das alles zu nah dran am Werbeverbot für rezeptpflichtige Medikamente. Das gleiche Verbot gilt auch in Deutschland. Deshalb bleiben derartige Anzeigen auch hierzulande recht allgemein. Da wird dann "nur" versprochen, dass die Psoriasis vergessen werden kann, wenn man "innovative Medikamente" oder "moderne Medikamente" nimmt. Es wäre auch in Deutschland neu, wenn Werbung beanstandet wird, die halbwegs allgemein für eine Art von Medikamenten wirbt. Das macht im Bereich der Psoriasis zum Beispiel die Firma Janssen so im Mitgliedermagazin des Deutschen Psoriasis-Bundes – und nochmal: Es ist erlaubt. In diesem Artikel wird der Vorgang um AbbVie in der Schweiz erklärt. Die Plakatkampagne pausiert nun. Die Firma will die Sache erst einmal mit SwissMedic klären. AbbVie ist Hersteller unter anderem der Medikamente Humira und Skyrizi.
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Die Siemens Betriebskrankenkasse (SBK) will von Hautärzten Geld zurück, weil sie aus ihrer Sicht zu Unrecht Biologika verschrieben haben. Der Hautärzteverband BVDD wirft der Kasse vor, ihre Forderungen bewusst mit mangelhaften Informationen begründet zu haben. Deshalb hat er bei der Aufsichtsbehörde eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht. Es ist zu befürchten, dass Dermatologen sich Ärger ersparen wollen und bei SBK-Mitglieder zurückhaltender verschreiben werden. Betroffene Patienten sollten sich in diesem Fall an ihre Krankenkasse wenden. Die Betriebskrankenkasse hat jetzt dem BVDD ein Gespräch darüber angeboten. Die Siemens Betriebskrankenkasse (SBK) fordert von Hautärzten Geld zurück (Regress), weil sie gegen das „Wirtschaftlichkeitsverbot“ verstoßen hätten. Aus den Unterlagen wäre nicht zu entnehmen, ob hochpreisige Biologika verschrieben werden durften. Der Berufsverband Deutscher Dermatologen (BVDD) hat daraufhin eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die SBK eingereicht. Es besteht die Gefahr, dass Psoriasis-Patienten, die Mitglied dieser Betriebskrankenkasse sind, von den Ärzte vorsichtshalber keine teuren Präparate mehr verschrieben bekommen. In diesem Fall sollten Betroffene klären, ob und wie ihre Psoriasis-Behandlung gesichert ist. Biologika und die dokumentierte Vor-Therapie Die SBK hat bundesweit „zahlreiche“ Prüfverfahren gegen Dermatologen und Allgemeinmediziner beantragt. Aus deren Unterlagen gehe nicht hervor, ob sich die Mediziner an die Leitlinien gehalten hätten. Denn für jede Biologika-Verordnung müssten bestimmte Voraussetzungen erfüllt und dokumentiert werden. In solchen Fällen sei jede Krankenkasse verpflichtet, Regressforderungen prüfen zu lassen. Der BVDD dagegen wirft der Krankenkasse vor, die Akten nicht ausreichend nach vorhergehenden Therapien geprüft zu haben. BVDD-Vorsitzender Ralf von Kiedrowsky bezweifelt, ob das überhaupt möglich sei. Denn bei den Krankenkasssen würden die Unterlagen nur zehn Jahre aufbewahrt werden. Außerdem habe die SBK ignoriert, dass viele dieser Biologika als „first-line-therapy“ zugelassen seien. Die dürften verschrieben werden, ohne dass vorher mit anderen Medikamenten behandelt werde. In den für die Ärzte zuständigen regionalen Ausschüssen werden nun Vertreter der Kassenärzte und Krankenkassen gemeinsam prüfen, ob gegen das Gebot der Wirtschaftlichkeit verstoßen wurde. Ärzte sichern sich ab Auffällig viele Regressforderungen wegen „unwirtschaftlicher“ Verschreibungen gab es bei den Dermatologen seit Einführung der Biologika (2004) nicht. Sie mussten aber Biologika-Therapien ausführlich dokumentieren. Im Laufe der Jahre haben die Krankenkassen immer mehr für diese hochpreisigen Medikamente ausgeben müssen. Ihr Anteil an den gesamten Arzneimittel-Ausgaben betrug 2020 bereits 45,2 %, also fast die Hälfte. Daran waren patentgeschützte Haut-Medikamente übermäßig stark beteiligt. Das führte zu zahlreichen Vorschriften und Vereinbarungen, um diese Ausgaben zu begrenzen. Der BVDD schloss 2019 mit mehreren Krankenkassen einen „Psoriasis-Versorgungsvertrag“ ab. Der sicherte die Hautärzte gegen Rückzahlungsforderungen ab. Weil inzwischen auch Neurodermitis mit einbezogen wurde, heißt dieser Vertrag jetzt „DermaOne“. Dem sind bisher zehn Krankenkassen beigetreten – nicht aber die AOK und die Siemens BKK. Kommentar Erfahrungsgemäß halten sich die meisten Ärzte beim Verschreiben zurück, wenn sie mit finanziellen Einbußen rechnen müssen. Jeder Patient kennt das Argument: „Damit würde ich mein Budget überziehen“. Bekannt ist, dass z.B. die Dermatologen in Baden-Württemberg im Verhältnis zur Bevölkerung bundesweit die wenigsten Biologika verordnen. Das hat die Kassenärztliche Vereinigung dort mit deutlichen Regressandrohungen bewirkt – zum Nachteil der betroffenen Patienten. Deshalb ist davon auszugehen, dass Ärzte bei Patienten mit SBK-Mitgliedschaft seltener hochpreisige Medikamente verordnen werden – zumindest bis die konkreten Fälle in allen Gemeinsamen Prüfungsausschüssen entschieden worden sind . Auf Nachfrage erklärte uns dazu die Siemens BKK: „Unsere Versicherten können sich darauf verlassen, dass sie die für sie bestmögliche Behandlung erhalten. Sollten sie im Einzelfall auf Probleme stoßen, können sie sich selbstverständlich jederzeit an uns wenden.“ Wer trotzdem unzufrieden ist: Grundsätzlich kann man innerhalb von zwei Monaten in eine andere gesetzliche Krankenkasse wechseln. Vorwürfe wegen Regressforderungen Der Interessenverband der Dermatologen nennt deutlich höhere und damit dramatischere Zahlen als die Betriebskrankenkasse: Während die SBK von bundesweit 96 Regressfällen spricht, geht der BVDD von einer „hohen zweistelligen Anzahl“ aus. Laut SBK sollen die Ärzte durchschnittlich 3.000 Euro zurückzahlen, der BVDD dagegen behauptet, es seien „hohe vier- bis fünfstellige Eurobeträge“. Der BVDD bezeichnet die SBK als „versorgungsfeindliche“ Krankenkasse. In diesem Fall ignoriere sie Zulassungsregeln oder prüfe die Akten nicht ausreichend. Das würde bewusst so gemacht, „um die Prüfverfahren in Gang zu setzen“. Außerdem sei es nicht das erste Mal, dass sie ihren Mitgliedern Leistungen verweigere. Das sind starke Vorwürfe. Der BVDD ist nicht gut zu sprechen auf diejenigen Krankenkassen, die nicht ihrem „Selektivvertrag“ DermaOne beitreten. Schließlich garantiert der seinen Mitgliedern, dass sie keine Regressforderungen befürchten müssen. Der BVDD weist darauf hin, dass die SBK sich schon früher nicht an einem ähnlichen Vertrag beteiligt habe. Da ging es darum, dass die Kassen auch schon bei unter 35-Jährigen Hautkrebs-Untersuchungen bezahlen. Es könnte noch einen weiteren Grund geben, weshalb der Ärzteverband die SBK so vehement kritisiert. In 2021 mussten die Kassenärzte hinnehmen, dass die Krankenkassen einseitig die „Rahmenvorgaben zu Regressen“ gekündigt haben. Darin hatte man sich geeinigt, „das Regressrisiko für die niedergelassenen Ärzt:innen deutlich zu verringern und ihnen Erleichterungen bei Wirtschaftlichkeitsprüfungen zu verschaffen.“ Noch ist nichts endgültig entschieden Es ist völlig offen, wie die Prüfungsausschüsse der verschiedenen Kassenärztlichen Vereinigungen entscheiden werden. Schwierig wird es, wenn sie zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, weil beide Seiten gute Argumente haben. Man darf gespannt sein, ob die Aufsichtsbehörde der gesetzlichen Krankenkassen (Bundesamt für Soziale Sicherung) die Dienstaufsichtsbeschwerde akzeptiert. Es ist Aufgabe der Krankenkasse zu kontrollieren, ob Ärzte „wirtschaftlich“ verschreiben. Das ist für beide Seiten unangenehm, aber nicht völlig auszuschliessen. Letztendlich wird über eine Regressforderungen erst in einem gemeinsamen Ausschuss entschieden. Schließlich müssen hochpreisige Medikamente aus Versicherungsbeiträgen und Steuerzuschüssen bezahlt werden. Nur für diese Medikamentengruppe wurden z.B. in 2020 ingesamt 24,2 Mrd. € ausgegeben. Ein Betrag, der ständig steigt; nicht zuletzt auch deshalb, weil Pharmafirmen alles unternehmen, um das Verschreibungsverhalten der Ärzte zu beeinflussen. Aber es gibt Hoffnung, dass sich die Situation vielleicht doch noch einvernehmlich klären lässt: Eine Sprecherin der Siemens Betriebskrankenkasse hat uns gegenüber erklärt, dass dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen angeboten wurde, „über offene Fragen“ miteinander zu sprechen. Dialoge sind allemal besser als ungewisse Rechtsstreitigkeiten. Anmerkung: Der Autor ist froh, mit einem Biologikum erfolgreich behandelt zu werden. Er hält aber die Jahreskosten von über 21.000 € für unbegründet hoch. Siehe: 🔗 Warum Biologika so teuer sind. ******** → Tipp: In unserem Forum könnt Ihr Euch über die Behandlung der Schuppenflechte und das Leben damit austauschen. ******** Quellen: Siemens-Betriebskrankenkasse fordert ungerechtfertigt Regresse, BVDD 24.10.22 Siemens-BKK: Ärzte zeigen Kasse an, APOTHEKE ADHOC 11.11.22 Biologika-Regresse: Dermatologen legen Dienstaufsichtsbeschwerde beim BAS ein, Ärztezeitung 11.11.22
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Ärztekongresse und -fortbildungen fanden in der Corona-Zeit überwiegend im Internet statt. Aus diesen Veranstaltungen haben wir hier Interessantes für Menschen mit Schuppenflechte zusammengestellt. Von innerlich wirkenden Medikamenten erwartet man inzwischen, dass sie die Psoriasis fast vollständig abheilen. Das gelingt den Interleukin-Hemmern (IL17i + IL23i) immer besser. Noch in diesem Jahr soll es ein Biologikum geben, das gezielt auf das Interleukin 36 wirkt. Damit kann erstmals die generalisierte pustulöse Psoriasis direkt behandelt werden. JAK-Hemmer sind bisher nur für die Gelenk-Psoriasis zugelassen. Ende 2022 wird es aber auch einen für die Haut geben. Für die große Mehrheit derjenigen, die sich nur äußerlich behandeln müssen, geht es dagegen schleppend voran: Neu ist eine Creme, die deutlich besser in die Plaques einzieht, als Vergleichspräparate. Sie enthält die bewährte Kombination Calcipotriol mit Betamethason. In den USA wird im Juli 2022 entschieden, ob eine Creme zugelassen wird, die das entzündungsfördernde Enzym PDE4 hemmt. Ja, der Artikel ist lang! Aber du kannst in der Übersicht die Themen anklicken, die dich interessieren. Innerliche Therapie Neuer Goldstandard für Psoriasis-Therapie Inzwischen ist es möglich, selbst schwer von Psoriasis Betroffene so zu behandeln, dass sie ein normales Leben führen können. In den aktuellen Leitlinien ist als Therapieziel angegeben, den Hautzustand um 90 Prozent gegenüber der Anfangssituation zu verbessern (PASI 90). Am Ende soll nur noch weniger als drei Prozent der Haut betroffen sein (absoluter PASI < 3). Es wird angestrebt, dass Patienten sich in ihrer Lebensqualität nicht mehr eingeschränkt fühlen. Das heißt, der Dermatologische Lebensqualitäts-Index soll höchstens zwei betragen (DLQI ≦ 2). Unterschiedliche Bezeichnungen für Biologika Biologika werden von Experten als „Inhibitoren“ bezeichnet, zum Beispiel Interleukin-Inhibitoren. „Inhibito“ (lat.) bedeutet „hemmen“. Sie blockieren bestimmte Botenstoffe so, dass keine Entzündungssignale mehr ausgesendet werden. Auf Deutsch spricht man deswegen auch von „Blockern“ oder „Hemmern“. Andere bezeichnen Biologika als „Antikörper“. Das verweist auf ihre Fähigkeit, bestimmte Stoffe an sich zu binden und damit funktionsunfähig zu machen; ähnlich den natürlichen Antikörpern des Immunsystems. Es sind vor allem Interleukin-17-Hemmer und Interleukin-23-Hemmer, die einen PASI 90 oder PASI 100 erreichen. Interleukin-17-Hemmer IL-17 ist das stärkste Psoriasis-Zytokin im Immunsystem, vor allem die Unterformen IL-17a und IL-17f. Je schwerer eine Psoriasis ausgeprägt ist, desto mehr IL-17f sind aktiv. Deshalb sind diejenigen Präparate besonders wirksam, die nicht nur IL-17a hemmen, sondern zugleich IL-17f. Das ist zum einen der Wirkstoff Brodalumab (Kyntheum®). Zum anderen das seit September 2021 angebotene Bimekizumab (Bimzelx®). Die IL-17-Hemmer werden vor allem dann eingesetzt, wenn es schnell gehen soll. Mit ihnen können Haut und Gelenke gleichzeitig behandelt werden. Als typische unerwünschte Arzneimittelwirkung für diese Wirkstoffklasse gilt eine Candidose. Das ist ein Pilz auf der Mundschleimhaut oder der Zunge mit Geschmacksverlust und weißen Pusteln. Der ist gut behandelbar, wenn frühzeitig eingegriffen wird. Außerdem besteht bei dieser Wirkstoffgruppe die Gefahr, dass sich entzündliche Darmerkrankungen verschlechtern. Interleukin-23-Hemmer Die IL-23-Hemmer dagegen wirken nicht so schnell. Guselkumab (Tremfya®) und Skyrizi® (Risankizumab) sind gleichzeitig für die Psoriasis arthritis zugelassen. Typische Nebenwirkungen für diese Wirkstoffklasse sind nicht bekannt. Studien zeigen, dass selbst die langsamsten nach fünf Jahren stabil wirken. Damit sind sie langfristig den IL-17-Hemmern überlegen. An klinischen Studien können nur ausgesuchte Patienten teilnehmen. Um zu sehen, wie ein Medikament im Alltag wirkt, gibt es „Real-World“-Analysen. Dabei haben Tildrakizumab (Ilumetri®) und Risankizumab (Skyrizi®) etwas besser abgeschnitten als das dritte Präparat Guselkumab (Tremfya®). Problembereiche Welches Präparat am besten passen könnte, hängt vom Einzelfall ab. Entscheidend ist meist, was vorrangig behandelt werden muss: Haut , Gelenke, Sehnen, Nägel, Kopfhaut, Genitalien oder Sonderformen der Psoriasis (z.B. pustulosa, inversa). Die Nagelpsoriasis sei mit innerlichen Medikamenten gut zu behandeln, so Professor Diamant Thaci auf der 51. DDG-Tagung. Trotzdem sei bisher kein Präparat ausdrücklich dafür zugelassen. Grundsätzlich sehe man nach vier Wochen, ob ein Wirkstoff den Nagel verbessert. Aber es dauere ein Jahr, bis die Nagelpsoriasis verschwunden ist. Das erreichen IL-17-Hemmer wie Ixekizumab (Taltz®) und Bimekizumab (Bimzelx®) für knapp Zweidrittel der Betroffenen. Auch bei der Kopfpsoriasis seien IL-17-Hemmer bei 70-80 Prozent der Betroffenen nach drei bis sechs Monaten erfolgreich. Bei Apremilast (Otezla®) wären es etwa nur 50 Prozent. Die Schuppenflechte in Hautfalten und im Genitalbereich (Psoriasis inversa) verschwand mit Ixekizumab (Taltz®) nach einem Jahr bei 61 Prozent der Studienteilnehmer. Generalisierte Pustulöse Psoriasis (GPP) Die GPP gehört zu den seltenen Krankheiten. In Deutschland schätzt man 500 bis maximal 1.500 Patienten pro Jahr. Sie tritt meist erst um das 50. Lebensjahr auf, überwiegend bei Frauen. Die Betroffenen müssen im Krankenhaus behandelt werden. Inzwischen weiß man, dass die GPP keine Autoimmun-Erkrankung ist. Sie wird deshalb nicht mehr der Psoriasis zugeordnet. Den GPP-Betroffenen fehlt ein natürliche „Bremse“, um das IL-36 abzuschalten. Dieses Interleukin sendet Entzündungssignale. Dadurch entwickeln sich pustulöse Psoriasis (GPP), Psoriasis an Händen und Fußsohlen (PPP) und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Spesolimab (Spevigo®) ist ein Antikörper, der den Interleukin-36- Rezeptors blockiert. Er wirkt innerhalb einer Woche. Im Dezember 2022 bekam das Präparat eine bedingte Zulassung. Janus-Kinase-Hemmer (JAKi) Januskinasen sind Enzyme im Inneren einer Zelle, die notwendig sind, damit Entzündungssignale von der Zelle erkannt werden. JAK-Hemmer sind kleine Moleküle („small molecules“), die in eine Zelle eindringen und die JAK-Enzyme blockieren. Damit verhindern sie, dass die Zelle das Entzündungs-Signal erkennt. Anders die Biologika: Die fangen Entzündungs-Botenstoffe ein (Antikörper) bzw. blockieren deren "Anlegestelle" an der Zelle (Rezeptor). Ein JAK-Hemmer wird nicht zum Beginn einer Therapie („first-line“) eingesetzt. Schon wegen ihres Preises. So kostet eine Methotrexat-Therapie jährlich rund 100 Euro, eine mit Tofacitinib dagegen über 15.000 Euro. JAK-Hemmer werden erst dann eingesetzt, wenn Betroffene auf andere Wirkstoffe nicht ansprechen. Die Präparate werden als Tabletten angeboten, sind also einfach zu handhaben. Tofacitinib (Xeljanz) wird seit 2018 bei Psoriasis Arthritis (PsA) eingesetzt. Langzeitbeobachtungen haben ergeben, dass bestimmte Patientengruppen schwerwiegende Nebenwirkungen befürchten müssen und allgemein das Risiko für eine Gürtelrose (herpes zoster) erhöht sein kann. „Richtig dosiert“, so Dr. Georgios Kokolakis, „wirkt es aber gut!“ Upadacitinab (Rinvoq) ist seit Jan 2021 ebenfalls nur für die PsA zugelassen. An den Gelenken wirkt das Präparat besser als Tofacitinib (Xeljanz®) oder Adalinumab (Humira®). Zusätzlich wirkt es auf die Plaque Psoriasis, ohne dafür zugelassen zu sein: In einer Studie erreichten nach 16 Wochen 62,6 Prozent der Teilnehmer den PASI 75. Deucravacitinib soll Ende 2022 verfügbar sein. Es wird bei der Plaque-Psoriasis eingesetzt und liegt mit seinen Ergebnissen zwischen konventionellen Präparaten und den Biologika. In einer Studie haben in Woche 12 bis zu 70 Prozent PASI 75 erreicht und 43 Prozent PASI 90. Als unerwünschte Arzneimittelwirkung trat bei mehreren Probanden Akne auf. Äußerliche Behandlung Wynzora ist eine verschreibungspflichtige Creme, die Calcipotriol und Betamethason enthält. Mit dieser Kombination, so Professor Khusru Asadullah auf dem 10. Berliner Dermakonsil, könne „über Jahre sicher behandelt werden“. Bisher wurde die Wirkstoffkombination nur als Salbe oder Gel angeboten. Bei Wynzora®, so der Anbieter, sei es erstmals möglich geworden, beide Wirkstoffe in einer „Öl-in-Wasser-Creme“ zu verarbeiten. Dadurch würden sie sich vollständig lösen. Die Creme soll schnell und ohne fettige Rückstände einziehen. Das klappt nur, wenn man die Creme, wie es im Beipackzettel steht, „gründlich einreibt“. Roflumilast-Creme hemmt das PDE4-Enzym innerhalb der Zelle. Dieses Enzym erhöht die Produktion von entzündungsfördernden Botenstoffen. Als kleines Molekül dringt Roflumilast in die Zelle ein. Die US-Zulassungsbehörde FDA hat angegeben, bis 29. Juli 2022 über den Zulassungsantrag zu entscheiden. Für die EU ist derartiges noch nicht bekannt. Phototherapie dürfe nicht länger als Langzeittherapie angesehen werden. Das meinte Professor Ulrich Mrowietz beim Haut-Update Spezial. Denn damit würde lediglich die Haut behandelt. Psoriasis sei aber eine umfassende Krankheit, bei der die Haut nur eines von vielen Zielorganen sei (siehe Begleiterkrankungen). Seit Anfang 2021 gibt es "Actinic Control", ein Medizinprodukt mit Lichtschutzfaktor 100. Der Anbieter Eucerin gibt an, dass man damit einer aktinischen Keratose und hellem Hautkrebs vorbeugen könne. Beides sind typische Erkrankungen, wenn man zu häufig UV-Strahlen ausgesetzt war. Prof. Michael Sticherling bezweifelte auf Nachfrage, dass ein höherer Lichtfaktor als LF 50 „nach heutigen Methoden einen messbaren Effekt“ haben könne. Psoriasis arthritis (PsA) Viele negative Rheuma-Tests entpuppen sich als PsA. Im Zweifelsfall sollte ein Kernspin-Tomographie gemacht werden. Die sei aber teuer, so Dr. Frank Behrens auf dem Rheumakongress 2021. Ein Skelett-Szintigramm dagegen werde heute nicht mehr gemacht. Eine andere Möglichkeit, die PsA zu erkennen, sei hochsensitiver Ultraschall (Hochfrequenz-Sonographie). Dagegen könne man anhand von Biomarkern (Blutwerte) eine PsA nicht verlässlich erkennen. Niemand setze sie ein, so Andreas Ramming auf dem gleichen Kongress. Oft würde bei der PsA eine Wirbelsäulenbeteiligung nicht gleich erkannt, sondern als als Rückenschmerz fehlgedeutet. Darauf wies Dr. Fabian Proft beim Patienten-Arzt-Forum hin. Konventionelle Medikamente würden bei einer Wirbelsäulen-Arthritis nicht so gut wirken. Bei einer Sehnenbeteiligung (Enthesitis) wirken IL-17-Hemmer besser, als klassische TNF-alpha-Blocker. Bei eine Finger-/Zehenbeteiligung (Daktylitis) hat Ixekizumab (Taltz®) nach einem Jahr deutliche Verbesserungen gebracht. Durch Ernährung könne man bei Rheuma und Psoriasis Arthritis die Entzündung und den Knochenabbau etwas verbessern, so Professor Georg Schett, Erlangen beim Rheumakongress 2021. Das hätte eine Studie mit hochdosierten Ballaststoff-Riegeln ergeben. Er empfiehlt, pro Tag eine faserhaltige Kost (Ballaststoffe mit kurzfettigen Fettsäuren) zu essen. Regelmäßig sollte der Cholesterin-Wert kontrolliert werden. Zucker und rotes Fleisch dagegen sollte man meiden, weil sie entzündungsfördernd wirken. Vitamin D „Die Wissenschaft weiß noch lange nicht, was Vitamin D bewirkt. Vieles ist kontrovers bzw. Meta-Analysen bestätigen erwartete Effekte nicht.“ So Dr. Dietrich Barth auf einer Veranstaltung des Hautnetz Leipzig / Westsachsen im November 2021. Das meint, es gibt zwar einzelne Studien, bei denen eine Vitamin-D-Zufuhr positiv auf Schuppenflechte oder Psoriasis Arthritis gewirkt hat. Die Gesamtheit aller vorliegenden Studien bestätigt aber diese Einzelergebnisse nicht. Unsere kritischen Argumente gelten weiterhin! Unstrittig ist, dass ein im Labor festgestellter Vitamin-D-Mangel ausgeglichen werden muss. Als ideal gilt ein Vitamin-D-Wert von über 30 Nanogramm Vitamin D pro Milliliter Blut. Bei unter 20 Nanogramm spricht man von einem Mangel. Prof. Joachim Barth geht davon aus, dass für Gesunde eine höhere Vitamin D3-Dosierung (Cholecalciferol) als die empfohlen 800 Einheiten (IE) sinnvoll sei. Im PSO Magazin 1/22 empfiehlt er täglich 1.000 bis 2.000 IE, vor allem in den Wintermonaten. Das gilt dann ebenso für Risikogruppen. Bei einem festgestellten Vitamin-D-Mangel schlage die Gelbe Liste einmalig 20.000 IE vor. Professor Ulrich Mrowietz rät im PSO Magazin 4/19 Menschen mit Psoriasis, Vitamin-D3-Präparate einzunehmen, weil „sehr häufig“ ein Mangel vorliege. Er selbst habe Psoriasis-Patienten mit aktivem Vitamin D3 behandelt. Das würde durchaus funktionieren, sei aber kompliziert: Bei einer zu geringen Dosis gäbe es keinen Effekt; bei einer zu hohen käme es schnell zu einer Vitamin-D3-Überdosierung mit Vergiftungserscheinungen. Tipps für Apps Neben den Apps, die wir vor Kurzem vorgestellt haben, sind noch folgende erwähnenswert: Zanadio zur Therapiebegleitung bei Adipositas, einer typische Begleiterkrankung der Psoriasis und der Psoriasis arthritis (Bewegung und Ernährung und Verhaltensänderungen, Abbildung etablierter konservativer Adipositas Therapien.) RHEUMA.VoR ist ein Projekt für Betroffene, um bei ersten Anzeichen einer Psoriasis arthritis möglichst schnell einem Rheumatologen vorgestellt zu werden. Bisher nur für Patienten in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Berlin und im Saarland. Wir danken an dieser Stelle allen Veranstaltern, dass wir für das Psoriasis-Netz teilnehmen durften an: Patienten-Arzt-Forum, Rheumaliga Berlin, 24.02.21 51. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 14.-17.04.2021 Haut-Updat Spezial, Pso-Net Deutschland, 01.09.21 dermapraxis 2021, Med-up + BVDD, 17.-19.09 2021 10. Berliner Dermakonsil, RG Ärztefortbildung + BVDD, 22.09.2021 Deutscher Rheumatologie Kongress 2021, Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie, 15.-18.09.21 3. Potsdamer Dermakonsil, RG Ärztefortbildung, 02.04.22
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Therapie-Pause wegen einer Operation – wie lange?
Redaktion erstellte ein Artikel in Tabletten und Spritzen
Wer operiert werden muss, aber wegen seiner Psoriasis arthritis ein Medikament einnimmt, kommt oft um eine Therapie-Pause oder -Anpassung nicht herum. Jetzt haben Rheumatologen neue Empfehlungen gegeben, wie lange die Unterbrechung dauern sollte oder wie die Dosis angepasst werden sollte. Nach einer Operation kann das Infektionsrisiko erhöht sein. Deshalb muss bei so mancher Basistherapie eine Pause eingelegt werden. Neue Studien haben gezeigt, dass diese Pausen kürzer ausfallen können als bislang praktiziert. Die neuen Empfehlungen der Rheumatologen richten sich an ihre Fachkollegen und an andere Ärzte, die Patienten mit rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen behandeln. In ein Gespräch mit dem Arzt geht es sich auch als Patient aber immer leichter, wenn man vorher informiert ist, worum es geht. Die Experten der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie haben für ihre neuen Empfehlungen die aktuelle Literatur gewälzt und zusammengetragen, was sie zu den typischen Medikamenten fanden: zu (innerlichem) Kortison, zu den sogenannten konventionellen DMARDs, zu Biologika und zu den noch neueren zielgerichteten DMARDs (JAK-Inhibitoren) Wichtig ist: Alle Angaben sind nur ganz ungefähr, denn jeder Patient, jeder Körper ist anders. Medikamente werden unterschiedlich schnell ab- und aufgebaut. Deshalb taugen die Angaben nicht als "Gesetz", sondern "nur" als Grundlage für das Gespräch zwischen Patient und Arzt. Die Kortison-Dosis sollte zwei bis drei Monate vor der Operation so niedrig wie möglich reduziert werden – in jedem Fall unter 10 mg pro Tag. Ein bis zwei Wochen vor dem und am Operationstag sollte nicht weiter reduziert, sondern die Dosis stabil gehalten werden. Bei konventionellen DMARDs ist in vielen Fällen gar keine Pause nötig. Dazu zählen die Wirkstoffe Leflunomid, Methotrexat und Sulfasalazin. Aber: Hohe Methotrexat-Dosierungen sollten auf unter oder genau 15 mg pro Woche reduziert werden. Bei einem hohen Infektionsrisiko sollte Leflunomid ausgewaschen werden. Ciclosporin sollte ein bis zwei Tage vor der Operation pausiert werden. Bei Biologika können Operationen zum Ende des Therapieintervalls geplant werden. Wenn also zum Beispiel Stelara alle drei Monate gespritzt wird, kann eine Operation ans Ende dieser drei Monate gelegt werden, wenn es möglich ist. JAK-Inhibitoren wie Xeljanz sollten bei größeren Operationen für drei bis vier Tage pausiert werden. Bei Apremilast (Otezla) ist keine Pause nötig. Für alle diese Medikamente gilt: Die Therapie sollte, je nach Fortschritt der Wundheilung, so bald als möglich wieder begonnen werden. Wer seinem Arzt die Empfehlungen mitnehmen möchte, kann auf diesen Artikel in der "Zeitschrift für Rheumatologie" verweisen. cl-
- Biologika
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Biologika sind zurzeit die teuersten Medikamente, mit denen eine Schuppenflechte behandelt werden kann. Aber weshalb sind sie so teuer? Ist die Produktion so kostenintensiv? Werden enorme Summe ausgegeben, um nach noch effektiveren Wirkstoffen zu forschen? Oder wollen die Pharmafirmen nur möglichst viel Geld für ihre Manager und Aktionäre herausholen? Wer wenig Zeit hat, bekommt die Antwort in 2 Minuten und 13 Sekunden: Katie Porter, US-Abgeordnete der Demokraten, befragte in einer eindrucksvollen Anhörung den Vorstandsvorsitzenden (CEO) von AbbVie: Anlass der Anhörung im US-Kongress war, dass die großen Pharmafirmen auch 2021 ihre Preise spürbar angehoben haben. In dem Video-Dialog geht es um das Leukämie-Medikament Imbruvica von AbbVie. Dessen Preis ist seit der Einführung 2013 in den USA um 82 Prozent auf jährlich 182.529 Dollar gestiegen. Das weltweit am meisten verkaufte AbbVie-Präparat ist aber Humira. Die Jahrespackung kostete 2003 in den USA 13.500 Dollar; aktuell sind es 77.000 Dollar (63.000 Euro) (1). Damit ist Humira in den USA seit der Markteinführung um 470 Prozent teurer geworden. Porter wollte wissen, ob stimmt, was die Pharmaindustrie behauptet: der hohe Preis sei nötig wegen der enormen Forschungs- und Entwicklungsausgaben. Das könne doch auf Humira nicht zutreffen, weil es seit 2003 nicht mehr verändert wurde. Die Politikerin zeigte, dass AbbVie zwischen 2013 und 2018 zwar 2,45 Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung ausgegeben hat – aber mehr als 20-mal soviel für Dividenden und Aktienrückkäufe, nämlich 50 Milliarden Dollar. Katie Porter warf deshalb dem AbbVie-Chef vor, dass „Sie uns Lügen auftischen“. Es sei falsch, „dass wir astronomische Preise zahlen müssen, um innovative Behandlungen zu bekommen. […] Die Pharma-Realität ist, dass Sie die meisten Einnahmen Ihrer Firma dafür verwenden, um Geld für sich selbst und Ihre Aktionäre zu verdienen.“ Ist der Hersteller der Psoriasis-Medikamente Humira und Skyrizi ein Einzelfall? Wenn du das wissen willst, musst Du Dir etwas Zeit zum Lesen nehmen. Sechs Monate lang wird jeder Preis gezahlt In Deutschland zahlt die gesetzliche Krankenkasse jedes verschriebene Medikament, sofern es für die Behandlung der Krankheit zugelassen ist – unabhängig davon, wie teuer es ist. Seit 2016 ist im sogenannten AMNOG-Verfahren geregelt, dass der Preis für ein neu zugelassenes, patentiertes Arzneimittel vom Hersteller völlig frei festgesetzt werden darf. Seitdem steigen die Preise für neue Originalpräparate stetig und massiv an. Das bestätigen und kritisieren die jährlichen Berichte wie Arzneimittelreport der BARMER, Arzneiverordnungs-Report (AOK-nah) oder Innovationsreport der Techniker sowie die Bundesregierung auf entsprechende Fragen. Der Pharmakritiker Peter C. Gøtzsche bezeichnet diese Arzneimittelpreise als „Mondpreise“; "Ärzte ohne Grenzen" sprechen von einem „Missbrauch des Patentrechts“. Der von den Firmen selbst bestimmte Preis wird ein halbes Jahr lang gezahlt. In dieser Zeit wird geprüft, ob das Präparat einen Zusatznutzen gegenüber vergleichbaren Therapien hat. Ist es „nützlicher“, wird ein endgültiger Preis mit den gesetzlichen Krankenkassen ausgehandelt. Ansonsten erstattet die Kasse nur noch den Betrag, der für vergleichbare Präparate angesetzt ist. Das sind dann durchschnittlich 20 Prozent weniger als ursprünglich verlangt wurde; bei einem Viertel sogar bis zu 70 Prozent. Die Krankenkassen fordern bisher vergeblich, dass die Pharmafirmen das Geld zurückzahlen, das sie ein Jahr wegen des ungerechtfertigt hohen Preises zusätzlich eingenommen haben. Aber selbst der abgesenkte Preis ist weiterhin hoch, weil auch vergleichbare Präparate hochpreisig eingestiegen sind. So kommt der Preis eines Medikamentes zustande In der Vergangenheit war der Preis für ein Medikament davon bestimmt, wie viel Geld in Forschung und Entwicklung investiert werden musste und wie aufwendig die Produktion war. Verwaltung, Vertrieb und ein angemessener Gewinn wurden für alle Medikamente gleichermaßen kalkuliert. „Medikamente wurden damals zu einem vernünftigen Preis verkauft.“ (2) Heute dagegen spielen die tatsächlichen Kosten eines Medikaments keine Rolle mehr. Ganz offiziell erklärte zum Beispiel der Pharmakonzern Novartis: „Der Preis unserer neuen Medikamente basiert auf dem Wert, den sie für den Patienten, das Gesundheitssystem und die Gesellschaft haben. Dabei beziehen wir das Einkommensniveau, lokale Gegebenheiten und die wirtschaftliche Situation unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit mit ein“ (3) . Nur: „Wert“ oder „Nutzen“ sind sehr subjektive Größen. Je besser die Akteure im Gesundheitswesen davon überzeugt werden, dass ein neues Medikament einen hohen persönlichen Wert für die Patienten hat, desto höher kann der Preis angesetzt werden. Das erklärt, weshalb die US-Pharmafirmen bereits 2008 für Werbung mehr als doppelt so viel ausgegeben haben, als für die Erforschung neuer hilfreicher Wirkstoffe. In den Jahren danach stiegen sie weiter rasant an. Der Preis eines Arzneimittels wird in den Pharmakonzernen danach bestimmt, was der von ihnen beeinflusste Markt maximal hergibt. Selten spricht das jemand so ehrlich aus wie der ehemalige Chef einer US-Pharmafirma. „Meine Investoren verlangen von mir ein Maximum an Gewinn. Es ist ein Geschäft. Wir müssen soviel Geld wie möglich machen“ (4). Seine Firma hatte den Preis für eine Pille von 13,50 Dollar auf 750 Dollar erhöht – das sind 5000 Prozent. Öffentliche Forschung wird aufgekauft Obwohl immer wieder neue, „innovative“ Medikamente auf den Markt kommen, sind die Forschungsausgaben der Pharmakonzerne relativ gering. Viele „Unternehmen betreiben heute im Grunde keine eigene Forschung mehr. Das machen öffentlich Einrichtungen“ (5) und Uni-Ausgründungen. Deren Ergebnisse werden systematisch beobachtet. Verspricht eine Innovation hohe Gewinne, kaufen die Pharmafirmen das Patent oder gleich die ganze Firma auf. Ein Großteil der Forschungsergebnisse ist bis dahin aus Steuermitteln finanziert worden. Das, was Pharmafirmen dafür bezahlen, ist ein Bruchteil dessen, was sie später damit gewinnen können. So zeigte eine Untersuchung bei neu eingeführten Krebsmedikamenten, dass die Investition von einem Dollar in Forschung und Entwicklung zwischen 3,30 $ und 55,10 $ (durchschnittlich 14,50 $) einbringen (Return on investment). Die Gewinne vor Steuern der zehn größten Pharmakonzerne bewegen sich seit Jahren um 25 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Die Autoindustrie verdient 7 Prozent. Die großen Pharmakonzerne sind reich und mächtig. Sie haben weltweit und systematisch Netzwerke aufgebaut und finanziert, mit denen sie unter Wissenschaftlern, Ärzten, Patienten und Politikern und anderen Meinungsführern immer mehr an Einfluss gewinnen. Trotz teilweise intensiver finanzieller und beruflicher Kontakte behaupten die meisten Akteure von sich selbst, sie seien immun gegen die professionellen Strategien der Pharmaindustrie. Diese „gefühlte Unabhängigkeit“ hat aber bisher nicht dazu geführt, dass sie Medikamentenpreise als „überhöht“ oder „inakzeptabel“ kritisiert haben – obwohl gerade Ärzte wegen der hohen Preise immer wieder eingeschränkt werden, diese Medikamente zu verschreiben. So hängt es innerhalb Deutschlands zum Beispiel vom Wohnort ab, ob und wie gut jemand mit einem hochpreisigen Biologika versorgt wird. In Ländern ohne allgemeine Krankenversicherung sind für die meisten Erkrankten solche Behandlungen unerschwinglich. Weniger lukrative Krankheiten werden vernachlässigt Es sind vor allem die Krankenkassen und linke Politiker, die dazu aufrufen, sich dieser renditeorientierten Gesundheitsversorgung entgegenzustellen. Sehr bald würde sonst die gesetzliche Krankenversicherung an ihre finanziellen Grenzen stoßen. Sabine Richard, Versorgungsexpertin beim AOK-Bundesverband, fordert „eine gesamtgesellschaftliche Diskussion, wie die Solidargemeinschaft dauerhaft vor einer Überforderung geschützt werden kann.“ Die Linke im Bundestag schlägt vor: „Der Preis für Arzneimittel, deren Zusatznutzen belegt ist, sollte sich hauptsächlich an Produktions- und Entwicklungskosten orientieren“. Denn nur angemessene Arzneimittel-Preise würden sicherstellen, dass möglichst viele Patienten gut versorgt werden können. Pharmafirmen bringen vor allem Neuigkeiten gegen Krankheiten auf den Markt, mit denen sehr viel Geld zu verdienen ist. Kritiker wie "Ärzte ohne Grenzen" halten das für ein „Marktversagen“. Dadurch würden weniger lukrative Krankheiten vernachlässigt wie z.B. Tuberkulose, Malaria und reine Tropenkrankheiten. Die Corona-Pandemie hat es noch einmal besonders deutlich gemacht: Die Welt braucht Medikamente, die überall bezahlbar und erhältlich sind. Deshalb müssen für die Gesundheitsversorgung internationale und nationale Regeln durchgesetzt werden, die genau das langfristig erreichen. Tipps zum Weiterlesen Arzneimittelpreise – Wie Patente und eine falsche Arzneimittelpolitik bezahlbare Medikamente und bedarfsgerechte Arzneimittelforschung behindern, MEZIS 2016 10 Mythen der Pharmaindustrie – Von zauberhaften Gewinnen und fehlenden Medikamenten, BUKO-Pharma-Kampagne, 2016 Gewinn vor Gesundheit – Das fatale Geschäft der Pharmaindustrie, Blätter für deutsche und internationale Politik, 2018 Wie Arzneimittelpreise entstehen und wie man sie senken kann, Bundesministerium für Gesundheit Biologika und Biosimilars – Merkblatt der Deutschen Rheuma-Liga e.V. [PDF-Download] Fußnoten (1) In Deutschland lagen die Jahres-Therapiekosten für Humira bei Einführung bei knapp 26.000 €. Seit der Patentschutz ausgelaufen ist und konkurrierende Biosimilars auf dem Markt sind, sind es nur noch 21.000 €. In den USA läuft das Patent bis 2023. (2-5) Big Pharma – Die Allmacht der Konzerne, Dokumentation Arte-France 2020, Luc Hermann, Claire Lasko, Insaf Maadad Zitate sind mitgeschrieben, werden aber nicht den unterschiedlichen Interviewpartner zugeordnet. Ein öffentlich zugängliches Manuskript konnte nicht ermittelt werden. In eigener Sache: Der Autor ist seit März 2021 Leiter der Arbeitsgruppe Medizin und Gesundheit bei Transparency Deutschland.
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Paradoxe Nebenwirkungen von Psoriasis-Medikamenten
Rolf Blaga erstellte ein Artikel in Tabletten und Spritzen
Neues und Bewährtes zur Psoriasis im Jahr 2021 Deutschlands Hautärzte trafen sich virtuell zu ihrer zweijährlichen Tagung. Wir haben uns dort umgehört, was es Neues und Interessantes für Menschen mit Schuppenflechte gibt. Unter anderem ging es um Medikamente, die eine sogenannte paradoxe Psoriasis auslösen. ***** Professor Ulrich Mrowietz sprach über paradoxe Arzneimittelwirkungen: Ein Medikament löst eine Krankheit neu aus oder verschlechtert sie, obwohl es eigentlich genau gegen diese Erkrankung helfen sollte. So wurden Patienten wegen einer entzündlichen Darmerkrankung oder wegen einer Gelenkerkrankung mit einem TNF-𝛼-Blocker behandelt. Nach einigen Tagen bis zu mehreren Monaten erkrankten sie an der Haut. Das war meist ein Hautzustand, der der Schuppenflechte ähnelt. In diesem Fall spricht man von einer paradoxen Psoriasis, weil das Biologikum an sich genau gegenteilig wirkt. Das kommt bei 1,5% bis 5 % der Anti-TNF- 𝛼 Patienten vor. Sehr selten wurde das Phänomen bei IL-17 (R)-Hemmern beobachtet. Für IL-23-Blocker liegen noch keine Erfahrungen damit vor. Solltest Du als Biologika-Patient so etwas bei Dir bemerken, weise Deine Hautärztin oder Deinen Hautarzt auf die paradoxe Psoriasis hin. Die paradoxe Psoriasis äußert sich mit Plaques auf der Haut oder als Haarausfall am Kopf („psoriasisforme Alozepie“). Deutlich seltener zeigt sie sich als pustulöse Form an Händen und Füßen oder in großflächigena Pünktchen (Guttata). Professor Mrowietz wies darauf hin, dass Patienten besonders gefährdet seien, wenn sie familiär mit einer Schuppenflechte vorbelastet sind. Dann ist das Risiko 16-mal höher. Aber auch akuter psychologischer Stress oder Rauchen erhöhen die Gefahr einer „paradoxen Psoriasis“. Die paradoxe Psoriasis sieht zwar aus wie eine Schuppenflechte, ist aber keine. Sie gilt lediglich als unerwünschte Arzneimittelwirkung. Sie verschwindet, wenn das auslösende Medikament abgesetzt wird, denn sie hat andere Ursachen. Eine paradoxe Psoriasis entwickelt sich, weil Botenstoffe aktiviert werden, die eigentlich auf Viren und Tumore reagieren (Interferon-𝛼). Die „echte“ Psoriasis dagegen ist eine Autoimmunerkrankung, also eine Fehlfunktion des Immunsystems: In immunologischen Gedächtniszellen ist gespeichert, T-Zellen zu aktivieren, die dann Entzündungen auslösen. Die Interferon-alpha-getriebene paradoxe Psoriasis funktioniert ohne ein "Krankheitsgedächtnis". Wird der Wirkstoff abgesetzt, können die Hautläsionen noch bis zu sechs Monate bestehen bleiben. Einmal abgeheilt, kommen sie aber nicht wieder. Die meisten unerwünschten Arzneimittelwirkungen sind bei Zulassung bekannt. Aber im Therapiealltag werden nicht nur ausgesuchte Probanden behandelt, sondern jeder, der betroffen ist. Da treten dann bisher noch nicht bekannte, manchmal sogar völlig unerwartete Nebenwirkungen auf. Dazu gehören bei den TNF-𝛼-Blockern sehr selten Vitiligo und bei den IL-17-Hemmern ein neurodermitis-ähnliches Erythem am Hals. Ebenfalls dazu zählen vermehrte Darmentzündungen unter Etanercept und unter IL-17-Hemmern. Die waren „unerwartet“, weil man nicht damit gerechnet hat, dass ein Wirkstoff gegen eine Autoimmunerkrankung eine andere chronisch-entzündliche Krankheit provozieren könnte. Bei einer nur leichten paradoxen Psoriasis muss das Biologikum nicht abgesetzt werden. Es reicht meist, die Symptome äußerlich zu behandeln. In moderaten oder schweren Fällen wird sie mit den traditionellen Psoriasis-Wirkstoffen behandelt: äußerlich wie innerlich, von Kortison über Bestrahlung bis zu Methotrexat. Bei der pustulösen Form, beim Haarausfall oder dem Erythem am Hals werden andere Mittel eingesetzt. Auch in unserem Forum wurde schon über die paradoxe Psoriasis diskutiert: Quellen: Paradoxe Psoriasis als Nebenwirkung von Anti-TNF-Therapien, Bericht über die Pathogenese der paradoxen Psoriasis, A. Lienhard, Januar 2018 [lesen] Dermatologische Komplikationen unter Therapie mit Biologika bei entzündlichen Autoimmunerkrankungen, W. Sondermann et.al., Oktober 2019 [lesen] S3-Leitlinie: Therapie der Psoriasis vulgaris, S. 74, 19.02.2021 [lesen]-
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Einmal jährlich treffen sich unterschiedliche Psoriasis-Akteure, um Bilanz zu ziehen. Es geht darum, wie die Patienten in weitestem Sinne versorgt werden. Dabei erfährt man vor allem neue Zahlen und Zusammenhänge. Im Februar 2021 fand die „12. Nationale Konferenz zur Versorgung der Psoriasis“ statt. Die Teilnehmer erfuhren unter anderem: Menschen im Norden Deutschlands sind stärker von Schuppenflechte betroffen als im Süden. Wer nicht nur an der Haut, sondern gleichzeitig an den Gelenken betroffen ist, hat ein höheres Risiko, typische Begleiterkrankungen zu entwickeln. Für die innerliche Therapie gegen Schuppenflechte werden nach wie vor Medikamente mit Kortison am häufigsten verschrieben – obwohl Dermatologen ausdrücklich davor abraten. Nord-Süd-Gefälle bei Schuppenflechte Professor Mathias Augustin stellte eine Auswertung von 13,1 Mio. Versichertendaten (Stand 2019) der Techniker Krankenkasse vor. Die Aussagen werden als repräsentativ für die Gesamtbevölkerung angenommen. Danach waren 2,5 Prozent der Versicherten an Psoriasis erkrankt; eine Zahl, die sich über die Jahre bestätigt hat. Neu war, dass regionale Unterschiede festzustellen sind: Die meisten Erwachsenen mit Schuppenflechte gab es im Nordosten, die wenigsten im Süden. Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt ≥ 2,83 % Bremen, Thüringen, Westfalen-Lippe 2,63 % - < 2,83 % Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen 2,49 % - > 2,63 % Hessen, Nordrhein 2,19 % - > 2,49 % Berlin, Hamburg, Rheinland-Pfalz 2,05 % - > 2,19 % Baden-Württemberg, Bayern, Saarland < 2,05 % Deutschland insgesamt 2,5 % Versichertenanteil mit Diagnose Psoriasis, Techniker-Daten 2019 Hagenström K, Petersen J, Augustin M. GKV-Analyse 2021, 12.NVK Psoriasis (Folie) Gelenkbeteiligung erhöht Risiko für Begleiterkrankungen Die Patientendaten zeigten außerdem, dass Betroffene öfters eine der typischen Begleiterkrankungen haben, wenn sie gleichzeitig an Psoriasis arthritis erkrankt sind. Alle diese zusätzlichen Krankheiten traten häufiger auf, wenn neben der Haut auch die Gelenke betroffen sind. Besonders achten muss diese Gruppe auf Augenhaut-Entzündung (Uveitis) Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) Metabolisches Syndrom: Herz- / Kreislauf- und Gefäß- Erkrankungen, Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen zusammen mit Fettleibigkeit (Adipositas) Schlaf-Apnoe Nicht-alkoholische Fettleber (Steatohepatitis) chronisch-entzündliche Darmerkrankungen Anzahl schwer Betroffener stabil Die Aussagen, wie viel Prozent der Menschen mit Schuppenflechte lediglich leicht und wie viel mittelschwer oder sogar sehr schwer betroffen sind, wichen bisher stets stark voneinander ab. Die Angaben für Schwerbetroffene schwankten zwischen 20 und 50 Prozent. Die Auswertung der Patientendaten zeigen nun, dass stabil von 2017 bis 2019 bei Männern und Frauen 20 Prozent schwer an Schuppenflechte erkrankt sind. Dabei wird nur zwischen „leichter“ und „schwerer“ Schuppenflechte unterschieden. Da die Versichertendaten keine PASI-Werte enthalten, kann das nur anhand der verschriebenen Medikamente bestimmt werden. Betroffene gelten danach als „schwer“ an Psoriasis erkrankt, wenn sie ein innerliches Medikament verschrieben bekommen haben. Innerliche Medikamente Verschreibungen: Kortison und MTX am häufigsten Die Liste der innerlichen Präparate, die den TK-Versicherten mit Psoriasis 2019 verschrieben wurden, führen die Kortikosteroide an – also Medikamente mit Kortison. Grundlage der Zahlen ist eine angenommene mittlere Tagesdosis für Erwachsene (DDD). Diese rein theoretische Größe wird ermittelt, um Arzneimittel miteinander vergleichen zu können. https://datawrapper.dwcdn.net/hy7Rv/1/ Zahlreiche Initiativen der Dermatologen scheinen wenig gewirkt zu haben: Allgemeinmediziner (Hausärzte) wurden darüber aufgeklärt, dass eine Haut-Psoriasis nicht mit innerlichem Kortison behandelt wird. Trotzdem stammen 40 Prozent der Verschreibungen von diesen Ärzten. Offen bleibt, welche Rolle die Patienten dabei spielen: Gehen sie eher zu Hausärzten, weil es schwer ist, Termine bei Dermatologen zu bekommen? Drängen sie darauf, diese schnell wirkenden Mittel verschrieben zu bekommen? Oder sind es tatsächlich die Ärzte, die das aktuelle medizinische Wissen missachten – Juristen könnten das als „Behandlungsfehler“ werten. Nicht nur im gesundheitlichen Interesse der Patienten muss diese Verschreibungspraxis öffentlich kritisiert werden. Secukinumab ist Umsatz-und Behandlungssieger bei den Biologika Traditionell stehen auf dieser Konferenz die Biologika im Mittelpunkt. So auch bei der Analyse, welche für wie viel Patienten verschrieben wurden. Während 2015 der Umsatz für alle Psoriasis-Medikamente in Deutschland noch 10 Millionen Euro betrug, waren das 2020 schon 40 Millionen Euro. Bei den Haut-Biologika konnten die Präparate mit dem höchsten Umsatz in gleicher Reihenfolge auch die meisten Patientenzahlen aufweisen. Das stimmt nur nicht für dem TNF-α-Blocker Eternacept (Enbrel und Biosimilars). https://datawrapper.dwcdn.net/H2zxz/3/ Biologika-Verschreibungen wohnortabhängig Die Chance für Patienten, ein Biologikum bzw. Biosimilar verschrieben zu bekommen, hängt vor allem vom Wohnort ab. Die Möglichkeit, für Hautärzte, diese Wirkstoffe verschreiben zu können, hängt hauptsächlich davon ab, welcher regionalen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) sie angehören. Die folgende gerundete Aufstellung zeigt, dass die Dermatologen in jedem KV-Bezirk pro Jahr unterschiedlich viel Biologika verschreiben, bezogen auf die Einwohnerzahl, Stand November 2020: KV-Bezirk Biologika pro Kopf Mecklenburg-Vorpommern 16,00 € Bremen 14,00 € Hamburg 11,00 € Brandenburg 10,00 € Thüringen 9,00 € Sachsen-Anhalt 8,50 € Sachsen 8,00 € Nord-Rhein 7,50 € Berlin 7,00 € Niedersachsen 7,25 € Westfalen-Lippe 6,10 € Saarland 6,00 € Deutschland durchschnittl. 6,00 € Schleswig-Holstein 5,95 € Rheinland-Pfalz 5,00 € Bayern 4,25 € Hessen 3,85 € Baden-Württemberg 1,90 € Nach: CVderm Hamburg und IQVIA Pharmascope DocSplit MAT Nov 2020 (12/2019-11/2020), 12.NVK Psoriasis (Folie) Diese Unterschiede sind vor allem damit zu erklären, dass die Verschreibungs-Regeln in jedem KV-Bezirk unterschiedlich sind. Es gibt keine bundesweiten Richtgrößen. Jede KV bestimmt selbst, wie die Ausgaben für diese sehr teuren „Patent-Arzneimittel“ in ihrer Region eingegrenzt werden könnten. Den schlechtesten Ruf dabei haben die Funktionäre der KV Baden-Württemberg. Mit rigiden Vorschriften, fachlicher Bevormundung und Verordnungsvergleichen setzen sie die Dermatologen erheblich unter Druck. Nirgendwo haben es Patienten seit Jahren so schwer, mit dieser Wirkstoffgruppe behandelt zu werden, wie im „Muster-Ländle“. Sicherheit durchs Psoriasis-Register PsoBest Seitdem innerliche Medikamente auch bei Schuppenflechte verstärkt eingesetzt werden, wird bei Patienten beobachtet, wie diese Therapien langfristig verlaufen. Vor allem sollen Nebenwirkungen entdeckt werden, die erst nach längerer Zeit auftreten. Siehe auch: Psoriasis-Register – Sicherheit im Griff. Aktuell sind dort über 15.000 Psoriasis-Patienten registriert. Bei den Biologika sind am häufigsten Patienten dabei, die mit Adalimumab (Humira bzw. Biosimilars) oder Cosentyx behandelt werden. Bei den anderen innerlichen Präparaten sind es Methotrexat, Fumaderm oder Siklarence. Patienten, die sich daran beteiligen, helfen nicht nur mit, frühzeitig Risiken zu erkennen. Sie liefern auch Daten, um alle diejenigen mit Fakten zu überzeugen, die gegenüber innerlichen Psoriasis-Medikamenten unsicher oder sogar misstrauisch sind. Warum die Dosis nicht verändert werden darf Inzwischen gibt es viele Patienten, die mit einem Psoriasis-Wirkstoff erfolgreich behandelt werden und deren Zustand stabil ist. Das Medikament kann zwar nicht völlig abgesetzt werden. Aber es würde sich anbieten, die Dosis zu verringern oder die Zeitabstände zu verlängern. Damit würden sie langfristig mit weniger Wirkstoff belastet und es könnte viel Geld eingespart werden. Trotzdem rät der Medizinrechtler Michael Wüstefeld davon ab. Die Ärzte würden damit von den Zulassungsbedingungen für das Medikament abweichen („off-label-use“.) Das ist zwar nicht verboten, sie würden aber in diesem Fall die volle Haftung für mögliche Folgen tragen. Selbst, wenn sie sich das von den Patienten unterschreiben lassen oder deren Krankenkasse das genehmigt. Ärzte, die auf der sicheren Seite bleiben wollten, sollten besser nur "on-label“ verordnen. Die paradoxe Situation, dass Ärzte kostengünstiger verordnen könnten, es aber juristisch eher sein lassen sollten, kann nur über eine Änderung des Gesetzes gelöst werden. Diskriminierungen wegen Hauterkrankung vorbeugen Von 2018 bis 2020 hat sich eine Expertengruppe aus Dermatologen, Wissenschaftlern und Patientenvertretern im Projekt ECHT zusammengefunden. Sie haben Vorstellungen erarbeitet, wie Vorurteilen und Ablehnung von Hautkranken entgegengetreten werden könnte. Die Idee ist, Berufsgruppen anzusprechen, die mit Hauterkrankten zu tun haben. Sie sollen geschult werden, damit Abwertungen und Ausgrenzungen erst gar nicht entstehen. Dazu wurde je ein Seminar mit Medizinstudenten und eines mit Erzieherschülern durchgeführt. In Seminaren wurde über die Erkrankung informiert, Patienten berichteten über ihre Erfahrungen und fantasievoll erlebten die Teilnehmer eigene Stigmatisierung. Es hat sich gezeigt, dass in beiden Gruppen auch nach einigen Monaten ursprüngliche Einstellungen korrigiert blieben. Der Idealfall wäre, dass Ent-Stigmatisierungs-Seminare in die Ausbildung der entsprechenden Berufe aufgenommen werden könnten, z.B. auch für Lehrer, Trainer, Friseure, Verkäufer. Das Nachfolgeprojekt „In meiner Haut“ soll das Problem der Stigmatisierung von Hauterkrankten ins öffentliche Bewusstsein bringen. Siehe dazu auch: Ablehnung wegen Schuppenflechte ist immer noch weit verbreitet Und die Zukunft? Die Konferenz hatte sich Ziele für die Versorgung deutscher Psoriasis-Patienten für den Zeitraum von 2016 bis 2020 gesetzt: Die Lebensqualität für Betroffenen mit Schuppenflechte sollte erhöht werden. Frühzeitig erkannt und behandelt werden sollten - Psoriasis-Arthritis, - Begleiterkrankungen und - Psoriasis bei Kindern. Prof. Augustin berichtete, dass diese Ziele zum großen Teil erreicht worden seien. Regelmäßige Befragungen zeigen, dass der Wert der Lebensqualität der Betroffene in diesem Zeitraum von knapp 10 auf 5,5 gesunken sei. 10 Punkte auf dem Fragebogen bedeuten, dass die Lebensqualität durch die Schuppenflechte „mäßig“ beeinträchtigt wird. Ab 5 Punkte ist der negative Einfluss durch die Psoriasis nur noch „klein“. Heute sei es selbstverständlich, dass Hautärzte auf Symptome der Gelenk-Psoriasis achten und sie mitbehandeln würden. Die Dermatologie verstehe Schuppenflechte inzwischen als umfassende Auto-Immunerkrankung und schaue nicht nur auf die Haut. Trotzdem sei es für die Hautärzte sehr aufwendig, weitere Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) zu erkennen. In den vergangenen Jahren sind nicht nur mehr Medikamente für Kinder zugelassen worden, sondern es konnten auch wichtige Erkenntnisse zur „juvenilen Psoriasis“ erlangt werden. Vor allem, dass Kinder möglichst früh effektiv behandelt werden müssen, um zu vermeiden, dass sich ein Entzündungs-Gedächtnis entwickelt und später schwere Begleiterkrankungen auftreten. Die neuen Ziele für die kommenden Jahre müssen noch festgelegt werden. Auf der Konferenz wurde vor allem gefordert, die Patientenversorgung für die Hautärzte zu vereinfachen. Die Behandlungen sollten möglichst ohne bürokratische Einschränkungen oder Regressdrohungen möglich sein – orientiert nur an den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen (Leitlinien). Ziel solle es außerdem sein, möglichst viel Allgemeinmediziner von einer leitliniengerechten Behandlung zu überzeugen. Die Ärzte wünschen sich einfache Verfahren, um „Risikopatienten“ frühzeitig zu erkennen. Darüber hinaus sei es wichtig, sich zukünftig mehr um die 40 bis 50 Prozent der Patienten zu kümmern, die schlecht versorgt sind und darunter leiden. Die würden nicht zum Arzt gehen oder nicht zum Hautarzt. Selbstkritisch wurde erwähnt, dass manche Patienten es erst gar nicht mehr versuchen, einen zeitnahen Termin beim Facharzt zu bekommen. Über die Nationale Versorgungskonferenz Psoriasis Das Treffen wird organisiert von den Ärzteverbänden BVDD, DDG, PsoNet, von PsoBest und CVderm sowie der Patientenorganisation DPB. Teilnehmer sind Hautärzte, Fachleute aus der Pharmaindustrie und Patientenvertreter. Dieses Jahr fand die Konferenz erstmals nicht in Hamburg, sondern als Videokonferenz statt.
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Briakinumab ist oder war ein humaner monoklonaler Antikörper. Er sollte in einem Medikament zur Behandlung der Schuppenflechte eingesetzt werden. Anfangs hatte die Substanz noch die Abkürzung ABT-874. Sie sollte als Injektion verabreicht werden. Phase-III-Studien waren bereits vorüber. In früheren Versuchen wurde eine Verbesserung des PASI um 75 bis 93 Prozent beobachtet. Das Medikament sollte Ozespa heißen. Es sollte eines der nächsten Biologics zur Behandlung der Schuppenflechte werden – dann hat die Herstellerfirma im Februar 2011 ihren Antrag auf Zulassung des Medikamentes mit dem Wirkstoff Briakinumab zurückgezogen. Grund waren nach Firmenangaben Rückmeldungen der Regulierungsbehörden. Demnach bedurfte es weiterer Analysen und Studien. Dann wollte die Firma über die nächsten Schritte nachdenken – auch über einen erneuten Antrag zu einem späteren Zeitpunkt. Noch im Dezember 2011 hatte ein Branchenreport vorausgesagt, dass Janssen-Cilag und Abbott im Jahr 2012 mit Stelara und Briakinumab fast ein Viertel des Biologics-Marktes bei schwerer Psoriasis "bedienen" würden. Briakinumab wirkt wie das bereits zugelassene Medikament Stelara gegen die Interleukine 12 und 23. Im Oktober 2010 wurde über Ergebnisse einer Studie berichtet: Dabei hatten 317 Patienten mit einer mittelschweren bis schweren Schuppenflechte über 52 Wochen lang das Medikament mit dem Wirkstoff Briakinumab oder den "Klassiker" MTX eingenommen. Das neue Medikament wirkte deutlich besser. Nach 24 Wochen hatten 82 Prozent der Patienten mit Briakinumab eine 75-prozentige Verbesserung ihrer Hauterscheinungen beobachtet. In der Gruppe mit MTX erreichten 40 Prozent der Patienten diesen Wert. 28 weitere Wochen später meldeten 66 Prozent der Briakinumab-Patienten eine 75-prozentige Verbesserung - was ihnen "nur" 24 Prozent der MTX-Patienten gleichtun konnten. Eine komplette Erscheinungsfreiheit wurde bei 45,5 Prozent der Briakinumab-Patienten beobachtet. Diesen Erfolg hatten in der MTX-Gruppe nur 9,2 Prozent der Teilnehmer. Die Nebenwirkungen in vier Studien zu Briakinumab entsprachen denen anderer Biologics: Infektionen der oberen Atemwege Nasopharyngitis (verstopfte Nase) Kopfschmerzen Arthralgie (Gelenkschmerzen) Bluthochdruck und Rückenschmerzen. Infektionen und Malignome traten häufiger auf als im Vergleich mit einem Placebo, nicht aber öfter als bei Enbrel oder MTX. In einer der vier Studien wurden Herz-Kreislauf-Probleme - Herzinfarkt, Schlaganfall und kardiovaskulärer Tod - gemeldet. Bei weiteren Untersuchungen wurden bei allen Betroffenen Risikofaktoren gefunden, die schon vor der Behandlung bestanden hatten. Die europäische Zulassungskommission EMA weist darauf hin, dass die Rücknahme des Zulassungsantrags keine Auswirkungen auf laufende Studien hat. Wer das Medikament testete, sollte seinen Wirkstoff weiterhin bekommen. Im Jahr 2009 hatten die deutschen Krankenkassen übrigens für das Abbott-Medikament Humira mehr als 40 Millionen Euro ausgegeben - so viel wie für kein anderes Medikament. Das entspricht – grob gerechnet – 77.000 Sechser-Packungen des Pens. Ergebnisse aus einer Studie in Phase II In einer Studie in Phase II waren die Schuppenflechte bei den meisten Patienten nach zwölf Wochen um mindestens 75 Prozent besser geworden. In der 12. Woche erreichten neun von zehn Patienten mit mäßiger bis schwerer Psoriasis eine Verbesserung der Symptome von 75 Prozent in vier der fünf Dosierungsgruppen. Dem gegenüber erzielten nur drei Prozent der Patienten, die das Placebo erhielten, den gleichen Wert. Mehr als die Hälfte der Patienten erzielte bei vier von fünf Dosis-Gaben eine Besserung von 90 Prozent – gegenüber 0 Prozent in der Placebogruppe. 180 Patienten mit mäßiger bis schwerer Psoriasis wurden in eine 12-wöchige, doppelblinde, placebokontrollierte Studie aufgenommen. Die Patienten wurden gleichmäßig sechs Behandlungsgruppen randomisiert (deutsch: zufällig) zugeteilt. Das erste Etappenziel war eine Verbesserung der Schuppenflechte um 75 Prozent, gemessen als PASI. Die Ergebnisse in der 12. Woche zeigten, dass ABT-874 deutlich wirksamer war als Placebo. Mindestens 90 Prozent der Patienten erreichten einen PASI 75 in allen ABT-874-Behandlungsgruppen - außer der Gruppe mit der Einzeldosis. Die Ergebnisse tabellarisch: Medikamentengabe 75prozentige Verbesserung bei... 90prozentige Verbesserung bei... eine einzelne, subkutane 200 mg Injektion 63 Prozent 17 Prozent 100 mg jede zweite Woche über zwölf Wochen 93 Prozent 53 Prozent 200 mg wöchentlich über vier Wochen 90 Prozent 63 Prozent 200 mg jede zweite Woche über zwölf Wochen 93 Prozent 77 Prozent 200 mg wöchentlich über zwölf Wochen 90 Prozent 53 Prozent Placebo 3 Prozent 0 Prozent Als häufigste "unerwünschte Ereignisse" wurden beobachtet: Reaktionen an der Injektionsstelle Nasopharyngitis (Entzündung von Nase und Rachen) Infektionen der oberen Luftwege und Kopfschmerzen Tipps zum Weiterlesen In unserem Forum berichteten Teilnehmer von ihrer Teilnahme an Studien mit Briakinumab - unter anderem hier: https://www.psoriasis-netz.de/community/topic/11724-abt-874-briakinumab/ Quellen: Abbott withdraws applications for psoriasis drug Abbott Reports Psoriasis Phase III Results of its Investigational IL-12/23 Inhibitor Briakinumab (ABT-874) - Press release Abbott Laboratories Limited withdraws its marketing authorisation application for Ozespa (briakinumab)
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Wer in nächster Zeit ein Biologikum verschrieben bekommen will, darf sich nicht wundern, wenn die Ärztin oder der Arzt dafür längere Zeit benötigt: Mehrere aktuelle Regelungen machen es mitunter nötig, sich erst einmal in diversen Hinweisschreiben oder auf dem Computer zu informieren. Am Ende kann auf dem Rezept ein völlig anderes Präparat stehen, als man es bisher bekommen hat. Lassen Sie sich genau erklären, ob es Unterschiede zum bisherigen gibt. Vor allem bestehen Sie darauf genau erklärt zu bekommen, wie bei diesem Präparat der Pen oder die Spritze angewendet wird. Wer erstmals auf ein Biologikum hofft, muss im schlimmsten Fall damit rechnen, einen weniger teuren Wirkstoff verschrieben zu bekommen. Als Patient sollte man sich das erklären lassen. Es macht Sinn, sich vorher darüber zu informieren, welche Biologika im individuellen Fall in Frage kämen. „Die goldenen Zeiten, in denen Dermatologen fast grenzenlos teure Biologika verschreiben konnten, sind jetzt endgültig vorbei“, sagte Dr. Thomas Stavermann, der Berliner Vertreter des Bundesverbandes der Deutschen Dermatologen, im Juni 2020 bei einem Webinar. Aus Patientensicht gab es diese Zeiten nie für alle. Bis 2018 war es den Ärzten zwar möglich, relativ frei verschreiben zu können (§ 106, Abs. 5e SGB V). Sie mussten nicht befürchten, Medikamente nachträglich aus eigener Tasche zu bezahlen, wenn sie das Budget überschritten hatten („Regress“). Trotzdem verschrieb nur jeder dritte Dermatologe in Deutschland Biologika. In manchen Bundesländern waren es mehr, in vielen weniger. Einige Kassenärztliche Vereinigungen (KV) haben Ärzte erheblich unter Druck gesetzt, keine Biologika zu verordnen, zum Beispiel die KV Baden-Württemberg. Seit 2007 versuchen die Krankenkassen ihre Ausgaben mit Hilfe von „Arzneimittel-Rabattverträgen“ zu senken: Gibt es für einen Wirkstoff mehrere Präparate, erhalten Patienten grundsätzlich nur das, für das ihre Krankenkasse einen Rabatt ausgehandelt hat. 2013 kam das erste Biosimilar für Psoriasis und Psoriasis Arthritis auf den Markt. Inzwischen gibt es für mehrere TNF-Alpha-Hemmer diese Nachahmerprodukte. Sie sind 20 bis 30% billiger als die Originalpräparate. Es ist gesichert, dass sie genauso gut wirken wie die Originale. Trotzdem wurden sie bisher eher zögerlich verschrieben. Seit 2019 gibt es einen „Psoriasis-Versorgungsvertrag“. Ärzte erhalten Prämien und einen Abschlag auf die der KV gemeldeten Verschreibungen. Die beteiligten Krankenkassen sparen Geld, weil überwiegend Rabatt-Präparate verschrieben werden müssen. Patienten konnten dadurch hoffen, leichter mit einem Biologikum behandelt zu werden. An diesem Versorgungsmodell können sich aber nur bestimmte Hautärzte beteiligen und nur mit Patienten, die Mitglied einer der beteiligten Krankenkassen sind. Ab 2020 gelten in Berlin neue Verordnungsrichtlinien für Kassenpatienten. Früher oder später werden andere Kassenärztliche Vereinigungen ähnliche Regelungen übernehmen: Ärzte dürfen insgesamt nicht zu viel verschreiben. Der Wert aller verordneten Arzneimittel darf den Durchschnittswert ihrer Fachgruppe nicht überschreiten. Solange die Mehrheit der Dermatologen keine hochpreisigen Medikamente verschreibt, drückt sie damit diesen Durchschnittswert. Kompliziert wird es, weil den Ärzten Anreize gesetzt werden, bestimmte (preisgünstige) Medikamente zu verschreiben. Nicht in die „Obergrenze“ eingerechnet werden Biologika, die bundesweit als „Praxisbesonderheit“ anerkannt werden. Bei Psoriasis sind das Cosentyx (Secukinumab), Kyntheum (Brodalumab) Taltz (Ixekizumab) und Tremfya (Guselkumab). Unberücksichtigt bleiben alle Verordnungen für TNF-alpha-Blocker, wenn die „Zielquote“ erreicht wird, mindestens 32 Prozent Biosimilars zu verschreiben. Das gleiche gilt, wenn es der Arzt es schafft, von allen innerlichen Psoriasis-Medikamenten mindestens 36 Prozent auf Fumarsäure, Methotrexat, Ciclosporin oder Acitretin zu verteilen. Im August 2020 empfahl der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) die Arzneimittel-Richtlinie zu ändern. Ärzte sollen zukünftig billigere Nachahmerprodukte (Biosimilars) anstelle hochpreisiger Biologika verschreiben. Davon darf abgewichen werden, wenn genau dieses Präparat für einen Patienten nicht geeignet ist. Zum Beispiel wegen individueller Unverträglichkeiten, Nebenwirkungen oder „instabiler Therapiesituation“. Eine Ausnahme gibt es: Der Arzt muss nicht nach einem preisgünstigen Biosimilar suchen, wenn die Krankenversicherung des Betroffenen für das Originalpräparat (als "Referenz-Arzneimittel") einen Rabattvertrag abgeschlossen hat. Im Gegensatz zu regionalen KV-Richtlinien gelten Arzneimittel-Richtlinien überregional in ganz Deutschland. Die Patientenvertreterin im Gemeinsamen Bundesausschuss, Dr. Cornelia Sander, befürchtet, dass Patienten allein aus Kostengründen mehrfach das Präparat wechseln müssen. Sie verweist darauf, dass es dazu „kritische Einschätzungen der Expertinnen und Experten der wissenschaftlichen Fachgesellschaften" gäbe. Wechseln wäre nur dann akzeptabel wenn einmalig von einem „Original-Biologikum“ auf ein Biosimilar umgestellt werde. Das sei in Studien untersucht und für unbedenklich erklärt worden. Man wisse aber nicht, welche Wirkungen und Nebenwirkungen auftreten können, wenn von einem Biosimilar zum anderen gewechselt werde. Denn die Präparate seien dem Original nur „ähnlich“. Dr. Sander sieht darüber hinaus weitere Gefahren: Patienten könnten denken, das neue Medikament wirke nicht so gut, z.B. weil es billiger ist. Der Nocebo-Effekt könnte dann genau dazu führen, dass das Präparat schlechter anschlägt. Patienten könnten nachlässiger oder unsicherer werden, wenn sie sich "mehrfach" auf unterschiedliche Modelle der Spritzen und Pens einstellen müssen. Wenn Patienten sich mit dem Medikament nicht richtig behandeln, könnte es zu „Wirksamkeitsverlusten oder sogar Schäden“ kommen. Sie fordert, die Patienten beim Wechsel genau aufzuklären und zu schulen. Unsere Meinung Grundsätzlich ist es richtig, bei derart teuren Medikamenten wie den Biologika Ärzte zu verantwortungsvollem Verschreiben anzuhalten. Jede Wirkstoffgruppe ist im Großen und Ganzen vertreten, wenn auch nicht jedes Präparat. Die Pharmafirmen sollen dazu gebracht werden, mit den Krankenkassen Rabattverträge abzuschließen. Vor allem neue Präparate werden dabei erst einmal das Nachsehen haben – selbst wenn sie effektiver sind und weniger Nebenwirkungen haben. Für Patienten ist zu hoffen, dass eine Zielquoten-Regelung für ihre Therapie nicht nachteilig ist. So sollen z.B. in Berlin mindestens 36 % der Psoriasis-Verschreibungen Klassiker-Medikamente sein, die schon seit Jahrzehnten eingesetzt werden. Es gibt Patienten, bei denen diese gut anschlagen. Aber erst die neuen Wirkstoffe schaffen es, dass bei deutlich mehr Betroffenen die Schuppenflechte nahezu oder völlig verschwindet. Was verschreibt der Arzt, wenn die Zielquote noch nicht erreicht ist, aber aus medizinischen Gründen teurere Wirkstoffe nötig wären? Da gilt es, als Patient genau nachzufragen. Auf Dermatologen-Kongressen wird zurzeit genau aufgelistet, welches der fast 20 Biologika in welchen Fällen besonders geeignet ist. In der Praxis muss auf ganz andere Dinge geachtet werden: Preise, Rabattverträge, bundesweite Praxisbesonderheiten, Mindestanteil bestimmter Arzneimittelgruppen, Einhaltung von Verschreibungsgrenzen usw. Das komplizierte Verfahren könnte in manchen Fällen dazu führen, dass Patienten nicht mit dem für sie persönlich geeignetsten Medikament behandelt werden. Im Zweifel sollten Sie als Patient nachfragen. Die Einwände Patientenvertreterin im Gemeinsamen Bundesausschuss können wir so nicht teilen. Der Hinweis, die Biosimilars seien den Biologika nur ähnlich, unterstellt, dass die Original-Biologika immer gleich seien. Sind sie aber nicht: Nach unserer Information unterscheiden sich die Chargen aller Präparate, die bio-technisch hergestellt werden. Weil mit lebenden Zellen gearbeitet wird, gibt es immer minimale Abweichungen – bei den Original-Biologika wie bei den Biosimilars. Dr. Sander befürchtet, die Patienten wären überfordert, sich "immer wieder" auf andere Spritzen und Pens einzustellen. Das kann, muss aber nicht sein. Vermutlich ist das individuelle verschieden. Nach unserer Erfahrung gibt es Unterschiede, meist in den Sicherungseinstellungen, machmal in der Form. Aber das mechanische Prinzip ist bei allen das gleiche. Wie oft dann tatsächlich das Präparat gewechselt wird und ob die Patienten wirklich mit der Handhabung ernste Probleme haben, wird die Praxis zeigen. Als Patient sollten Sie den Arzt oder die Mitarbeiter solange fragen, bis Sie mit der Spritze oder dem Pen umgehen können. Alle diesen Sparmaßnahmen zielen auf "hochpreisige" Medikamente. Damit wird das dahinter stehende Grundproblem letztendlich auf Ärzte und Patienten abgewälzt: In Deutschland dürfen die Pharmafirmen für neue Medikamente umstritten hohe Preise verlangen. Experten haben nachgewiesen, dass diese Preise unberechtigt hoch angesetzt sind. Seit Jahren zählen die Gewinne der weltweit agierenden Pharmakonzerne zu den höchsten. Finanziert werden sie aus den Mitgliedsbeiträgen der Krankenkassen.
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Psoriasis-Medikamente könnten vor schweren Folgen der Corona-Infektion schützen
Claudia Liebram erstellte ein Artikel in Medikamente
Ein Satz inmitten einer Pressemitteilung barg für Menschen mit Schuppenflechte eine vorsichtige Hoffnung: Sind Patienten vor einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus besonders geschützt, wenn sie entzündungshemmende Medikamente nehmen? Oder erkranken sie nur weniger heftig daran, wenn sie sich infiziert haben? Forscher aus Erlangen haben in den letzten drei Wochen etwa 1000 Patienten untersucht. Dabei fiel ihnen auf, dass "Patienten mit Erkrankungen wie Rheuma, Darmentzündung oder Schuppenflechte durch ihre entzündungshemmenden Medikamente offensichtlich keine oder nur sehr selten Anzeichen einer Infektion mit SARS-CoV-2 zeigen". „Covid-19 löst eine überschießende Immunreaktion aus, die zu einer Entzündung der Lungenbläschen führt, was wiederum den Gasaustausch in der Lunge empfindlich stört“, erklärt Professor Georg Schett vom Deutschen Zentrum Immuntherapie des Universitätsklinikums Erlangen. Auslöser dieser Entzündung sind Botenstoffe, die von den Lungen- und Immunzellen produziert werden – sogenannte Zytokine. Mehrere dieser Botenstoffe spielen auch bei Erkrankungen wie Rheuma, Darmentzündung sowie Schuppenflechte eine wesentliche Rolle", so Schett. Letztere werden mit speziellen Medikamenten behandelt – mit Zytokin-Hemmern. Und die können COVID-19-Infektionen hemmen, bevor sich die Viren im Körper ausbreiten können. Welche Medikamente damit gemeint sind, lieferte Professor Schett gegenüber dem Psoriasis-Netz per Mail nach: "Biologika mit Hemmung von TNF-alpha, IL-17 oder IL-23". Das wären dann Cimzia, Cosentyx, Enbrel, Humira, Ilumetri, Kyntheum, Simponi, Skyrizi, Stelara, Remicade, Taltz und Tremfya. Professor Schett hatte gemeinsam mit seinen Kollegen Professor Michael Sticherling von der Uni-Hautklinik und Professor Markus Neurath von der Klinik für Innere Medizin innerhalb von drei Wochen besagte 1000 Probanden auf Antikörper gegen COVID-19 untersucht. Unter den Testpersonen waren Patienten mit Immunerkrankungen, die Zytokin-Hemmer einnehmen, sowie Kontrollpersonen aus dem medizinischen Bereich. Das Ergebnis: Vier Prozent der medizinisch tätigen und zwei Prozent der nicht medizinisch tätigen Kontrollpersonen hatten Antikörper gegen das Coronavirus entwickelt. Doch von den Patienten mit Rheuma, Darmentzündung oder Schuppenflechte hatte nicht einer diese Antikörper im Blut. „Es scheint, dass die Zytokin-Hemmer die Infektion mit SARS-COV-2-Viren von Anfang an einschränken, so dass keine Antikörper gebildet werden“, so Professor Schett. Für ihn ist klar: Personen mit Rheuma, Darmentzündung oder Schuppenflechte sind nicht als Risikogruppe für Covid-19 zu betrachten, sondern dürften aufgrund ihrer Therapie vor der Krankheit geschützt sein. Das sieht auch Professor Kristian Reich so: Er erklärte gegenüber dem Psoriasis-Netz: "Wer mit einem der typischen Psoriasis-Biologika behandelt wird, insbesondere Inhibitoren von IL-17 oder IL-23, und ansonsten keine anderen Risikofaktoren aufweist, gehört nicht zu einer besonderen Risikogruppe." Vor "Überinterpretation" wird gewarnt Professor Sticherling warnt in einem Beitrag vom Deutschen Psoriasis-Bund e.V. vor einer Überinterpretation der Erkenntnisse, "wenn daraus gefolgert wird, dass Menschen unter zytokin-hemmenden Medikamenten sicher geschützt seien und die Hygienemaßnahmen vernachlässigen könnten oder gar die untersuchten Medikamente vorbeugend genommen werden sollten." Ein Argument für diese Relativierung liefert er gleich mit: Die an der Studie beteiligten Patienten könnten auch wegen des allgemeinen Rats zur Vorsicht besonders sorgsam gewesen und deshalb seltener infiziert worden sein. In einigen Monaten werden Registerdaten zeigen, was an der Beobachtung der Erlanger Wissenschaftler dran ist. Professor Schett und Kollegen publizierten vor einigen Tagen im Fachblatt "Nature Reviews Immunology" bereits einen Kommentar mit vielen Einzelheiten zur Wirkung verschiedener Wirkstoffe. Die vielleicht gute Nachricht für Psoriasis-Patienten ging allerdings ohnehin angesichts der anderen Themen der Pressekonferenz und -mitteilung etwas unter: In Erlangen wird an einem passiven Impfstoff gegen das Coronavirus gearbeitet, und der könnte ab Ende des Jahres in klinischen Studien getestet werden. Außerdem soll ein Medikament aus dem Blutplasma ehemaliger COVID-19-Patienten dort beweisen, wie wirksam es ist. Professor Georg Schett und seine Kollegen untersuchen, ob Menschen mit Schuppenflechte, Psoriasis arthritis und anderen Erkrankungen vor Covid-19 geschützt sind Expertenrat für Psoriasis-Patienten, die Medikamente nehmen Ansonsten gilt für alle, die wegen Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis ein innerliches Medikament nehmen, die Empfehlung der Hautärzte-Experten vom BVDD und DDG: Wer IL-17-, IL-23- und IL-12/23- Blocker, Fumarsäureester, Apremilast oder Methotrexat so nimmt, wie es in der Packungsbeilage steht, hat kein erhöhtes Risiko für oder bei Infektionen. In Markennamen ausgedrückt: Das gilt für Cosentyx, Fumaderm, Ilumetri, Kyntheum, MTX, Otezla, Skilarence, Skyrizi, Stelara, Taltz und Tremfya. Bei TNF-Blockern könnte das Risiko geringfügig erhöht sein. TNF-alpha-Blocker sind Cimzia, Enbrel (und seine Biosimilars Benepali und Erelzi), Humira (und seine Biosimilars Amgevita, Cyltezo, Imraldi und Solymbic), Remicade (und seine Biosimilars Flixabi, Inflectra und Remsima) sowie Simponi. Bei Ciclosporin ist die Datenlage nicht einheitlich. Bei früheren Virus-Ausbreitungen hatten Transplantat-Patienten während einer Ciclosporin-Therapie nicht deutlich mehr Komplikationen – und die bekommen eine deutlich höhere Dosis des Medikamentes als Psoriasis-Patienten. Aber: Für sie waren sicherlich besondere Schutzmaßnahmen getroffen worden. Grundsätzlich sollten ältere Patienten über 60 und ihre Ärzte aufmerksamer sein – und die mit zusätzlichen Erkrankungen wie Diabetes oder COPD sowie die, die sich ohnehin öfter als andere einen Infekt "einfangen". Die Expertengruppe rät grundsätzlich dazu, bereits begonnene Therapien mit diesen Medikamenten beizubehalten. Auch eine Neueinstellung halten sie für möglich – natürlich nach einer Abwägung von Nutzen und Risiko, die aber immer passieren sollte. Bei TNF-alpha-Blockern und bei Ciclosporin sollte das Risiko für Infektionen jedes Einzelnen abgewogen werden. Wichtig für den Hinterkopf: Bei TNF-alpha-Blockern kann Fieber ausbleiben, das sonst ein Symptom für eine Infektion ist. Bei Fieber, Atemwegs-Problemen und bei anderem Verdacht auf eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus gilt – neben der üblichen Diagnostik: Die nächste Einnahme oder Injektion sollte um einige Tage bis wenige Wochen verschoben werden. Empfohlen wird eine Pneumokokken-Impfung. Zwar ist die Grippe-Saison im Frühjahr auf dem Rückzug, in manchen Fällen kann die Impfung mit dem Vierfach-Totimpfstoff jedoch weiterhin angeraten sein. Aber Achtung: Nach der Impfung muss die Therapie pausieren. ?Welche Erfahrungen hast du während der Corona-Zeit mit deiner Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis gemacht? Oder suchst du nach Tipps von anderen Betroffenen? Willkommen in unserer Community! Mehr zum Thema Beitrag bei "Visite" vom NDR, warum Rheuma-Medikamente jetzt nicht abgesetzt werden sollten Entscheidungshilfe der Charité, ob man zur Untersuchung gehen sollte und ob ein Test sinnvoll ist (vor allem am Smartphone gut nutzbar) Übersichtsseite des Robert-Koch-Instituts mit Verweisen auf viele Quellen Fragen und Antworten des RKI Hilfestellungen für Personen mit einem höheren Risiko für einen schweren Verlauf Tägliches Update des Virologen Christian Drosten im NDR-Podcast (und hier die Folgen als Manuskript zum Nachlesen) Liveticker des Journalisten Kai Kupferschmidt bei den RiffReportern Quellen: Pressemitteilung des Universitätsklinikum Erlangen weitere Pressemitteilung der Uniklinik Empfehlung vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft- 7 Kommentare
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- Biologika
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Was sind Biologics? Biologics sind Medikamente auf Grundlage besonderer Proteine und Peptide. Diese sind identisch mit körpereigenen Eiweißkörpern oder werden diesen nachempfunden. Warum müssen Biologics gespritzt werden? Warum gibt es sie nicht als Tablette? Die Wirkstoffe in Biologics sind Eiweißstoffe. Sie würden im Magen oder Darm zerstört werden.
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Wir haben uns auf der 50. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft in Berlin umgehört, was es Interessantes für Menschen mit Schuppenflechte gibt. Im Vordergrund standen zum einen die Informationen über die neue Generation der Biologika, den IL-23 Blockern. Zum anderen wurde breit diskutiert, zu welchen Patienten bestimmte Psoriasis-Medikamente passen („Personalisierte Medizin“). Immerhin gibt es für die innerliche Therapie jetzt 17 Wirkstoffe; davon sind 11 Biologika (Stand Mai 2019). Aber es ging auch um das neu entdeckte "Entzündungs-Gedächtnis", ums Kinderkriegen und um die Psyche von Psoriatikern. Ja, der Artikel ist lang ? Aber du kannst in der Übersicht die Themen anklicken, die dich interessieren. IL-23 Blocker Zurzeit (Mai 2019) sind zugelassen: Tremfya, Skyrizi und Ilumetri. Die ersten beiden wirken ähnlich gut, wie die IL-17-Blocker, nur nicht so schnell. Das dritte Medikament wirkt deutlich schlechter (siehe unten). Keines ist bisher für die Behandlung der Psoriasis arthritis zugelassen. Praktisch ist, dass man sie nicht so oft spritzen muss: nämlich nur alle 8 bzw. 12 Wochen. Es wird vermutet, dass Schuppenflechte vor allem durch die Entzündungssignale des Interleukin 23 ausgelöst wird. Endgültig können das erst Langzeitstudien belegen. Schon jetzt sprechen einige Erfahrungen dafür: So gab es in den Studien Tremfya-Patienten, die noch 9 Monate nach dem Absetzen des Medikaments nahezu erscheinungsfrei blieben. Professor Marc Radtke verwies darauf, dass Stelara über viele Jahre nicht an Wirkung verliert, wie z.B. die TNF-alpha-Blocker. Stelara sei zwar kein reiner IL-23 Blocker, sondern hemmt zugleich das IL-12. Trotzdem vermutet er, dass auch die reinen IL-23 Blocker langfristig ihre Wirkung beibehalten werden. Es wird sich zeigen, ob er recht hat. Nebenwirkungen: Vermutlich keine „Klasseneffekte“ Ein entscheidender Unterschied zu bisherigen Biologika: Bei den IL-23 Blocker sind bisher keine Nebenwirkungen beobachtet worden, die typisch für diese Klasse wären. Im Gegensatz zu den anderen Biologika: Bei den TNF-Blockern treten typischerweise vermehrt Infektionen auf oder erstmalig neue Psoriasis-Formen. Sie können außerdem eine schlummernde Tuberkulose aktivieren. Bei den IL-17 Blockern sind öfter Pilz- (Candida-) Infektionen beobachtet worden, z.B. in den Schleimhäuten. Auch Darmentzündungen waren häufiger. Da IL-23 Blocker erst seit 2018 zugelassen sind, gibt es noch keine Langzeiterfahrungen. Erfahrungsgemäß zeigen sich typische Nebenwirkungen aber schon in den Zulassungsstudien. Schließlich waren jeweils einige tausend Patienten daran beteiligt, so Prof. Andreas Körber. Sehr häufige Nebenwirkungen der IL-23 Blocker sind Infektion der oberen Atemwege; häufig gibt es Pilzinfektionen der Haut. Die aber, so Körber, würden bei den anderen Biologika ebenfalls vorkommen – teilweise häufiger. Behandelbar sind sie alle. Warum Nebenwirkungen? Biologika hemmen entweder das TNF-Alpha oder Interleukine. Deren Aufgabe ist es, Botenstoffe an das Immunsystem zu senden. Das machen sie, wenn sie einen ihnen bekannten Krankheitserreger im Körper entdecken. Manche senden auch falsche Signale: Damit rufen sie Autoimmun-Krankheiten wie die Schuppenflechte erst hervor. Genau das soll ein Biologikum verhindern. Durch die Blockade wird das Immunsystem aber auch nicht über neue Krankheitserreger informiert. Die können dann vermehrt auftreten. Deshalb sind bei allen Biologika Nebenwirkungen möglich – mehr oder weniger schwere, die mehr oder weniger häufig auftreten. Welches Medikament passt? Die Therapie der schweren oder mittelschweren Psoriasis kann heutzutage viel genauer an den Einzelfall angepasst werden, als noch vor einigen Jahren. Schon 2018 wurde darüber ausführlich diskutiert. In manchen Fällen muss das Medikament jedoch mehrmals gewechselt werden, bis ein passendes gefunden wird. Leider gibt es noch nicht den Wirkstoff, der ein Leben lang hilft, denn „das Immunsystem macht, was es will“, so Professor Marc Radtke. Bei zusätzlichen Krankheiten Verschiedene Tabellen zeigen, welcher Wirkstoff wann und bei wem eingesetzt werden darf und wann nicht. Manche Psoriasis-Medikamente helfen gleichzeitig gegen andere Krankheiten (z.B. des Darms). Andere dürfen nicht eingesetzt werden, wenn Patienten zusätzlich z.B. an Hepatitis, Herz-Kreislaufproblemen, Leber-oder Nierenschädigungen leiden. Wer ein Psoriasis-Präparat bekommen soll, sollte alle seine Krankheiten dem Arzt gegenüber offenlegen. Wenn Haut und Gelenke betroffen sind Wenn jemand Schuppenflechte gleichzeitig an Haut und Gelenken hat, kommt es darauf an, was vorrangig behandelt werden muss. Sind es die Gelenke (Psoriasis Arthritis = PsA), dann wirken TNF- Blocker immer noch am besten. Aus dieser Gruppe verbessern sich durch Cimzia die PsA-Symptome am besten. Auch die Haut heilt damit besser ab, als durch andere TNF-Blocker. Etwas weniger gut bei PsA wirkt Stelara. Wenn die Haut im Vordergrund steht, würde man eher zu IL-17-Blockern raten. Die wirken sehr gut auf die Haut, aber nicht ganz so effektiv auf die PsA. Wer nur an der Haut betroffen ist, kann gut mit Methotrexat (MTX), Skilarence oder einem IL-Blocker behandelt werden. Wenn's schnell gehen soll Psoriasis-Medikamente wirken unterschiedlich schnell. Die Tabelle zeigt, wie lange es durchschnittlich dauert, bis bei 25 Prozent der Patienten sich die Haut um 75 Prozent gebessert hat (PASI 75): Daten von 2019* 2013 Taltz 2,18 Methotrexat (1x 7,5 mg, ab 2.Woche 15 mg) 3,2 Infliximab (z.B. Remicade) 3,37 3,5 Cosentyx 3,44 Adalimumab (z.B. Humira) 4,52 4,6 Stelara, 90 mg 4,6 Stelara, 45 mg 5,1 Cyclosporin A 5,63 6 Etarnercept (z.B. Enbrel) 100 mg 6,6 Etarnercept (z.B. Enbrel) 50 mg 9,5 Fumaderm 9,9 Methotrexat (langsame Dosis-Steigerung) 9,96 9,9 * Which antipsoriatic induction treatment sequence is the most time-effective? M.Zidane , C.Dressler , M.Gaskins , A.Nast, (Berlin, Germany), Poster 072 auf der SPIN 2019 Taltz wirkt am schnellsten; manchmal schon nach der ersten Injektion. Professor Ulrich Mrowietz nennt es das „Hochzeits-Medikament“. Das sind aber nur durchschnittliche Werte für ein Viertel der Patienten. Bei manchen kann es länger dauern, bei anderen schneller gehen. Weitere Informationen, wann eine Therapie sichtbar zu wirken anfängt, in einem Artikel von 2009. Bei Psoriasis-Sonderformen Manche Präparate haben sich bei schwierig zu behandelnden Formen als wirkungsvoller erwiesen als andere: Das sind z.B. bei Nagelbefall Adalimumab, Tremfya und Otezla, beim Juckreiz ebenfalls Otezla, bei der Genital-Psoriasis Taltz und bei Bläschen an Händen und Füßen (Psoriasis pustulosa palmoplantaris) der IL-23 Blocker Tremfya. Wie gut wirken einzelne Medikamente? Auf Kongressen werden stets viele Vergleichszahlen genannt. Bei gesponserten Veranstaltungen steht meist der firmen-eigene Wirkstoff im Vordergrund. Eine erste unabhängige Auswertung gibt es von Cochrane. Aber die verwendeten Daten enden 2016. So konnten weitere, seitdem zugelassene Medikamente nicht berücksichtigt werden. Professor Kamran Ghoreschi stellte deshalb einen Vergleich der Biologika vom März 2019 vor, der die Cochrane Studie bestätigt und ergänzt. Beide Auswertungen berücksichtigen nur die Anfangsphase. Die Tabelle gibt nicht wieder, dass einige Medikamente länger brauchen, bis mehr Patienten einen PASI 90 erreichen – Cimzia z.B. 16 Wochen. Wirksamkeit von Biologika nach 10-12 Wochen Anteil der Patienten mit einer Hautverbesserung von 90% (PASI 90) Skyrizi 72,2 % Kyntheum 71,1 % Taltz 70,9 % Tremfya 67,4 % Cosentyx 60,7 % Stelara 44,8 % Adalimumab (z.B. Humira) 44,4 % Ilumetri 200 mg 38,8 % Cimzia 400 mg 34,0 %* Etanercept (z.B. Enbrel) 18,2 % Otezla 12,5 % Skilarence 12,1 % Die gleiche Reihenfolge ergibt sich für Verbesserungen um 50, 75 und 100 Prozent. Quellen: The Comparative Efficacy for Novel Treatments of Moderate to Severe Plaque Psoriasis: A Network Meta-Analysis, April W. Armstrong et.al. 2019 (ePoster) * Certolizumab pegol for the treatment of chronic plaque psoriasis, Mark Lebwohl et.al. 2018 Abgestufte Wirkung In der Cochrane-Auswertung heißt es zusammenfassend: Mit Biologika erreichen deutlich mehr Patienten einen PASI 90 als mit anderen Medikamenten. IL-Blocker wirken deutlich besser auf die Schuppenflechte als TNF-Blocker – außer Cimzia (siehe Tabelle). Otezla wirkt besser als Methotrexat oder Ciclosporin. Die Wirkung hängt auch davon ab, ob ein Patient mit einem Biologikum vorbehandelt wurde. Stelara wirkt dann z.B. weniger gut, bei Kyntheum spielt es keine Rolle. Innerlich behandeln, trotz geringem PASI Wer an nur wenigen, aber markanten Stellen eine Schuppenflechte hat, sollte ebenfalls mit innerlichen Medikamenten behandelt werden. Darauf verwies Dr. Ralph von Kiedrowski. Das sind vor allem: deutlich sichtbare Areale (Hände, Arme, Gesicht, Ohren, Hals) Genital-und / oder Anal-Bereich, Hand- und und Fußflächen, Finger- und Zehen-Nägel, bei schwerem Juckreiz und bei schwer zu behandelnden Plaques. Obwohl diese Patienten einen niedrigen PASI-Wert haben, können markante Stellen ihre Lebensqualität wesentlich verschlechtern: andere Menschen ekeln sich und vermeiden, sie zu berühren; das Sexualleben ist massiv gestört; die Bewegung ist eingeschränkt, was zu Problemen im Beruf, Alltag und Freizeit führt, ständiges Kratzen führt zu Schlaflosigkeit und sozialem Rückzug; nicht abheilende Stellen können sich verschlimmern. Die Patienten sind oft krankgeschrieben. Betroffene sollten unbedingt auf diese Areale aufmerksam machen. Sie sollten der Ärztin sehr ausführlich schildern, welche Probleme für sie persönlich mit diesen Psoriasis-Stellen verbunden sind. Das erleichtert es zu begründen, weshalb teure innerliche Medikamente notwendig sind. "Erstverschlimmerung" unter Biologika? Am Anfang einer Biologika-Therapie kann es dazu kommen, dass sich der Zustand der Haut verschlechtert. Dr. Ralph von Kiedrowski rät, in so einem Fall die Therapie nicht sofort abzubrechen, sondern abzuwarten. Ansonsten würde man ein Medikament „zu schnell verschleißen“ und damit langfristig eine geringere Auswahl haben. Erfahrungen von Menschen mit Schuppenflechte oder Psoriasis arthritis: Schau Dich in unserem Forum um. Langzeit-Folgen durch eingeschränkte Lebensqualität Hautpatienten, die innerlich behandelt werden sollen, werden auch danach gefragt, wie die Krankheit ihr Leben einschränkt. Dafür gibt es einen DLQI-Fragebogen. Praktiker kritisieren, dass einige Fragen nichts mit dem Leben ihrer Patienten zu tun haben: nicht jeder macht Haus- oder Gartenarbeit, treibt Sport, ist berufstätig bzw. studiert oder ist sexuell aktiv. Viele Einschränkungen werden nicht abgefragt, z.B. wenn man sich nicht mehr unter Menschen traut, man bestimmte Bewegungen nicht mehr machen kann oder andere sich von einem abwenden. Psychische Probleme kommen bei der Auswertung überhaupt nicht vor. Wenn jemand wegen einer Krankheit über längere Zeit eingeschränkt ist, nicht alles machen kann, was er will und sich von Menschen zurückzieht, kann das dauerhafte Folgen haben – für seine Persönlichkeit und sein gesamtes Leben. Professor Marc Radtke spricht von „Langzeit-Schäden“. Damit sich die nicht verfestigen, müsse so früh wie möglich behandelt werden. Dreiviertel aller Patienten würden bei einer erfolgreichen Therapie ihre Lebensqualität komplett zurückerhalten. Radtkes Hinweis kann auch als Apell an diejenigen verstanden werden, die es aufgegeben haben, sich behandeln zu lassen. Entzündungs-Gedächtnis verhindern Erst seit kurzem weiß man, dass es Gedächtniszellen (Tissue Resident Memory Cells – TRM) sind, die die Psoriasis immer wieder neu aufflammen lassen. Schuppenflechte ist eine Fehlfunktion des Immunsystems. Wie das genau funktioniert, hatte Professor Jörg Prinz 2015 herausgefunden: Dem Immunsystem werden angeblich krankheitserregende Anti-Gene präsentiert, die es dann bekämpft. Im Laufe der Zeit „lernt“ das Immunsystem, auf diese Moleküle immer wieder mit Entzündungen zu reagieren. Das „Lernen“ findet in Gedächtniszellen (TRMs) statt. Professor Andreas Körber berichtete, je schwerer eine Schuppenflechte ist, desto mehr TRMs könne man messen. Selbst, wenn die Haut nach erfolgreicher Behandlung erscheinungsfrei war, wurden TRMs festgestellt. Bei Psoriatikern, die noch nicht so lange erkrankt waren, fanden sich dagegen weniger davon. Das heißt, so Körber, bei denen war das Entzündungsgedächtnis noch nicht voll entwickelt. Das spricht dafür, eine Psoriasis möglichst früh und möglichst effektiv zu behandeln. Aber: bisher konnte nur für die IL-23 Blocker festgestellt werden, dass sie die TRMs beeinflussen. So erklärt sich, weshalb Patienten 28 - 72 Wochen fast erscheinungsfrei blieben (PASI 90), obwohl der Wirkstoff abgesetzt wurde. Das waren, so Körber, diejenigen, die noch nicht so lange an Schuppenflechte erkrankt waren. Bei ihnen hätte sich das auslösenden Anti-Gen noch nicht endgültig im Entzündungs-Gedächtnis „eingebrannt“. Professor Marc Radtke geht davon aus, dass man den gesamten Krankheitsverlauf eines Psoriatikers „in den Griff bekommen“ könne, wenn frühzeitig behandelt wird. TRMs sind übrigens auch bei Vitiligo festgestellt worden. Kinder kriegen Schwangerschaft Kein Psoriasis-Medikament ist für Schwangere zugelassen. Aber lässt sich die Behandlung mit einem innerlichen Wirkstoff nicht vermeiden, ist Cimzia das sicherste. Nur bei diesem Biologikum dürfen Babys gleich nach der Geburt geimpft werden! Darauf verwies Professor Ulrich Mrowietz. Zwar wurden den Psoriasis-Registern keine auffälligen Probleme gemeldet, wie Fehlgeburten, Missbildungen o.ä. Aber niemand weiß wirklich, wie viel von den anderen Wirkstoffen durch die Nabelschnur oder die Muttermilch zum Baby gelangt. Fruchtbarkeit Die meisten Warnungen im Beipackzettel, Männer sollten während der Einnahme des Medikaments keine Kinder zeugen, scheinen unbegründet. Dr. Jean-Pierre Allam wies auf eine britische Studie hin, dass es trotz MTX-Einnahme keine Auffälligkeiten gab. Wer dagegen wegen seiner Psoriasis Arthritis mit innerlichem Kortison behandelt wurde, sollte drei Monate vor der Zeugung den Wirkstoff absetzen. Vorsichtig äußerte sich Dr. Sonja Grunewald: Nach den vorliegenden Registerdaten und Studien an Affen sind alle Arten von Biologika „wahrscheinlich nicht fruchtbarkeits-beeinträchtigend“. Bei Janus-Kinase-Hemmern wie Xeljanz geht man dagegen davon aus, dass sie die Fruchtbarkeit des Mannes beeinträchtigen und genverändernd wirken können. Hautpflege bei Erscheinungsfreiheit In der Apotheke hergestellte Präparate sind sinnvoll, wenn es keine zugelassenen Fertigarzneimittel gibt oder Patienten etwas nicht vertragen. Die Leitlinie gibt Rezeptur-Empfehlungen unter anderem für Psoriasis an Hand- und Fußflächen und auf dem Kopf, bei starkem Juckreiz, zur Vorbereitung einer PUVA-Bestrahlung oder zur Abschuppung. Kortisone (Kortikosteroide) werden wohl am meisten zur Entzündungshemmung angerührt. Zink oder Ölschiefer (Ichthyol) können aber ebenfalls gut wirken, so Professorin Petra Staubach-Renz. In der Leitlinie wird bei chronisch entzündlichen Hauterkrankungen eine Basistherapie (Hautpflege) als “fester Bestandteil des Therapiekonzeptes“ empfohlen. Das gilt auch für Biologika-Patienten, die fast keine Hauterscheinungen haben, so Staubach-Renz. Was sie nicht sagte: Betroffene, die sich daran halten wollen, müssen sich meist selbst sachkundig machen. Was ist die „richtige“ Hautpflege für Psoriatiker? Es gibt viele falsche Vorstellungen darüber. Schuppenflechte und Psyche Psoriasis psychisch verursacht? Ein Auslöser für Schuppenflechte kann ein traumatisches Lebensereignis sein. Dafür gibt es viele Hinweise, aber keinen wissenschaftlichen Nachweis. Darauf verwies der Diplom-Psychologe Dr. Kurt Seikowski. Für ihn sind Auto-Immunkrankheiten wie die Schuppenflechte ein psycho-somatisches Signal: In der „Sprache des Körpers“ macht es Sinn, bei bestimmten psychischen Belastungen Hautsymptome zu entwickeln. Durch Psychotherapie, so Seikowski, könne man die damit verbundenen Belastungen vermindern. Dass schon Babys Autoimmunkrankheiten entwickeln, erklärte Professor Uwe Gieler mit Depressionen der Schwangeren, die nachgewiesenermaßen auf das Neugeborene wirken würden. Dieser Ansatz wird in zwei grundlegende Bücher ausführlich erklärt: Die berührungslose Gesellschaft Die Haut und die Sprache der Seele: Hautkrankheiten verstehen und heilen Stimmung vom Immunsystem gesteuert? Einen völlig anderen Ansatz vertritt Professor Kai G. Kahl. Seit einigen Jahren zeigt er, dass Stress die gleichen Botenstoffe aussendet, wie das Immunsystem bei Schuppenflechte. Die Krankheit würde die Betroffenen sehr stressen. Aber es funktioniere auch umgekehrt: Je mehr Entzündungsbotenstoffe wie TNF oder IL im Körper festgestellt wurden, desto eher könne sich eine Depression entwickeln. Weil die gleichen Botenstoffe freigesetzt werden, wie bei Depressionen. Menschen, die mit Biologika behandelt wurden, seien euphorisch geworden. Ihre depressiven Symptome hätten sich deutlich verbessert. Biologika hemmen die Produktion von Botenstoffen, die Entzündungen und Depressionen verursachen. Kahl liefert weitere Argumente dafür, Schuppenflechte möglichst früh zu behandeln: Je länger die Erkrankung anhält, desto eher riskiere man eine Depression. Besonders dann, wenn der Genitalbereich betroffen sei. Erektionsstörungen wären, so Kahl, bei Psoriatikern weit verbreitet. Generell sind etwa ab dem 30. Lebensjahr neuro-psychologische Veränderungen beobachtet worden. Menschen mit Psoriasis seien 2 bis 3 x so häufig von echten Depressionen und Angsterkrankungen betroffen wie der Bevölkerungsdurchschnitt. Glücklichsein selbst erarbeiten? Barbara Schuster stellte eine Studie der TU München vor: Patienten mit Psoriasis und Neurodermitis fühlen sich danach besonders unglücklich. Dagegen, so Professorin Corinna Pfeifer, könnten die Betroffenen etwas machen: positive Gefühle entwickeln, angenehme Momente genießen, guttuende Beziehungen pflegen, sich selbst Ziele setzen; also insgesamt seinem Leben einen Sinn geben – trotz Krankheit! Es gibt viele Konzepte, um optimistischer, zufriedener und beschwerdefreier zu werden: Glücks- oder Dankbarkeits-Tagebuch über 10 Wochen führen. Flow-Erleben, d.h. sich völlig in eine Tätigkeit oder ein Amt vertiefen, z.B. bei Malen, Sport oder sozialem Engagement. Stress vermindern durch Achtsamkeit (Mindfulness-Based-Stress-Reduction). Der Augenblick wird bewusst erlebt, akzeptierend und nicht wertend mit einer liebevollen Grundhaltung. Kurse werden von Krankenkassen bezuschusst. Geben ohne Gegenleistung (Random Act of Kindness), d.h. man macht irgendjemanden eine Freude, ohne zu erwarten, dass die oder der etwas zurückgibt. Eine Zuhörerin vom Uniklinikum Schleswig-Holstein berichtete, dass Patienten zufriedener aus dem Gespräch gehen würden, wenn sie selbst Zufriedenheit ausstrahlt: Glücklichsein könne anstecken! Werbung in der Stadt Während des Kongresses sah man überall in Berlin Plakate: Pharmafirmen warben damit, dass Psoriasis behandelbar sei. Nun ist Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente in der Öffentlichkeit verboten. Aber es ist scheinbar nicht ausdrücklich verboten, indirekt dafür zu werben: Indem eine Firma darauf verweist, dass sie Medikamente gegen Schuppenflechte anbietet. Wer sich davon betroffen fühlt, wird dann beim Arzt nach einem Medikament dieses Anbieters fragen. Der Fachbegriff dafür ist Content-Marketing. Es gehört schon lange zur Werbe-Strategie von Pharmafirmen, Patienten direkt anzusprechen, ohne Umweg über den Arzt. Aufgeschnappt Jeder Patient hat seinen eigenen Krankheitsverlauf, wie ein Fingerabdruck. (Professor Marc Radtke, Hamburg) Die große Angst ist ausgeblieben, dass TNF-Alpha Blocker krebserregend sein könnten. (Professor Kamran Ghoreschi, Berlin) Frauen und Übergewichtige brechen eine Psoriasis-Therapie eher ab als andere Patientengruppen. (Professor Ulrich Mrowietz, Kiel) Je höher bei Männern der Testesteron-Spiegel war, desto schwächer war ihre Psoriasis. (Dr. Dagmar Wilsmann-Theis, Meckenheim) Die Psoriasis pustulosa ist vermutlich keine echte Schuppenflechte. Bei ihr werden völlig andere Botenstoffe aktiv, wie z.B. das IL 36. (Professor Diamant Thaci, Kiel) Das Mikrobiom der Haut ist schwerer zu untersuchen als das des Stuhls. Es ist außerdem im Laufe des Jahres unterschiedlich. (Prof. Claudia Traidl-Hoffmann, München) Produkte, die uns aufgefallen sind Cera VE ist eine feuchtigkeits-spendende Creme bzw. Lotion. Es wird mit einem speziellen Verfahren geworben, durch das sich Inhaltsstoffe wie Hyaloron verzögert in der Haut freisetzen sollen. Dadurch bleibe sie länger feucht. Eigentlich für Neurodermitiker gedacht, kann sie auch denjenigen helfen, die z.B. harnstoff-freie Pflegemittel suchen. Hersteller: LʹORÉAL Deutschland Cetaphil Pro Itch Control ist eine Serie für sehr trockene und juckende Haut. Sie wird angeboten z.B. als Lotion, Pflegeschaum, als Creme fürs Gesicht oder die Hand. Wer einen leichten Juckreiz hat, kann ausprobieren, wie gut es einem hilft. Hersteller: Galderma Laboratorium Clarelux (Wirkstoff Clobetasol) ist ein verschreibungspflichtiger Schaum zur Behandlung der Kopf-Psoriasis. Auch in 2019 kann der Hersteller das Präparat noch nicht anbieten. Wir haben darüber ausführlich berichtet. Der Firma ist bewusst, dass viele Patienten langfristig auf ein anderes Präparat wechseln werden. Hersteller: Pierre Fabre Dermo-Kosmetik Deflatop (Wirkstoff Betamethason) ist ein verschreibungspflichtiger Schaum zur Behandlung der Kopf-Psoriasis. Der Hersteller kündigte ein "Comeback" für den Sommer 2019 an. Hersteller: Holsten Pharma Ducray SENSINOL soll beruhigend wirken und „sofort“ den Juckreiz lindern. Der Hinweis auf „Studien“, die das belegen stellt sich als eine „interne“ Untersuchung heraus, die nie veröffentlicht wurde. Trotzdem kann man die Pflege- Lotion bzw. -Milch bei leichtem Juckreiz ausprobieren. Hersteller: Pierre Fabre Dermo-Cosmétique Eucerin Urea Repair Plus ist eine Serie mit unterschiedlichen Harnstoff-Konzentrationen von 3 bis 30 Prozent. Sie wird angeboten z.B. als Lotion und als Creme für Körper, Gesicht und Hände. Anbieter: Beiersdorf HELIOCARE 360 ist ein Sonnenschutz mit Faktor 100+. Das ist für diejenigen, die sich wirklich schützen müssen, z.B. wegen einer aktinischen Keratose im Gesicht aufgrund früherer Sonnenbestrahlungen. Das reine Sonnenschutz-Mittel gibt es in verschiedenen Darreichungsformen. Anbieter: IFC Dermatologie Deutschland LETI balm ist eine Serie für die trockene und schuppige Haut. Sie wird angeboten z.B. als Creme und Fluid, auch speziell für Kinder und Jugendliche. Eigentlich für Neurodermitiker gedacht, kann sie auch denjenigen helfen, die z.B. harnstoff-freie Pflegemittel suchen. Hersteller: Laboratorios LETI Protopic wird bis Ende Mai wieder lieferbar sein. Die Salbe ist zwar nicht für Psoriasis zugelassen. Aber einige Ärzte verschreiben sie „off-label“, weil sie z.B. auch bei der Nagel-Beteiligung wirksam sein soll. Hersteller: Leo Pharma TOLERIANE SENSITIVE ist eine Feuchtigkeitscreme, die vor allem das Mikrobiom der Haut regulieren soll. Das betrifft ein typisches Problem von Neurodermitikern. Das Pflegeprodukt kann aber denjenigen helfen, die z.B. harnstoff-freie Pflegemittel suchen. Hersteller: La Roche-Posay Mehr zum Thema im Psoriasis-Netz ➔ Übersicht: Hier werden aktuell Studienteilnehmer gesucht ➔ Tipps: Studien – was sie bringen, was du wissen solltest ➔ Lexikon: Fachbegriffe von A bis Z
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Für Krankenversicherte gibt es ab sofort einen Sondervertrag
Rolf Blaga erstellte ein Artikel in Magazin
Hautärzte könnten ab sofort eher bereit sein, ein teures innerliches Medikament zu verschreiben und Psoriatiker besser zu betreuen. Das macht ein „Versorgungsvertrag“ möglich, den es erstmals für mittelschwere und schwere Schuppenflechte gibt. Die Regelungen gelten aber nicht für alle Patienten und nicht bei allen Dermatologen. Der „Psoriasis-Vertrag“ galt zuerst nur für Versicherte der Techniker Krankenkasse (TK). Mit Stand 2022 haben sich dem Vertrag die meisten gesetzlichen Krankenkassen angeschlossen, außer der AOK und der Siemens BKK. Der Vertrag trägt jetzt den Namen "DermaOne" und schließt die Behandlung von Neurodermitikern mit ein. Hautärzte können dem Versorgungsvertrag nur beitreten, wenn sie Mitglied im Berufsverband (BVDD) sind (nach dessen Angaben 96 Prozent der verschreibenden Hautärzte), und ein Psoriasis-Zertifikat der DDA erworben haben (das haben knapp 5 Prozent aller deutschen Hautärzte) oder eine gleichwertige Fortbildung nachweisen, und Erfahrungen mit der Verschreibung innerlicher Medikamente belegen können. Grundlage ist eine „Ampel-Liste“, auf der alle Biologika und Apremilast (Otezla) aufgeführt sind. Für jedes Präparat wurde ein Grün, Gelb oder Rot vergeben. Die Bewertung ergibt sich daraus, welcher Nutzen nachgewiesen ist, was die Fachgesellschaft empfiehlt (Leitlinien) und ob die Krankenkasse mit dem Hersteller einen Rabatt vereinbart hat. Grundsätzlich sind die Ärzte weiterhin völlig frei darin, welches Präparat sie verschreiben ("Therapiefreiheit"). Doch im Vertrag gibt es eine „Ampelqote“: Von den mit "Gelb" bewerteten Präparaten dürfen maximal 15 Prozent, von den mit mit "Rot" bewerteten maximal 5 Prozent verschreiben werden. Nur wenn das insgesamt eingehalten wird, erhalten die Ärzte eine Prämie von 15 Euro pro Patient im Quartal. Wer dagegen ein Biosimilar verschreibt, erhält für jeden Fall weitere 15 Euro. Biosimilars sind preisgünstiger, trotzdem gleich wirksam. Mehr bezahlt wird außerdem, wenn der Bedarf des Patienten ("Patient Need") erhoben und behandelt wird, Patienten zwischen 35 und 55 Jahren auf Psoriasis arthritis untersucht und behandelt werden, eine nicht-ärztliche "Fachassistenz Psoriasis" beschäftigt wird. Insgesamt können die Ärzte bis zu 80 Euro pro Psoriasis-Patient und pro Quartal zusätzlich erhalten. Für die Krankenkasse rechnet sich das, weil die Ärzte dadurch vor allem Präparate verschreiben, für die die Kasse Rabatte ausgehandelt hat. Der Patient muss sich schriftlich bereit erklären, an diesem Versorgungkonzept teilzunehmen. Er verpflichtet sich, „bis zum Behandlungsende“ die Arztpraxis nicht zu wechseln. Nur aus „wichtigem Grund“ kann man aussteigen: Zum Beispiel, wenn man der Behandlungsmethode oder dem behandelnden Arzt nicht mehr vertraut oder weit von der Hautarztpraxis wegzieht. Kommentar Den beteiligten Ärzten wird es jetzt leichter fallen, erstmals ein teures Medikament zu verschreiben oder auf ein neues umzustellen bzw. die Dosierung zu verändern. Denn sie werden weniger Ärger mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) bekommen. Die Krankenkasse meldet der KV nur 70 Prozent ihres Rabatt-Preises. Dadurch wird das Budget nicht so schnell überzogen und die Ärzte müssen nicht befürchten, Geld zurückzahlen zu müssen („Regress“). Aber: Es besteht die Gefahr, dass die Hautärzte diejenigen Präparate vorziehen, für die die jeweilige Krankenkasse Rabatte ausgehandelt haben. Als Patient sollte man genau nachfragen, weshalb dieses und kein anderes Psoriasis-Medikament verschrieben wird! Schon lange haben Hautärzte für den zusätzlichen Arbeitsaufwand bei der Behandlung von Psoriatikern mehr Geld gefordert: PASI-Erhebung, Fragebogen zu Lebensqualität, Begleiterkrankungen und Juckreiz, Laboruntersuchungen und Achten auf außergewöhnliche Nebenwirkungen. Für TK-Patienten wird dieser Mehraufwand nun bezahlt. Aber: Dieser Versorgungsvertrag gilt nicht für alle gesetzlich Versicherten. Die Hautärzte geraten dadurch aber in einen Interessenkonflikt: Behandeln sie weiterhin alle Psoriasis-Patienten ausnahmslos gleich oder bevorzugen sie die Versicherte der beteiligten Krankenkassen, weil die mehr Geld einbringen? In der vereinbarten „Ampel-Liste“ stehen 11 Wirkstoffe. Davon haben sechs einen grünen Punkt, d.h. die Ärzte halten die "Ampel-Quote" ein, wenn sie die verschreiben. Fünf Wirkstoffe werden mit gelb bewertet, d.h. sie dürfen nur bei maximal 15 Prozent der teilnehmenden Patienten verschrieben werden. Das sind Etanercept (z.B. Enbrel), Infliximab (z.B. Remicade), Tildrakizumab (Ilumetri), Ixekizumab (Taltz) und Apremilast. Entweder sind diese Wirkstoffe in den Leitlinien schlechter bewertet worden oder die TK hat für sie keinen Rabattvertrag. Trotzdem ist das nach unserer Einschätzung kein wirklicher Nachteil: Bis auf Apremilast gibt es für alle gelb bewerteten Präparate grüne Alternativen. D.h. die gehören zur gleichen Wirkstoffklasse und hemmen ebenfalls TNF-Alpha, IL 23 oder IL 17. Die Praxis wird zeigen, ob tatsächlich mehr als 15 Prozent der Patienten mit den gelb bewerteten Präparaten behandelt werden müssen. Die zwei rot bewerteten Präparate (Remsima, Zessly) dagegen werden vermutlich nie bei mehr als 5 Prozent der beteiligten Patienten zwingend verschrieben werden müssen. Wenn die „Ampel-Quote“ überschritten werden sollte, verlieren die Hautärzte für jeden beteiligten Patienten die Prämie. Das wären zum Beispiel bei 50 Patienten insgesamt 750 Euro. Diese eher seltene Situation würde die Hautärzte in einen Interessenkonflikt bringen. Patienten, die an dem Versorgungskonzept teilnehmen, dürfen während dieser Zeit ihre Schuppenflechte nicht gleichzeitig von anderen Ärzten behandeln lassen. Dann würden sie aus dem Versorgungsmodell herausfallen. Sie werden natürlich zu den Bedingungen weiterbehandelt, die für alle Kassenpatienten gelten. Das könnte (sollte aber eigentlich nicht!) bei manchen Hautärzten bedeuten, dass die sich weniger Zeit nehmen. Im schlimmsten Fall werden teure innerliche Medikamente zurückhaltender verordnet. Quellen Versorgungsvertrag TK – Die Techniker und weitere Kassen, Dr. Ralph von Kiedrowski (BVDD) Bessere Versorgung für Patienten, mehr Sicherheit für den Arzt, BVDD, 05.04.2019 Neuer Vertrag zur besonderen Versorgung von Psoriasispatienten, aerzteblatt, 09.04.2019-
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Skyrizi ist der Handelsname eines Medikaments, das zur Behandlung einer mittelschweren bis schweren Schuppenflechte angewendet werden kann. Der Wirkstoff darf auch bei Psoriasis arthritis verschrieben werden, wenn Betroffene so genannte DMARDs nicht vertragen bzw. sie unzureichend anschlagen. Es ist möglich, Skyrizi dann mit Methotrexat (MTX) zu kombinieren, um die Wirkung zu verstärken. Skyrizi enthält den Wirkstoff Risankizumab. Zu Beginn seiner Erforschung wurde er auch als BI 655066 bezeichnet. Seit 1. Juni 2019 ist es in Apotheken zu bekommen. Das Medikament ist rezeptpflichtig. Der Wirkstoff blockiert das Interleukin 23 (IL-23), indem es sich an dessen Untereinheit p19 "ranheftet". Damit ist er ein Konkurrent zum Medikament Tremfya bzw. dessen Wirkstoff Guselkumab, der von der Firma Janssen-Cilag entwickelt wurde. Entwickelt wurde die Substanz von der Firma Boehringer Ingelheim Pharma in Kooperation mit AbbVie. Im Mai 2018 reichte die Firma AbbVie bei der europäischen Behörde EMA den Antrag auf Zulassung von Risankizumab ein. Im Mai 2019 wurde das Arzneimittel zugelassen. In Studien wurde ermittelt, wie Risankizumab bei mittelschwerer bis schwerer Schuppenflechte und bei Psoriasis arthritis wirkt. Untersucht wird Risankizumab auch für die Therapie von Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und Asthma. Anwendung von Skyrizi Die Injektion von Skyrizi ist einfach. Wenn einem die Handhabung der Spritze einmal gezeigt wurde, kann man sich Skyrizi auch selbst spritzen. Dazu gibt es einen Pen oder eine Fertigspritze. Skyrizi wird unter die Haut gespritzt (subkutane Injektion). Genaue Anleitungen gibt es auch in den Packungsbeilagen. Der Pen wird auf die Haut aufgesetzt und Skyrizi mit einem Knopfdruck verabreicht. Ein Klick signalisiert das Auslösen, ein weiterer das Ende der Injektion. Am besten ist es, die Spritze jedesmal an einer anderen Stelle des Körpers anzusetzen; Hauptsache, es ist etwas Speck da. Als Ort der Injektion werden die Oberseite der Oberschenkel bzw. rund um den Bauchnabel mit mindestens 5 cm Abstand vom Nabel empfohlen. Keine guten Stellen dagegen sind die, an denen die Haut schmerzempfindlich, verletzt, gerötet oder mit Psoriasis versehen ist. Auch ein Bluterguss ist kein guter Ort. Wenn es ausgerechnet der äußere Oberarm sein soll, darf allerdings nur ein "Angehöriger von Gesundheitsberufen oder eine pflegende Person" ran. Dosierung Jeder Pen bzw. jede Spritze enthält 150 mg des Wirkstoffs. Das ist genau die Dosis, die für eine Anwendung benötigt wird. In der Startphase, am Anfang der Behandlung, erfolgt die erste Injektion. Eine zweite Injektion gibt es dann vier Wochen später. Nach dieser zweiten Injektion reicht eine Injektion alle 12 Wochen aus. Wenn nach 16 Wochen die Besserung nicht überzeugend ist, ist Skyrizi eher nicht länger das angesagte Medikament. Ein bisschen Hoffnung besteht aber auch dann. Im Beipackzettel ist zu lesen: Wenn die Skyrizi-Anwendung mal vergessen wurde Sobald man bemerkt, dass der Skyrizi-Termin verpasst wurde, sollte man die Spritzen nachholen. Der nächste reguläre Termin sollte dann wieder eingehalten werden. Das Arzneimittel in Studien Weltweit wurde die Wirkung von Skyrizi an mehr als 2000 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis in Studien vor der Zulassung untersucht. Das neue Medikament musste gegen schon zugelassene Wirkstoffe wie Ustekinumab, Adalimumab und Secukinumab sowie gegen ein Scheinmedikament (Placebo) antreten. Nach 16 Wochen und bis ein Jahr nach Start hatte Skyrizi besser gewirkt als die "alten" Medikamente. Das heißt nicht, dass Skyrizi nach einem Jahr nicht mehr wirkt. Die Nachbeobachtungsstudie LiMMitless mit 897 Patienten zeigte, dass auch nach 3 Jahren mehr als 80 Prozent der Patienten eine erscheinungsfreie oder nahezu erscheinungsfreie Haut hatten. Um Sicherheit und Wirksamkeit zu untersuchen, bekamen die Probanden 150 mg Skyrizi (Risankizumab): beim ersten Termin, dann nach vier Wochen und später alle 12 Wochen. In der Pressemitteilung zur Zulassung wurde ein französischer Forscher zitiert: Nebenwirkungen von Skyrizi Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren Infektionen der oberen Atemwege. Sie traten bei 13 Prozent der Patienten auf. Die meisten berichteten Nebenwirkungen waren leicht oder mittelschwer. Andere Nebenwirkungen waren Pilzinfektionen, Kopfschmerzen, Juckreiz, Müdigkeit und Reaktionen an der Injektionsstelle. Aber wir können auch tabellarisch 😉 Sehr häufige Nebenwirkung Infektionen der oberen Atemwege Häufige Nebenwirkungen Pilzinfektion der Haut, Haare und Nägel (Tinea-Infektionen) Kopfschmerz Juckreiz (Pruritus) Müdigkeit (Fatigue) Reaktionen an der Injektionsstelle Gelegentliche Nebenwirkung Entzündung des äußeren Anteils eines Haarbalgs (Follikulitis) Impfungen Empfohlen wird, vor Beginn einer Therapie mit Skyrizi alle Impfungen abgeschlossen zu haben. Nach der Verabreichung eines Lebendimpfstoffs sollte vier Wochen gewartet werden. Während einer Therapie mit Skyrizi und 21 Wochen danach sollten keine Lebendimpfstoffe verwendet werden. Preis Die Kosten für Skyrizi sind hoch: Eine Packung mit zwei Pens des Wirkstoffs Risankizumab wurde im März 2020 für 6153,61 Euro über den Apotheken-Tresen gereicht. Im Juni 2021 waren es 5258,42 Euro. Im Mai 2024 wurden 5258,71 Euro aufgerufen (PZN 16902070). Das sind allerdings immer Listenpreise, die durch Verträge mit den Krankenkassen auch anders sein können – sie sollen hier nur als ungefährer Anhaltspunkt dienen. Kurz gemeldet Juli 2024: Skyrizi ist nun auch zur Behandlung der mittelschweren bis schweren aktiven Colitis ulcerosa (CU) bei Erwachsenen zugelassen. [Quelle] Ende 2022: Skyrizi kann nun auch zur Behandlung von Morbus Crohn verwendet werden. [Quelle] September 2022: Experten der europäische Behörde EMA haben empfohlen, Skyrizi auch zur Behandlung eines mittelschweren bis schweren Morbus Crohn zuzulassen. [Quelle] November 2021: Skyrizi wurde in der EU für die Behandlung der Psoriasis arthritis zugelassen. [Quelle] April 2019: In den USA wurde Skyrizi und in Kanada zur Behandlung einer mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis zugelassen. März 2019: Skyrizi wurde in Japan zur Behandlung der Psoriasis vulgaris, der generalisierten pustulösen Psoriasis, der (psoriatischen) Erythrodermie und der Psoriasis arthritis zugelassen. [Quelle] Die Studien vor der Zulassung trugen die Namen ultIMMA-1, ultIMMa-2, IMMhance und IMMvent. In Letzterer wurden die Wirkstoffe Risankizumab und Adalimumab miteinander verglichen. Es geht dabei um Sicherheit und Wirksamkeit nach 16 Wochen Behandlung und, nachdem Adalimumab wegen nicht ausreichender Wirksamkeit abgesetzt wurde. Tipps zum Weiterlesen In unserem Forum tauschen Anwender ihre Erfahrung mit Skyrizi aus. Wer Skyrizi bekommt, kann an einem Patientenbetreuungsprogramm teilnehmen. Dafür kann man sich bei AbbVie Care anmelden. Erklärung und Bewertung des Wirkstoffs vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) zur Anwendung bei Psoriasis arthritis Einträge im europäischen Register klinischer Studien Erläuterung des Wirkstoffes bei Wikipedia Studie mit Risankizumab im Vergleich mit Ustekinumab und Placebo – Zusammenfassung von zwei Phase-III-Studien Quellen: Pressemitteilung von AbbVie zur Zulassungsempfehlung vom CHMP [lesen] Pressemitteilung von AbbVie zur Zulassung bei Psoriasis [lesen] "EU-Zulassung für Skyrizi: Schuppenflechte-Antikörper mit Memory-Effekt?" Deutsche Apotheker-Zeitung vom 03.05.2019 [lesen] Beipackzettel und Fachinformation
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"Von Kortison bis Licht: Therapien gegen die Schuppenflechte" – unter dieser Überschrift schickte die Nachrichtenagentur dpa in ihrem Themendienst Gesundheit am 13. Februar 2019 einen Artikel an die Redaktionen landauf landab. Medien wie Spiegel online, die Main Post oder die Rhein-Neckar-Zeitung übernahmen ihn mehr oder weniger unbearbeitet. Und so wird jetzt weithin verbreitet: Psoriasis wird aktuell mit Murmeltiersalbe und Teer behandelt. Einige Aussagen sind falsch, manche sind fragwürdig, der Text ist oberflächlich recherchiert. Vor allem aber: Er macht mutlos. Deshalb hier ein Faktencheck. Die Behandlung bringt Besserung, heilbar ist eine Psoriasis nicht. Ursula Hilpert-Mühlig, Präsidentin des Fachverbands Deutscher Heilpraktiker Jein. Schuppenflechte (Psoriasis) ist heutzutage die am besten erforschte und am besten zu behandelnde chronische Hautkrankheit. Das merkt man dem dpa-Text nicht an. Ganz im Gegenteil: Im Fazit heißt es resignierend, man könne Psoriasis lediglich bessern, nicht aber heilen. Die Betroffenen erfahren nicht, dass sich äußerliche wie vor allem innerliche Behandlungsmöglichkeiten deutlich verbessert haben. Viele Psoriatiker können inzwischen ein normales Leben führen – obwohl die Krankheit an sich nicht geheilt ist. (Schuppenflechte ist) oft äußerst belastend für Betroffene. Unter anderem, weil sie häufig mit weiteren Erkrankungen wie Diabetes oder Depressionen einhergeht. Jein. Es stimmt zwar, dass Psoriasis „mit weiteren Erkrankungen einhergeht“. Das ist aber nicht nur „belastend“. Es kann sogar lebensgefährlich werden. Eine der typischen Begleiterkrankung der Psoriasis ist das Metabolische Syndrom, das zu erheblichen Herz-/Kreislaufproblemen führen kann. Deshalb ist es wichtig, nicht nur eine schwere Psoriasis, sondern auch diese Begleiterkrankungen konsequent zu behandeln. Das hätte im Artikel stehen müssen. Die Veranlagung dazu ist genetisch bedingt. Stimmt nur teilweise. Man weiß heute, dass 20 bis 30 Prozent aller Fälle eben nicht genetisch verursacht sind. Diese Menschen bekommen Psoriasis, vor allem weil sie Nahrungsmittel nicht vertragen: z.B. glutenhaltige. Aber auch Alkohol, Kaffee, Spinat und Äpfel gelten als Psoriasis-Auslöser. Wer also niemanden mit Psoriasis in der Familie hat, kann sich leider trotzdem nicht in Sicherheit wiegen. Bei der selteneren Typ-2-Psoriasis zeigt sich die Hautkrankheit erst im Alter zwischen etwa 50 und 60 Jahren. Falsch. Die Alters-Psoriasis (Typ 2) ist nicht selten. Man geht davon aus, dass ein Drittel der Betroffenen erst nach dem 50. Lebensjahr erkranken. Aber diese Unterscheidung hat keine Auswirkungen auf die Therapie. Für die Frage, wie und womit behandelt werden soll, ist etwas anderes wichtig: Nämlich, ob es sich um eine leichte, eine schwere oder eine moderate (mittelschwere) Psoriasis handelt. Womit noch ein "Zu kurz erklärt" hinzukommt: Zur Aufklärung von Betroffenen gehört, ihnen zu sagen, dass die Mehrheit nur eine leichte Schuppenflechte hat. Je nach Interessenlage wird diese Zahl auf 80 bis 70 Prozent geschätzt. Ältere Zahlen behaupten, es seien 66,6 Prozent: andere gehen nur von 51,2 Prozent leicht Betroffener aus. Erste Anzeichen einer Psoriasis sind immer ein Fall für den Hausarzt. Falsch. Die notwendige Diagnose kann nur ein Facharzt durchführen, also der Hautarzt (Dermatologe). Denn es gibt viele, sehr ähnlich aussehende Hautkrankheiten. Spiegel online hat das immerhin korrigiert und spricht nur noch davon, dass man zum „Arzt“ gehen müsse. Leichte Fälle von Schuppenflechte werden häufig mit Cremes behandelt. Gute Erfolge lassen sich mit Kortison-Anwendungen erzielen. Ursula Sellerberg, Bundesapothekerkammer, Berlin Schade, dass hier allein auf „Kortison-Anwendungen“ verwiesen wird. Gut wäre es gewesen, an dieser Stelle auf die allgemein verbreitete Kortison-Angst einzugehen. Nicht genannt werden Vitamin-D3-Analoga (Daivonex), sehr wirkungsvolle Kombinationen beider (Daivobet) und das klassische Dithranol. Falsch. Stattdessen werden „Steinkohlenteer oder Extrakte davon“ genannt. Gerade vor diesen Stoffen aber wird in den Therapieempfehlungen der Fachgesellschaft ausdrücklich abgeraten. Nur in Kombination mit UV-Bestrahlung sollte Teer „ausnahmsweise und in Einzelfällen“ verwendet werden. Wirksam bei Schuppenflechte an Gelenken sind etwa Murmeltiersalben. Seltsam. Wenn mit "Schuppenflechte an den Gelenken" die Psoriasis arthritis gemeint sein sollte, wäre die Nennung nur dieses Mittels schon sehr ungewöhnlich. Der Wirkstoff wird in seriösen Therapieempfehlungen, wie z.B. die der Deutschen Rheuma Liga, überhaupt nicht erwähnt. Es muss bezweifelt werden, dass es dafür seriöse Belege gibt. Murmeltierfett ist aber auch nicht dafür bekannt, dass es Psoriasis-Stellen an der Haut abheilen lässt. Ganz davon abgesehen, dass Murmeltiere zu den gefährdeten Tierarten gehören, die nur noch sehr selten vorkommen. Eine Therapie, die bei schwereren Fällen von Psoriasis innerhalb weniger Wochen Linderung bringen kann, ist der Einsatz von sogenannten Biologicals. Zu kurz erklärt. Biologika sind bisher die erfolgreichsten Medikamente bei schwerer Psoriasis. Sie sind in den vergangen Jahren so weiterentwickelt worden, dass sie immer besser und gezielter wirken. (Biologicals) kommen erst dann zum Zuge, wenn andere Behandlungsversuche nichts gebracht haben. Professor Claudia Pföhler, Universitätsklinikum des Saarlands in Homburg Stimmt nicht. Fast alle Biologika dürfen direkt als Ersttherapie verschrieben werden, um in wirklich schweren Fälle Schlimmeres zu verhüten. Und: Es gibt noch andere innerliche Medikamente. Es fehlen der Klassiker Methotrexat (MTX) und der patientenfreundliche Wirkstoff Apremilast (Otezla). Die Therapie (Fumaderm) hat aber in seltenen Fällen Nebenwirkungen wie Gesichtsrötungen, Hitzewallungen oder Magen-Darm-Probleme. Ursula Sellerberg, Bundesapothekerkammer, Berlin Stimmt nicht. Ein Blick in den Beipackzettel genügt. Diese Nebenwirkungen sind nicht "selten", sondern „sehr häufig“. Auch eine Klimatherapie am Toten Meer (...) lindert die Beschwerden, allerdings nur für die Dauer des Aufenthalts dort. Stimmt nicht. Nicht nur eine deutsch-israelische Studie geht davon aus, dass der Abheil-Effekt durchschnittlich zwischen 23 und 34 Wochen liegt. Gar nichts nützt der im Artikel genannte Tipp, die Psoriasis mit „Badesalz aus dem Toten Meer“ zu behandeln. Das löst nur die Schuppen, wirkt aber nicht auf die Entzündung. Linderung bei Psoriasis bringt oft auch eine Lichttherapie. Ursula Hilpert-Mühlig, Präsidentin des Fachverbands Deutscher Heilpraktiker Zu wenig erklärt. Bestrahlung mit UV-Licht ist ein Klassiker, obwohl immer weniger Dermatologen das anbieten. Besser wirkt die ebenfalls nicht genannte Kombination von Bestrahlung mit Salzwasser (Balneo-Fototherapie) bzw. mit Psoralen (PUVA). Wie schon erwähnt, ist das Fazit am Ende des Artikel nicht sehr ermutigend: „Ein Problem bleibt immer […] heilbar ist eine Psoriasis nicht“. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen: Schuppenflechte ist heutzutage so gut zu behandeln, dass sie kein echtes Problem mehr darstellen und das Leben nicht einschränken muss. P.S. Wir hatten dpa sofort auf die sachlichen Probleme ihres Artikels hingewiesen. Wir wollen, dass diese Presseagentur für uns und die Öffentlichkeit weiterhin als zuverlässige Quelle gelten kann. Nach zwei Wochen wurde eine korrigierte Fassung veröffentlicht. Die enthält aber immer noch Fehler und falsche Aussagen. Wir fragen uns außerdem, weshalb die Presseagentur eine korrigierte Aussage plötzlich dem Deutschen Psoriasis Bund zuschreibt. Schließlich war es das Psoriasis-Netz, das umfassend die sachlichen Fehler aufgeführt hat.
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Bimzelx ist ein Medikament, das bei mittelschwerer bis schwerer Schuppenflechte und bei Psoriasis arthritis angewendet werden kann. Für die Behandlung der Schuppenflechte wurde Bimzelx Ende August 2021 in der EU zugelassen. Die Zulassung für die Therapie der Psoriasis arthritis gab es im Juni 2023. Der Wirkstoff in Bimzelx heißt Bimekizumab. Er setzt am Interleukin 17-A und 17-F an. Bevor der Wirkstoff seinen Namen erhielt, hatte er die Bezeichnung UCB4940. Hersteller ist die Firma UCB Biopharma. Bei Psoriasis arthritis kann Bimzelx allein oder in Kombination mit MTX eingesetzt werden. Anwendung Bei Schuppenflechte: Die empfohlene Dosis von 320 mg wird mit zwei Injektionen mit je 160 mg unter die Haut gespritzt. In den ersten vier Monaten wird Bimzelx alle vier Wochen verabreicht, danach alle acht Wochen. Wer mehr als 120 Kilogramm wiegt und nach den vier Monaten noch nicht erscheinungsfrei ist, kann Bimzelx weiterhin alle vier Wochen spritzen. Bei Psoriasis arthritis (allein): Hier gilt die empfohlene Dosis von 160 mg pro Injektions-Termin alle vier Wochen. Bei Schuppenflechte und Psoriasis arthritis: Die Dosierungsempfehlung ist die gleich wie bei Schuppenflechte – also vier Monate lang 320 mg alle vier Wochen, danach alle acht Wochen. Nach vier Monaten sollte kritisch geschaut werden, ob Bimzelx genügend wirkt. Wenn das nicht der Fall ist, kann das Procedere auf eine Spritze alle 4 Wochen umgestellt werden. Bimzelx gibt es als Spritze und als Pen. Nebenwirkungen von Bimekizumab Im August 2018 wurde eine Studie zur Anwendung von Bimekizumab bei Schuppenflechte veröffentlicht. An der Studie "Be able 1" hatten 250 Patienten teilgenommen. Herausgefunden werden sollte, bei wie vielen Teilnehmern die Psoriasis um 90 Prozent (und mehr) zurückgegangen war – ein ziemlich hohes Ziel. Das Ergebnis: Je nach Dosis gingen zwischen 46 und 79 Prozent der Patienten mit um 90 Prozent gebesserter Schuppenflechte nach Hause. In der Placebo-Gruppe war das bei keinem der Fall. 61 Prozent der Bimekizumab-Patienten meldeten Nebenwirkungen. In der Placebo-Gruppe taten das 36 Prozent. Starke Nebenwirkungen gab es dabei aber wenige: einmal in der Gruppe mit der höchsten Dosis Bimekizumab und einmal in der Placebo-Gruppe. Die häufigsten Nebenwirkungen bei den Patienten mit Bimekizumab waren Entzündung des Nasen- und Rachenraums (Nasopharyngitis) bei 10 Prozent der Teilnehmer Infektion der oberen Atemwege bei 5,8 Prozent der Teilnehmer Gliederschmerzen bei 3,4 Prozent der Teilnehmer Erhöhung vom Gamma-GT bei 2,9 Prozent der Teilnehmer Infektion der unteren Atemwege bei 2,4 Prozent der Teilnehmer Ende Oktober 2018 veröffentlichte der Hersteller Ergebnisse aus einer Studie namens "Be active". Das war eine Studie in Phase IIb. 46 Prozent der PsA-Patienten mit Bimekizumab hatten nach 12 Wochen eine Besserung ihrer Symptome um mindestens 50 Prozent. In der Placebo-Gruppe lag der Anteil bei 7 Prozent. Dabei war es egal, ob die Teilnehmer vorher schon einmal einen TNF-alpha-Blocker bekommen hatten. Und: Die Besserung war auch nach 48 Wochen noch so. Ernsthafte Nebenwirkungen waren bis dahin bei 4,4 Prozent der Studienteilnehmer aufgetreten. Am meisten dabei: Nasopharyngitis (eine Entzündung des Nasen- und Rachenraums) bei 12 Prozent und Candida-Pilzbefall im Mund (bei 5 Prozent). Im März und April 2019 startete der Hersteller UCB ein zweites und ein drittes Phase-III-Programm mit Patienten, die Psoriasis arthritis oder axiale Spondyloarthitis haben. "Erste Topline-Ergebnisse werden für Ende 2021 erwartet", hieß es aus diesem Anlass in einer Pressemitteilung. Bimzelx wird bei Patienten mit entzündlicher Darmerkrankung nicht empfohlen. "Wenn ein Patient Anzeichen und Symptome einer entzündlichen Darmerkrankung entwickelt oder eine vorbestehende entzündliche Darmerkrankung sich verschlechtert, sollte Bimekizumab abgesetzt werden und eine geeignete medizinische Behandlung eingeleitet werden", heißt es in einer Mitteilung des Herstellers zur Zulassung. Kosten von Bimzelx Für eine Packung Bimzelx mit zwei Spritzen oder zwei Pens wird ein Preis von 3027,98 Euro verlangt (Stand Februar 2024). Das ist jedoch nur ein ungefährer Preis, da er durch Verträge des Herstellers mit Krankenkassen auch variieren kann. Studienergebnisse "In den zulassungsrelevanten Phase-3-Studien erreichten die Patienten unter Bimekizumab im Vergleich zu denen, die mit Placebo, Adalimumab und Ustekinumab behandelten wurden, ein höheres Maß an erscheinungsfreier Haut, und in der Phase-3b-Studie führte die Behandlung mit Bimekizumab zu einem höheren Maß an erscheinungsfreier der Haut als mit Secukinumab. In allen Phase-3-Studien erreichten etwa 60 Prozent der mit Bimekizumab behandelten Patient:innen in Woche 16 eine vollständig erscheinungsfreie Haut und dieses Ansprechen hielt bis zu einem Jahr an", erklärte Professor Richard Warren vom Salford Royal NHS Foundation Trust und der Universität Manchester (Großbritannien) in der Mitteilung des Herstellers zur Zulassung von Bimzelx. Das heißt: In einer wichtigen Studie wurden mehr Teilnehmer mit Bimzelx erscheinungsfrei als mit Adalimumab (z.B. Humira) oder mit Stelara. In einer anderen wichtigen Studie wurden mehr Teilnehmer mit Bimzelx erscheinungsfrei als mit Cosentyx. Studien in Deutschland Bei Schuppenflechte Phase II Studie zur Langzeit-Sicherheit, Verträglichkeit, Wirksamkeit bei Erwachsenen mit chronischer mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis; 48 Wochen (vorzeitig beendet) Studie zur Pharmakodynamik, Sicherheit und Pharmakokinetik von Bimekizumab bei Erwachsenen mit chronischer mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis (vorzeitig beendet) Phase III Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit von Bimekizumab bei Psoriasis im Vergleich zum Placebo und im Vergleich zu Stelara Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit von Bimekizumab, wenn der Wirkstoff anfangs unter kontrollierten Bedingungen angewendet und danach in verschiedenen Dosierungen weitergegeben wird Bei Psoriasis arthritis Phase II Studie zum Herausfinden der besten Dosis, basierend auf Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit von Bimekizumab bei Patienten mit einer entzündlichen aktiven Psoriasis arthritis. Phase III Studie zum Beobachten der Langzeit-Sicherheit und -Wirksamkeit von Bimekizumab bei Erwachsenen mit Psoriasis arthritis Kurz gemeldet März 2024: Bizelx soll künftig auch zur Behandlung der Hidradenitis suppurativa (auch bekannt als Acne inversa) eingesetzt werden können. Das Expertengremium der europäischen Zulassungsbehörde EMA hat das jedenfalls empfohlen. Nun muss die Europäische Kommission darüber entscheiden. [Quelle] Juli 2021: In einer Studie wurden die Wirksamkeit und Sicherheit von Bimzelx bei Psoriasis untersucht. Dabei musste sich das Medikament mit dem Wirkstoff Adalimumab vergleichen lassen. Das Ergebnis: In Sachen Wirksamkeit ist es nicht schlechter als Adalimumab – aber bei Bimzelx gab es mehr Pilzerkrankungen im Mund und Durchfall. [Quelle] Juni 2021: Die entsprechende Kommission hat der europäischen Arzneimittelbehörde empfohlen, dass Bimzelx zugelassen werden sollte. [Quelle] September 2020: Der Hersteller meldet, dass die europäische und die US-amerikanische Arzneimittel-Agentur den Antrag auf Zulassung akzeptiert haben. [Quelle]
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